Deprimiertheitsfaktor so hoch, dass ich jetzt zum Frisör gehe. Und rückwärts einkaufen, d.h. ich bringe Schuhe in Geschäfte. Ich kann die Sonne heute irgendwie nicht leiden.
Autor: dienuf
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Die ersten Sonnenstrahlen konnte ich nutzen, um eine neue Berliner Attraktion zu begutachten. Eben besagter Ort, genannt „das Badeschiff“, rief mir nach langer Zeit mal wieder verschiedene psychologische Theorien ins Gedächtnis. Z.B. jene der Proxemik von Hall. Bislang habe ich es mein ganzes Leben vermieden an Orten zu verweilen, an denen der nächste Sonnenhungrige genau drei Zentimeter von mir entfernt liegt. Wenn sich der erste in der Reihe entscheidet von der Bauch- in die Rückenlage zu wechseln, drehen sich 700 Menschen simultan. Überall liegen Menschen in meiner intimen Zone (0 bis 50 cm). Ich bin tapfer und weine nicht. Es fällt mir mit steigender Temperatur schwer einzelne Menschen auszumachen. Ich sehe nur ein Körperheer. Genauer gesagt ein Körperkultheer. Gleichzeitig fühle ich mich wie meine eigene Großmutter. Nicht mal ein klitzekleines Tatoo oder wenigstens ein an einer exotischen Stelle angebrachtes Piercing ermöglichen mir die unauffällige Integration in die Körpermasse. Während ich in die Sonne blinzele, frage ich mich, wie viele der hier zu begutachtenden Tätowierungen, vornehmlich identisch aussehende Tribals oder chinesische Schriftzeichen, von einem Eingeweihten auf ihre Tauglichkeit geprüft wurden. Wahrscheinlich stolziert jeder zweite mit dem ewiglichen Aufdruck „Nudeln süß-sauer“, „Nummer sechsunddreißig“ oder „diesen Hund bitte nicht verspeisen, er ist mein Haustier“ mit stolz geschwollener Brust über den eigens dafür angelegten Holzsteg. Die Körper finden sich selbst so sehenswert, dass sie zum Wechseln ihrer Kleidung keine Handtücher oder sonstige Verdeckungsmöglichkeiten nutzen. Nein, sie entkleiden sich gemächlich, rubbeln ihre Geschlechtsteile minutenlang trocken, halten eine Weile Ausschau nach den anderen hippen Freunden und ziehen dann endlich ihre Garderobe wieder über. Ich werde konservativ.
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Sommer ist doch was schönes …
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Es ist vollbracht. Der Countdown beträgt 15,5 Stunden. Ich bin der Präsentator. Ab morgen kann ich hoffentlich wieder mit Schlagpferdigkeit über meine pfingstlichen Erlebnisse berichten.
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AküFi sucks. Und warum fällt mir bloß keine Nutzenargumentation ein. Ich hab das undeutliche Gefühl, dass das wichtig sein könnte. Es gibt also doch schlimmeres als ein Wochenende in Mayschoß zu verbringen. Notiert.
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Die Königin hat sich zurückgezogen. Gemeinsam mit meinen Gefährten (rote Gauloises, Fanta und mehrere Tafeln Schokolade) ergebe ich mich meinem Schicksal. Ich tue, was ich am besten kann. Folien produzieren. Mein Zeitplan gibt vor, dass ich heute Nacht meine Arbeiten beenden werde. Gehe ich nach der Faustregel, pro Folie drei Minuten zu präsentieren, reichen hoffentlich zehn. Traditionell müssen dann vierzig ins Back-up. Eine Folie zu produzieren beansprucht zwanzig Minuten. Herrlich. Ich fiepe wie ein Meerschweinchen vor Begeisterung.
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In den letzten Tagen fühle ich mich an mein Bewerbungsgespräch bei dem Topmodelabel H&M erinnert. Da wollte ich mal als studentische Aushilfe arbeiten. Hoch komplexe Aufgaben, wie das Zurückhängen von Kleidung übernehmen. Nachdem ich meine Bewerbung abgegeben hatte, wurde ich tatsächlich zum Gespräch geladen. Da ich davon ausging, dass es sich lediglich um eine Formalität handelte, habe ich Lohnsteuerkarte und Sozialversicherungsausweis gleich mitgenommen. Das Gespräch zog sich über eine Stunde hin. Mir wurden weltbewegende Fragen gestellt.
„Mit welchem unserer Labels können sie sich am meisten identifizieren?“
„Was würden sie machen, wenn ein Kunde unzufrieden ist?“
Einige Male dachte ich, ich sei bei Verstehen Sie Spaß gelandet. Ich bin aber ein ausdauernder Mensch und habe nicht gelacht.
Zwei Tage nach dem Gespräch wurde ich telefonisch kontaktiert. Die Botschaft lautete: sie sind in die zweite Runde vorgerückt. Also trabe ich da wieder hin, der festen Überzeugung, dass ich diesmal endlich eine Zusage bekomme. Die Benefits waren einfach nicht abzulehnen. Für 50 Euro im Monat verbilligt einkaufen. Wow!
In der zweiten Gesprächsrunde fiel es mir schon schwerer nicht in wieherndes Gelächter auszubrechen.
Erneute zwei Tage später der Anruf: Gratulation, sie sind in der dritten Auswahlrunde. Ich habe dann sicherheitshalber nachgefragt, ob sie mich als Filialleiterin einstellen wollten und ob sie vielleicht mißverstanden hätten, dass ich lediglich niedere Assistenztätigkeiten übernehmen wollte. Die Dame am Telefon war etwas humorlos. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich ihnen für ein angemessenes Beratergehalt gerne erklären könne, wie Auswahlprozesse ökonomisch und effizient zu gestalten seien, dass ich aber kein drittes Mal zum Gespräch erscheinen könne. Hochbedauerlicherweise.
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Das Rätsel mit den verschwundenen Socken habe ich nach nur 27 Jahren lösen können. Jetzt gibt es ein neues Mysterium. Wieso materialisieren sich Zahnpastareste grundsätzlich an wichtigen Tagen auf nagelneuen Anzügen?