Der zweite Tag re:publica hat gebracht, was ich mir persönlich von der re:publica verspreche: Inspiration und Spaß. Herausragend im Programm waren für mich der Vortrag von Prof. Gunter Dueck und das Panel „BloggerInnen im Gespräch„, was nicht zuletzt an der charismatischen Julia Probst lag.
Das Blog von Herrn Dueck wurde mir von ehemaligen Studienkollegen bereits ans Herz gelegt, die Bücher werde ich mir sicherlich auch zu Gemüte führen. Herr Dueck hat mich sehr an meinen ehemaligen Professor Dietrich Dörner (unbedingt lesen: Bauplan für eine Seele) erinnert, der gleichsam provokant wie auch geistreich lehrt, schreibt und Vorträge hält.
Für mich ist es eine große Freude so genialen Menschen zuzuhören und ihre Ideen und Ansichten kennen zu lernen. Sie sind für mich im wörtlichen Sinne verrückt aber genau dieses neben der Norm stehen bringt die Lösungen, welche der Gesellschaft heute fehlen. Schon Einstein soll gesagt haben: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Für mich sind die im Vortrag angesprochenen Themen von großer gesellschaftlicher Tragweite und wirken gleichzeitig direkt auf mein persönliches Leben. Spätestens mit Schuleintritt von Kind 1.0 (und dem gleichzeitigen Erkennen wie sehr die Schule als Institution bereits in den ersten Jahren versagt, weil sie in überholten Denkstrukturen und Menschenbildern verhaftet ist) wurde uns als Eltern der notwendige Wandel von der Wissensgesellschaft zur „Exzellenzgesellschaft“ gewahr.
Schon als 5 jähriges Kind stellte Kind 1.0 fest: „Wie könnt ihr das alles wissen ohne Internet?“.
Zweites Highlight des Tages war das Panel „BloggerInnen im Gespräch“ . Sehr angenehm moderiert von Philip Banse. Mich hat v.a. das Gespräch mit Julia Probst beeindruckt. Nicht zuletzt weil in unserem Leben die Gebärdensprache – wenn auch nur in Form von Babyzeichen – eine große Rolle spielt. Wenn ich mit meinem Baby gebärde, erlebe ich oft mitleidige Blicke (Ach Herrje! Ist das Kind etwa gehörlos?) und bin mit irrationalen Ängsten konfrontiert (Das Kind lernt doch so nicht sprechen!?). Das Gegenteil ist übrigens der Fall. Beide Kinder mit denen wir gebärdet haben, haben viel früher angefangen zu sprechen und es ist unfassbar welche zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten sich durch Gebärden eröffnen. Zudem habe ich übrigens den Eindruck dass sich das frühe Gebärden sehr positiv auf das Erinnerungsvermögen und auf die Entwicklung des Selbst auswirken…
Jedenfalls war es sehr interessant kurzzeitig in die Welt der Gehörlosen Einblick zu gewinnen und dafür sensibilisiert zu werden an welche Grenzen Gehörlose im Alltag unnötigerweise stoßen (müssen).
Allein diese beiden Programmpunkte haben den Besuch der re:publica lohnenswert gemacht (alle anderen Programmpunkte, kehre ich aus Platzgründen galant unter den Teppich).