Die +/- 11 liebsten Elternblogs

Jana vom Hebammenblog hat mich als Lieblingselternblog benannt und mir ein paar Fragen gestellt. Und weil ich sowohl ihren, als auch Elternblogs im Allgemeinen mag und vernetzen immer gut finde, hier meine Antworten:

Warum bloggst du? Gab es einen konkreten Anlass damit anzufangen? Was ist deine Mission?
Ich blogge weil ich einen großen Mitteilungsdrang habe und so meinen Alltag verarbeite. Wenn ich über irgendwas gebloggt habe, ist es fertig verdaut. Dass ich so viel über meine Familie bloggen werde, konnte ich vor 10 Jahren nicht ahnen. Da hatte ich nämlich noch keine.
Eine Mission im engeren Sinne habe ich nicht. Ich freue mich aber sehr, wenn ich unterhalte.

Wenn du über Ereignisse in deiner Familie, oder sogar direkt über Verhaltensweisen deiner Kinder berichtest, wie stehst du zu dem Problem der „zur Schau-Stellung“ der Kinder (oder auch mal des Partners). Stellt das ein Problem für dich dar? Wo ziehst du die Grenze? Oder ist das gar kein Thema für dich?
Ich berichte in der Regel nie eins zu eins. Um einen Spannungsbogen oder eine Pointe zu haben, erfinde ich auch gerne mal Sachen dazu und lasse vieles weg. Dennoch lasse ich mir die Artikel, sofern es geht und jemand konkretes betroffen ist, „freigeben“. Zumindest hab ich das bei meinem Mann so gemacht und auch bei den Kindern, die alt genug sind zu lesen. Es ist eine schwierige Gratwanderung und ich lote die Grenzen immer wieder neu aus.
Ein sehr schönes Erlebnis war in dem Zusammenhang als ich mit Kind 1.0 die Geschichten seiner Kindergartenzeit durchgegangen bin und es oft sehr herzlich gelacht hat.
Am liebsten hätte ich, dass meine Kinder auch bloggen, denn dann würde ich vermutlich sehr schnell ein Gefühl bekommen, wo mein Humor endet.

Lesen deine Kinder was du schreibst? Was sagen sie dazu? Bei noch kleinen Kindern: Was meinst du, wie wird es einmal für sie sein, vielleicht Einiges über sich und dich aus dem Netz zu erfahren?
Die Großen ja, den Kleinen lese ich auch gerne mal Blogartikel vor. Ich hoffe inständig, dass sie mein Blog irgendwann so wie ich als großes Archiv der beschönigten Familiengeschichten sehen werden.

Hast du einen „Bildungsauftrag“, oder ist es eher ein Nebeneffekt für dich, dass sich Menschen an dir orientieren (falls sie das tun ;-))
Im Gegenteil. Ich bin der festen Überzeugung, dass es „den richtigen Weg“ nicht gibt. Jede/r muss für sich herausfinden was funktioniert und was nicht. Ich bin wirklich völlig undogmatisch. In vielen Themen bin ich selbst unsicher und da schätze ich den Austausch (auch über Twitter und die Kommentare) mit anderen Eltern sehr.

(Wie) hat das Mutter-werden dein Leben verändert? Hättest du das vorher gedacht?
Das Mutter-werden hat mein Leben völlig verändert und natürlich hab ich mir das so nicht vorgestellt.
Zum einen hat es mich sehr geerdet. Wenn ich mich früher beispielsweise im Job noch über irgendwelche Lappalien aufregen konnte, kann ich heute darüber nur müde lächeln. Einmal mit einem Kind in der Notaufnahme und die 200. Änderung an einer Powerpointpräsentation zu irgendeinem Konzept lässt den Blutdruck nicht mehr ansteigen.
Zum anderen hab ich sehr viele Ängste verloren. Vor Bewertung oder in Fragen „ist das jetzt peinlich oder nicht?“. Ich kann mich heute ohne Probleme in einem Kaufhaus in einem Wäscheständer verstecken und wie ein Löwe brüllen, wenn es meine Kinder amüsiert. Früher war mir im Restaurant schon peinlich zu fragen, ob ich mein Wasser ohne Eis haben kann.
Mein Leben ist so viel reicher und bunter und ich bin so viel erschöpfter und müder. Das kann man sich vorher gar nicht ausmalen.

Hattest du eine Idee davon, wie du als Mutter sein würdest und bist du dann so geworden? Oder hast du dich mit deinen Kindern völlig anders entwickelt?
Ich dachte, ich würde eine rationale, konsequente nicht allzu gefühlsduselige Mutter.
Nach zehn Jahren mit Kindern kann ich sagen: das war „leider“ nix.
Ich bin die Inkonsequenz in Person. Ich liebe meine Kinder wie bekloppt und ich muss andauernd weinen. Zum Glück nur bei Filmen, die irgendwas mit Kindern zu tun haben, aber es ist echt schlimm.
Vor der Geburt des ersten Kindes dachte ich, ich möchte nach dem Mutterschutz wieder arbeiten. Rückblickend kann ich sagen: das hätte ich niemals geschafft. Aus vielen Gründen nicht. Ich hab auch noch andere, sehr seltsame Dinge gedacht, aber glücklicherweise habe ich nie an diesen Vorstellungen festgehalten.

Welchen Stellenwert hat die Geburt deines Kindes (deiner Kinder) in deinem Leben?
Die Geburten waren sehr großartige Erlebnisse und ich bin dankbar, dass sie so unterschiedlich waren. Ich wäre gerne mal bei einer Geburt einer Freundin oder der meiner Kinder dabei, um das aus dieser Perspektive auch mal mitzuerleben.

Wie hast du entbunden? Kaiserschnitt/Spontan
Wo hast du entbunden (Klinik, Geburtshaus, zu Hause)
Mit wem hast du entbunden? Beleghebamme, Partner, Doula, Oma…)
Unspontan im Krankenhaus. Sprich beide Kinder waren deutlich über zehn Tage über den Geburtstermin und die Geburt wurde dann eingeleitet.
Beide mit Beleghebamme – jedenfalls theoretisch.
Bei der ersten Geburt war die Beleghebamme leider wieder Zuhause als es losging. Sie kehrte nach einem eindringlichen Anruf um und durfte die letzten 15 Minuten mitunterstützen.
Sie war nach Hause gefahren, weil sich den ganzen Tag über nichts getan hatte. Beim letzten CTG ist mir die Fruchtblase geplatzt. Ich hätte das vielleicht erwähnen sollen. Keine Ahnung was da in meinem Gehirn vorsich ging. Ich hatte bis dahin keine richtigen Wehen (oder zumindest das was ich als Wehen einsortiert hätte) und in meinem Kopf war fest verankert „die Geburt geht mit Wehen los“. Also hab ich als völlig aufgeklärte, gut informierte Akademikerin einfach nichts gesagt.

Ich entschloss mich dann zu einem Spaziergang übers Gelände, bevor ich mein Zimmer für die Nacht beziehen sollte. Dabei hatte ich seltsame Krämpfe, die so heftig waren, dass ich mich erbrechen musste. Ich hab mir eine Nierenschale geholt (weil ich in der Schwangerschaft Hyperemesis hatte, war ich da relativ erfahren) und bin noch eine Runde gelaufen. Dann hatte ich das dringende Bedürfnis die sanitären Anlagen aufzusuchen und wenn eine andere Hebamme das nicht gesehen hätte, dann wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich gerade ein Kind bekomme.
Tatsächlich hatte ich da schon Presswehen. Als die Hebamme das sagte, war ich total erleichtert. Es war ja nicht so, dass ich bis dahin nichts gemerkt hätte. Eigentlich fühlte ich mich da bereits wie eine sterbende Kuh. Ich wollte nur nicht so ein Weichei sein und jammern oder nach Schmerzmitteln fragen. Als sie also sagte, mein Kind würde in ca. 20 Minuten geboren sein, war ich sehr freudig und fragte nach Schmerzmitteln und erntete natürlich ein müdes Lächeln.
Bei der nächsten Geburt wußte ich dann, dass man schon vorher was sagen darf.
Hab ich dann aber auch übersprungen. Allerdings ist die Beleghebamme diesmal vorgewarnt gewesen, dass meine sonst differenzierten Ausdrucksmöglichkeiten während der Geburt stark eingeschränkt sind.
Lustig fand ich, dass ich auch da einen großen Moment der Irrationalität hatte. Irgendwann war mir das nämlich alles zu anstrengend und ich wollte nach Hause.
Was das wohl für ein Neurotransmitter ist, der dieses Verhalten auslöst? Ich glaube, wenn man mir da nicht eindringlich erklärt hätte, dass das keine gute Idee ist, wäre ich ziemlich sicher wirklich nach Hause gegangen. Sind ja nur zwei Tramstationen.
Jedenfalls die Geburten waren sehr interessante Erfahrungen und ich gehe davon aus, dass ich in meinem Leben niemals so krasse Drogen nehmen werde, dass ich jemals wieder so ein abgefahrenes Gefühl wie während der (Press-)Wehenpausen haben werde (was wirklich sehr schade ist).

Was ist dein bester Tip an werdende Eltern zum Thema Geburt?
Macht das so, wie ihr euch wohl fühlt und unterwerft euch keinem Diktat.

Wie empfindest du die politische Diskussion zur Hebammenproblematik? Bist du involviert? Was siehst du daran kritisch? Bist du davon “gesättigt” (es zieht sich ja hin)? Oder hast du Lösungsvorschläge?
Ich finde die Diskussion darum wichtig. Für mich war meine Beleghebamme eine sehr, sehr wichtige Begleiterin. Ich möchte, dass alle Frauen die Möglichkeit haben sich für eine Hebamme zu entscheiden und dafür müssen die Arbeits- bzw. Existenzbedingungen für Hebammen so sein, dass sie von ihrem Beruf leben können. Wo ich mich einsetzen kann, setze ich mich ein und sei es durch die Unterstützung von Online-Petitionen und/oder die Teilnahme an Demos.

Wenn du Politikerin (oder besser Königin) wärst und du könntest ein Gesetz erlassen, in dem du etwas für Familien/Kinder in unserem Land tun könntest. Was würde das sein?
Ich habe zu wenig Ahnung was uns Familien in Deutschland wirklich hilft. Ich glaube das Thema ist sehr komplex und ich kann nur persönliche Wünsche äußern. Allen voran z.B. wünsche ich mir gute Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie und zwar für Frauen und Männer. Dafür braucht es gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Und damit die Qualität da stimmt, braucht es gute Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für ErzieherInnen und überhaupt erstmal die entsprechenden Betreuungsplätze. Wenn das erreicht ist, ist vermutlich schon sehr viel erreicht.
Ich wünsche mir außerdem eine Gesellschaft, die verschiedene Familienmodelle akzeptiert und nicht das verheiratete Vater-Mutter-Kind-Modell als das einzig wahre und richtige hinstellt und fördert.
Und ich wünsche mir Integration. Viele Lebensbereiche sind so abgegrenzt. Die Eltern mit Babys, die mit Schulkindern, die mit Teenagern, Menschen ohne Kinder, ältere Menschen. Warum keine Brücken schlagen statt Eltern-Kind-Abteile und Eltern-Kind-Cafés (etc.) zu eröffnen?
Welche politischen Mittel hierfür helfen, müssen leider andere sagen.

Und hier meine Fragen:

  • Was haben dich deine Kinder gelehrt?
  • Was hilft dir in den anstrengenden Zeiten (Schlafmangel, Autonomiephase & Co.)?
  • Was fehlt dir aus dem kinderlosen Vorleben? Ist es für immer verloren? Kommt es wieder und wenn ja, wie?
  • Was hast du mit den Kindern für dein Leben dazu bekommen?
  • Über welche Tabus im Zusammenhang mit Kindern wird zu wenig geschrieben und was sind deine Erfahrungen dazu (Sexleben als Eltern? Überfordertsein? Die Kinder nervig finden? Wie führt man Beziehungen nach einer Trennung? …)?
  • Welche wichtige Frage habe ich im Zusammenhang mit Kindern und Familie total vergessen und was möchtest du dazu loswerden?

Ich lese sehr gerne folgende (Eltern)blogs (und viele andere auch, die aber zum Teil schon in Janas Liste z.B. waren):

Ergänzungen von:

Jademond
Mama notes

Wenn ihr Lust habt, dann bitte gerne. Wenn nicht, verstehe ich das auch. Alle anderen, denen was zu den Fragen einfällt, sind natürlich auch herzlich willkommen.

26 Gedanken zu „Die +/- 11 liebsten Elternblogs“

  1. Schon spannend, wie vielfältig die Elternblogs doch sind und wie unterschiedlich sie gelesen werden. Besonders dein Punkt über das Gleichgewicht zwischen privater Darstellung und dem Respekt vor den Kindern hat mich nachdenklich gemacht.
    Diese Gratwanderung finde ich auch bei der Überlegung, meine Praxis zu verkaufen, weil es einen ähnlichen Balanceakt zwischen persönlichen und professionellen Entscheidungen erfordert. Was denkst du, wie man diese Balance gut halten kann?

  2. Pingback: Elternblog-Fragen
  3. Danke!
    Lange nicht mehr so bei einem Geburtsbericht gelacht.
    Sehr „nuf“ der Text incl gelächterauslösenden Understatements.

  4. Vielen Dank in die Aufnahme deiner Liste der gern gelesenen Blogs. Fühle mich sehr geehrt, da „Das Nuf“ zu einem meiner absoluten Lieblingsblogs zählt. Daher werde ich mich auch gerne an die Beantwortung der Fragen machen.

    Viele Grüße,
    Christian

  5. Super Antworten, Danke für’s Mitmachen!
    Übrigens :“Ich geh jetzt nach hause“, lässt mich immer sofort in die Handschuhe springen. Es ist meistens ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Baby gleich kommt! ;-)

  6. gern gelesen :)
    aber ich dachte bis jetzt immer du hast 3 kinder?! hast du dir kind 3.0 nur ausgedacht? wär ja auch nicht schlimm. lustig ist es allemal!

  7. Danke! Habe mich wiedergefunden. Im Geburtsbericht. Und herzlich gelacht. Ich habe selbst mein drittes Kind beinahe im Flur geboren, weil ich mich für ein „Weichei“ hielt. Es ging so schnell, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass es schon losgeht. Es tat furchtbar weh, aber ich dachte die zwei Kinder und der Stress hätten mich verweichlicht. :-DD Mein Mann hat von außen gesehen, was los war. Ich wollte mich eigentlich nur kurz irgendwo hinlegen. Die Erfahrung der zwei Geburten vorher hat mir da gar nicht geholfen. Alles neu. Komische Sache das.

    1. JA! Jetzt erinnere ich mich, dass ich auch so nen Punkt hatte, wo ich mich hinlegen wollte – obwohls vor Schmerzen schon nicht mehr ging.
      Gut zu hören, dass ich nicht bekloppt bin :)

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