Sternzeichen bedingt gehe ich nicht so gerne vor die Haustür. Am liebsten schaue ich deswegen abends pizzaessend Filme. Zu einem Zeitpunkt X hätte ich mir eine Liste der Filme anlegen sollen, die ich schon gesehen hatte. So würde es mir nicht passieren, dass ich „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ für einen anderen Film als „Meet the Fockers“ halten würde. Glücklicherweise durfte ich ihn kostenlos zurück geben und entschied mich für „Kinsey„. Als Psychologin verspürte ich so etwas wie eine Pflicht den Film zu sehen. Gelohnt hat es sich in jedem Fall. Ich frage mich nun, wie lange der Film in den USA lief und ob er erst ab 18 war. Immerhin küssen sich dort Männer und man sieht erigierte Penen – ganz zu schweigen von den Vaginen und Klitoren!
Für die Schauspieler war der Film bestimmt auch lebensverändernd, denn mein Vorurteil sagt, dass der prüde Amerikaner an sich, sich bestimmt nicht so ausführlich mit dem Thema Sexualität beschäftigt hat, wie es Kinsey und sein Forschungsteam tat. Als Aufwärmübung musste die Filmcrew bestimmt jeden morgen 30 mal Penis, 30 mal Scheide und mindestens 10 mal Geschlechtsverkehr sagen.
Die im Film gestellten Fragen und Aussagen („Macht Oralverkehr unfruchtbar?“ / „Wie oft masturbieren sie?“ „So dass es nicht zu exzessiv ist“ „Wann ist es nicht zu exzessiv?“ Einmal.“ „Einmal am Tag?“ „Nein, einmal im Monat!“ „Wie oft masturbieren sie also?“ „Einmal im Monat“) brachten mich am Anfang zum Lachen, bis mir irgendwann klar wurde, dass sich so dramatisch viel gar nicht geändert hat.
Zwar wird in Talkshows offen und freimütig über jede noch so seltsame sexuelle Abart gesprochen, doch hat dies den Umgang mit dem Thema Sex nicht wirklich verändert. Ein Tabu bleibt es bei vielen und es gibt die seltsamsten Befürchtungen und Fehlglauben.
Persönlich glaube ich, dass dies zum Teil auch an fehlendem Vokabular liegt. Ich habe an der Uni mit einer Freundin mal ein Referat zum Thema „Der weibliche Körper“ gehalten. Dabei fiel uns auf, dass es hier zum männlichen Körper schon auf sprachlicher Ebene große Unterschiede gab. Wurde schon relativ früh offen vom Gemächt gesprochen so blieb das da unten (die Scham) immer in einer nebulösen Wolke versteckt. Deswegen für alle Damen der Tipp zum Wochenende: Gewölle ab und hinschauen, dabei fröhlich sagen: „Hallo, Du bist also meine Vagina*, schön Dich kennen zu lernen.“**
*Alternative Wortvorschläge können an dieser Stelle gerne in den Kommentaren hinterlassen werden.
**Ab nächste Woche wieder nur noch keusche Beiträge im Blog. Versprochen!