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Gelegentlich befürchte ich, dass ich nicht normal bin, weil ich weder Pferde noch Katzen mag. Um genauer zu sein, ich finde Katzen richtig doof.
Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass es eine hohe Korrelation zwischen „Katzen mögen“ und „neurotisch, weiblich und Ü30“ gibt. Ich musste neulich bei einem offiziellen Termin zwei geschlagene Stunden zuhören, wie eine Dame von der Entwurmung ihrer Katze berichtete.
Der Vortrag untergliederte sich in zwei Haupterzählstränge. Zum einen wurden diverse ekelerregende Möglichkeiten die Entwurmungspille in verschiedenste Körperöffnungen des Fellbündels zu stopfen, beleuchtet.
Zum anderen wurde mit leuchtenden Augen davon berichtet, welche Körperstellen in welcher Tiefe zerkratzt worden waren. Vermutlich die einzige Art von Körperkontakt die man als über Dreißigjährige haben kann, wenn man bis dahin keinen Mann abbekommen hat.
Um jedoch in weiblicher Gesellschaft nicht unsympatisch zu erscheinen, würge ich Gespräche rund um das Thema Katze grundsätzlich großes Bedauern heuchelnd mit einer vorgetäuschten Katzenhaarallergie ab. So schweigt man mitfühlend, um die Wunden, die ein katzenloses Leben mutmaßlich mitsichbringt nicht auch noch mit Salz zu bestreuen.
Ich muss jedoch gestehen, dass auch in meinem Leben rührende Augenblicke mit Katzen vorkamen.
Einer dieser bewegenden Katzenmomente in meinem Leben war die Begegnung mit der
Lieblingskatze meines Freundes. Zu diesem Zeitpunkt sah sie aus, als käme sie direkt aus der Hölle (Gott sei ihrer Katzenseele gnädig).
Bekanntschaft machten wir erst kurz nach vor ihrem Ableben, wobei ich betonen möchte, dass es zwischen der Begegnung und dem Ableben keinerlei kausalen Zusammenhänge gab.
Sie war 18 Jahre alt und in dem Stadium, in dem sie ihr Fell nicht mehr putzte. Überall hingen ihr kleine angegammelte Fellstückchen vom Leib. Ihre Augen waren trüb und eitrig, die Zähnchen ausgefallen. Die Nase ein Opfer des Alterskrebses und aus dem Maul-Nasenloch roch es nach Thunfisch.
Ich lag gerade auf dem Sofa als die Katze das Wohnzimmer betrat und statt zu einem der drei anderen, sie breit anlächelnden Menschen zu gehen, entschied sie sich, mich mit einem Besuch zu erfreuen. Sie stellte sich krummbeing und blind vor das Sofa und versuchte selbiges zu erklettern. Dabei fiel sie drei Mal mit einem dumpfen Plock auf den Rücken. Ich tat so, als sei ich eingeschlafen. Bedauerlicherweise erbarmte sich jemand und legte sie mir auf die Brust.
Sie kam ganz nah, hauchte mich fischig an, eiterte ein bißchen auf meinen Seidenrolli und begann dann auf und abzutreten und dabei wie eine ungeölte Tür zu knarzen.
Die anderen Anwesenden stellten zufrieden fest: „Ahhh, sie mag Dich, das ist Milchtreten“ während ich sie mit zusammengekniffenen Augen dabei beobachtete, wie sie mit Hilfe ihrer verbogenen Krallen einzelne Wollfäden aus meinem Oberteil rauszog.
Ach ja, Katzen sind ja soooo bezaubernd.

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