4. Tag bei der Kurzwellentherapie. Ich bin noch unentschieden was das unangenehmste an dieser Therapie ist. Mit einem Faradayschen Käfig über den Kopf gestülptes Dasitzen und die Nebenhöhlen mit Microwellen gebraten bekommen oder das unfreiwillige Ohrenzeugen werden der Geschehnisse am anderen Zimmerende: „Ahhhh, Herr Schmidt da hamma aber wieder einen großen Pfropfen im Ohr gehabt (Sauggeräusche) ohhhhh da kommt ja noch was (mittelgroßer Gegenstand wird durch Schlauch gesaugt)!“
Kategorie: Ex-nuf
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9., sehr unerfreulicher Tag. Mittags bekam ich Kopfschmerzen, wie ich sie mein Leben noch nie hatte. Nicht mal im schlimmsten Migräneanfall. Ich werfe mir eine meiner stärksten Schmerztabletten ein und warte im Halbdunkel auf Besserung. Stelle dabei fest, dass es einen glasklaren Unterschied zwischen sich-scheiße-fühlen und Schmerzen-haben gibt.
Eine Stunde später hat die Tablette immer noch keine Änderung herbeigeführt. Ich überlege, ob mir irgendwas im Kopf geplatzt ist und wie es wohl ist, alleine in der Wohnung ohnmächtig zu werden. In diesem Moment klingelt die Tür. Wie ein Automat öffne ich. Vor mir steht jemand vom Arbeiter Samariter Bund. Er beginnt zu reden. Ich kann ihm nicht folgen. Außen ist mein Kopf wie betäubt und innen bohren tausend heiße Nadeln. Ich deute an, dass er den Vortrag bitte abkürzen möge. Der Mann schwallt weiter. Wahrscheinlich will er eine Spende denke ich und versuche mich zu erinnern, wo mein Portemonnaie ist. Ich sage ihm noch mal, dass ich mich sehr schlecht fühle und er es bitte kurz machen solle. Der Redefluss ist ungebrochen. Einige Minuten später gehen die Nerven mit mir durch und ich fange an zu weinen. Der Mann vor mir wird blass. Ich entschuldige mich tränentriefend. Der Mann schaut auf mein Klingelschild auf dem der Name des Vormieters steht. „Frau Müller, ich wusste nicht, dass …“ „Nuf, ich heiße nicht Müller“, heule ich. „Frau Müller, es tut mir sehr leid, ich …“, er stockt. Ich heule weiter, wir schauen uns einen Moment lang an, dann dreht sich der Mann um und rennt (!) das Treppenhaus nach unten. Ich höre die Tür ins Schloss fallen.
Ich lege mich wieder hin.
Im Nachhinein muss ich sagen, so schnell bin ich noch nie einen Türklingler los geworden. Muss mir die Methode unbedingt merken.
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Habe mich dann ob meines Heulzusammenbruchs entschieden den Arzt ein zweites Mal aufzusuchen und mich zu vergewissern, dass ich nicht an den Kopfschmerzen sterben werde. Mein Röntgenbild (s.u.) hat dann ans Tageslicht gebracht was mich im wahrsten Sinne des Wortes drückt. Nebenhöhlen komplett zu. An der Stelle wo eigentlich dunkle Schatten sein sollten, war leider alles weiß. Antibiotikum gewechselt und ab morgen Kurzwellenbestrahlung mit Tamponade. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf Stoffballen durch die Nase in den Schädel gebohrt zu bekommen. Wenn das bis Dienstag keine Besserung bringt, heißt das Weihnachten im Krankenhaus.
P.S. Ich besitze durchaus 32 prächtige Zähne. Das Röntgendbild wird mit Nase an Wand, Kopf nach oben, Mund auf gemacht.
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Wenn ich mal nicht mit platzendem Kopf im Bett liege, ordne ich Unterlagen. Unnütze Dinge wie Telefonrechnungen, Kontoauszüge und Kreditkartenabrechnungen. Die stapeln sich traditionell seit Anfang des Jahres in der Küche. Wenn ich arbeite habe ich nie Zeit diese Dinge abzuheften. Ich beginne damit kleine Stapel der Zettel einer Kategorie zu machen. Dann wird nach Monaten geordnet. Zu Beginn ist es nervtötend. Dann stellt sich irgendein Hebel im Gehirn um und es entwickelt sich etwas wie eine Sammelleidenschaft. Die Papiere aus der Küche ergeben schätzungsweise achtzig Prozent einer kompletten Jahressammlung. Ich durchforste also sämtliche Schubladen und andere Verstecke, welche die Wohnung zu bieten hat. Es sind große Momente des Glücks wenn man den fehlenden November ausfindig machen kann. Umso größer die Enttäuschung wenn es sich um das November 2003 Dokument handelt. Mein Nachbar kennt das Gefühl. Er sagt, wenn er die Sammlung komplett hat, will er rumlaufen und allen seine Schätze zeigen. Er hätte auch schon mit dem Gedanken gespielt eine komplette Sammlung „Kontoauszüge 2004 – Die lückenlose Kollektion“ auf ebay zu versteigern. Das würde vielleicht Menschen glücklich machen, die einige ihrer Zettelchen versehentlich weggeworfen haben.
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Lieber Herr Nachbar, ich bin jetzt 24 und scrubs-süchtig. Ist das eigentlich strafbar? Also nicht das süchtig sein sondern das unschuldige Menschen in Abhängigkeiten treiben, hmmmm?
Ich habe heute 3 Stunden gebraucht, um mir einen Tee machen zu gehen.
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Erfreulich: Mit Abitur, Hochschulabschluß und vier Jahren Berufserfahrung ist man in der Lage Mathematikaufgaben des PISA-Tests zu lösen.
Selbst ausprobieren!
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Newsticker * VERSCHWÖRUNG AUFGEDECKT *
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Mail 1:
> In weihnachtlichler Stimmung haben wir wieder eine Frage entwickelt, die nur ein Physiker beantworten kann. Was brennt an einer Kerze? Ich hab behauptet der Docht, der das Wachs hochzieht und das verbrennt dann. M. sagt der Rauch brennt?! (Ich verstehe nicht, was er damit meint, aber vielleicht ist das so hochkomplex, dass ich das auch gar nicht verstehen kann)
Der Docht KANN es ja nicht sein. Wenn der Docht BRENNEN würde, dann würde er ja auch VERBrennen. (Logisch?) Aber denk mal an diese Glas-Öl-Lampen, da bleibt der Docht ja da und nur das Öl verschwindet, richtig?
M. hat Recht, der Rauch brennt.
Mail 2:
> Das mit dem Rauch VERSTEHE ich nicht.
Das ist egal. Das musst du auch nicht. Du bist eine Frau.
Die Rauch-Theorie ist von M.
M. ist ein Mann.
Männer haben von sowas mehr Ahnung.
M. hat recht. Jedes Kind weiß, dass bei einer Kerze der Rauch brennt.
Mail 3:
> Natürlich VERbrennt ein Docht. Wieso sollte man sonst Dochte nachkaufen können, hm?
Hast du schon mal einen Docht nachgekauft?
Um mal die Wahrheit zu sagen:
Dochte gibt es zu kaufen, damit ihr Frauen denkt, die Welt wäre wirklich so simpel, wie ihr euch das immer so ausmalt und gar nicht groß weiter drüber nachdenkt. Und damit ihr Ruhe gebt. Und wir machen können, was getan werden muss und uns den wirklichen Problemen widmen können. Aber bitte sag das niemandem, dass ichs dir erzaehlt habe!
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Um mir in naher Zukunft Eigentumswohnung, zwei Autos und sieben Kinder leisten zu können, spiele ich gelegentlich Lotto. Natürlich nur wenn der Jackpot bei über 10 Millionen liegt. Mein Nachbar wies mich in diesem Zusammenhang kürzlich auf tipp24.de hin. Das ist da wirklich ungemein parktisch. Man hinterläßt die Kreditkartennummer, setzt ein Kreuz bei Zufallszahlen und geht dann virtuell zur Kasse.
Dass das lebensgefährlich ist, steht da natürlich nicht. Sollte es aber.
Samstag Abend komme ich in die Küche. Nichtsahnend werfe ich einen Blick auf mein Handy. Das Display verkündet: Sie haben eine neue SMS erhalten. Ich drücke auf SMS öffnen und auf meinem Display steht.
„TIPP24.DE – Gewonnen!!! Auf Ihren
Lottoschein 384653 vom 04.12.2004…
Meine Knie werden weich. Mir wird heiß, mein Puls steigt, ich zittere leicht, setze mich hin und drücke auf weiter
… entfallen 3 Richtige. Ihr Team von tipp24.de“
Sind die völlig gaga? Müssen die mir für einen Gewinn in Höhe von 2,50 € so einen Schock einjagen??? Was wenn ich ein schwaches Herz hätte, hm? Liebes Team tipp24.de: ICH HÄTTE STERBEN KÖNNEN!