Elternabende

Fährtenleser ziehen Rückschlüsse nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, ausschließlich über das Lesen von Tretfährten sondern sie beachten Spuren aller Art. Denn auch aus Bauten, Nestern, Fraßspuren und Kotresten lassen sich Rückschlüsse auf das verfolgte Tier ziehen.
Primatenforscher berücksichtigen diese Punkte ebenfalls. Vor allem aus dem Kot können sie Erstaunliches schließen. So entdeckte man beispielsweise dass Schimpansen bestimmte Pflanzen verzehren, die Substanzen enthalten, die gegen Darmwürmer wirksam sind. Dies lässt sich nachweisen indem man die Anzahl der Parasitenwürmer im Kot vor und nach Verzehr der pflanze zählt.
Würmer zählen finde ich total ekelig. Ich würde nie in Kacke wühlen. Ich schaue sie lediglich an, kategorisiere die Farbe und rieche daran.
So ist das, wenn man zufüttert und herausfinden will, ob das Kind die neue Nahrung verträgt oder nicht.
Das Schöne ist, ich bin gar kein Kakologe und weiß deswegen nicht, wie die einzelnen Gemüse- oder Obstsorten nach dem Verdauen aussehen sollten. Dennoch schnüffle ich, reibe die Windelenden aneinander und beäuge das Verdauungsresultat ganz genau.
Meistens entscheide ich, dass es gut und richtig ist.
Es gibt aber auch die Fälle, in denen ich eine Zweitmeinung benötige. Zur endgültigen Urteilsbestimmung konsultiere ich meinen Freund wenn er abends von der Arbeit kommt und halte ihm die vor zehn Stunden ausgeschiedenen Produkte unseres gemeinsamen Zöglings unter die Nase. Der sagt in der Regel „Hm ja“ und wir entsorgen die Windel endgültig.

Zeitungsartikel

Ich sehe die Schlagzeile. 86jährige stillt 55jährige Tochter.
Die Tochter K. der Frau N. ist die weltweit erste Frau, die weit über ihre Menopause hinweg gestillt wurde.
K. weigerte sich bereits in den ersten Lebensmonaten Nahrung zu sich zu nehmen, die nicht direkt der mütterlichen Brust entstammte. Die folgenden Lebensjahre scheiterten mehrere engagierte Versuche das Kind mit gesunden Nahrungsmitteln wie Banane, Möhren, Kürbis, Pastinaken, Birnen, Äpfel, Avokados, Melonen, Reisschleim und Getreidebrei zu füttern.
K. blieb hart und verweigerte jegliche Breikost.
Auch Versuche Zuckersirup, Schokolade, Wackelpudding (rot, grün und gelb) zuzufüttern wurden hartnäckig mit Kopfabwenden und Lippenzusammenpressen beantwortet.
Die Frau N. erlitt bereits mehrere Entnervtheitszustände als sie schließlich mit Eintritt ins Rentenalter alle weiteren Versuche des Abstillens aufgab.