Die Aufmerksamkeitsspanne wird kleiner, die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung erhöht sich. Höher! Schneller! Weiter! Vine!
Ich habe Vine probiert. Vine ist noch so klein, da kann man an einem Abend ganz Deutschland fertig gucken. Ein Volk legospielender Menschen mit Katzen, die Bananen schneiden.
Hier! Guck! Da! Ah!
Vine erzählt in sechs Sekunden eine Geschichte mit drei bis vier möglichen Anfängen. Aber ohne Ende. Immer und immer wieder.
Das ist so als würde ich … man könnte auch sagen … ganz ehrlich, ich finde…
Vine hat eine seltsame Anziehung. Wenn man zwei bis drei Videos gesehen hat, dann fängt man an, das eigene Handeln in kleine Unterhandlungsstränge zu trennen. Wie könnte man das filmen? Schritt 1, Schritt 2, Schritt 3.
Es macht mich hektisch und ruhelos.
Die Kinder! Los! Aus dem Bild! (Ich will sie nicht filmen). Pscht! Leise! Mutti vint wieder! Verdammt! Warum habe ich keine Katzen? Haben die Nachbarn welche? Ob ich die…? Ach ne! Die Spülmaschi … ach ne. Wir haben doch so viel Lego. Lego. Hm, das machen schon die anderen, ob ich vielleicht…
Ich werde hibbelig.
Das einzige Buch, das sich mit Vine verfilmen ließe, wäre Ulysses („Schauder jetzt. Fühlen Mitleid. Müssen sich eine Träne abwischen, weil Märtyrer. Denn alles, was verreckt, will, ums Verrecken, verrecken.“, S. 386) oder vielleicht noch die Gelehrtenrepublik von Arno Schmidt.
Diese Bücher haben mich auch mitgerissen. Wie ein Fluß. Aber eben mit diesen abgehackten Passagen. Immer wieder Stop und dann auch wieder weiter. Angetrieben, mitgenommen, weitergespült.
Dogma 95 in 6 Sekundenhappen. Keine Filter, keine begleitende Musik, keine Zusatzfunktionen.
- Als Drehorte kommen ausschließlich Originalschauplätze in Frage, Requisiten dürfen nicht herbeigeschafft werden.
- Musik kann im Film vorkommen (zum Beispiel als Spiel einer Band), darf aber nicht nachträglich eingespielt werden.
- Zur Aufnahme dürfen ausschließlich Handkameras verwendet werden.
- Die Aufnahme erfolgt in Farbe, künstliche Beleuchtung ist nicht akzeptabel.
- Spezialeffekte und Filter sind verboten.
Quelle: Internet
(Das Video ist von Felix Schwenzel)
Ich glaube, ich werde zu alt für diesen Scheiß.
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Wuuuaaah, ich merke, wie ich beim Lesen immer schneller wurde. Keine Ahnung, was in den letzten Sätzen stand, ich konnte sie nur hektisch scrollend überfliegen.
Jetzt muß ich erstmal Schiller lesen oder die Neujahresansprache von Merkel hören, um wieder normales Tempo zu erlangen…