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Am Wochenende war es soweit. Meine gesamte Pubertät habe ich davon geträumt, dreißig Jahre musste ich alt werden und dann endlich erfüllte sich ein Jugendtraum: Ich wurde zu einer Poolparty eingeladen.
Nachdem ich die Einladung erhalten hatte, näherte ich mich dem Thema „perfektes Outfit am Schwimmbecken“ zunächst beobachtend. Ich lud mich bei Freunden ein, um dort Rap-Videos zu schauen, um so brauchbare Hinweise zum angemessenen Styling zu bekommen. 487 Klingeltonwerbungen später wusste ich es: ich brauchte nur eine Kordel für untenrum und zwei bonbonpapiergroße Glitzerstoffdreiecke für die Brüste. Den Rest der Woche verbrachte ich unter dem Solarium. Kurz bevor wir gestern losgingen, nahm ich mein Olivenöl aus dem Schrank und rieb mich ein. Danach wälzte ich mich in Goldstaub. Jetzt konnte es los gehen!
Am Ort der Poolparty angekommen, musste ich mit Bedauern feststellen, dass die anderen Gäste nicht so gut vorbereitet waren oder ihnen maßgebliche Fehler in der Recherche unterlaufen waren.
Ich entschloss mich, vor dem Bad einen kleinen Snack am Büffet zu mir zu nehmen. Dieses Vorhaben erwies sich als schwieriger als angenommen. Die Olivenölgoldpaste an meinem Körper war sehr klebrig und so blieben einige gegrillten Zucchinischeiben, mehrere Wurstscheiben und eine nicht unbeachtliche Menge Nudelsalat an mir haften.
In solchen Fällen empfiehlt es sich, gelassen zu bleiben und sich das kleine Malheur nicht anmerken zu lassen. Ich erspähte eine Klappliege auf die ich mich setzen wollte. Das einzige was mich von der Umsetzung abhielt, war der Umstand, dass die Klappliege noch nicht entfaltet war. Man kennt das ja. Die im Grunde eine einfache Bewegungsabfolge, welche die Liege entfaltet, erweist sich in der Praxis als unreplizierbar. Ich klemmte mir zweimal den Finger ein, bis ich schließlich wutentbrannt aufgab. Dummerweise hatte sich die Stoffbahn der Liege während meiner Aufklappversuche um mein Bein gewickelt und wollte sich partout nicht entfernen lassen. Auch hier hilft nur so tun als ob es sich um ein modisches Accessoire handelt. So schliff ich mich hinkend zu den Getränken, da ich plante zur Auflockerung ein Gläschen Prosecco zu mir zu nehmen. Leider hatte irgendein Scherzkeks die Flasche vorher kräftig geschüttelt. Als ich sie öffnete, flog der Korken in einem hohen Bogen durch die Luft, traf die Gastgeberin im Auge, während 0,75 Liter Flüssigkeit sich fontänenartig über meine aufwendig hergerichtete Frisur ergoss.
Ich verabschiedete mich kurzerhand nach der Guybrush Threepwood Methode mit den Worten: „Guckt mal! Da hinten! Ein dreiköpfiger Affe!“.

Seit gestern Nachmittag vermisse ich übrigens meinen Freund, hat ihn jemand gesehen?

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