Ich weiß nicht, ob Männer das auch können, aber als Frau kann man sich leicht unsichtbar machen. Auch etappenweise. Am Besten ist man zu sehen, wenn man offene Haare trägt, ein bisschen Dekolletee präsentiert und vielleicht etwas Bein im überkniekurzen Rock zum Besten gibt.
Mithilfe verschiedener Tricks kann man sich dann der sichtbaren Welt entziehen. Man trägt Zopf, greift zur Hose und wenn man wirklich ganz verschwinden will, getraut man sich eine Brille zu tragen. Zack – ist man quasi unsichtbar. Nur die ganz schrägen Typen nehmen einen dann noch wahr – glauben die ja noch an so was wie Interessantheit des Charakters oder gemeinsame Interessen als Paarungsgrundlage. (Wobei es natürlich auch sein könnte, dass mehrere Jahre Verzicht auf Geschlechtsverkehr wenig wählerisch machen.)
Haben einen die eben beschriebenen Accessoires noch unsichtbar wie Wasserdampf werden lassen, dann gibt es noch eine deutliche Steigerung: Schwanger sein. Schwanger sein führt zur selektiven Erblindung beim Gegenüber. Mit Babykugel kann man sich vier Zentimeter vor das Gesicht eines Mannes stellen und ihm Grimassen schneiden ohne wahrgenommen zu werden.
Ich vermute, das Ganze funktioniert hormonell. Hat das Wahrnehmen von gegengeschlechtlichen Menschen im Grunde nur die Mehrung der eigenen Gene zum Ziel so signalisiert eine schwangere Frau: ätsch, da war jemand schneller.
Demzufolge kann man Erfahrungen sammeln, wie es ist, mit Tarnmäntelchen durch die Gegend zu laufen. Endlich kann man Dinge tun, von denen man vorher nur geträumt hat.
Dabei fühlt man leise ein Gefühl in sich aufsteigen, das wohl Jean-Baptiste Grenouille ob seiner Eigengeruchslosigkeit verspürt haben muss.
Man kann ekelhaften Diskussionen über den Cellulitepo der Banknachbarin lauschen, bekommt verdrängenswerte Details des medizinischen Lebenslaufes mit und wird Zuschauer verschiedener – sagen wir – Rituale der Körperpflege.
Wer das erst mal erkannt hat, dem ist es auch egal, dass es keine erschwingliche und attraktive Schwangerschaftsmode gibt. Mann kann somit viel Geld sparen, denn Sandsäcke und andere Verpackungsmaterialien gibt es schon ab einem Kilopreis von fünf Euro.
Darf ich hier einen grammtikalischen Fehler korrigieren: Es heißt nicht „Interessantheit“ sondern „Interessantität“.
Grüße
Also liebes Nuf, ich glaube ich muss hier mal was richtigstellen:
Sowohl ich, als auch von mir befragte Kumpels, nehmen schwangere Weibchen durchaus war (und zwar nicht nur die eigenen).
Ich wage sogar behaupten zu koennen (hier werde ich wieder durch repraesentative Umfragen im Bekanntenkreis unterstuetzt), dass schwangere Frauen ueber ein gehoeriges Mass an Attraktivitaet verfuegen (wenn man mal das Erbrechen beiseite laesst).
ICH wuerde ja behaupten, dass mit zunehmender Schwangerschaft (Ist das ueberhaupt moeglich? Gibts da nicht nur AN/AUS?) die Bruetende so extrem mit ihrem Koerper beschaeftigt ist, dass sie diese Vorgaenge an Maennchen einfach nicht mehr warnimmt!
Allerdings kann ich Nicoles Aeusserung schon eher verstehen:
Sind die Kleinen erstmal aus der Mutter geschluepft, dann gibt es keine schall- und bewegungsdaempfende Huelle mehr (Maenner brauchen ja nunmal genetisch bedingt ‚ihre Ruhe‘) und die lieben Kleinen wirken wie ein Tarnmantel…
Neee, da ist man attraktiv für stressgeplagte, hochverdienende Berater, die es zeitlich nicht schaffen selbst eine Familie zu gründen.
Die Steigerung der Unsichtbarkeit erfolgt nach dem ausbrüten des Nachwuchses.. mit Kind/bzw. Kinderwagen gesichtet, wird frau nur noch von anderen unsichtbaren Mamas gesehen oder von lieben Omi´s und Opi´s, die dem lieben Kleinen in die Wange kneifen.. ;-D
Bei Männern verhält sich Unsichtbarkeit meines Wissens reziprok zur Verfügbarkeit. Je weniger Zeit, desto sichtbarer. Ist ein interessantes Phänomen, das Du, liebe Nuf, vielleicht mal untersuchen solltest. Sonst mach‘ ich das!
Zum Punkt der Sichtbarkeit ist vom Experten anzumerken: Sowohl das Bein wie auch die offenen Haare werden überschätzt. Und Dekolletee ist nicht zwingend notwendig, wenn das Langarm-T-Shirt aus extrem dünnem Stoff nur eng genug anliegt.
Zu den Jungs da oben: Weiß ja nicht, wo Ihr lebt. HIER wird man als Mann unsichtbar, wenn man in zusammenhängenden Sätzen spricht, den Frauen NICHT permanent aufs Dekolletee starrt oder ewigen Reichtum nicht überzeugend genug vortäuscht. Diese Tarnkappenwirkung gilt natürlich nur für Frauen, Männer nehmen einen als Artgenossen schon noch wahr, es scheint da wider Erwarten eine Art von Solidarität zu geben.
Kann ich nicht bestätigen. Ich will sie alle.
Mhhh wahrscheinlich funktioniert eher ein Maschinenbau oder Physikstudium …
@Alexander: aber nur fast („Du kennst Dich doch mit Computern aus. Kannst Du mir [A-Z][a-z0-9]* (installieren|reparieren|besorgen)?“).
Karsten: Informatik studieren? :-)
Liebe Nuf, jetzt würde mich ja mal interessieren, wie man sich als Mann unsichtbar macht ;-)