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Fröhlich komme ich nach Hause. Gewohnheitsmäßig inspiziere ich in den Briefkasten, obwohl noch niemand die neue Adresse hat. Während ich in den leeren Blechkasten starre, entdecke ich am anderen Ende der Briefkastenreihe ein kleines zylinderförmiges Paket. Interessiert nehme ich es in die Hand und stelle erstaunt fest, da steht mein Name.
Für mich? Wer schickt mir so was und warum? Was ist da drin? Wie kann überhaupt jemand etwas schicken ohne dass ich meine Adresse bekannt geben habe? Wieso hat es so eine seltsame Form? Warum steht kein Absender darauf?
Ich drehe es umständlich hin und her. Hat der Goldfisch mir nun nach dem Umzug die Freundschaft gekündigt und schickt mir anstandsmäßig mein Geburtstagsgeschenk per Post? Doch was könnte es sein? Ein Poster? Aber ein Poster käme doch nicht in gerolltem Wellkarton sondern in einer Röhre?
Kurz überlege ich, wie Rohrbomben beschaffen sind und ob das Paket beim Öffnen explodiert. Doch wer sollte das tun? Dann fällt mir die doofe Kuh ein, die Feuer in der Kita gelegt hat. In meinen neuronalen Verknüpfungen schnellt die Gefahrenwahrscheinlichkeit des Pakets in die Höhe.
Ein Stalker vielleicht? Jemand hat mir aufgelauert und schickt mir nun … ja was eigentlich? Lange, dünne Gegenstände?! Woher hat er meine Adresse? Hat er mich beobachtet? Was weiß er noch? Ist er gefährlich. Passt eine tote Katze in dieses Paket?
Ich entschließe mich das Paket im Hausflur zu öffnen, damit ich es gleich wegwerfen kann. Erst kratze ich mit den Fingernägeln am Paketband. Vergeblich. Dann schabe und ziehe ich mit dem Schlüssel am Paketband. Erfolglos.
Nach zwanzig Minuten gebe ich auf und nehme das Paket mit in die Wohnung. Dort ziehe ich mich vorsichtshalber an wie bei dem beliebten Partyschokoladenauspackspiel.
Pudelmütze, Schal, Schutzbrille, Handschuhe, Wachsmantel. Zwischen mir und dem Paket lege ich einen umgekippten Tisch, dann beginne ich langsam mit einem Bratenmesser und einer Grillzange das Klebeband zu lösen. Als ich so weit bin, stelle ich fest, dass die Seiten, wie bei einem Knallbonbon eingeschlagen sind. Jetzt wird mir das zu gefährlich. Ich hole die Bohrfräse von unseren renovierenden Nachbarn. Ich lege vor den umgekippten Schreibtisch noch den Esstisch und den Küchenklapptisch. In die tischliche Dreifaltigkeit fräse ich holzhobelspritzend ein Loch von 5 Zentimetern Durchmesser. Durch dieses Loch fummele ich die Grillgabel, befestigt an einem Besenstiel und entrolle langsam zitternd das Paket. Eine Umdrehung. Nichts. Zweite Umdrehung.
Mein Gott was ist das? Es ist sehr klein offensichtlich!
Dritte Umdrehung. Immer noch kein Inhalt zu sehen und dann -KLONK-

heraus rollt eine

Kleiderstange.
Ach, stimmt ja, ich erinnere mich. Die ist beim Umzug verloren gegangen und wir haben sie letzte Woche bei IKEA bestellt.
Fröhlich hänge ich die Stange in den Schrank und platziere Vasen in den Tischlöchern. Als mein Freund nach Hause kommt, sage ich ihm, dass ich diese Einrichtungssendung gesehen habe und die dicke, blonde Frau auch immer Löcher überall reinbohrt, um ganz individuell und pfiffig Vasen und Kerzenständer in die Möbel zu integrieren.

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