110716437299060970

Vor einigen Wochen, als ich meinen neuen Rechner bekommen habe, dachte ich noch, eine der geistreichsten Erfindungen aller Zeiten seien die Kartenslots an der Vorderseite des Gehäuses. Da konnte ich z.B. bequem die Bilder meiner Digitalkamera oder meine MP3s überspielen. Einfach so. Einstecken – runter oder rauf laden – fertig!
Gestern habe ich die Tücken dieser verteufelten Erfindung kennen gelernt. Wahrscheinlich passieren solche Dinge sowieso nur, um meine Willenskraft beim Rauchentzug zu testen. So wie im Gegenverkehr eine Tram nach der anderen fährt und in meine Richtung, sobald ich an der Haltestelle erscheine, die Trams für die nächsten zwei Stunden ausfallen. Es sei denn, ich entschließe mich zu Fuß zu gehen, dann kommt die Tram selbstverständlich genau dann, wenn ich gerade so weit von der Haltestelle weg bin, dass ich sie nicht mehr erwische. Das macht mich so wütend, dass ich wie Tarzan schreien könnte und am liebsten meine Wollmütze fressen, während ich mich auf dem schneebedeckten Boden wälze. Solche Gemeinheiten hält der Alltag für mich parat.
Deswegen, um auf die Kartenslots zurück zu kommen – DESWEGEN passiert natürlich nur mir, dass ich meine wunderbare 500 MB große Speicherkarte nicht in den dafür vorgesehenen Schlitz schiebe, sondern in das Diskettenlaufwerk darunter und kein noch so verzweifeltes Schütteln des Rechners bewirken kann, dass dieses Ding herausfällt. Nein anstatt dessen kommt eine Meldung irgendwelche HUBs (von denen ich nicht weiß was sie sind) seien überhitzt und irgendwie irgendwas anderes Dringendes auch und aus diesem Grunde würde der Rechner nun ausgeschaltet.
Macht ja nix!, denke ich innerlich kochend, wollte ihn eh ausmachen und in dem Laufwerk rumnesteln um diese ******** Karte aus dem Teil zu popeln. Dazu muss ich den Rechner aufmachen, so viel ist sogar mir klar. Doch schon an dieser Hürde scheitere ich. Ich hab nämlich keinen Schraubenzieher! Graaahhhhrraaaaaaaaggghhhh!
Also krepel ich mich mit einer Nagelschere halb tot, bis ich dieses Drecksgehäuse endlich auf habe, um dann das Diskettenlaufwerk auszubauen. Aus unerfindlichen Gründen schiebe ich sinnlos rumliegende Kabel mit der Nagelschwere beiseite und bekomme einen Stromschlag vom feinsten, bevor ich endlich das Diskettenlaufwerk abgezogen habe. Es klemmt und ich ziehe und zerre, bis es schlussendlich krachend auf der anderen Seite auf meinen Holzboden poltert, dort einen Krater hinterlässt. Die Karte der Digitalkamera springt dabei aus dem Diskettenlaufwerk heraus und rutscht unter das Sofa. Ich, mittlerweile puterrot vor Wut, schiebe ächzend das monströse Sofa beiseite, stoße dabei die Tür zu, welche die Kiste mit dem Altpapier mit einem Schwung in den Flur entleert. Endlich halte ich die Speicherkarte in der Hand. Mein Wohnzimmer und mein Flur sehen aus wie nach einer polizeilichen Durchsuchung und ich will wieder meine Wollmütze essen.

110690517581034158

Schon 89 Zigaretten nicht geraucht. Im Internet nach Kryotechnologie gegoogelt. Leider feststellen müssen, das es derzeit noch mit gewissen Risiken verbunden ist, sich ein halbes Jahr einfrieren zu lassen. Das finde ich sehr schade, denn ein solches Vorgehen hätte sicherlich einige unabstreitbare Vorteile. Erstens könnte ich endlich wieder schlafen. Schlafen geht derzeit leider nur bedingt und es macht mich sehr ärgerlich, wenn mein Gehrin ausschließlich in Thetawellen dahinschwingt und mir vorgaukelt gleich, ja gleich da schläfst du ein und es dann aber doch sein lässt. Mieses Stück!
Zweitens würde es mir ungemein helfen, wenn sich Deutschland, was die Nichtrauchergesetze angeht, am italienischen Vorbild orientiert und binnen sechs Monaten Rauchen in die privaten Gemächer verbannt. Da mein allgemeines Aktivitätslevel seit Montag um schätzungsweise 600% gestiegen ist, könnte ich dann, frisch aus dem Kryoschläfchen erstanden als Art Missionar durch das Land ziehen und anderen Rauchern die Zigaretten aus den Mündern schlagen.
Ich kaufe mir ein wallendes, weißes Gewand und male an den Saum kleine gelbe und rote Flammen und renne händefuchtelnd durch Berlin und berichte wie ein rehabilitierter Sünder vom Übel der Abhängigkeit, dabei ziehe ich die Vokale unnatürlich weit auseinander und leiere die Satzenden.
Ich bekomme meine eigene Fernsehsendung und werde reich und berühmt.
Schön, dass meine Phantasien alle mit „ich werde reich und berühmt“ enden.

110674936912046691

Teeindustrie steigert Umsätze um 15%!
Und warum? Weil ich Tee trinke. Tee trinken hilft gegen ichwillrauchenichwillrauchenichwillrauchen. Quasi jedes Mal wenn ich das denke, ertränke ich den Gedanken in einem Schluck Tee. Das bedeutet allerdings, dass ich pro Tag schätzungsweise drei Liter Tee trinke. Der Voreilige mag jetzt feststellen wollen, dass dies durchaus gesund sei. Allerdings trinke ich zusätzlich noch Wasser und Saft – was bedeutet, dass ich ca. fünf Liter am Tag trinke. Die Flüssigkeit, die ich durch das Essen zu mir nehme, nicht mitgerechnet. Dies wiederum bedeutet für meinen Alltag: Tasse einschenken, trinken, trinken, trinken, Tasse einschenken, trinken, trinken, trinken, aufs Klo gehen, Wasser aufsetzen, Tee machen, Tasse einschenken, trinken, trinken, trinken (loop).
Ich habe gelesen, dass man schon im Mittelalter die Verabreichung großer Wassermengen als beliebte Foltermethode einsetzte. Sicherlich in Kombination mit dem Verbot für den Gewässerten seiner Notdurft nachzugehen.
Das habe ich quasi täglich in den Meetings. Ich meine, wie oft kann man in einem einstündigen Meeting raus gehen? Ab drei Mal muss man sich fragen, ob es nicht einen besseren Eindruck macht, gar nicht zu erscheinen.
Außerdem habe ich andauernd Kopfschmerzen. In der Zwischenzeit bin ich der festen Überzeugung, dass die durch das übermäßige Inhalieren der ätherischen Öle der Kräutertees, die ich zu mir nehme, bekomme.
Diese widerwärtige Entgiftung meines Körpers zeigt aber noch andere Effekte. Abnormes Essverhalten beispielsweise. Statt Kippe und Kaffee nehme ich morgens nun Vollkornmüsli zu mir und trinke dazu ein Glas Wasser mit Basezusätzen, so dass mein winterlich und exraucherlicher Körper entsäuert wird.
Das geht jetzt schon über eine Woche so. Gestern Abend habe ich mich dann dabei erwischt, wie ich mir Vollkornbrot kaufte und es in Kombination mit frischer Paprika aß. Gruselig. Glücklicherweise habe ich Obstphobie – vermutlich würde ich sonst umgehend an gesunder Ernährung sterben.

110668123477645008

Außerdem habe ich Nähe U Eberswalderstraße nen schönen Laden gefunden, in dem ich meinen Geburtstag feiern kann. Kostet 0 € Miete und ist überaus hübsch. Mein Herz hat er v.a. mit dem wunderschönen Satz >>Bitte säbern sie den Filter

110668062830658524

Das Wochenende habe ich nach langer Zeit mal wieder nutzen können, um Berlin-Tourismus zu betreiben und dabei entdeckt, wo man als Westdeutscher hingehen muss, wenn man Heimweh hat: Spandau.
Spandau besitzt die zweite Fußgängerzone, die es in Berlin gibt. Fußgängerzonen repräsentieren für mich als Wessi so etwas wie „in die Stadt gehen“, was als Landei eine zentrale Wochenendbeschäftigung darstellt, wie ich bereits an anderer Stelle berichtete. Außerdem machen die Geschäfte um 14 Uhr zu. Das gehört sich auch so. Würden die anderen Geschäfte in Berlin ebenfalls Samstag um 14 Uhr und unterwöchig um 18 Uhr schließen, könnte ich mir vermutlich bald meine erste Eigentumswohnung zulegen. Diese Rundumdieuhrshoppingmöglichkeiten werden mich eines Tages noch in den Ruin treiben.
Geschäftsöffnungszeiten die synchron zu meinen Arbeitszeiten laufen schonen dem entgegen auf wünschenswerte Weise meinen Geldbeutel. Wie dem auch sei. Spandau ist in jedem Fall eine Reise wert, wenn man mal vergessen hat, wie es ist sich zu langweilen.