Super! Ich dachte schon, die Geschichten gehen mir aus. Aber neeeeein! Mein Leben kann einfach nicht normal verlaufen. Also: mein Mitbewohner/Kollege/Alles-in-einem und ich steigen in der 18. Etage in den Aufzug und drücken Etage 13. Der Aufzug setzt sich in Bewegung, hält in der 13. Leider geht die Tür nicht auf. Stattdessen geht das Lichts aus, der Aufzug sackt ab. Während der Fahrt geht der Alarm los, aber das hat meinen Schrecken nicht wirklich zusätzlich verstärkt. Mein Mitbewohner hatte auch so etwas Beunruhigendes im Blick und als er dann auch noch seine Hand auf meine Schulter legt, dachte ich wirklich: super, jetzt sterbe ich. Nein! Eigentlich dachte ich: SCHEISSE! Die Geschichte ist insofern nicht wirklich spannend, weil man das Ende erraten kann. Der Aufzug kam im Erdgeschoss quitschend zum Stillstand. Ich lebe. Unten wusste ich lange nicht, ob ich jetzt weinen oder lachen soll. Ich hab mich dann entschlossen einfach gar nichts zu tun und wie eine Statue rumzustehen und den Fahrstuhl vorwurfsvoll anzusehen. Was mich erschüttert ist, mein letzter Gedanke wär also ein Schimpfwort gewesen. Mehr nich. Nix mit mein Leben zieht an meinem geistigen Auge vorbei oder hach plötzlich ist mir klar, was wichtig ist und was nich. Meine Freundin fragte mich ungerührt: Was hast Du denn vorgehabt? Noch ein abschließendes Wort zum Weltfrieden zu verfassen?
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Schon wieder Geld beim Wetten verloren und zudem noch mein Weltbild aus der Verankerung gerissen. Ich dachte immer Junikäfer seien die hübschen, roten, schwarz gepunkteten Käferlein, über die sich alle freuen, wenn sie einem beispielsweise ins Auge fliegen. Dem entgegen hielt ich Marienkäfer für die dicken, unsympathischen Brummer. Die Hummeln unter den Käfern. Gleichzeitig dachte ich Marienkäfer und Maikäfer seien das selbe Insekt. Leider verhält sich alles ganz anders. Marienkäfer sind die Lieben. Maikäfer die braunen Dickerchen. Und um es abzukürzen: meinen Recherchen zufolge, habe ich in meinem Leben noch nie einen Junikäfer gesehen. Nachdem ich das jetzt ein für alle Mal geklärt habe, bin ich bereit mich zu vermehren. Meinen Kindern werde ich zumindest nicht mehr solche Halbwahrheiten vermitteln. Die bekommen gleich zur Geburt eine Insektenenzyklopädie.
P.S. Ich arbeite übrigens gerade an einer ausgefeilten psychologischen Theorie, wieso man manche Krabbeltiere niedlich findet und andere abscheulich.
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Das Mittelalter wölbt sich über den Gürtel der Geschichte wie ein Bierbauch. Heute ist es zu spät für Aerobic oder Hüttenkäse-Diät, um das Mittelalter abzuspecken. Die Geschichte wird auf alle Zeiten Shorts in Größe 48 tragen müssen. (auch geklaut)
Fiel mir aber so ein, weil ich heute meinen ersten halben Tag im neuen Job hatte. Dieses „siezen“ ist ein merkwürdiges Ritual und ich muss mich immer so zusammenreißen, um nicht zu kichern. Wir sind alle gleich alt und es ist ziemlich absehbar, dass wir uns nicht ewiglich mit diesem komischen Wort auf Distanz halten werden – warum also antiquiert an dem Ritual festhalten? Noch merkwürdiger ist bei genauerem Nachdenken, das Phänomen, dass Männer sich im Geschäftskontext dünne Stoffstücke um den Hals knoten.
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Dieser Samstag begann mit einer Katastrophe. Nach nur vier Stunden Schlaf klingelte mein Wecker, weil ich meine Putzfrau erwartete. Dem Tode näher als dem Leben, quäle ich mich aus meinem Bett, um meinen ganzen Krempel im Schrank zu verstauen (damit sie überhaupt Platz zum Putzen hat). Eine halbe Stunde später fällt mir ein: sie hat Urlaub. Leider hab ich mir nicht gemerkt wann sie wiederkommt. Da ich schon mal wach war, wollte ich die Zeit nutzen und ausnahmsweise einkaufen gehen. Einkaufen um diese Uhrzeit ist eine böse, böse, böse Idee. Zwischen zehn und vierzehn Uhr gehen nämlich nur frustrierte Karrierefrauen mit Arschlochkindern einkaufen (Tschuldigung, das mußte ich von einem anderen Blog klauen, aber es ist so unsäglich passend). Da wird man halbverschlafen angerempelt oder immer und immer wieder mit dem Kinderwagen angefahren. Wenn man die Dame irritiert ansieht, erntet man Todesblicke. Sie zicken sich gegenseitig an und vergiften die Luft. Ihre Kinder schreien schrill und sitzen in den Einkaufswägen wie in kleinen Gefängnissen und rütteln an den Metallgittern. Schrecklich! Ich bin schnell wieder nach Hause und dann sofort ins Bett. Heute Abend treffe ich mich mit jemanden, den ich fünf Jahre davon überzeugen musste, dass er mich unbedingt mal kennen lernen will. Er bringt seine Freundin mit und hat sich gewünscht, dass wir uns ununterbrochen anzicken. Ich werde mir einfach vorstellen, dass sie eine dieser Frauen von heute morgen ist. Ich sollte Vorschläge für die Abendgestaltung machen. Da ich nicht kreativ bin, muss ich auf eine externe Anregung zurück greifen: Ringbahntrinken. Das geht so: Man nimmt zwei Würfel und eine Münze mit und steigt an einer beliebigen Station in die Ringbahn ein, würfelt und fährt so viele Stationen wie Augen gewürfelt wurden. Man verlässt den Bahnhof, wirft eine Münze. Kopf bedeutet rechts und Zahl links. Daraufhin kehrt man in die erste Kneipe ein, die einem begegnet und trinkt ein Bier. So fährt man fort bis man irgendwann an der Ausgangsstation wieder angekommen ist. Ich hab ein bißchen Angst, dass ich nie mehr zurück komme.
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Kann das sein? Scissor Sisters in Deutschland und dann spielen die nur bei Radio Fritz und auf dem Melt Openair in Grafenhainichen? Is ja naheliegend. Grafenhainichen, Toronto, Vancouver, Seattle, San Francisco, Los Angeles, New York …. Das is doch total gemein. Wenn ich auf die Uhr sehe, dann habe ich eigentlich genau noch acht Stunden, um jemanden mit Auto, Zelt und Zeit am Wochenende kennen zu lernen, der mich dorthin begleitet. Der Kerl aus der 7. Etage hat bestimmt ein Gefährt. Schade, dass er sich so Mühe gibt, mir aus dem Weg zu gehen.
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Kurzentschlossen eine neue CD zu erwerben, betrete ich nach der Arbeit ein großes, kommerzielles Musikgeschäft. Nach halbstündiger Suche unter allen mir naheliegend erscheinenden Kategorien, gebe ich auf und laufe zum Informationsschalter:
„Guten Tag, ich suche eine CD von Tomte. Können sie mir vielleicht sagen unter welcher Kategorie sie zu finden ist?“
„Nä“
Kaufwillig ziehe ich die Augenbraue hoch. „Bedeutet das, sie können es mir nicht sagen oder bedeutet es, sie haben keine CDs von Tomte?“
„Wie?“ Ich räuspere mich, setze erneut zum Sprechen an. Bevor das erste Phonem meinen Sprechapparat verlässt, werde ich unterbrochen.
„Hamma nich.“
„Wären sie wohl so freundlich in ihrem eigens zu diesem Zweck zur Verfügung stehenden Rechner nachzusehen?“
Zähneknirschen. „Wie solln die heißen?“ „Tomte“ „Wieee?“ „Tomte“ „Könnense dit ma buchstabieren?“ „T – O – M – T – E“
Verkäufer tippt „T – o – l – t – e“ „Sehense, hamma nich“ Ich atme tief ein. „Wenn sie es vielleicht T – O – Marta – T – E schreiben würden, wäre unser Unterfangen evtl. mit Erfolg gekrönt“ Verkäufer schnaubt doppelt so laut, hämmert die gewünschten Buchstaben ein. „Die jibbet ja wirklich!“ „Tatsächlich? Wie unerwartet. Können sie mir denn nun sagen, WO ich diese CD finden kann?“
„Nä.“
Ich bekomme ein nervöses Zucken in meinem rechten Augenlid. Mit zuckersüßer Stimme frage ich erneut nach: „Und wieso nicht?“
„Hammwa nich.“
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Aufzugtriologie
Jeden Morgen gehe ich mit meinem Mitbewohner zusammen in die Arbeit. Wir betreten gerade das Gebäude als ich sehe, dass „der schöne Mann“ meines Unternehmens das Drehkreuz passiert und auf den geöffneten Aufzug zusteuert. Eigentlich unterhalte ich mich gerade mit meinem Mitbewohner. Kurz entschlossen breche ich das Gespräch mitten im Satz ab, hechte zum Drehkreuz und werfe mich zwischen die sich schließenden Lifttüren. Dabei erleide ich ein weiteres Mal mittelschwere Quetschungen. Ich quieke und drücke mich durch die Öffnung. Durch den Schwung rempel ich ihn fast an. Ich grinse verlegen. Er mustert mich wie ein seltenes Insekt. Um seinen Hals hängt vorschriftsgemäß sein Konzernausweis. Leider verdreht. Während er sich mit einem Kollegen unterhält, versuche ich durch verschiedene Schiefstellungen meines Kopfes den Namen zu lesen. Vergebens. Immerhin erfahre ich zwei elementare Dinge: er arbeitet in der siebten Etage und seine Stimme klingt angenehm.
Eine Woche später stehen wir in der Etage unseres Cafés vor dem Aufzug. Wir drücken beide auf die Aufzugruftaste. Leider führt mich mein Weg nach oben und er strebt die entgegengesetzte Richtung an. Der erste Aufzug ist für mich. Ich steige ein, will mich lässig an der Stange zu meiner Rückenseite abstützen und ihn anlächeln. Leider greife ich daneben. Auch diesmal ist sein Blick eher als verständnislos als als flirtbereit zu deuten.
Wieder ein Paar Tage später. Gleicher Ort. Nur dass wir diesmal beide schon im Aufzug sind und er in der Caféetage aussteigt und ich im Aufzug bleibe. Der Aufzug geht auf, er verlässt ihn und da ich rechts in der Ecke stehe und ihn nicht mehr sehen kann, mache ich einen Ausfallschritt nach links, um ihm hinterherzuschauen. Während ich mich also in besagte Richtung biege und erwarte ihn entschwinden zu sehen, steht er spiegelbildlich zu mir und macht die selbe Bewegung. Ich erschrecke mich zu Tode, hüpfe hektisch in Deckung und schlage nach dem Türen-Schließen-Knopf.
Ich fürchte, ich werde ihn nie kennen lernen. Eigentlich müßte es eine unauffällige Strategie geben. Allein in der letzten Woche sind wir uns zufällig vier Mal begegnet. Exakt um 10.30 Uhr geht er Kaffee trinken. Mein Nachbar meint, ich solle meinen Mitbewohner überreden um die selbe Zeit mit mir Kaffee trinken zu gehen und warten, dass sich eine Gelegenheit ergibt. Auf meinen Einwand, dass der schöne Mann so denken könnte, wir seien ein Paar, erwidert er: „Nein, das macht ihr so. Beim Kaffeetrinken springst Du vom Tisch auf und rufst: Versteh doch endlich, es ist Schluss! Mein Mitbewohner soll dann sagen: Wie kannst du mir das antun? Du bist so schön und so ein wundervoller Mensch und im Bett bist du auch so eine Kanone…“ Ob diese dezente Vorgehensweise tatsächlich sein Interesse weckt?
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„Hallo Herr Doktor, ich habe ein unangenehmes Gefühl, welches durch ein Neurotransmitterungleichgewicht ausgelöst wird. Was kann ich dagegen tun?“
„Setzen sie sich auf ihr Sofa. Starren sie Wände an und suchen sie sich ein Lied, das sie mindestens vierundsiebzig Mal hintereinander hören. Essen sie dazu große Mengen Schokoladeneis.“
„Ah. Und was mache ich, wenn ich kein Sofa habe?“
„Das ist ein Problem. Sie können alternativ übermäßig viel arbeiten.“
„Klingt gut. Arbeit habe ich.“
„Gratulation.“
„Danke!“