Die Mama trägt UGGs, das Kind Rubber Ducks und FinKid, der Papa Fjäll Räven. Ich treffe sie im Bio-Markt in der Nähe vom Helmholtzplatz. Sie bewohnen eine dieser engen vier Zimmer-Wohnungen im Prenzlauer Berg, die 1.600 Euro kalt kosten. Der SUV am Parkplatz fährt selbstverständlich Bio-Diesel. Die Familie hat noch eine gesunde Bräune von ihrem Weihnachtsurlaub auf Bora-Bora.
Das sind sie also die Familien, die „Aus der Kurve geflogen“ sind, von denen die Nido spricht. Sie sind eigentlich Mittelschicht, aber seit das Kind da ist, muss der Gürtel enger geschnallt werden. Man kann nicht mehr vier Mal in der Woche ausgehen, für den Jahresurlaub muss man sparen. Die Raten für die Wohnung zahlt man nicht mehr aus der Portokasse, – und bewahre Gott andere Familien davor – die FinKid-Jacke ist Second Hand!!!
Ich möchte mich echt erbrechen, wenn ich diesen Artikel lese!
Man ist also aus der Kurve geflogen, weil man sich kein zweites Bad leisten kann? Es ergeht Kindern schlecht, wenn nicht jedes Kind ein eigenes Kinderzimmer hat?
Mal ganz ehrlich: Unsere Kinder haben auch jedes nur ein Pony! Und? Beschweren wir uns? Jammern wir?
Im Ernst. Das einzige was die Nido hier treffend beschreibt ist, warum in Deutschland die Geburtenrate zurück geht. Menschen mit fehlgeleiteten Vorstellungen über Wohlstand und einem Missempfinden von was Individualität, was Leistung und Normalität ist, sind schuld, dass sich immer weniger zutrauen Kinder zu bekommen.
Der Artikel ist eine Beleidigung für alle, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen und deren Geld trotzdem nicht reicht. Die auch ohne Ratenabzahlung noch nie Urlaub gemacht haben, die trotz aller Sparmaßnahmen auch in hundert Jahren kein Eigenheim besitzen werden. Ein Schlag ins Gesicht v.a. für Alleinerziehende, die sich vielleicht sogar ohne den Unterhalt des anderen Elternteils durchs Leben schlagen müssen.
Die Autorin und die zitierten Familien sollten dringend Mal meditieren gehen und sich klar machen auf welch luxuriösen Eisbergspitze der Gesellschaft sie sitzen. Vielleicht tatsächlich „nur“ auf der Grenze zwischen Wasser und Schollenspitze – die restlichen 90% Prozent der Gesellschaft schwimmen trotzdem unter der Wasseroberfläche.