Mental Load ist in der Zwischenzeit – zumindest in manchen Kreisen ein feststehender Begriff mit dem zunehmend mehr Menschen etwas anfangen können. Ich war seit Veröffentlichung meines Buchs »Raus aus der Mental Load Falle« Teil von sehr vielen Podcasts und Zeitungsartikeln. Das Buch verkauft sich ganz gut: die 7. Auflage liegt aktuell in den Läden. Ich werte es auch als Zeichen dieses Erfolgs, dass es zahlreiche Nachahmer-Bücher gibt, die z.B. so kreative Titel wie »Sag Nein zur Mental Load Falle« tragen*.
Für mich ist immer wieder bewegend zu hören welche Erleichterung es für manche ist, einen Namen dafür zu haben, was sie so erschöpft und wie das Buch und die Reaktionen darauf ihnen die Gewissheit geben, dass sie eben nicht alleine sind, sondern dass sehr viele Frauen davon betroffen sind.
Oft werde ich gefragt, welche Hacks es gibt, wenn der Partner sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen will. Das einzige, das mir dazu einfällt: Vielleicht kann der Partner eine Folge eines Podcasts hören? Meine Empfehlung lautet seit letztem Mittwoch: NDR Info: Mental Load – das Unsichtbare erforschen (in allen Podcast Apps, ARD Audiothek, Spotify…)
Die Wissenschaftsjournalistin Beke Schulmann hat für die Folge im Vorfeld mit Prof. Dr. Sarah Speck, Prof. Dr. Nicole Mayer-Ahuja und mir gesprochen, um das Phänomen näher zu beleuchten und arbeitet mit dem Host Lucie Kluth das Thema Mental Load in einem Gespräch auf.
Die Quellen zum Podcast findet ihr in der Apple Podcast App (komisch, dass sie nicht auch auf der Website hinterlegt sind).
Für mich sind Formate wie der Wissenschaftspodcast Synapsen, der sich mit Mental Load beschäftigt, enorm wichtig. Erst gestern habe ich mir z.B. den Familienreport 2020 des Familienministeriums durchgelesen und konnte nicht glauben, dass darin an keiner Stelle das Thema Sorgearbeit angesprochen wird. Der Report, der ja ein Status Quo für die Situation in Familien sein soll, beleuchtet u.a. Erwerbsarbeit, Einkommensverhältnisse und Einstellungen – aber eben nicht Sorgearbeit. Das ist insofern völlig inakzeptabel als dass dieser Bericht Grundlage ist die Handlungsfelder für gutes Familienleben sein soll. Wie soll da etwas sinnvolles rauskommen, wenn man Sorgearbeit nicht berücksichtigt? Isolierte Aussagen wie »30% der Alleinerziehenden sind nicht erwerbstätig, bei Paarfamilien sind es nur 5%, das mag das hohe Armutsrisiko von Alleinerziehenden erklären«, machen mich wirklich RICHTIG wütend. Das hohe Armutsrisiko entsteht nicht dadurch, dass Alleinerziehende nicht arbeiten wollen, sondern dass sie es nicht oder nur eingeschränkt können, weil sie schließlich die ganze Sorgearbeit alleine zu leisten haben und der Staat weiterhin hinterherhinkt wenn es um flächendeckende, bezahlbare und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung geht. Aber gut. Sowas kann man als Familienministerium natürlich unerwähnt lassen. Wer was sinnvolles zu Alleinerziehenden lesen will, der liest lieber »solo, selbst & ständig: Was Alleinerziehende wirklich brauchen« von Anne Dittmann.
Jedenfalls: Hört doch mal in die Podcast-Folge rein. Sie ist super.
Damit meine ich explizit nicht Laura Fröhlichs Buch »Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!« Das ist nämlich sehr gut und beleuchtet nochmal ganz andere Aspekte und extra Props für den besten Buchtitel!
Ein toller Einstieg, vor allem für den Partner, der sich auch bei mir nicht wirklich für das Thema interessiert hat. Hoffentlich hilft es uns nun daran anzuknüpfen und wenigstens öfter darüber zu sprechen und verstanden zu werden.