Muttertag 365 Tage im Jahr

Muttertag - ein Träumchen
So liege ich den ganzen Tag im Bett. Auch am Muttertag. NICHT./Quelle: Pixabay jill111

Muttertag. Mir geht das Abhassen auf den Muttertag auf die Nerven.

Warum ist es immer entweder oder? Warum kann ich den Muttertag und die Geschenke nicht behalten UND politische Forderungen haben?

Ich verstehe. Wut. Wut über die unhaltbaren Bedingungen. Wut v.a. weil Kinder ein Armutsrisiko darstellen. Berechtigte Wut aller Alleinerziehenden (aber nicht nur).

Wut ist ja eigentlich total mein Ding (auch wenn ich nicht so aussehe).

Aber in dem Fall sträubt sich alles in mir gegen die Idee, dass ich nicht gleichzeitig Feministin sein UND Selbstgebasteltes von meinen Kindern entgegen nehmen kann.

Oder – der Einwand kommt ja schnell – von meinem Partner, der das vielleicht stellvertretend für die Kinder macht, weil die noch zu klein sind.

Weder die Kinder – noch die Partner sind der Feind. Und ich finde es feindselig gegen die Geschenke, die man zum Muttertag bekommt, zu wettern (oder differenzierter gesagt – sie abzulehnen).

Man stelle sich das mal in real vor, nicht nur metaphorisch: Da springen meine Kinder morgens mit einem Büschel selbstgepflückte Blumen in mein Bett (natürlich um 6 Uhr und nicht wenn ich finde, dass ich ausgeschlafen habe) und dann nehme ich die Blumen und werfe sie gleich aus dem Fenster.

Macht natürlich niemand.

Ich habe schon auf Twitter gesagt, dass diese Dramaturgie „Ich will nicht <Geschenk> sondern <wichtige politische Forderung>“ mir ein ungutes Gefühl macht und habe einiges an Gegenwind erfahren und einige Menschen, die ich sehr gerne in meiner Timeline habe, sind mir gleich entfolgt.

Wahrscheinlich folge ich dem falschen Feminismus (welche Richtung ist das dann eigentlich? Bekiffter Flausch-Feminismus?).

Ihr hört mich seufzen.

Ich weiß es wirklich nicht. Es gibt ja diese bizarre Richtung Glamour-Konsum-Feminismus – zu sehen auf den Kleiderständern diverser Modeketten – zu erkennen am flotten, glitzernden Fun-Feminismus-Spruch auf dem Shirt (nur 6,99 Euro!).

Bin ich da angekommen? Bin ich kurz vor Ivanka Trumps Bullshit-Feminimus?

Wie gesagt: Ich unterstütze vollumfänglich die Forderungen (ich bin nicht mal bereit bescheiden Wünsche zu sagen, weil es ist an der Zeit, dass diese Dinge Realität werden. Da hilft vielleicht ein leises „Ich hätte gerne…“ nicht mehr, da muss man vielleicht auch mal „Ich will…“ sagen).

Lest bitte weiter bei der geschätzten Mama arbeitet, bei Mutterseelesonnig und auch bei Journelle, die zu Recht gegen die furchtbaren Muttermythen abhasst oder schaut euch das Hashtag #Muttertagswunsch auf Twitter einfach selbst an.

Ich sehe mich wirklich ganz und gar nicht im Gegensatz oder Widerstreit dieser Personen und/oder der Aktion Muttertagswunsch.

Mich erschreckt nur die Wut (in dem Fall, vielleicht, wie gesagt, weil ich so hormon-schnulli-weichgespült bin). Ich möchte in der selben Demo mitlaufen und ich möchte noch mehr Frauen und Männer mitnehmen und die Kinder gleich auch.

Natürlich sollen die lernen, dass es nicht nur einen Tag im Jahr gibt, an dem man die Eltern alibimäßig wertschätzt.

Und zuletzt wünsche ich mir, dass auch Väter Muttertagswünsche haben. Das irrwitzige ist nämlich, dass diese Wünsche alle so klingen als seien sie Aufgaben/Probleme/Verantwortung der Mütter. Sind sie auf eine Weise natürlich. Sollen sie aber nicht sein. Also bitte – es gibt ja keinen Elterntag – dann lasst mal ein paar Vatertagswünsche hören.