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Als Trychophobiker bin ich selbstredend gegen Haare. Zumindest an bestimmten Stellen. An den meisten, um genau zu sein. Geschlechtsunabhängig. Haarnester in den Achselhöhlen beispielweise, wer braucht das?

Im zarten Teenageralter habe ich es deswegen mal mit dem Epilieren probiert. Die Werbung verspricht „fast schmerzfrei“ und „4 Wochen haarfrei“. Naiv pubertierend fällt man auf so was rein. Da sieht man vorm geistigen Auge vier Wochen glatt glänzende Beine und kauft sich ein Epiliergerät. Damals gab es kein Internet. Eine vorsichtige Recherche vor der Investition in das Foltergerät war somit nicht möglich. Antiepilierforen waren noch nicht gegründet. Die Frauen litten im Geheimen und ohne es zu wissen, schloss ich mich damals der Marterbewegung an.

Ich erinnere mich genau, wie ich es das erste Mal ausprobierte. Diese Schmerzen. Jede Haarwurzel habe ich einzeln beweint. Mir stand der Schweiß auf der Stirn – aber ich habe weitergemacht. Rupf rupft rupf. Die Zähne zusammengebissen. Wollte schön sein.

Beide Beine an einem Tag habe ich nie geschafft. Auch hat es kaum drei Tage gedauert und die mistigen Haare waren wieder zu sehen. Nur dass gut die Hälfte eingewachsen waren und ich jetzt kleine, rote Pickel auf den Beinen und größere in den Achseln hatte. Also habe ich einfach keine kurzen Sachen mehr getragen, denn alle drei Tage epilieren, das hätte ich nicht durchgestanden. Unmöglich. Aber umsteigen auf eine andere Methode, das wäre betriebswirtschaftlich unklug gewesen. Hatte ich doch die Ersparnisse des letzten halben Jahres für das Epiliergerät ausgegeben. Also musste ich mindestens so lange warten, bis sich die Kosten amortisiert hatten.

Danach versuchte ich Enthaarungscreme. Weniger schmerzhaft aber keine wirklich bessere Methode. Man pinselt die nach Schwefel stinkende Paste auf die entsprechenden Stellen und wartet. Erst die auf der Packungsbeilage angegebenen 12 von 12-20 Minuten. Dann schabt man ein wenig und stellt fest: Nichts hat sich getan. Also wartet man weitere acht Minuten, schabt wieder und erhält das gleiche Resultat, nämlich gar keines. Man geduldet sich noch weitere zehn Minuten aber auch da tut sich nichts. Am Ende ist man behaart wie vorher nur dass man zusätzlich stinkt. Super Sache!

Also blieb nur das Rasieren.

Offensichtlich haben sich bis in die frühen 90er nur Männer rasiert. Da gab es nur diese einlegbaren Klingen für die Schraubrasierer mit denen man sich die Haut von den Schienbeinen geschält hat, als enthäute man eine Tomate. Mein Gott, was hat das früher geblutet! Erst zehn Jahre später erfindet eine Rasierfirma eine Klinge, mit der man sich rasieren kann, ohne einen halben Liter Blut zu verlieren.

Doch im Bereich Rasierschaum und –gel – keinerlei Fortschritte. Jedes Gel duftet männlich herb und schlimmstenfalls hat es eine kühlende Wirkung. Eine, die man an bestimmten, etwas zarteren Stellen nicht haben will. SECHZEHN Jahre Rasieren und dann endlich am Samstag finde ich im Einkaufsregal, was ich mir schon immer gewünscht habe!

Frauen, Trychophobiker und Epiliergegnerinnen, Hand an die Geldbörse und ab zu dm! Dort gibt es Rasiergel für Frauen in ungefähr 37 verschiedenen Duftnoten. Endlich Preiselbeerbeine!!!

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2 Gedanken zu „114158824223906281“

  1. dm rules all, nicht wahr?
    habe mich kürzlich dabei erwischt, wie ich dem dm-Besuch zwecks Anschaffung notwendiger Kosmetika (lies: Glitzer-Lidschatten und Lipgloss mit Kirschgeschmack) ähnlich einem Kinobesuch mit Ansicht von Keanu Reeves nacktem Oberkörper entgegengefiebert habe…
    Anyways, der Preiselbeer-Rasierschaum: lecker!
    Tolles Blog übrigens. Eine Leserin mehr ab heute.

  2. Wunderschön geschrieben. Auch wenn ich zu der männlichen Gattung gehöre, so sind Haare an Stellen schon überflüssig, seit die meisten von uns den aufrechten Gang beherrschen.

    Doch als ich anfing mit dem rasieren (so gegen 19-20), galt ich als nicht Wert, in die Riege der Männer aufgenommen zu werden. Männer haben sich nicht zu rasieren. Das ist Frauensache.
    Doch mittlerweile scheinen sie die Zeiten zu ändern und auch Männer beginnen zu verstehen, das Haare, sofern sie nicht das Haupt vor dem Austrocknen schützen, nicht mehr benötigt werden. Kleidung macht es möglich.

    Doch wie es meine ältere Schwester schon richtig bemerkte: Man soll nicht erst im Busch suchen müssen ;-)

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