re:publica, Tag 1.0

Als bekennende Sozialphobikerin durfte ich mich den ganzen Tag an diplixens Jackettzipfel hängen (außer in den vier Pipipausen, die er netterweise kurz gehalten hat). Ich habe deswegen seiner bereits niedergeschriebenen Zusammenfassung des Tages kaum etwas hinzuzufügen.

Außer vielleicht, dass ich es schade fand, aus Platzgründen nicht mal in die Nähe des Türrahmens des Panels „Shitstorm? You can do it!“ gekommen zu sein und dass ich als Diplom-Psychologin die inszenierte Persönlichkeit von Sascha Lobo natürlich nach diesem großartigen Vortrag über die Trollforschung wieder ein bißchen mehr verehre.

(Ach und übrigens, wenn ich das im Vortrag über Medienkompetenz richtig verstanden habe, bekommt man sein Netzpferdchen erst auf die Unterhose getackert, wenn man beliebige Passagen aus Muschileaks zitieren kann ohne dabei frauenfeindliche Witze im Hinterkopf zu haben.

Im selben Vortag gab es übrigens eine Folie zu sehen, die zeigte, wie ein Kind mit einer Axt spielte (2. Reihe, 3. Bild von rechts). Dies sollte ein Symbol der Gegenseite dafür sein, dass man das Internet für Kinder lieber filtere oder am besten gar nicht erst zugänglich mache – schließlich lasse man die armen Kleinen auch nicht mit Äxten hantieren. Mich hat diese Folie nachhaltig verwundert – denn ich bin große Verfechterin davon dass man Kinder durchaus mit Äxten spielen lässt. Das meine ich ausnahmsweise sogar ernst. In unserem Haushalt sind keine Kindersicherungen und ähnlicher Unsinn zu finden. Das spart Unmengen an Geld und ermöglicht den Kindern einen kompetenten Umgang mit Messer, Schere, Licht. Es ist also keine Frage ob sondern wie man die Kinder (altersgemäß) heranführt.

Ein weiterer Grund warum ich mich auf das Erscheinen des Buchs „50 Dangerous Things (You Should Let Your Children Do)“ freue.

Was ich von der re:publica 09 mitgenommen habe II

Twitter kenne ich seit ca. 6 Monaten. Ich benutze es so: Einloggen und solange ältere Beiträge lesen und den More-Knopf anklicken bis ich an der Stelle angekommen bin, bei der ich beim letzten Login aufgehört habe zu lesen. Twitter ist mir suspekt. Ich mache nur mit, damit meine Kinder mich in fünf Jahren nicht auslachen.
Auf die re:publica hat es mich aufgrund einer Verkettung seltsamer Zufälle verschlagen.
Mein Resumée: Nächstes Jahr wieder und dann aktiver.
An Tag 1 habe ich mir die nette Begrüßung angesehen und gestaunt was man mit iPhone alles machen kann.
Danach habe ich gestaunt wie unglaublich reich und wichtig man als Blogger werden kann.
Den Chacka-alles-was-wir-machen-hat-die-Verbesserung-der-Welt-zum-Ziel-Vortrag von IBM habe ich aus Sicherheitsgründen mit Alufolie am Kopf verfolgt.
Inspirativ und auch glaubhaft, fand ich den social everywhere-Vortrag von Dr. Peter Schütt.
Tag 2 startete aufgrund einer morgendlichen Katastrophe (Dreiradsattel brach ab, passende Mutter nicht verfügbar) erst mit einem sehr akademischen Vortrag zur digitalen Identität und mündete Stunden später in einer  Twitterlesung.
Am 3. Tag saß ich im bewegenden Vortrag von Esra’a Al Shafei und hörte mir die anschließende Podiumsdiskussion an, um endlich mal etwas über Relevanz zu erfahren.
Hätte ich für den anschließenden Vortrag von Wales etwas spenden müssen, ich hätte mich aus dem Saal geschlichen, wie manch einer sich an der Toilettenfrau vorbei schleicht.
Cory Doctorow war umso phantastischer und eigentlich auch der einzige Vortrag bei dem ich für mein Gefühl wirklich Neues gehört habe.
Den letzten Vortrag des Tages „Wenn Frauen bloggen – Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone.“ wollte ich unbedingt anhören, bin dann weil zwei Teilnehmerinnen absagen mussten, durch Zufall hinter statt vor dem Tisch gelandet, um mit Entsetzen festzustellen, wie viel Diskussionsbedarf es noch zum Thema „die arme, benachteiligte, von Männern in allen Lebensbereichen unterdrückte Frau“ gibt. Schade, denn an sich hätte ich gerne mehr von den anderen Teilnehmerinnen gehört, deren Blogfelder ganz andere Bereiche abdecken. Ich hätte ohne Punkt und Komme zu solch seltsamen Weltansichten Stellung nehmen können, habe es dann aber gelassen, weil man in solchen Diskussionen ohnehin nicht gegen solche Positionen ankommt. Nichtsdestotrotz bin ich motiviert nächstes Jahr das Thema Frauen & Blogs wieder aufzugreifen und zu vertiefen. Bis dahin sind hoffentlich auch andere selbstbewusst selbst zu sagen: Unser Blog hat im Monat an die 200.000 Pageviews und das bedeutet unabhängig von der intellektuellen Güte unserer Inhalte, dass wir eine gewisse Relevanz haben.