Berlin – Hajo!

In diesen Babykursen hört man immer wieder diesen Unsinn bestimmte Fähigkeiten könne man nicht trainieren, sie würden einfach reifen.
Als engagiertes Elternpaar halten wir von solchen Hypothesen natürlich nichts und beginnen frühzeitig mit dem Training, so dass unsere Kinder stets mit den Besten mithalten können.
Mit einem leichten Schock habe ich jedoch festgestellt, dass unser Einsatz gelegentlich etwas abschlafft.
Heute morgen musste ich z.B. in einer Hauruckaktion das Kostüm von Kind 2.0 ändern. Der Kindergartenfasching stand unter dem Thema „Waldtiere“ und als ich den Kindergarten betrat, hüpfte mir ein Kind entgegen, das mich mit einem seltsam süßlich riechenden Spray parfumierte und dabei jubelte: Ich bin eine Stinkwanze und ich sprühe Dich mit Wohlgeruch ein!
Ich schaute auf Kind 2.0, welches lediglich als Hummel verkleidet war und mir wurde klar: Wenn das erste Kind, dass mir entgegen tritt, als Stinkwanze verkleidet ist, wird es als Hummel einfach nicht punkten können.
Ganz umsonst hatte ich ihm also mit seinen 16 Monaten das Wort „Bombus sylvarum“ beigebracht.
Ich drehte auf dem Absatz um und lief nach Hause.
Mit nur wenigen Handgriffen hatte ich aus einem Erbstück der Mutter väterlicherseits aus einem schönen Kaninchenhaarmantel ein Ganzkörperanzug für das Kind genäht. Aus einem Haarreif, ein bißchen Basteldraht und den Klorollenvorräten der letzten beiden Jahre formte ich ein mächtiges Geweih.
Unser Kind sollte als breitstirniger Steppenelch gehen.
Das Geweih war allerdings so perfekt nachgebaut, dass das Kind nicht mehr durch die Eingangstür des Kindergartens passte.
Das machte mich ein bißchen traurig, jedoch bestätigte das Kind durch Babyzeichen als ich es neun Stunden später wieder abholte, es habe nur wenig gefroren und eine Erzieherin habe ihm einige Eicheln zu Mittag raus gebracht.