Schimpfwortfreie Erziehung

Vor einem Vierteljahrhundert waren zwischenkindliche Beschimpfungen noch völlig harmlos. Wenn man sich beispielsweise auf dem Schulweg gegenseitig schupste und einer der beiden Kontrahenten zu Boden ging und sich die Hose dreckig machte, war das schlimmste, was man sich zuschrie: DAS KANN DEINE MAMA SAUBER MACHEN!.
Wenn man im Vergleich dazu hört, was sich rauchende Achtjährige an Bushaltestellen heutzutage an den Kopf werfen, möchte man am liebsten Hände, Augen und Ohren mit Kernseife auswaschen. Notfalls die eigenen.
Was ist man dann glücklich, wenn die eigenen Kinder schlimmstenfalls zuhause fragen, was wohl eine hässliche Bumspalme sei, das hätten sie heute unter Fünftklässlern in der Schule aufgeschnappt.
Abküssen möchte man das Kind spätestens wenn im Park mitbekommt, wie es ob seiner sand- und schlammbesudelt von einer Rentnerin angesprochen wird: „Ei da wird die Mama aber schimpfen! So pfui schmutzig wie Du bist.“ und es selenruhig, milde lächelnd antwortet: „Nö, meine Mama schimpft gar nicht, die wäscht das einfach!“.