Erfinder der Wheelmap ist Raul Krauthausen. Sein Blog ist bei den BOBs von mir für die Kategorie „Best Blog“ nominiert worden. Die Nominierung für „Best Blog“ ist mir am schwersten gefallen. Ich hatte mir vor der Voting-Phase rund 500 Blogs angeschaut und mich gefragt, wie können Kriterien aussehen, die ein Blog zum „Best Blog“ machen. V.a. über die Grenzen Deutschlands hinweg (denn für Best Blog German gibt es 11 eigene Nominierungen).
Nachdem ich tagelang nach objektivierbaren Kriterien der Relavanz und Qualität gesucht hatte, ging mir auf dass es diese Kriterien einfach nicht gibt und dass es eher um die Frage geht, welches Blog hat eine größere Aufmerksamkeit verdient und warum.
Ausgerechnet das Blog eines Menschen mit Behinderung auszuwählen – fällt das in die Kategorie positive Diskriminierung? Und darf man das?
Ich bin zu dem Entschluss gekommen: man darf. Denn ich denke, dass die BOBs tatsächlich über das Internet hinausstrahlen. Das Internet hat einen gleichmachenden Effekt, finde ich. Ich nehme nicht wahr, ob jemand schwerhörig ist, ob er im Rollstuhl sitzt, ob er jung oder alt, Frau oder Mann ist. Deswegen ist das Internet für mich ein Ort an dem Integration weitaus fortgeschrittener als in der Kohlenstoffwelt ist. Da haben wir Augen und Ohren und (vor)urteilen, haben Berührungsängste. In unserer Kohlenstoffwelt gibt es viel größere Einschränkungen und Hürden und wenig Integration. Behinderte Menschen gehen in eigene Schulen, werden an eigenen Lehrstätten ausgebildet und arbeiten in eigenen Einrichtungen. Nur selten begegnen wir Menschen mit Behinderungen im Alltag und dann weiß man aus mangelnder Erfahrung nicht wie man sich angemessen verhält. Darf ich hinschauen? Darf ich nachfragen? Darf ich Hilfe anbieten? So geht es jedenfalls mir.
Und um auf das Blog von Raul zurück zu kommen… das was Raul über sich und sein Leben schreibt, das was er sagt, das hilft mir ungemein. Es öffnet mir die Augen, hilft mir nie wieder „an den Rollstuhl gefesselt“ zu sagen und v.a. nimmt es mir Ängste und bringt mich zum Lachen und ganz am Ende zur Einsicht: Menschen mit Behinderungen sind einfach nur Menschen und worüber ich immer wieder lachen muss, um Raul zu zitieren, ich kann „erkennen, dass Menschen mit Behinderung genauso liebenswerte und vielleicht auch arschige Wesen sind (wie alle anderen) und dass Behinderung nur eine von vielen Eigenschaften ist und eben nicht die prägende.“
Und diese Botschaft finde ich zentral und wichtig und deswegen möchte ich, dass viele Menschen Raul und sein Blog kennen lernen und sich ihrer Berührungsängste bewusst werden (ich zähle mich dazu) und sie vielleicht eines Tages überwinden können.
Ehrlich gesagt, waren es so viele Seiten, die ich angeschaut habe, dass ich mich nicht erinnere.
Nur mal aus Interesse… war Oddisee dabei? http://www.oddisee.tv/
Das wär mir jetzt spontan noch eingefallen.
Sehr schön gesagt! :-)
Genau über solche Dinge wollen wir ja dann auch bei der #rp12 reden, am Mittwoch mittag.