Kinderfilme, die ich ertragen kann

Ich finde es ziemlich schwierig Kinderfilme zu finden, die ich gerne mit meinen Kindern anschauen möchte.

Im Grunde suche ich ständig Methadon für Studio Ghibli Filme: Wunderbare, zauberhafte gleichberechtigte Charaktere, warmherzige nicht allzu spannungsreiche Geschichten.

Mich nervt es z.B. maßlos, dass ein Großteil der gängigen Kinderfilme v.a. männliche Protagonisten haben, die im allerbesten Fall einen weiblichen Sidekick aufweisen können. Dieser Sidekick darf dann süß sein, vielleicht ein bisschen witzig, aber gleichwertig (wie das Wort schon sagt) eben nicht [1].

Viele künstlerische Filme (folgt den Filmempfehlungen des Kinderfilmblogs), nehmen meine wenig fernsehschauenden Kinder emotional zu sehr mit. Bei O Menino O Mundo z.B. haben die Kinder Rotz und Wasser geheult und ich war hin und her gerissen, ob wir abbrechen (dann aber die Anspannung in den Kindern lassen) oder die Auflösung am Ende schauen, so dass die kleinen Herzen ihren Frieden finden.

Wie gesagt, es gibt tausende von tollen Kinderfilmen, die aber für sensible Kinder emotional schnell zu viel werden. Es bleibt also das Problem Filme zu finden, die ich gut finde (u.a. weil sie auch eine gute Botschaft vermitteln), die aber gleichzeitig nicht zu sehr mitnehmen.

Umso mehr freue ich mich, wenn ich dann ab und an total unerwartet Filme sehe, die eine große Diversität und eine unterhaltsame Story haben. Storks z.B. kann ich wärmstens empfehlen.

Eine sehr technikaffine weibliche Hauptdarstellerin (Tulip) erlebt bei dem Versuch ein versehentlich „produziertes“ Baby an die ursprünglichen Bestellereltern zu liefern gemeinsam mit einem Storch (Junior) lustige Abenteuer. Im Film haben die Baby alle erdenklichen Haut- und Haarfarben und die Familien reichen von Alleinerziehenden, über gleichgeschlechtliche Paare bis Großfamilien. Ganz abgesehen davon ist der Film (die Wölfe!) sehr witzig und der Soundtrack dazu toll!

Jedenfalls, gestern haben wir Sing gesehen und auch dieser Film ist mir sehr nachgegangen.

Tatsächlich gibt es sehr ausgewogen weibliche wie männliche Charaktere, die alle über sich hinaus wachsen und das auf eine sehr schöne Art und Weise.

Die Story ist schnell erzählt: Der Koala Buster Moon ist erfolglloser Betreiber eines alten Theaters und versucht mit einer Castingshow einen letzten Anlauf das verschuldete Etablissement zu retten. Aufgrund eines kleinen Unfalls werden die Werbeflyer mit einem Preisgeld von 100.000 statt 1.000 Euro in der Stadt verteilt.

Das Interesse ist natürlich riesengroß und am Ende begleitet man eine kleine Auswahl von begnadeten Freizeitsängerinnen und -sängern.

Da ist die Schweinemama Rosita, die ein unsichtbares Leben als Hausfrau fristet, kaum wahrgenommen vom gestressten Büroschweinegatten und den 25 Schweinekindern.

Ebenfalls im Schatten ihres egomanen Partners lebt Ash, ein Stachelschweinmädchen, das Punkrock liebt.

Außerdem mit dabei Meena, ein soziophobisches Elefantenmädchen, sowie Johnny ein Gorillateenager, der nicht in die Fußspuren seines Vaters treten möchte und die überhebliche, spielsüchtige Maus Mike.

Sie alle treten (Spoiler!) am Ende nicht gegeneinander sondern miteinander auf und werden als Individuen sichtbar.

(Größtes Identifikationspotential hatte für mich natürlich die Schweinemama, die, um proben zu können, eine Ehemann- und Kinderversorgungsmaschine baut und deren Nichtanwesenheit solange alles läuft, nicht mal bemerkt wird).

Jedenfalls: Heute Morgen kam noch Kind 2.0 und ergänzte: „Ist Dir aufgefallen, dass alle unterschiedlich alt sind? Und dass sie so sein dürfen wie sie sind und sogar die Mädchen nicht schlank und süß sein müssen?“

In der Tat spielen zwei ältere Damen mit (die 200jährige Chamäleondame Matilda Crawly und die Gesangslegende Nana Noodleman) und Schweine und Elefantenmädchen sind einfach wie sie sind: sehr groß, stark und massig.

(Anders z.B. in Zoomania, wo das Hasenmädchen niedlich und zart ist, die Tiger Sixpacks haben und die Sängerin am Ende auch sexy sein muss – wobei ich den Film wirklich auch sehr gerne mochte, aber ich fand es schön, dass bei Sing keine Weiblichkeitsüberzeichnung und kein Spielen mit Klischees nötig war…)

Kurz gesagt: Sing hat mich überrascht (zumal immer noch gilt: Mir gehen Gesangsszenen in Filmen sehr schnell auf die Nerven).

Für weitere Empfehlungen bin ich offen, lasst gerne eure Tipps da!

 


[1] Manchmal gibt es sogar so absurde Dinge wie dass eine Comicverfilmung den gleichberechtigten weiblichen Part einschrumpft (aktuell Valerian – ursprünglich Valerian und Veronique).

Da fällt mir auch wieder ein: Hoffentlich sind die Kinder bald alt genug für Force Awakens und UIUIUI dieses Jahr geht es weiter mit Rey!