Gestern beim Schokoladekaufen bei Plus wanderte ein Buch mit dem Titel „Lauftraining“ in meinen Einkaufskorb. Ich dachte, wenn ich nicht einfach nur durch die Gegend renne und das Ganze systematisch angehe, ist das bestimmt besser.
Während ich also zuhause Schokonüsse in mich reinstopfe, lese ich aufmerksam das Buch. Erstes Kapitel Wie Sie sich motivieren [Auszug]: „Wenn Sie vorhaben durch das Laufen abzunehmen, dann stellen Sie sich doch einfach vor, was Sie gerade an Kalorien verbrennen“ Ich schaue rechts in die Tabelle – eine Stunde laufen 10 km/h = 220 Kcal, ich lese weiter „… z.B. einen Riegel Schokolade oder 200 Gramm Jogurth“ Wie motivierend! Ich schaue wieder in die Tabelle – eine Stunde Hausarbeit = 120 Kcal, eine Stunde poppen (sehr aktiv) = 240 Kcal, Inlineskaten = 520 Kcal.
Darunter eine komplizierte Formel zur Errechnung meines Tagesumsatzes, wenn ich nur rumsitze. Alter mal 0,6 durch Anzahl der Zehen zum Quadrat plus Gewicht minus Nasenlänge in Zentimeter mal drei. Hmmm.
Es wäre also viel sinnvoller drei Mal in der Woche inlineskaten zu gehen, die Hausarbeit nicht immer zu verschieben und sich konsequent jeden Tag sehr aktiv paaren.
Außerdem stand da, es sei ganz großartig morgens vor der Arbeit joggen zu gehen. Ich heute also um 6 Uhr aufgestanden und losgetrabt. Das war die erste halbe Stunde wirklich toll. Da habe ich nämlich noch geschlafen und gar nichts gemerkt. Nach 30 Minuten bin ich aber aufgewacht. Mitten im Park, schwitzend. Es war kalt, die Menschen waren häßlich rot-weiß gefleckt und ich lief immerzu im Kreis. Danach zurückgelaufen, Zeitung geholt und wie im Buch empfohlen keinen Kaffee oder Tee getrunken sondern zwei Gläser lauwarmes Wasser. Lecker!
Als ich mich dann auf den Weg machte, um in die Arbeit zu gehen, setzte leichte Übelkeit ein und Füße, Beine und Gesäß beginnen zu schmerzen.
Was für ein wundervoller Start in den Tag. Never ever again!
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Hiermit wiederrufe ich offiziell meine marketingresistentheit
1998 kuf ich meinen ersten MP3-Player. 32 MB hatte der und ich habe mir, verschwenderisch wie ich einst war, eine weitere 32 MB-Karte geleistet.
Ungefähr zehn Lieder passen drauf. Mein MP3-Player wurde für lange Zugfahrten mein wichtigster Begleiter. Auch bei sportlichen Ertüchtigungen ist er nicht mehr wegzudenken (würde mich mein pferdeartiger Schnaubatem doch zu Tode nerven, wenn ich ihn hören müsste).
Dann verbummelte ich die Übertragungssoftware und mein Rechner wollte den Player nicht als externes Laufwerk durchgehen lassen. Fortan konnte ich die Hälfte des immensen Speicherplatzes nicht mehr neu bespielen. Seit einem halben Jahr muss ich jetzt Carla Bruni hören und bei aller Liebe ICHWILLSIENICHTMEHRHÖREN.
Was liegt also näher als sich ein neues Gerät zu kaufen?
Gestern ergatterte ich für nur 55 € ein Abspielgerät mit 512 MB Speicherplatz. Eine unvorstellbare Menge Platz, die ich gleich mit Herrn Johnson, Herrn Cullum, den Scissor Sisters, den Chemical Brothers, Seeed und Selig bespielte, um dann verwundert festzustellen, dass mir immer noch freier Speicherplatz zur Verfügung steht.
Ich war begeistert! Ich eilte, zugegebenermaßen völlig leichtsinnig, ohne mir vorher die Gebrauchsanweisung zu Gemüte geführt zu haben, zu meiner abendlichen Verabredung. Schon in den ersten Minuten wurde mir klar, dass sich MP3-Player, die 512MB haben und 55 € bzw. 160 € kosten, in einem einzigen Details gewaltig unterscheiden: der Dateiverwaltung. Mein Prachtstück spielt einfach alphabetisch ab und es ist nicht möglich zwischen den einzelnen CDs zu wechseln. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass sich ein fehlendes Dateiverwaltungssystem durch kluge Benennung der einzelnen Lieder ausgleichen lässt. Zumal es für mich absolut tödlich wäre, wenn ich nicht gezwungen wäre alle Lieder hintereinander weg zu hören. Ich würde mich v.a. mit dem Verwalten von Datein.
Viel mehr beschäftigt mich die Frage: wie kann man den MP3-Player ausmachen? Bislang ist mir dies nur durch Unterbrechung der Stromzufuhr gelungen. Ich bin mir aber sicher, es gibt Alternativen zu diesem Lösungsansatz.
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Ich glaube, frustrierenderes als Frust-Frustkäufe gibt es nicht. Frustkäufe sind der Allgemeinheit sicherlich bekannt. Man ist frustriert und um die Laune aufzuheitern, begibt man sich in die nächste Einkaufspassage und kauft etwas.
Bei Frust-Frustkäufen handelt es sich quasi um das Quadrat des gewöhnlichen Frustkaufes. Nachdem man mehrere Stunden erfolglos durch die Geschäfte gestrichen ist, kauft man irgendwas völlig sinnloses.
Eigentlich wollte ich braune Schuhe kaufen. Die Schuhe hatte ich vor zwei Monaten in einem Geschäft gesehen. Spottbillig und optisch ansprechend, konnte ich mich dennoch zu keinem Kauf durchringen. Als ich dann soweit war, waren die Schuhe natürlich ausverkauft. Aus Frust wollte ich dann einfach irgendwas kaufen. Leider gab es nichts, was mein Auge nicht beleidigte. Also entscheide ich mich, mir Musik zu kaufen. Musik ist immer gut. Nach wenigen Minuten hatte ich einen kaum auszubalancierenden Stapel CDs zusammengesucht.
Freundlicherweise haben sich einige 80er Jahre Bands entschlossen noch einmal erfolgreich zu sein. Ich höre mich also durch Erasure, Duran Duran und Billy Idol. Leider nichts was ich besitzen muss. Also krame ich in alt bewährtem und durchwühle Chemical Brothers Platten, lausche Missy Elliot und suche nach der neuen Platte von Black Eyed Peas. Dabei stoße ich auf A Tribe Called Quest, Arrested Developement und De La Soul.
Leider kosten alle Platten mehr als 15 €, was ich für eine CD, die in der Herstellung 50 Cent kostet und von welcher der Künstler kaum mehr als einen schlappen Euro sieht, für unangemessen halte.
Also verlasse ich noch frustrierter das CD-Geschäft und wende mich einem neuen Schuhgeschäft zu. Dort sehe ich ein hübsches mintgrünes Paar Schuhe. Es ist das letzte überhaupt und ich besitze nichts, was im Ansatz farblich harmonieren könnte. Da sie aber nur 20 € kosten und ich endlich irgendwas kaufen will, greife ich nach ihnen und suche die Kasse. An der Kasse ist meine Laune immer noch schlecht und ich zeige der Verkäuferin, dass die Schuhe getragen aussehen und deute auf leicht graue Stellen. Die Verkäuferin zuckt mit den Schultern und verweist darauf, dass man solche Flecken wegradieren kann und holt aus ihrer Schublade einen Radiergummi, mit dem sie drei Millimeter Schmutz wegradiert.
– Ja, wie? Und ich soll dann stundenlang radieren?
– Jep.
– Können Sie die nicht ein bisschen billiger machen?
– Nö.
– Sind doch die letzten.
– Eben.
– Die sehen aber nicht neuwertig aus.
– Müssen sie eben radieren.
– Ich WILL aber nicht.
– Tja…
– Ich finde, Sie können die jetzt billiger machen.
– Wie viel denn?
– Fünf Euro.
[Verkäuferin lacht]
– Ich kann sie nicht billiger machen.
– Ich kann sie jetzt aber aus Gründen des Selbstwertgefühls nicht mehr kaufen, wenn sie nicht ein bisschen im Preis runter gehen.
– Nun, dann 19,99.
– Super, ich nehme sie!
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Die Forschung hat schon so manches zustande gebracht. Raumfahrt, Kernspinntomografie und Mikrochips zum Beispiel. Was bis heute offensichtlich nicht gelungen ist, ist die Erfindung einer ordentlichen Nylonstrumpfhose. Wahrscheinlich rührt das dem Umstand, dass die meisten Forscher Männer sind und der Anblick einer rocklosen Frau in Nylonstrumpfhose alles andere als motivatorisch anspornend wirkt.
Dennoch. Aus keinem weiblichen Kleiderschrank ist die Nylonstrumpfhose weg zu denken. Nimmt man mich der Einfachheit halber als den deutschen Durchschnitt, so besitzt frau in der Regel sechs Strumpfhosen.
Strumpfhosen sind je nach Hersteller und den-Zahl ab 99 Cent bis Erstaunen erregende 25 € zu erwerben (im Einzelfall die Edelsteinversetzten auch hochpreisiger). Dennoch konnte noch keine meinen Ansprüchen genügen, die in diesem Fall wirklich nicht allzu hoch sind. Es gibt drei Kriterien, nach denen ich bewerte:
1. Haltbarkeit
2. Tragekomfort
3. Optik
Der Systematik halber habe ich vor fünf Jahren eine Exceltabelle angelegt, in denen ich Preis, Hersteller und die oben genannten Kriterien aufführe und in Schulnoten bewerte. Keine Strumpfhose hat jemals einen besseren Gesamtwert von Note 3 erreicht.
Das ist wirklich enttäuschend.
Die meisten versagen in Punkto Haltbarkeit. Besonders im niedrigen den-Bereich genügt oft ein Anpusten und die ersten Löcher und Maschenkonglomerate sind zu sehen.
Auch der Tragekomfort ist rätselhaft. Kaufe ich eine Hose in Größe 38 so ist sie beim einen Hersteller so beschaffen, dass ich sie mir problemlos unter die Brust ziehen kann. In anderen Fällen ist eine 38 nicht mal unter gröbsten Gewalteinsatz über die Knie zu ziehen. Weich anmutende Materialien reiben die Beine wund und Strümpfe, die leicht mit Sackleinen verwechselt werden können, sind in Wahrheit kuschelzart am Bein.
Aus Bezeichnungen wie „blickdicht“, „glänzend“, „matt“ oder auch „schwarz“ sind für die Optik leider ebenfalls keine Ableitungen zu machen.
So ist es nicht selten, dass ich mir nach einmaligen Tragen eine neue Verwendung für die Strumpfhose ausdenken muss. Sehr gut machen sie sich als Druckverbände bei schweren Schnittverletzungen, Halterungen für Hängepflanzen und Wäschebeutel für Bügel-BHs. Für weitere Vorschläge bin ich offen.
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Liebes Tagebuch,
heute bin ich ganz arg weit gelaufen. Naja, war nicht weit – aber voll lange. Also auch nicht lange, wenn man jetzt so diese debile Grinsebacke Ulrich Strunz als Vergleich nimmt. Der rennt ja pro Tag einen Marathon. Er sacht auch, das sei sehr gesund. Humor hat er auch, der sonnengegerbte Mann. Ein Reporter hat ihn mal gefragt, was er denn dazu sagen würde, dass jedes Jahr Menschen beim Marathonlaufen sterben. Herr Strunz hat gesagt, macht doch nix, immerhin sind die sehr glücklich gestorben.
Wie Du weißt, will ich natürlich auch glücklich sein und auch wenn mein Freund heimlich von dem deutschen Ehebrocken in der gemeinsamen Wohnung träumt, so will ich es doch schaffen, mich möglichst lange von der Seekuh unterscheidbar zu halten. Bis jetzt hatte ich da keine Probleme. Dummerweise bin ich aber auf die Idee gekommen mit dem Rauchen aufzuhören. Das war doof, denn Nikotin ist ein toller Appetitzügler und Stoffwechselhemmer. Wenn man den erst mal zehn Jahre am Stück zu sich genommen hat, dann schlägt es plötzlich voll auf die Hüften, wenn man täglich zum Beispiel ein Pfund Dominosteine oder ein Kilo Riesenkekse zu sich nimmt. Deswegen lauf ich ja. Weil weniger essen geht nicht – mehr bewegen schon.
Ist zwar ungewohnt und meinen Körper strengt es sehr an aus dem Halbdunkel des Büros und der schönen Sitzkuhle des Bürostuhls von der Klimaanlagenluft an das Tageslicht zu treten, aber was soll man machen? Ich will eben kein Hängebauchschweinchen sein, egal wie süß die sind.
Jetzt laufe ich schon über drei Wochen mindestens alle zwei Tage und gestern ist was total tolles passiert. Nachdem ich dreißig Minuten gelaufen bin und nicht mehr konnte, dachte ich: „Nuf, bis vorne ans Schild geht noch.“ Und als ich am Schild war, dachte ich: „Das nächste schaffste auch noch.“
Das is irgendwie schon besonders. Früher, wenn ich mit meinem Mitbewohner gelaufen bin und der sagte: „Bis anne Ecke noch.“ da dachte ich: „Wieso bis anne Ecke? Hier ist doch auch schön zum Aufhören.“
Wenn ich eines Tages verstanden haben sollte, wie mein Schrittzähler funktioniert, dann werde ich vielleicht sogar wissen, wie weit ich gelaufen bin. Da freue ich mich schon drauf! Dann werde ich auch so ne Ledertasche, die einen Bügel verschluckt hat.
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Neben Fernsehhighlights brachte das Wochenende auch das internationale Kinderfest. Hier können Kinder bei der Telekom mit Fahrrädern schreckenerregende Hindernisparcours abfahren oder abgeschoben werden, wenn sie es selbst noch nicht können. Die Reifeisenbank hat die zehn nervenstärksten Musiker der Nation gecastet, die 2 bis 5 Jährigen zeigen, wie man Töne mit Geigen und Posaunen macht und die Polizei zeigte, wie schön es klingen kann, wenn türkische Kinderlieder durch ein Megaphon gebläkt werden.
Neben jenen, die verstanden haben, dass Kinder andere Bedürfnisse als Erwachsene haben, gab es die üblichen Schaubudenbesitzer, die rauchend kleine Herden von Minderjährigen durch Hüpfburgen trieben, deren Designer im Leben noch nie Kontakt zu Kindern hatten. Da kommt es schon mal vor, dass ich ertaube weil französische Mütter aufgebracht auf Fingern in mein Ohr pfeifen, weil sie die vermeintlichen Aufpasser darauf aufmerksam machen wollten, dass ihre vierjährige Tochter gerade von einem zwei Meter hohen, aufgeblasenen Indianer erdrückt wird, weil auf der anderen Seite zwei Racker Kung-Fu-Kämpfe imitieren. Wer kleiner als einen Meter groß war, verschwand auch schon mal in eine der Luftmatrazenbodenritzen und kam erst vier Kinderrunden später verheult zum Vorschein.
Große Attraktionen waren darüber hinaus die gebisstragenden Stoffkrokodile mit denen man sich gemeinsam die Zähne putzen konnte und der für Kinder grauenerregende „Karies-Tunnel“ in dem man während sich die Kleinen angsterfüllt mit ihren kleinen Körpern an die Beine der Erwachsenen drückten, die schlimmsten Varianten der Werke von Zahnmännchen betrachten konnte.
Großen Respekt gebührt des weiteren dem beherzten Studenten, der als Qoo auf der Bühne tanzte und sich von fünfzig begeisterten Kindern streicheln lies. Die Proportionen des Qoo-Wesens machten ein schlichtes Wegrollen sehr wahrscheinlich. Todesmutig fand ich am Qoo-Männchen auch, dass es blind im Anzug tanzte und Treppen stieg. Das muss man sich so vorstellen: Man steckt bei 50 Grad in einer großen Kugel und kann nichts sehen. Die Beine sind nur 40 Zentimeter lang und man hat Schuhgröße 120. Durch den Wattekopf gibt ein Begleiter einem Anweisungen: Jaaaa, jetzt kommt noch eine Stufe, gaaanz vorsichtig Qoo und von allen Seiten stürmen begeisterte Kinder auf einen ein und versuchen einen durch Streicheln zum Kippen zu bekommen.