In Esslingen habe ich eine Freundin besucht, die ich wirklich sehr mag. Ich habe mit ihr meine erste Elternzeit auf Berliner Spielplätzen und in Parks und viele sonnige Tage verbracht. Durch den ganzen Sand der Spielplätze, das Eis, das wir mit unseren Kindern gegessen haben und die Sonne, fühlt es sich an, als ob wir quasi ein Jahr komplett gemeinsam am Meer verbracht haben. Dass es reichlich Kindergeschrei, klebrige Hände, nervige Wespen, blutige Knie und andere Katastrophen gab, hab ich einfach vergessen.
Ich verehre meine Freundin auch so sehr, weil sie so ziemlich der spontanste Mensch auf der Welt ist. Während ich alles ordentlich wochenlang und bis ins letzte Detail plane, ist sie für jeden verrückten Einfall zu haben: Warum nicht? Ja, lass uns das probieren!
In dieser Tradition hat sie mich empfangen und vorgeschlagen, dass ich sie vom Bahnhof zum Juwelier begleite, denn sie hat sich überlegt: Ohrringe, das wäre doch was! Also hat sie sich kurzerhand Ohrringe stechen lassen.
Im Anschluss waren wir in einem Kaffee und ich habe festgestellt, dass sich Esslingen in den letzten 10 Jahren sehr verändert hat: man kann jetzt auch hier problemlos einen Flat White Decaf mit Hafermilch bestellen und ein Stück Hipsterkuchen essen.
Früher noch undenkbar. Ich war mal länger in Esslingen, weil meine Freundin alleinerziehend war und zwar einen neuen Job aber keine Kinderbetreuung hatte. Weil ich gerade das zweite Mal in Elternzeit war, bin ich mit meinen Kindern nach Esslingen gefahren, denn ob man nun zwei oder drei Kinder betreut, das macht keinen großen Unterschied. Damals war alles noch sehr beschaulich und ich habe ständig von älteren Damen Erziehungstipps bekommen. Das Kind hat Durst! Sie müssen die Kinder alle an die Hand nehmen! Schauen sie, ihr Kind hat da einen Fleck auf dem Shirt, sie müssen es mal umziehen!
Die Erinnerungen, die meine Freundin mit mir geteilt hat, haben mich ein bisschen geschockt. Angeblich haben sich meine Kinder mal um einen Schokoriegel gestritten und als nach längerem guten Zureden keine Einigung über eine gerechte Einigung herbeizuführen war, hätte ich den Riegel kurzerhand in mich reingestopft. Am Stück.
War ich wirklich so eine Mutter?
Km bislang: 2.068
Verspätung: 460 min
> hätte ich den Riegel kurzerhand in mich reingestopft
kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!
Einer teilt, der andere sucht aus. Klappt mit 2 Kindern gut. Geht aber auch mit dreien oder mehr. Ab einem bestimmten Alter kommen u.U. auch Lineal und Geodreieck zum Einsatz….
Ja! Zumindest passt diese Erinnerung sehr zu meiner Erinnerungan die frühkindlichen Erzählungen hier im Blog ;-)