Starfrisöre für Kinder – ein Empfehlungsschreiben

Es gibt nur wenige Wischmöpse die eine schlimmere Frisur als unser Kind 2.0 haben. Meine Eltern haben mich schon mehrere Male darauf hingewiesen, dass der einzige Ausweg aus dem störrischen Flaumgestrüpp eine Rasur des Kopfes ist. Erst dann wüchsen die wahren, schönen, wahrscheinlich goldlockigen Haare.
Wir weigerten uns jahrelang. Doch als mein Mann das Kind versehentlich einmal in die Abstellkammer gestellt hatte, weil er es für unseren Wischmopp hielt, habe ich meine Meinung geändert und machte mich auf die Suche nach einem Kinderfrisör.
Der Rekord im Stillsitzen bei Kind 2.0 liegt derzeit bei 10,26 Sekunden. Das sollte auch die Zeit sein, in der ein Frisör ihm eine hübsche Frisur zaubern sollte. Ein Profi musste also ran.
Eine intensive Internetrecherche brachte uns zu einem Frisör der sich in einem großen Kaufhaus in Westberlin befindet. Die Einrichtung hatte sich ausdrücklich als KINDERfrisör ausgegeben.
Als wir ankamen sahen wir Donald Duck- und Motorradstühle auf die das Kind zu platzieren war. Das Kind wollte aber lieber in den Spielbereich. Leider war es erst 23,46 Monate alt und die freundliche Frisörin wies uns darauf hin, dass der Spielbereich erst für Kinder ab zwei Jahren geeignet sei.
Das Kind heulte Rotz und Wasser, was die Frisörin empathisch mit „Wollen se nun Haare schneiden oder nich?“ kommentierte.
„Ja sehr gerne!“ erwiderte ich und wollte das Kind auf meinem Schoß Platz nehmen lassen.
„Uffm Schoß schneidenwa nich. Dit Kind muss uff den Stuhl.“
„Will es aber nicht.“
„Dann schneidenwa nich.“
Ein bisschen verdutzt war ich da schon: „Kindergerecht habe ich mir doch ein wenig anders vorgestellt.“
„Für Ihre Vorstellungen könnwa ja nix.“
Wie gerne hätte ich ihr da gegen das Schienbein getreten. Als zivilisierte Menschen packten wir jedoch lediglich unsere Sachen zusammen und verließen die Räumlichkeiten. „Weiterempfehlen kann man sie ja leider nicht.“
„Wir wollen hier sowieso nur artige Kinder!“
Da vergaß ich meine Erziehung und verpasste ihr eine Kopfnuss.
Das Kind wurde farblich kenntlich gemacht und war fortan gut vom Mopp zu unterscheiden. Wenn man kreativ ist, gibt es eben immer Lösungen.

20 Gedanken zu „Starfrisöre für Kinder – ein Empfehlungsschreiben“

  1. In London waren wir bei einem ganz tollen Kinderfriseur, bei dem wirklich alles kindgerecht ablief. Aber solche Situationen kennen wir ansonsten auch – Deutschland hat da die Marktlücke noch nicht entdeckt. Ich hoffe, inzwischen klappt es bei euch etwas besser.

  2. … wie gern ich hier lesen würde: Was neues, zum Beispiel. Wann gehts’n hier weiter?

    PS: Käme Frau Nuf aus Oberfranken, würde sie sich nicht beklagen, sondern demütig nehmen, was sie kriegt.

    PS2: Die Idee mit dem Hirten gefällt mir. Und der liebliche Friseur aus der Danziger hat bestimmt recht. So.

  3. Dreadlock-Lämmchen beim Hirten scheren lassen.
    Vorteil: Dem entwischt nichts.
    Nachteil: Fragwürdiges Folklore-Liedgut.

    Wie auch immer, eigentlich wollte ich nur Lobeshymnen auf den Blog singen (ohne Hirtenfolklore).

  4. Oh, zufälligerweise in der Danziger Straße, dieser liebliche Friseur?
    „Wat wolln se denn da druff für ne Frisur? Det sieht dann och nicht besser aus.“ War der freundliche Hinweis, als ich für Kind 2 – blond, gelocktes, Kraushaarfrisurkind eine neue, passable Frisu begehrte.

  5. Seltsame Sache, dieser „Ein-Herz-für-Blog“-Tag … eigentlich. Denn nun lese ich hier schon den ganzen Abend und amüsiere mich wohligst! Vielen Dank, nun sicher öfter.

  6. Ich wurde als Kind schwer mißhandelt, Bilder beweisen das: Ich hatte entweder eine Topf-Frisur oder so raspekurze Haare das jeder meinte ich wäre „jaaa so ein süüüüßer Bursche!!!!“
    Und da soll man kein Frisuren-Trauma bekommen.

  7. Ich kenne auch nur Mütter die die Haare ihrer Kinder selbst schneiden, da diese nicht lange genug still halten und Frisöre nur Geduld aufweisen wenn man plappert, sich aber nicht regt.

  8. Tröste dich! Moppfrisuren sind grad ganz schwer im Kommen.
    Ich hab meinem Zwerg die Haare oft selbst geschnitten, besonders gut ist mir dabei der (ungeplant) asymetrische Pony gelungen. Hüstel, hüstel.
    Ich hoffe, mein Kind verzeiht mir irgendwann…

  9. so kann man das auch nicht mehr sagen, die Hälfte der Bevölkerung ist lt. Statistik ausgetauscht, ein drittel sind mit Migrationshintergrund.
    Das sind nur noch janz wenige die so sind, dit sind ooch nüsch die Balina, sondan die Brandenburga, die vonne LPG Jemeenschaft wida zurück inne sivilisasion jeswungen wordan! Oda vonne Schlachtung in Ebaswalde.

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