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Als ich im Spiegel zufällig den Biltzerzeuger gegen Demonstranten (nur 50.000 Volt) sah, fiel mir eine weitere Geschichte ein. Vor einem Jahr wohnte ich noch im pittoresken Moabit. Die wildesten Geschichten wurden mir über die Gefährlichkeit dieses Bezirks von allen Seiten zugetragen. Passiert ist nie etwas. Experimentellerweise haben wir beispielsweise nach Einzug in die Wohnung (alles stand schön verpackt in den Innenräumen) vier Stunden lang die Tür offen gelassen. Als wir wiederkehrten, saß unsere Nachbarin im Klappstuhl vor dem Eingang und berichtete uns stolz, dass niemand etwas entwendet habe. So viel als Vorspann. Ich habe mich deswegen zu allen Tages und Nachtzeiten stets ungezwungen durch diesen Stadtteil bewegt. An einem Wochenende im November entschloss sich eine Freundin mich spontan zu besuchen. Da sie aus dem Süden Deutschlands anreiste, wurde es sehr spät. Es war bereits dunkel, als sie ihren Appetit kundtat. Wir liefen also die Turmstraße entlang um dort eine nächtliche Pizza zu verspeisen als sie plötzlich hell begeistert ruft „OHHHH! Schau mal da!“ Ihre Stimme legte nahe, dass sie gerade eine Sternschnuppe oder aber das Christkind gesehen hatte. Ich blicke also in die angedeutete Richtung und was sehe ich? Dreißig schwer bewaffnete Polizisten, mit Helm und allen anderen erdenklichen Schutzaccessoires. Sie rennen genau auf uns zu und biegen mit Geschrei rechts vor uns ab, treten eine Tür ein und … die ersten Schüsse fallen. Ich packe also meine Freundin an der Hand und rufe: „Los! Lauf!“ Als wir also die Turmstraße wie die Irren entlang rennen, repetiert sie: „Nicht weglaufen, wenn wir weglaufen, denken die wir haben was damit zu tun, dann schießen sie uns bestimmt in den Rücken.“ Klar, so macht das unser Schutzdienst. Schießt grundsätzlich auf weglaufende, junge Mädchen. Sie liegt mir bis heute in den Ohren, dass wir aufgrund meiner Fahrlässigkeit fast erschossen worden wären. Das ist also der Dank dafür, dass ich ihr Leben rettete.

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