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Schon letztes Jahr konnte ich am 31. Oktober beobachten, daß der deutsche Einzelhandel es irgendwie fertig gebracht hatte, Familien mit Kindern davon zu überzeugen, daß es viel Spaß mache und wichtig sei an der uns völlig fremden Tradition des Halloween teilzunehmen.
Auf dem Nachhauseweg gestern abend, bemerkte ich, daß es v.a. übergewichtige Mütter sind, die ihre Kinder dazu zwingen albern verkleidet in der Eiseskälte von Tür zu Tür laufen.
Auch bei mir wurde im Verlaufe des Abend mehrere Male die Türglocke betätigt. Ich öffne und vor mir stehen Mullbindenmunien, Bettlakengespenster und dilettantisch geschminkte Hexen. „Süßes, sonst gibt‘s Saures!“, schreien sie und ich bin etwas enttäuscht, daß es offensichtlich genau einen, nämlich diesen, Spruch gibt.
Aber ich bin vorbereitet! Im Vorfeld von Halloween habe ich mir mehrere hundert Ernährungsbroschüren des Bundesgesundheitsministeriums bestellt und einige Kopien der norwegischen „Karius und Baktus“-Geschichten gebrannt, die ich nun großzügig verteile. Ich bitte die Kinder anschließend in meine lediglich durch Kerzen beleuchtete Wohnung und erzähle ihnen den wahren Hintergrund von Halloween.
(Im 2. Jahrhundert vor Christus versuchten sich irische Kelten vor den umherirrenden Seelen Verstorbener zu schützen. Dazu brachten sie dem Totengott Samhain Ende Oktober ein Menschenopfer. Diese Opfer waren meist Kinder, da nichts so unschuldig und rein ist, wie ein kleines Kind, welche die Druiden von der verängstigten Bevölkerung forderten. Traditionellerweise wurden diese nach Ablieferung in Weidenkörbe eingesperrt und verbrannt.
Vor die Häuser derer, die das Opfer bringen mußten, wurde eine ausgehöhlte erleuchtete Steckrübe (später auch Kürbis) gestellt. Nachdem das Kind abgeliefert war, blieb die Rübe zum Schutz des Hauses zurück. Verweigerte die Familie das Kind, beschmierten die keltischen Priester die Tür mit Blut. Dies war wie ein Todesurteil für alle dort Wohnenden.)
Nach der Aufklärung bekommt jedes Kind als Bonus einen knochentrockenen Vollkornreispuffer in die Hand gedrückt.
Abends lege ich mich zufrieden in mein Bett. Ich habe mal wieder sowohl etwas für die Allgemeinbildung als auch für die Gesundheit der Nation getan. Außerdem bin ich mir sicher, daß meine Klingel nächstes Jahr unberührt bleibt.

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