**PRODUKTEMPFEHLUNG**

foxifixautomat @pixabay

Käme das Kind nach Hause und würde mir sagen: „Ich brauche einen Stift, den man wieder wegmachen kann.“ Ich würde einen kaufen. Vielleicht einen Füller mit einem Tintenkiller, vielleicht einen Bleistift und einen Radiergummi, vielleicht einen radierbaren Kugelschreiber. Beschwert hätte ich mich nicht.

Das Kind kommt aber nicht nach Hause und braucht irgendwas Allgemeines. Es braucht bestimmte Produkte. Weil der Lehrer Produkte empfiehlt. Einen Pilot Frixion Ball.

Dieser Stift kostet 2,50 Euro (günstigstenfalls) und ist gefühlt alle zwei Wochen leer.

Pelikan Wasserfarben, sollen es dann sein. Ein „Hausaufgabenheft für Faule“ bitteschön. Knete! Unbedingt brauchen Erstklässler von Habichvergessen Knete. Der ergonomische Tintenroller – STABILO EASYoriginal soll es für die Kleinen sein.

Ich finde das einfach nur ätzend. Trotzdem kaufe ich den ganzen Mist, weil es nämlich das Kind abbekommt, wenn ich es wage mich zu widersetzen.

„Warum hat die Mami denn nicht xy gekauft? Hast Du das der Mami nicht gesagt? Das ist aber nicht schön. Ich habe doch xy empfohlen.“

Es gab sogar Kritik weil das jüngste Kind das Lesebuch des Geschwisterkindes nochmal benutzt hat: „Das ist aber nicht so gut. Warum hast du denn kein eigenes bekommen?“

WEIL DAS FUCKING VERSCHWENDUNG IST??!!

„Wir benutzen Silbenstifte. Es ist nämlich nicht so schön für ihr Kind, wenn es beim Schreiben den Stift wechseln muss.“

Altes T-Shirt zum Malen? Faber-Castell hat doch Malschürzen! Wasserbecher? Einen aus Plastik, den man über hat? Nenenenene! Entschuldigung? Es gibt doch extrateure Pinselbecher.

Ich übertreibe jetzt ein wenig. Aber die Hälfte ist wahr und v.a. ist wahr, dass wann immer ich nicht mache, was der Lehrer sagt, das Kind subtil angemeckert wird.

Das Kind möchte es dem Lehrer aber perfekt recht machen und quält sich deswegen sehr, wenn sich die reaktante Mutter weigert, ebenjene tollen Superprodukte zu kaufen und anstatt dessen andere, billigere Alternativprodukte kauft.

Meine Reaktanz geht soweit, dass ich dieses Jahr sogar Dinge ge-bastelt! habe.

Nachdem ALLE Kinder nach der ersten Klasse die scheißteure Markenknete unbenutzt und leicht vertrocknet wieder nach Hause gebracht haben, war ich verleitet beim jüngsten Kind einfach farbige Fakewürste in die Knetpackung zu legen.

Und ja, ich rege mich aus Prinzip auf. Leisten kann ich mir das Zeug. ABER EIGENTLICH WILL ICH NICHT. Eben auch, weil es nicht für jede Familie einfach ist, Schulsachen im Wert mehrerer hundert Euro zu kaufen.

Ich will v.a. nicht, dass eine Autoritätsperson (ja, die Lehrerinnen und Lehrer sind für die Kinder Halbgötter, sie wollen ihnen immer alles recht machen, niemand darf sie anzweifeln, auch wenn die Englischlehrerin sagt es heisst „My best book is Harry Potter“ und nicht „My favorite book is Harry Potter“.) meinen Kindern eintrichtert, dass man immer teure Markenprodukte kaufen muss.

Aber wenn ich so eine Diskussion am Elternabend anfange, dann muss das mein Kind ausbaden. Also halte ich die Klappe.

183 Gedanken zu „**PRODUKTEMPFEHLUNG**“

  1. Ohje! Bei uns sind Frixuonsstifte verboten, seit die Lehrerin die Hefte im heissen Auto hat liegen lassen und alles weg war. Die reagieren auf Wärme.,,

  2. Aha, Silbenstifte sind also an beiden Enden angespitzte Buntstifte in Grundschulkinderhand. Whut!?
    Das *strikte Verbot*, Blei- oder Buntstifte auf beiden Seiten anzuspitzen, weil das übers die Arbeit gebeugte $Kind sich diese ins Auge rammen könnte, wenn es geschubst oder angerempelt würde, gehört zu den wenigen Dingen, die ich noch aus meiner Grundschulzeit weiss – wahrscheinlich wegen der detaillierten Erklärung damals, dass da schon Kinder Augen verloren hätten. Und jetzt ist das *Vorschrift*?
    O tempora, o mores.
    (Andererseits hätten dann damals reihenweise Schüler mit Augenklappen oder Glasaugen herumlaufen müssen. Hmm.)

  3. Der Silbenstift ist ja Blödsinn.
    Da kann man ja gar nicht den roten rechts und den blauen links halten. Das unterbricht doch unnötig den Schreibfluss.
    (Kein Witz, das hab ich in der ersten Klasse wirklich so gemacht)

  4. Schade, dass du die Klappe hälst. Der einfachste Weg ist nicht immer der richtige. Wir kaufen was wir für richtig halten. Nicht aus Geldmangel (keine Sorge wir sind so privilegiert wie du) sondern weil es bullshit ist. Die Mutter die weder Geld noch Kraft hat wär dankbar wenn du die Klappe ausmachst und nicht nur hintenrum lästerst.

    1. Wahrscheinlich hast Du überlesen, dass ich schon einige Male was gesagt habe und das völlig effektlos war, bis auf den Umstand, dass dann die Kinder dafür angemeckert wurden – von hintenrum lästern kann also nicht die Rede sein.
      An der Stelle wäre es super gewesen, wenn die anderen Eltern, die sich diese unsinnigen Anschaffungen nicht leisten können oder wollen, eingeklinkt hätten.
      Mir jetzt unterzuschieben, ich sei nicht solidarisch und egoistisch, ist von daher ein wenig daneben.
      Aber immerhin, kommentierst du hier und nicht hinter meinem Rücken wie die anderen auf Facebook, wo der Artikel geteilt wurde mit dem Subtext: Die priviligierte Bloggerin lässt Alleinerziehende alleine.

  5. Ich mache es in meiner Klasse am liebsten so: Mit Einverständnis der Eltern besorge ich die meisten Materialien, die ich für geeignet halte, vehandle mit dem Fachgeschäft meines Vertrauens nach Möglichkeit einen Mengenrabatt und lege den auf alle Kinder um. Aber das bedeutet natürlich, dass die Eltern finanziell keinen Spielraum mehr haben… Aber sie müssen sich nicht kümmern und sind dafür normalerweise dankbar.

  6. Keine Anschaffung, aber hier halt mal eine Lehrerin das Kind rundgemacht, weil es kein Küchenhandtuch dabei hatte (für iwas). Der ordnungsliebende Vater hatte es aus dem Ranzen genommen, weil er es für verlegt hielt…

  7. Oh Mann und sowas lese ich am frühen Morgen (vor 10 Uhr)….
    Bin schon wieder getriggert und bereite mich auf den Rage vor den ich in ein paar Jahren haben werde wenn meine Kinder anfangen zur Schule zu gehen.

    ….naja vielleicht auch nicht. Ich bin hier unten in Ba-Wü, wo vieles anders ist.

    Tendenziell: Ich würde glaube ich versuchen meine Kinder darauf vorzubereiten dass Lehrer sich ihnen gegenüber scheisse verhalten werden, und dass Lehrer – genau wie andere Menschen – nicht deswegen respektiert werden müssen weil sie Lehrer sind, sondern basierend auf ihrem Verhalten. Und wenn das einigermaßen sitzt: Feuer frei aus allen Rohren.

    Gruß
    Aginor

    1. Das ist – soweit ich das weiß – nicht erlaubt. Hab es nicht nachgeprüft, aber wir geben als Schule immer eine Liste mit den anzuschaffenden Dingen raus, auf der niemals Produktnamen auftauchen dürfen.

  8. Ich kenne aber auch Lehrer, die einfach sagen, bring nen Stift und nen Zettel mit. Fertig. Vlt noch ein Lineal oder sowas. Man kann das so machen wie von dir beschrieben. Muss aber nicht. Möglicherweise lohnt schon der Blick in die Nachbarschule. Ist es dort auch so?

  9. Das war vor 30 Jahren auch nicht viel anders. Es wurde zwar, soweit ich noch weiß, nicht explizit Irgendwas verlangt, aber „gern gesehen“.
    An Knete kann ich mich nicht erinnern. Gehört eh in den Kindergarten.
    Ich wollte aber anmerken, daß manche Marken sinnvoll sind (mir ist noch kein Malkasten untergekommen, der es mit Pelikan aufnehmen könnte), so wie auch nur Romika Gummistiefel was taugen und man stets Marken-Bodenwischzeugs kaufen sollte. Es könnte ja an den Erfahrungswerten der Herrschaften Pädagogen liegen, die sie weiterzugeben bemüht sind. Sie müssten dann halt nur noch einen Pädagogik-Kurs absolvieren, um das vernünftig rüberzubringen.

  10. Das kann man ja fast gar nicht glauben. Und mit den Lehrer/innen direkt zu reden? Könnte das was bringen?
    Herzliche (und verständnislos den Kopf schüttelnde) Grüße!
    Anna

  11. Bei uns wird alles von der Schule gestellt :) Stifte, Papier, Bücher, alles . Dafür müssen wir Schuluniform kaufen, aber die ist im Vergleich zu einem Schulranzen auch billig. Finde ich auch gut so, so werden Sachen wiederverwendet, und das Schulbudget wird weniger hemmungslos ausgegeben als das Geld der Eltern

  12. Ich verstehe Deinen Unmut über die Markenprodukte, und die Lehrerin des Erstklässlers scheint ja auch ’ne Macke zu haben (vgl. Lesefibel). Allerdings: Es ist generell schon sinnvoll, dass es Kaufempfehlungen der Lehrer gibt, denn dann haben bestenfalls alle Kinder in der Klasse das gleiche (möglichst hochwertige) Zeug. Stabilo Buntstifte z.B. sind Mittelklasse, nicht Faber-Castell, aber eben auch nicht die dünnen 99c-Dinger aus dem Euroshop. Mit denen lassen sich nämlich tatsächlich nicht so schöne Ergebnisse erzielen. Oder nur mit ungleich mehr Aufwand und Mühe. Die Kaufempfehlung richtet sich ja ebenso an Eltern, die ihre Lieben zwar mit schicken Nikes, aber ohne adäquates Handwerkszeug zur Schule schicken.

    1. Also wenn die Empfehlung eine Empfehlung wäre – also z.B. mit Begründung: „xy ist teurer, aber die Minen brechen nicht so leicht“ und man dann FREI entscheiden könnte, ob man das kauft oder nicht und die Kinder nicht unter Druck gesetzt würden, weil ihre Eltern nicht machen was die Lehrer befehlen… dann wäre das kein Problem.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr als 5x können Sie in einem Monat nicht kommentieren. So sorry! Ist das Gegenteil der Fall und sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen, dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken