Es ist so. Über die meisten Sachen kann ich nicht eloquent sprechen, weil mir jegliche theoretischen Untergebäude fehlen. Ich kann keine wichtigen Personen zitieren, kenne den genauen gesellschaftlichen Kontext nicht und allem voraus kenne ich die Wahrheit nicht. Ich habe nur eigene, wahrscheinlich sehr naive Gedanken, die sich aus den Fragmenten bilden, die ich tagein, tagaus aufsauge.
Ich weiß nicht genau wie, aber ich bin jetzt ja Feministin. Das merke ich z.B. daran, dass ich in letzter Zeit häufiger mit „Ihr Feministinnen, …“ angepöbelt werde oder dass mir Bekannte sowas sagen wie „Neulich war ich in einem Vortrag, da wurde ausschließlich die weibliche Form in der Ansprache verwendet, da musste ich an dich denken.“ oder dass sie Unterhaltungen beginnen mit „Mir ist Sachverhalt xy begegnet und da habe ich mich gefragt, wie du als Feministin das siehst.“
Wie bin ich bloß in diese Sache reingeraten?
Tatsächlich habe ich die üblichen Postionen der folgenden Art vertreten: „Warum sollte es hier um die Ausgeglichenheit der Geschlechter gehen? Es geht doch nur um Qualität und Können?“, „Ich finde das voll übertrieben darauf zu bestehen, dass auch immer die weibliche Form verwendet wird, das ist doch anstrengend.“ oder „Feministinnen meckern immer nur rum, Humor haben die ja keinen.“*
Als Studentin war mir das alles wurscht. Ich hatte es lauschig in meiner kleinen Uni. Ich studierte ein Fach, das Frauenüberschuss hat. Das Thema Arbeitswelt, die Rolle der Frau, die Rolle der Frau als Mutter, die politischen Rahmenbedingungen etc pp – das alles war fern und mir piepegal.
Erst mit dem Eintritt in das Jobleben hatte ich überhaupt Zeit Zeitungen und Internet zu lesen und sah plötzlich die Unterschiede. Noch viel stärker als ich mich als (berufstätige) Mutter mit kinderlosen Frauen oder gar berufstätigen Vätern verglich. Ein Artikel über Familienpolitik da, ein Artikel über Altersarmut bei Frauen hier. Ein paar Zahlen. Yo, erstaunlich. Aber kannste ja nix machen.
Ich habe mir nie die Mühe gemacht, das alles in meinem Kopf zu einem konsistenten Bild zu sortieren.
Allerdings habe ich gemerkt, dass durch bestimmte Sichtweisen und Argumente, die mir begegneten sich meine Art zu denken veränderte. Das Internet hat dazu am meisten beigetragen. Blogs, um es genauer zu sagen. Und um es noch genauer zu sagen, Blogs von Müttern. Ja genau. Diese viel verlachten Mama-Blogs. Die mit Basteln, Kochen und Kinder (gibt ja nüscht anderes!).
Es gibt da die Blogs, die aus der Vogelperspektive über die Themen des Feminismus schreiben, wie z.B. Dr. Mutti – und genauso gerne lese ich z.B. Mama arbeitet, die mehr aus der persönlichen Perspktive schreibt.
Dann gab es Blogs, die ich am Anfang mit großer Skepsis gelesen habe. Teilweise sogar geschockt war, wie anders man das sehen kann. Wie anstrengend! Dazu gehören z.B. Fuckermothers, Mutterseelenalleinerziehend, alsmenschverkleidet, aufZehenspitzen und glücklich scheitern.
Ich las in der Mädchenmannschaft, beim Missy Magazin, bei Pink Stinks und auch bei Antje Schrupp.
(Ok, das sind jetzt keine Mama-Blogs mehr, aber sie gehören in meine Denkquellen.)
Ich kann wirklich sagen, dass einzelne Beiträge meine Denk- und Beurteilungswelt komplett durcheinander gebracht haben. Es trifft natürlich nicht jeder Artikel meine persönliche Meinung, manchmal sogar eher im Gegenteil und es gibt auch die Variante, dass ich den Artikel lese und erstmal denke „So ein Quatsch!“ und dann mein Kopf aber immer und immer weiter arbeitet und ich eines morgens mit einer komplett anderen Haltung aufwache.
Als Beispiel „Wusstest Du schon beim Vorstellungsgespräch, dass Du schwanger bist?“ von fuckermothers und „Beim pinken Überraschungsei geht es nicht um Mädchen, sondern um Jungen“ von Antje Schrupp.
Zu ersterem hatte ich sogar eine Abwehrhaltung. Es geht hier um die Dreistigkeit sich schwanger um einen neuen Job zu bewerben.
“Wusstest Du schon beim Vorstellungsgespräch, dass Du schwanger bist?” “Hast Du das Deinem Chef vorher gesagt?” Oft wird die Frage überrascht gestellt. Manchmal eher beiläufig und in nüchtern-sachlichen Ton. Meistens aber leicht augenzwinkernd oder mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen – so, als würden wir beide gerade ein schmutziges Geheimnis teilen.
In dem Artikel von Antje Schrupp geht es um die Frage, warum es eigentlich OK ist, wenn Mädchen Jungssachen tun, wieso es aber nicht OK ist, wenn Jungs Mädchensachen tun.
Eine Ursache dafür ist, dass in unserer Kultur trotz Gleichstellung das “Weibliche” immer noch als untergeordnet, tendenziell defizitär oder aber zumindest partikular als “nur für Frauen” betrachtet wird, während das “Männliche” weiterhin als das Übergeordnete, Normale, Erstrebenswerte gilt. Entsprechend war der Anreiz von Frauen, dieses “Männliche” in ihr Repertoire aufzunehmen, viel größer als der Anreiz für Männer, das “Weibliche” in ihres aufzunehmen.
Ich könnte noch viele Beispiele nennen. Der Punkt ist: Am erhellendsten sind eigentlich nicht die Artikel selbst sondern sehr oft die Reaktionen und Kommentare darauf (und ich gehe davon aus, dass ein nicht unwesentlicher Teil an angreifenden und beleidigenden Kommentaren gar nicht erst zu lesen ist).
Auch hierzu könnte ich einen Roman schreiben. Bin allerdings so tippfaul. Ich möchte nur eine Anregung geben.
Diese (extreme) Abwehrhaltung gegen bestimmte Themen und Bitten aus dem sog. feministischen Lager, warum ist das alles so ein Problem?
Wenn jemand einen komplizierten Namen hat, den ich nachdem ich ihn erstmal nur lese, falsch ausspreche und die/derjenige bittet mich: Sprich den Namen doch bitte soundso aus – ist es dann wirklich angemessen zu sagen: Nein! Ich mache das nicht, das ist doch lächerlich, da steht „cz“, dazu sage ich nicht „sch“!!1!
Sprich. Wenn mich jemand bittet: Ich fühle mich nicht angesprochen, wenn in deiner Anrede nur „Liebe Mitarbeiter“ steht, kannst du nicht auch „Mitarbeiterinnen“ schreiben? Was könnte mich davon abhalten, dieser winzigen Bitte nachzukommen. Jetzt mal von Ungehobeltheit abgesehen?
Das ist ein winziges Beispiel. Ein Nichts, aber schon da tun sich die Fronten auf und es werden irgendwelche absurd überdimensionierten Waffen aufgefahren. Warum? Was kostet es einen selbst diesem Wunsch nachzukommen?
Das gilt ja nicht nur für die weibliche Form. Das gilt für alle sprachlichen Nuancen. Warum stur „taub“ verwenden, wenn mir jemand gesagt hat, das er/sie sich mit „gehörlos“ (aus Gründen) besser fühlt?
Ich kann das wirklich nicht verstehen.**
So naiv bin ich, das muss man sich mal vorstellen.
P.S. Als Ergänzung zu den bereits genannten Blogs Ich mach mir die Welt und das Buch der Autorin „Die Rosa-Hellblau-Falle„, das ich leider noch nicht ganz gelesen habe, es aber auch schon 1/3 gelesen empfehlen kann.
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*Ich freue mich jetzt schon über die Treffer der Google-Suche, die auf meiner Seite landen werden
**Ich habe bewusst ein Beispiel gewählt, das klitzeklein ist, das vielleicht unwichtig erscheinen mag, weil genau das zeigt, wie wenig die meisten bereit sind aufeinander zuzugehen, die Bedürfnisse des anderen zu verstehen und sich gemeinsam weiterzuentwickeln.
super Artikel!
magst du nicht vielleicht sogar die Google-Anfragen ergänzen – bin mir sicher, das ist interessant und auch zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Das Problem mit den Sprachregelungen ist, dass unsere Sprache(n) (nicht nur das deutsche) der biblischen Menschwerdung folgen – erst wurde der Mann aus praktisch nichts erschaffen und dann die Frau aus einer seiner Rippen. So sind in vielen mir bekannten (deswegen noch lange nicht geläufigen ;-)) Sprachen die Wörter für Mensch und Mann sehr eng verwandt bis gleich. Wenn man dann mit der zunächst nachvollziehbaren Genderisierung („Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ finde auch ich durchaus angemessen und zumutbar) erstmal angefangen hat, findet man daher kein Ende mehr. Ich finde Texte, die durchgehend gendern, was nicht bei 3 auf dem Baum ist, anstrengend zu lesen. Ich bin aber auch in der Lage, in einem Methodenteil die Information zu finden, wieviele Probanden männlichen bzw. weiblichen Geschlechts waren, ohne beim weiteren Lesen des Textes fortwährend darauf hingewiesen werden zu müssen, dass sich Personen beiderlei Geschlechts an dem Versuch beteiligten. Bei Stellenanzeigen finde ich es wichtig, dass darauf hingewiesen wird, dass Personen beiderlei Geschlechts gesucht werden, obwohl dieses seit dem Antidiskriminierungsgesetz eigentlich auch obsolet ist (warum auf das Offensichtliche noch einmal verweisen?). Bei allgemeinen Texten über irgendwelche Berufe finde ich es überflüssig. Ich finde es auch vollkommen okay, über eine junge Frau zu sagen, sie mache eine kaufMÄNNische Ausbildung. Allerdings bitte zur BankkaufFRAU*. Dieser Zwang, jedes kleine „man“ oder „mann“ in ein „frau“ zu verwandeln, ist manchmal unerträglich, ebenso wie die Selbstgerechtigkeit mancher Feministinnen.
*Patientinnen, die in der DDR gelernt haben, antworten immer ganz selbstverständlich auf die Frage, was sie gelernt haben, „Industriekaufmann“. Ich schreibe dann immer „Industriekauffrau“ auf. Aber das sind gleichzeitig oft auch Frauen, die einen Beruf gelernt haben, sich später weiterqualifiziert haben, irgendeine Leitungsposition übernahmen und aber eben auch Familie hatten, mehrere Kinder, berufstätigen Mann etc.pp. Es ist also doch nicht nur die Sprache.
Ich würde gern mal meinen Arbeitsvertrag als „Aufwartefrau“ (m) posten.
So what.
Heißen die nicht inzwischen Gebäudepfleger oder sowas?
@hafensonne
Fein beobachtet, das mit der Berufsbezeichnung der DDR-Frau!
Ein Unterschied, der das Oberflächliche auch schön illustriert, waren für mich immer jene BRD-Frauen, die sich entrüstet NICHT in den Mantel helfen oder die Tür öffnen ließen. Um dann in den SLK zum Gatten zu steigen …
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Genau!
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Hat das irgendeine Bedeutung? Dieses „KOMMENTAROMAT“
Interessanter Blog, interessante Links und Kommentare.
Ohne jetzt alles querlesen zu wollen, wieso wird man als Mutter zur Feministin? Ich arbeite selbst 30h-Woche wegen der Kinder und finde es als Mann unglaublich viel schwerer z.B. den Job zu wechseln. Bei Frauen wird Teilzeitarbeit weithin aktzeptiert, als Mann schlägt einem eine Welle an Vorurteilen entgegen. Insbesondere da ich in einer typischen Männerbranche arbeite.
Eine Anmerkung zu PC hätte ich auch noch, weil das Thema weiter oben aufgebracht wurde. Ich halte PC für ein Problem, warum?:
1) Diejenigen die das einfordern und diese Art der Zensur betreiben, haben die Definitionshoheit über die Begriffe und maßen sich an, weniger diksriminierende hervorzubringen, das ist ein sehr autoritärer Ansatz der mitunter in skurriles weltfremdes Gruppendenken ausartet, siehe etwa:
http://blog.fefe.de/?ts=addeacc3
zumal er seine Wurzeln im akademischen Bereich hat und außerhalb bestimmter Gruppen quasi keine Kritik geübt werden darf (besonders von Leuten die nicht so eloquent sind wie ich :-) Inwieweit die Begriffe von ihren „Opfern“ überhaupt als diskriminierend empfunden werden, ist auch oft nicht transparent, viele „Roma und Sinti“ bezeichnen sich z.B. selbst als Zigeuner.
2) Die Wurzel des Übels, Vorurteile (und deren Gründe in der Realität), werden nicht ausgemerzt, es dauert idR nicht lang, bis der neue Begriff ebenfalls negativ aufgeladen wurde (z.B. ist „Roma“ inzwischen durchaus nicht weniger negativ als „Zigeuner“, oder „Homo“ weniger negativ als „Schwuler“) und wieder ersetzt oder immer umständlicher umschrieben werden muss
3) die beschriebenen Mechanismen führen zu einer generellen Vermeidung sozial- kultureller Begriffe und Umschreibungen, so ist es z.B. unpopulär die Nationalität oder Ethnie eines Straftäters zu nennen (damit will man den Vorurteilen entgegenwirken) das hilft zwar durchaus, führt aber zu einem Informationsverlust (wie will man z.B. Integrationsprobleme etwa von Roma behandeln, wenn diese medial nicht erwähnt werden dürfen und damit im öffentlichen Bewusstsein nicht existieren?) außerdem verlieren die Menschen das Vertrauen zu solchen Medien, da sie das Gefühl bekommen, ein wesentlicher Teil ihrer Realität wird dort zu Umerziehungszwecken komplett ausgeblendet
4) Aufgrund der Natur und Herkunft von PC ist diese sehr einseitig, ein Beispiel? Wenn ich schreibe „Roma feiern oft bis spät in die Nacht“, befeuert das ein Vorurteil und ist politisch nicht korrekt. Schreibe ich hingegen „Männer diskriminieren Frauen“ dann befeuert das angeblich kein Vorurteil, auch wenn es dreist undifferenziert ist. Selbst Leute die auf diesen Umstand hinweisen bespöttelt man offensiv, etwa damit:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/comic-superheld-not-all-man-von-wegen-alle-maenner-a-968045.html
Fazit: PC ist ein gefährliches Werkzeug weil niemand die Kontrolleure kontrolliert, weil sie die Tendenz hat sich immer weiter auszubreiten und weil sie mE im Endeffekt nur wenig bewirkt.
Dasnuf auf der republica entdeckt. Einen Abend hier verbracht und die ersten Morgenstunden. Ein toller Ort.
Gut, dass Du in diese Blogwelt reingeraten bist.
Ich arbeite seit kurzem in einer Firma, in der es allen Bekenntnissen nach fair zugeht, und in der tatsächlich viele Individualismen in der Arbeitswelt realisiert werden. Es gibt auch vergleichsweise viele Ü45-Angestellte, Mütter, Teilzeitler aus verschiedensten Gründen usw. usf. Trotzdem.
Die 25jährige Kollegin hört von der Beförderung einer Kundin auf eine Führungsposition und kommentiert „aber die ist doch schwanger!“.
Die Mutter von zwei Kindern muss am Telefon mit einem Lachen erklären, dass sie nicht mehr die vorherige Führungsposition bekleidet: „ja, ich habe zugunsten der Kinder zurückgesteckt, haha.“ und ich glaube nicht, dass das ihr Herzenswunsch war, das zurückstecken.
Die Anfang-30-Single-Szenegirl-Chefin, die meint, nach 10 Jahren Pause im erlernten Job (immerhin bei freier Weiterarbeit in einem verwandten Bereich) könnte ich doch nach fünf Wochen leicht unkoordinierter Einarbeitung endlich mal alles 100%ig genauso machen, wie sie sich das denkt. Mit meiner „langjährigen Erfahrung, haha“.
To be continued, wie ich fürchte.
Wieso sollte es kein Herzenswunsch sein, lieber Zeit mit Kindern zu verbringen? Wieviele Jobs sind überhaupt so toll daß sie es Wert sind dafür keine Zeit mit den Kindern zu verbringen?
Und ist die Erwartung nicht richtig, daß Kinder den Job beeinträchtigen? Z.B. erhalten Eltern extra Krankentage für Kinder (d.h. sie sind nicht nur krankgeschrieben wenn sie selber krank sind, sondern auch wenn die Kinder krank sind). Ich finde man kann es nicht Firmen vorwerfen wenn solche Mehrbelastungen ihnen Sorgen machen. Wenn die Gesellschaft es so will, sollte die Gesellschaft dafür zahlen (also z.B. den Arbeitsausfall ersetzen), nicht irgendwelche Firmen die ja nichts dafür können daß jemand Schwanger wird.
Genau das tut die Gesellschaft doch auch. Zum einen sind Unternehmen ebenso Teil der Gesellschaft und zum anderen wird ein Grossteil der „Kosten“ im Krankheitsfall durch die solidarisch finanzierte Krankenkasse (GKV, wo der Grossteil der Arbeitnehmer ja versichert ist) erstattet (auch wenn es hier noch Optimierungsbedarf hinschtlich der gewährten Krankentage gibt).
Selbstverständlich kann man es Unternehmen nicht „vorwerfen“, wenn sich diese bzgl. der zu erwartenden „Umstände“ bei Mitarbeitern mit Kindern Gedanken machen. Aber statt dies alles als negativ zu sehen, kann man sich auch auf die Chancen und Vorteile konzentrieren. Ich hatte dies vor längerer Zeit bereits einmal hier http://lex-blog.de/2012/01/20/berufstatig-und-schwangerschaft-problem-oder-chance/ erörtert.
Und die Sache mit dem Herzenswunsch: wieso kann es kein Herzenswunsch sein, Zeit mit und für die Kinder aufzubringen UND dem Wunsch nach Verwirklichung im gewünschten Beruf nachzugehen?
Danke, danke, danke. Vieles spricht mir aus der Seele. Ob ich nun Feminist bin oder nicht, vermag ich gar nicht zu beurteilen. Wichtig ist am Ende das Bewusstsein für die alltäglichen Diskriminierungen und Herabsetzungen. Im Großen wie im Kleinen. Und das aktive Umsetzen und Einfordern von Veränderungen.
Ich habe mein Berufsleben insgesamt zur Hälfte mit Chefs und Cheffinnen verbracht. In der Rück- und Gegenwartsbetrachtung muss ich sagen, dass ich mit Cheffinnen aber eher unter Chefs gearbeitet habe. Und darin liegt für mich schon der zentrale Unterschied, warum ich befürworte, dass viel mehr Frauen in Führungsverantwortung kommen und diese übernehmen. Ich erlebe nämlich, dass diese die Gemengelage aus Führen, Fordern und Fördern in den meisten Fällen deutlich besser beherrschen als wir Männer. Ich nehme mich da selbst gar nicht aus.
Diese – ich nenne sie mal – kooperative Führung führte und führt in meiner kleinen Arbeitswelt, in der ich mich bewege, zu einer spürbar höheren Zufriedenheit und auch zu deutlich höherer Leistungsbereitschaft.
Angeblich bevorzugt die mehrzeit der Arbeitnehmer (männlich wie weiblich) allerdings männliche Chefs. Demnach sind Deine persönlichen Vorlieben eine reine Anekdote. Wobei es natürlich sinnvoll ist Deine eigenen Preferenzen aus Deinen eigenen Erfahrungen abzuleiten.
Solche Vorurteile wie Du sie beschreibst finde ich immer sehr kontraproduktiv. Es gibt doch sicherlich gute männliche Chefs und gute weibliche Chefs, ebenso schlechte Chefs/Chefinnen.
Dann ist doch eher die Frage wie es gelingen kann die besten Kandidaten zum Chef zu machen. Wenn Frauen so viel besser sind wie Du meinst, warum sollten sie dann nicht zum Chef werden? Ein Problem ist denke ich auch daß die Kompensation bei Führungspositionen nicht unbedingt im Verhältnis zum mehr an Stress steigt.
Davon abgesehen finde ich die gesamte Diskussion um Führungspositionen sowieso etwas absurd. Da steckt unnötiges Hierarchiedenken dahinter. Ich kann glaube ich auch niemanden Mögen der eine Führungsposition haben möchte – was ist das denn bitte für eine Motivation? Ich kann noch verstehen wenn man Chef werden will weil man selber keinen Chef haben will. Ansonsten geht es doch eher darum irgendwelche anderen Ziele zu erreichen, die Organisationsform dient nur als Mittel zum Zweck, nicht als Selbstzweck.
Ich bin wohl einer von diesen ungehobelten Typen, die aus reiner Grobheit anderen Leuten Bitten abschlagen.
Dennoch hätte ich da eine Frage an das dasnuf oder in die Runde, wie es denn möglich ist, dass sich eine weibliche Person durch die Anrede „die Mitarbeiter“ nicht mitgemeint fühlt? Das ist doch ganz einfaches Deutsch, oder nicht? Mit anderen Worten: Es bedarf eines besonderen Entschlusses der betroffenen Person, sich „nicht mitgemeint“ zu fühlen, weil sie doch genau weiß, dass sie mitgemeint ist.
Und da frage ich mich dann, ob mich ein solcher Entschluss etwas angehen muss, wo doch nur ganz einfach Deutsch gesprochen wird.
@fegalo
Es gibt doch eine ganze Reihe von Experimenten, die zeigen, dass wir uns vor allem Männer vorstellen, wenn jemand von Sportlern und Bürgermeistern etc. pp. spricht, und dass den Teilnehmenden ungleich mehr Sportlerinnen einfielen, als in der Frage danach eben auch die weibliche Form verwendet wurde. Wir reagieren unmittelbar auf Sprache, da ist keine Zeit für eine Entscheidung zwischen lesen/hören und sich etwas vorstellen. Hier von einem bewussten Entschluss zu sprechen heißt, die komplexen Zusammenhänge zwischen Sprache und Denken zu unterschätzen.
Das wäre ja toll oder auch ganz schrecklich, denn dann könntest Du jede Reaktion auf etwas Gesagtes einfach ausknipsen. Entscheidest Du also ganz bewusst, verletzt zu sein, wenn Dich eine Person, die Dir nahesteht, kritisiert, oder wie?
Und dann wäre da noch: https://www.uni-goettingen.de/de/123377.html
Sie bringen hier etwas durcheinander. Es ging darum, dass manche erwarten, dass ICH „… und Mitarbeiterinnen“ sagen soll, weil sich sonst angeblich „nicht angesprochen“ fühlen. Aber das glaubt denen doch keiner, dass die nicht wissen, dass sie mitgemeint sind. Das ist einfach gelogen.
Sie dagegen heben darauf ab, woran Leute assoziativ denken, wenn bestimmte Wörter fallen. Dabei geht es aber nicht um Leute, die mit diesen Begriffen angesprochen werden, sondern um Dritte. Und, mit Verlaub, wen geht es etwas an, woran ich denke, wenn jemand ein bestimmtes Wort sagt? Es ist doch hanebüchen, dafür sorgen zu wollen, dass in der Gedankenwelt anderer Menschen immer gleichviel an Männlein und Weiblein gedacht wird. Wo sind wir denn hier?
@fegalo
Ich verstehe Ihr Statement nicht:
„… die Mitarbeiter“ ist – einfaches Deutsch – halt der Plural von „der Mitarbeiter“, wovon sonst? Von „die Mirarbeiterin“ sicher nicht.
Es bleibt halt nichts, wie es ist, und es gibt Menschen, denen Veränderungen schwerer fallen als anderen, das ist wohl so. Aber z. B. Anreden wie „Frau Professor“ – die ja wohl noch aus der Zeit stammen, in der man den akademischen Grad des Mannes automatisch auf die Ehefrau übertrug – sanft und schleichend aber doch stringent in „Frau Professorin“ hinüberzuwandeln, ist eben einfach nur sinnvoll und, ja, einfaches Deutsch.
Es bleibt halt nichts, wie es ist
Ach so. Ja dann…
Ohh Dave, du bist dem etymologischen Fehlschluss erlegen. Bitte bitte bitte guck dir Anatol Stefanowitsch an. Warte. Guck’s zu Ende, es geht nicht mal ’ne halbe Stunde.
„Wir suchen Piloten.“
„Alle Ärzte bitte die Hand heben.“
„Das Verkäufertreffen.“
„Seminar für Geburtshelfer.“
Mal kurz überlegen, welche Bilder im Kopf auftauchen…50% Männer und 50% Frauen? Oder doch nur Männer? Oder überwiegend Männer?
Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Frauen bei diesen Beispielen mitgemeint sind.
Ansonsten: siehe Almuts Kommentar.
Aber ist das nicht schon eine Brille? Wieso sollte man sich keine Pilotinnen, Ärztinnen, Verkäuferinnen vorstellen?
Ich weiß nicht, stellen Sie sich denn bei diesen Beispielen Pilotinnen, Ärztinnen etc. vor? Natürlich „sollte man sie sich vorstellen können“, und falls dem so wäre, hätte die „macht nicht mal so’n Theater, ihr seid sowieso mitgemeint“-Fraktion gewonnen.
Wenn ich aber ehrlich bin (und anderes hätte ja keinen Sinn) – bei mir im Kopf sind die genannten „Ärzte“, „Piloten“ usw. alle Männer. „Pilotinnen“ wären Frauen, „Piloten und Pilotinnen“ wären Frauen und Männer. Vielleicht ist mein Gehirn rettungslos unflexibel oder altmodisch, aber es spielt bei der „Mitgemeint-Masche“ einfach nicht mit. Würde mich ehrlich interessieren, wie das bei anderen ist.
Erstaunlich. Ich bin in meinem Emanzentum durch die Mutterschaft eher gemässigter geworden. Vielleicht haben sich aber auch nur die Themenbereiche verschoben und ich mag nach 20 Jahren oder so im Internet auch nicht mehr über die damals schon ewig gleichen Themen rumdiskutieren.
ich hab das ja für mich ziemlich simpel geklärt (etwas weniger simpel möchte ich bei ben unterschreiben): man ist entweder feminist/in oder ein arschloch. das meint wohlgemerkt tatsächlich das streben nach gleichberechtigung und schlicht den wunsch, nicht aufgrund seines geschlechts in eine schublade gesteckt zu werden.
ich finde es auch nicht gelungen, dass dies unter dem schlagwort feminismus nur die eine seite hervorhebt, aber solange die richtigen die augenbrauen heben bzw. abfällig reagieren, wenn ich mich als feminist bezeichne, passt das schon.
feminismus als philosophie, ideologie oder denkrichtung ist ja nochmal was anderes- da gibt es vieles, was ich befürworten kann und auch vieles, das ich ablehne. bei den personen und vertreter/innen ebenso. macht ja nüscht.
„man ist entweder feminist/in oder ein arschloch. “
Und das ist exakt die Art von dogmatischer, totalitärer, kritikunfähiger, elitärer Auffassung, welche den Feminismus in Verruf bringt.
hast du auch den ganzen kommentar gelesen oder nach der verbalinjurie abgeschaltet?
(ernstgemeinte frage, dann müßte ich nämlich nochmal sorgfältiger formulieren)
Nach mehrmaligem Lesen habe ich glaube ich vertanden, was du meinst. Aber dann nenn es doch nicht Feminismus. Nenne es Humanismus. Nenne es Equalism. Denn der Feminismus ist ja – wie du selbst anmerkst – mehr als nur der Ruf zur Gleichberechtigung.
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Gerne gelesen
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„Diese (extreme) Abwehrhaltung gegen bestimmte Themen und Bitten aus dem sog. feministischen Lager, warum ist das alles so ein Problem?“
Ganz vieles davon ist überhaupt kein Problem. Was jedoch nicht bedeutet, dass man immer gleich in der Lage ist, alles entsprechend zu verbessern bzw. umzusetzen. Dafür gibt es aber bei zahlreichen AktivistInnen in vielen Fällen kein Verständnis. Und ich glaube an der Stelle liegt ein Teil des Problems. Menschen, die aufgefordert werden, etwas in ihrem Leben zu ändern, müssen den Grund für die Veränderung verstehen und nachvollziehen können. Dafür braucht es Zeit, Geduld, sinnvolle Argumente und viel Überzeugungsarbeit. All das sehe ich bei AktivistInnen selten.
Was ich dagegen immer wieder bei AktivistInnen – und das will ich gar nicht an Feministinnen festmachen – immer wieder beobachte. Sie belehren; können oft nur senden, aber nicht empfangen; versteifen sich auf ihre Argumentationslinie und sind selten tolerant gegenüber anderen Meinungen. Sie stellen Menschen öffentlich an den Pranger, nehmen bei Kampagnen oft keine Rücksicht auf Einzelne und verargumentieren auch gern mal zweifelhafte Mittel etc.
Und genau da liegt für mich das Problem. Ich treffe selten AktivistInnen, die es schaffen ihr Thema konkret, zielorientiert und trotzdem relaxt anzubringen. Dabei läge darin eigentlich die Stärke, um Menschen für das eigene Thema einzunehmen.
Kurz gesagt: Mit Souveränität und Geduld sind die wenigsten AktivistInnen ausgestattet. Weil es mir persönlich auch so geht, ich also selbst auch nicht immer souverän bleiben kann, bin ich auch kein Aktivist geworden. Ich habe andere Formen gefunden, um mich hier und da für Themen stark zu machen.
In Bezug auf deinen Text bin ich voll bei dir, finde deine Herleitung total nachvollziehbar, weil ich es auf einem anderen Gebiet ganz ähnlich erlebt habe. Auch bei den Zielen des Feminismus habe ich keine Einwände. Ganz im Gegenteil halte ich sie sogar für notwendig. Und das Wort „AktivistIn“ meine ich auch nicht negativ. Ich will auch nicht grundsätzlich abrechnen. Ich wollte nur deine Frage aus meiner Perspektive etwas abstrakter beantworten, weil ich den Zusammenhang zwischen Feministinnen und AktivistInnen aufzeigen wollte.
Gruß JST
Ja, ja und nochmal ja. Ich weiß gar nicht wie ich das sagen soll, weil ich bei dem Thema auch schnell emotional werde, wohlwissend, der Sache damit keinen Gefallen zu tun. Und ich würde gerne schrecklich viel dazu schreiben, lasse das aber mal. Statt dessen nur so kurz es mir möglich ist, ein Vergleich, den ich von Mo übernommen habe.
In der Unabhägigkeitserklärung der USA findet sich einer der großartigsten Sätze der Weltgeschichte: „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the Pursuit of Happiness.“
Etwas frei übersetzt: „Wir halten die Wahrheit, dass alle Menschen gleichberechtigt sind für selbstverständlich.“ Gleichberechtigung ist kein politisches Ziel, keine Idee, keine Ideologie, keine Philosophie. Es ist nicht etwas Optionales oder unter Umständen Wünschenswerte. Es ist eine selbstverständliche, selbsterklärenden, selbst-beweisende Wahrheit.
Und kaum weniger offensichtlich, weniger selbst-erklärend, sind die Mängel an Gleichberechtigung, sind die Ungerechtigkeiten, die Frauen immer noch erdulden müssen. Um das zu erkennen reicht der aller-aller-aller einfachste pädagogische Trick, mit dem Eltern seid jeher ihre Kinder erziehen: „Versetz Dich doch mal in die Situation des anderen!“ Jede Situation, in der man die Seiten Geschlechter vertauscht und dann im eigenen Geschlecht den Eindruck hat, „Das ist aber irgendwie komisch“, ist ein Beweis der nicht erreichten Gleichberechtigung.
Den für mich selber schockierendste Beweis war das katastrophale Resumee, dass ich nach dem Duchdeklinieren des Bechdel-Test zu ziehen gezwungen war.
Der zweit beeindruckendste Beweis war die Diskussion und die dreisten Lügen um „Herr Professorin“ an der Uni Leipzig. Sowohl das dreiste Lügen von Leitmedien und professionellen Journalisten als auch die Reaktion selbst, das inkludierende Femininum als Affront zu emfpinden, das inkludierende Maskulinum aber nicht, sind so-der-ma-ßen offensichtliche Beweise der Nichtgleichberechtigung, dass ich nicht anders kann als zu sagen: Ich bin Feminist. Selbstverständlich. Sogar radikaler Feminist, wenn es denn sein muss. Ohne zu zögern und ohne Zweifel,. Es geht hier um die Lebenswelten meiner Frau, meiner Tochter, meiner Schwestern, meiner Mütter und Großmütter. Es geht hier um mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Wenn ich als Bürger dieses Landes eine wirklich demokratische Pflicht habe, dann diese: Feminist zu sein.
(Ist jetzt doch etwas emotional geworden, sorry.)
Fühlst Du Dich tatsächlich in Deinem Leben beeinträchtigt, weil einige Filme den Bechdel-Test nicht bestehen? Wieso ist den das reine Zählen solcher Filme überhaupt relevant? Kommt es nicht eher auf die Qualität an, und darauf, daß es eben genügend Filme gibt die jemanden sehen will?
Ich finde den Test einfach nur Schwachsinnig – z.B. wenn ein Film über irgendwelche Soldaten im Weltkrieg geht (davon gibt es viele), warum sollte dieser den Bechdel-Test bestehen müssen? Und da es nunmal viele Kriegsfilme gibt, verzerrt sich alleine schon dadurch die Statistik. Nur ein Beispiel. (Ja ich weiss es gab auch weibliche Soldaten oder Regimenter – aber sie waren nunmal nicht der Normalfall).
Das ganze ist ein schönes Beispiel dafür wie man mit Statistik Lügen kann indem man sich halt nur die Aspekt rauspickt bei denen das untermauert wird was man zeigen will (Frauen sind Opfer). Als Gegenbeispiel könnte man ja auch den Opfer-Test machen: zählen wieviele Männer in Filmen getötet werden und wieviele Frauen. Das sähe dann auf einmal so aus als wären Männer ziemlich arm dran, anscheinend sind sie ja nur Kanonenfutter deren Ableben niemanden kümmert. (Um es klarzustellen: das soll jetzt kein Argument sein im Sinne von „Männern geht es auch schlecht“ sondern nur zeigen daß man immer eine Statistik finden kann die das aussagt was man sagen will).
Ein anderes Beispiel: Gehaltsunteschiede messen (ohne unterschiedliche Berufswahl zu berücksichtigen) anstelle von Freizeit und Zeit mit Familie.
same here
ich sag übrigens immer „ich bin Feministin, weil ich Humor habe“
ich wünsch dir viel Spaß mit dem unvermeidlichen Not-All-Man
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/comic-superheld-not-all-man-von-wegen-alle-maenner-a-968045.html
„Diese (extreme) Abwehrhaltung gegen bestimmte Themen und Bitten aus dem sog. feministischen Lager, warum ist das alles so ein Problem?“
Da du ja die Kommentare am erhellsten findest, hier nun mal meine Sichtweise. Und überschreiben möchte ich den Kommentar an Anlehnung an deinen Artikel mit „Wie bin ich in die Sache mit dem Anti-Feminismus bloss reingeraten“.
Hättest du mich vor 3 Jahren gefragt, ob ich Feminist bin, dann wäre meine Antwort klar gewesen: „Natürlich bin ich Feminist! Wer ist denn bitte NICHT für Gleichberechtigung?“ Na klar, ich hatte mich vorher nie eingehend mit Feminismus beschäftigt, aber Feminismus und Emanzipation war für mich immer kurz abgebrochen: Gleichberechtigung, unabhängig vom Geschlecht. Die persönliche Kompetenz zählt und in der persönlichen Lebensgestaltung ist jeder frei.
Ironischerweise hörte es bei mir auf mit dem „Feminist“-sein (wenn auch nur auf meiner naiven Ebene) als ich anfing – eher zufällig – in feministischen Blogs zu lesen. Das Problem ist, wenn du als uninformierter Mensch in’s Netz gehst und dich versuchst einfach mal über Feminismus zu informieren – du findest nur Radikale. Du findest Artikel, die sich über Sexismus echauffieren und wie selbstverständlich einen Absatz später Männer pauschal aburteilen. Völlig ironiefrei. Völlig merkbefreit. Und wenn du dir die Mühe machst und in den Kommentaren sachlich darauf hinweist, wirst du von einer Horde wütender Kommentatoren niedergebrüllt. Und dein Kommentar wird gelöscht, oder auch gar nicht erst freigegeben. Durch die Bank habe ich den sexistischsten Quatsch, den ich je in meinem Leben gelesen habe in feministischen Blogs gelesen.
Und je mehr ich gelesen habe und auf je mehr ich zufällig gestoßen bin, desto krasser wurde dieser Quatsch. Da beschwert sich eine Bloggerin über kritische Fragen bei feministischen Seminaren. Sowas möchte sie in solchen Seminaren nicht erleben. Die Dame würde sich scheinbar stattdessen lieber nur mit Gleichgesinnten diskutieren, die sich gegenseitig in ihre Ansichten bestätigen. Da liest man Artikel von Leuten, die sich darüber freuen, dass ein Konzert abgebrochen wurde, weil der Drummer sein Shirt ausgezogen hat. Weil: Check doch mal deine Privilegien und so. Das sind die selben Leute, die für sich in Anspruch nehmen sich bitte so kleiden zu dürfen wie sie wollen.
Und das ist das untere Ende des Spektrums. Am anderen Ende findet man solche geistigen Glanzleistungen, die Händchenhalten zwischen Mann und Frau in der Stadt als Hetenperformance geißeln. Man hört von „Gender Studies“-Professorinen, die ihre Studenten dazu anhalten, feministische Literatur bitte nur in braunen Tüten zu transportieren und niemals einem Mann zur Verfügung zustellen, denn: Diskussion der feministischen Theorien stärkt das Patriarchat. Man bezeichnet sich als Wissenschaftler, will seine Theorien aber nicht unabhängig prüfen lassen. Man hört von Leuten, die pauschal die Unschuldsvermutung abschaffen wollen, denn die Unschuldsvermutung wäre lediglich ein Instrument der Rape Culture, damit Männer weiterhin ungestört vergewaltigen können. Warum können wir nicht jeden, dem Vergewaltigung vorgeworfen wird, pauschal einsperren? Man ließt Artikel, die sich auf die Position stellen „Jeder PIV-Sex ist Vergewaltigung. Selbst wenn die Frau zustimmt“. Die Vagina wäre nicht für Penetration gemacht, beweis ist der Schmerz beim ersten Mal und Befruchtung geht ja auch ohne Penetration (Nach der Logik wären die Vagina auch nicht für Geburten gemacht….) Oder man wird als Schrödingers Vergewaltiger bezeichnet. Denn die Frau, die einem Mann begegnet weiß nie, ob er sie nicht vergewaltigen will. Das ist jetzt alles ein bisschen kurz abgebrochen und auch nur die Beispiele, dir mir spontan einfallen. Aber die Richtung dürfte klar sein
Klar, wirst du nun einwenden, solche Leute gibts. Aber man kann doch nicht den Feminismus ablehnen, bloß weil einige Radikale Blödsinn von sich geben. Das Problem hierbei ist: Es ist mir äußerst schwer gefallen, mäßigende Gegenpositionen aus der feministischen Szene heraus zu finden. Im Gegenteil: Diese Art von Artikeln fand überwiegend Zustimmung und wurde sehr häufig geteilt (So bin ich überhaupt erst auf diese Blogs gestoßen, danke Rivva). Gegenpositionen oder auch nur ein Ansatz von Diskussion hingegen sind kaum zu finden und lange nicht so prominent platziert. So hinterließ der Feminismus bei mir den Eindruck einer dogmatischen Ideologie, abgedriftet in Radikalität, die zu hinterfragen nicht gestattet ist.
Wenn du also als uninformierter ins Netz gehst und versuchst, dir einen Eindruck vom realen Feminismus zu machen und du findest NUR dieses Zeug – und so gut wie keine Gegenpositionen. Glaubst du, man hat danach Lust, sich offen als Feminist zu bekennen? Oder sich selbst innerlich dem Feminismus zugehörig zu fühlen? Mit Sicherheit nicht.
Kritik wird nicht geduldet. Entweder, du wirst niedergeschriehen oder direkt gelöscht. Wer nicht für Feminismus ist, gilt automatisch als weiß, heterosexuelle und männlich. Und wenn er Kritik übt ist diese Kritik schon aus dem Grund nicht beachtenswert, weil er ja nur das Patriarchat schützen will. Feminismus behauptet, er kämpfe für Anti-Sexismus, ist aber selbst bis in die letzte Ecke verseucht mit Sexismus und Heuchelei.
Ich bin noch immer für Gleichberechtigung (das ich das überhaupt erwähnen muss…) aber ich bin mittlerweile nach viel lesen in den letzten Jahren Anti-Feminist. Feminismus, wie er sich heute im Netz präsentiert, ist eine dogmatische, kritikunfähige Ideologie, die sich in ihrem Diskussionsstil nicht von Neonazis und religiösen Fundamentalisten unterscheidet.
Und das schlimmste daran ist: Ich fühle mich sogar schuldig, mich als Anti-Feministen zu bezeichnen. Weil mir eingebläut wurde von den Empörten, dass ich gefälligst Feminist zu sein habe, ansonsten wäre ich ein sexistisches, zurückgebliebenes Schwein, das Frauen unterdrückt. Ich komme mir selbst vor wie ein stumpfer Neonazi, der bei jedem Zeitungsartikel „gegen rechts“ darunter schreiben muss „Ja aber die Linke ist auch nicht besser“. Und deshalb hab ich das ganze häufig hinterfragt. Will ich wirklich Anti-Feminist sein? Will ich mich durch dieses Wort „Anti-Feminismus“ auf eine Stufe stellen mit irgendwelchen seltsamen Männerrechtlern mit halbseidenen Ansichten? Hab ich Lust, jedesmal zu sagen „Ich bin gegen Feminismus, aber bevor ihr nun alle losschreit, lasst mich das erklären…“? Und leider bleibt die Antwort „Ja“. Ich kann mich mit so einer totalitären Ideologie nicht identifizieren. Das widerstrebt mir.
„Feminismus behauptet…“
Bis dahin fand ich den Kommentar interessant. Aber erstens ist doch z.B. genauer dieser Blog hier ein Gegenbeispiel, und er beweist zweitens, dass „Der Feminismus“ nichts behauptet. Es gibt ihn nicht. Diese Vereinheitlichung und alle über einen Kamm scheren und einer Ideologie beschuldigen, wohin soll das führen? Mit wem willst Du diskutieren, wenn Du Leuten, die sich als Feminist*in bezeichen vorwirfst: Der Feminismus sagt / will / behauptet…? Dazu kann ich dann immer sagen „Ich war’s aber nicht“. Trotzem bin ich Feministin. Aber eine total falsche, Deiner Definition nach. komisch. und schade eigentlich.
Das Feminismus Anti-Sexistisch ist (sein will), ist glaub ich unbestritten. Und ja, du hast recht, es gibt Ausnahmen. Der Grund, warum ich mit überhaupt die Zeit genommen habe, so einen langen Kommentar zu verfassen war, dass ich den Blogartikel endlich mal als erfrischend unaufgeregt empfand. Eben nicht radikal.
Es ist auch nicht möglich, in dieser Form hier eine umfassende Analyse der feministischen Strömungen und Abstufungen zu formulieren.
Wobei ich aber bleibe ist, dass in der Tendenz(!) der Feminismus, wie er sich aktuell im Netz präsentiert, ein radikaler ist, mit all seinen negativen Begleiterscheinungen wie Kritikunfähigkeit und Absolutheitsanspruch der Beteiligten. Hinterfragen ist nicht gestattet, Kritik ist nicht gestattet. Ums ganz platt zu formulieren: „Wer nicht für uns ist, ist ein Chauvinist.“
Und was ich einem liberalen und sachlicherem Feminismus an dieser Stelle vorwerfen muss, ist seine mangelnde Sichtbarkeit. Wo sind die Gegenpositionen zu den Radikalen? Wo wird eine sachliche Diskussion geführt, insbesondere inner-feministisch? Dieser Mangel an Sichtbarkeit ist mit Sicherheit auch darauf zurückzuführen, dass die Radikalen sich nicht kritisieren lassen. Das sie kritische Kommentare löschen, nicht freigeben oder aber kleinbrüllen.
Und so geschieht, was natürlich geschehen muss: Ein Haufen Leute, die eh der selben Meinung sind induzieren sich gegenseitig immer mehr Radikalität und blocken jede Diskussion von vorneherein mit Plattitüden ab. Und das Ergebnis ist, dass der Unbeteiligte, der von außen dazu kommt, nichts anderes wahrnehmen KANN als ideologisch verbohrte Schreihälse. Wäre ich ein liberaler Akteur, mich würde stören, was dort unter der Flagge, in der auch ich mich kleide, von sich gegeben wird. Und alleine deshalb würde ich dagegen anschreiben. Beim Feminismus scheint es jedoch, so wie ich es wahrnehme, überwiegend nicht so zu sein.
Daher frage ich mich ganz offen: Gibt es heutzutage überhaupt im großen Stil einen liberalen Feminismus in Netz? Wenn ja, wo ist er? Und warum macht er nicht mehr auf sich aufmerksam? Ich habe ihn bislang nicht gefunden – eine Schwalbe macht noch keinen Frühling.
Danke für Ihren sehr klugen und differenzierten Kommentar. So ähnliches waberte mir auch im Hirn herum beim Lesen des Artikels vom Nuf. Ich würde mich auch nicht als Feministin bezeichnen können, allein schon weil ich nicht in einer Schublade mit Alice Schwarzer stecken möchte (weder ideologisch noch real), deren Ansichten es an basalem demokratischen Verständnis mangelt (keine Unschuldsvermutung für der Vergewaltigung bezichtigte Männer; ihre peinlichen Auftritte beim Kachelmannprozess) und deren Verhalten insgesamt ich nur als bigott bis peinlich beurteilen kann (jahrelange Steuerhinterziehung ohne jede Reue, gleichzeitig für fragwürdige Projekte Steuergelder einfordern ist da nur die Spitze des Eisbergs).
Nein, so eine Feministin möchte man nicht sein, wenn man auch nur einen Funken Anstand hat.
Das ist so, als würde man sagen: ich gucke kein Fußball mehr, weil die Ultras von Dynamo Dresden kleine Brutalos sind.
Da hat man’s der Welt mal wieder so richtig gezeigt.
Mir fiel auf, dass gerade unser kleines Mädchen in einer super Feminstenwelt aufwachsen kann. Wenn es „Jungensachen“ machen will, sagen alle: „Wie niedlich, ein kleiner Wildfang.“ Wenn sie alles rosa-rot-Feen-Einhörner haben will, sagen alle: „Wie niedlich, ein richtiges Mädchen.“ An welcher Stelle kippt das Ganze dann eigentlich? Im Erwachsenenalter ist es mit dem Feminismus nämlich nicht mehr weit her… Und die Frage bei Vorstellungsgesprächen: „Wann wollen Sie denn schwanger werden? Ich weiß, eigentlich darf ich das nicht fragen. *zwinker*“ Habe ich zwischen 20 und 35 IMMER gehört.
Netter rhetorischer Trick, das Thema „gendergerechte“ Sprache, das in interessierten Kreisen als seligmachendes Weltrettungsinstrument für die Umerziehung der patriarchalischen Gesellschaft propagiert wird, hier auf einmal kleinzureden, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen („Ach, stellt euch doch nicht so an, geht doch um nix großes“).
Leider wird diese Argumentation schnell zum Bumerang: Wenn es tatsächlich ein Nichts ist, bei dem “ irgendwelche absurd überdimensionierten Waffen aufgefahren“ werden, warum beharrst du dann so vehement auf diesem „Nichts“. Kostet dich doch „ein nichts“ zu akzeptieren, dass andere Leute deine Welt- und Sprachsicht nicht teilen wollen.
Meinem Verständnis nach bezieht sich nufs ‚Nichts‘ auf den Umstand, dass die Berücksichtigung eines nicht geringen Bevölkerungsanteils in den Formulierungen eine Kleinigkeit wäre. Sie sagt nicht, dass der Wunsch an sich nur eine Kleinigkeit bedeutet. Das wird spätestens durch den Vergleich mit dem Wunsch von Gehörlosen klar, nicht als ‚taub‘ bezeichnet zu werden. Es geht hier darum, Wünsche von Menschen zu berücksichtigen, die bis zum Grad einer Verletzung reichen können.
Ich sehe hier auch keinen rhetorischen Trick angesiedelt. Natürlich ist es nicht das alleinige Rettungsinstrument und nur ein Bereich von vielen. Es ist eben aber nun mal einer an dem hervorragend aufgezeigt werden kann, wie wenig Bereitschaft vorhanden ist, auch nur die einfachsten (nochmal: nicht unwichtigsten!) Änderungen zu verstehen und umzusetzen.
Glaube, da wurde etwas falsch verstanden.
Nein, ich glaube, da wird etwas differenziert was nicht auseinanderzudifferenzieren ist: Wenn ich der Meinung bin, dass „gendergerechte“ Sprache etwas bewirkt (Standardrepertoire vieler Sprachforscher: Sprache verändert das Bewußtsein, formt die Gesellschaft, etc.), dann ist es eben keine Kleinigkeit, von jemandem zu verlangen, seinen Sprachgebrauch meinen Wünschen anzupassen.
Offenbar glaubst du das aber auch, sonst würdest du nicht so daran festhalten? Kann das sein?
Nein, ich glaube, da wird etwas differenziert was nicht auseinanderzudifferenzieren ist: Wenn ich der Meinung bin, dass ein Schulterblick etwas bewirkt (Standardrepertoire vieler Verkehrserzieher: Rücksichtnahme verringert das Unfallrisiko, schützt die Gesellschaft, etc.), dann ist es eben keine Kleinigkeit, von jemandem zu verlangen, seinen Fahrstil meiner Sicherheit anzupassen.
Ah ja?
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich
Als ich den Podcast von Tim Pritlove zum Thema Feminismus hörte, habe ich mich gefragt, wieso das was Katrin Rönicke dort Beschreibt eigentlich „Feminismus“ heißt.
http://cre.fm/cre196-feminismus
Aus der Wikipedia:
„Feminismus ist eine politische Bewegung, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde, die Selbstbestimmung von Frauen sowie das Ende aller Formen von Sexismus eintritt.“
Wer könnte das was gegen haben?
Ich schätze viele definieren den Begriff „Feminismus“ als den „Kampf“ des weiblichen gegen das männliche Geschlecht. Viele haben Angst dabei etwas zu verlieren. Rechte, Geld, oder einfach nur alte Gewohnheiten wie Lesefluss bei gegenderten Texten…
Die meisten wissen nicht was Feminismus bedeutet und worum es geht. Vielleicht haben sie bei „Feminismus“ sowas wie „Islamismus“ im Kopf und fürchten irgendeinen Fundamentalismus…?
Ich fürchte der Feminismus wird überhaupt erst erfolgreich sein können, wenn er unter einem anderem Namen läuft, einem bei dem niemand denkt es ginge um einen Kampf zwischen zwei Geschlechtern. Einem bei dem sofort klar wird: Es geht um Gleichberechtigung. Auch um deine!
Danke für den Tipp mit dem Podcast. Ich werde ihn mir bei Gelegenheit anhören.
Ja, den CRE-Podcast kann man sich gut anhören. Es gibt sogar zaghafte – m. E. ist das eher das Entschiedende – Hinweise aufs Ökonomische …
Kluger Gedanke sich über das *ismus Gedanken zu machen. Aus strategischer Sicht wäre ein anderer Begriff vielleicht besser? Denn gerade die Schichten wo es vielleicht am wichtigsten wäre sie zu überzeugen haben vielleicht gerade die größte Abneigung zu allem was, für sie, in die *ismus-Schublade rein passt ;-)
Oder besser gar kein Label dran und einfach machen. Z.B. wie das Nuf mal geschrieben hatte einfach in einem Vortrag im Job nur noch die weibliche Ansprache benutzen und gucken was passiert.
Nur das Problem war ja jetzt dass das Label „Feminismus“ eher von aussen kam? Hm … vielleicht dann ein Zeichen das mensch sein Umfeld schon „überfordert“ hat (berechtigt oder nicht sei mal dahin gestellt) und mensch mit dem Label entweder selbstbewusst leben muss oder die Denkanstöße dezenter anzubringen sind.
Für mich hat Feminismus nichts mit Gleichberechtigung zu tun sondern es ist eine Ideologie deren Grundanahme eine generelle Benachteiligung von Frauen ist. Allerdings glauben sicherlich viele die sich Feministisch nennen daß sie tatsächlich „nur“ für Gleichberechtigung sind. Es ist halt Zufall daß ihre Aufmerksamkeit meist nur auf Probleme von Frauen gelenkt wird. Meiner Meinung nach weil sie noch nicht lange genug darüber nachgedacht haben, bzw. auch die Mittel fehlen um darüber nachzudenken (also Training im rationalen Denken – Feminismus nutzt viele Schwachpunkte des menschlichen Denkens aus, z.B. die Übergewichtung von emotionalisierten Anekdoten in der Einschätzung von Realitäten, und natürlich generell den Beschützerinstinkt gegenüber Frauen).
Problem bei vielem Feministischen Forderungen ist auch das was sie implizieren – ein „Liebe Mitarbeiterinnen“ zu fordern impliziert ja auch daß vorher diskriminiert wurde. Darum dreht sich wohl eher die Diskussion als nur um die Forderung, ein paar Buchstaben mehr oder weniger zu tippen. Diese Implikation (d.h. Anklage) schwingt ja dann auch jedesmal mit wenn genderisiert geschrieben wird. Von Leuten ein ständiges Schuldeingeständnis zu verlangen ruft dann eben doch ab und zu starke Gegenreaktionen hervor.
Ach ja wegen Altersarmut bei Frauen: könnte es mehr Frauen in Altersarmut geben, weil Frauen länger leben? Demnach gibt es eben einfach auch mehr alte Frauen als alte Männer, eine höhere Zahl an armen Frauen als Männern im Alter wäre dann weniger überraschend. Ausserdem, der Klassiker: wurden auch Obdachlose erfasst oder tauchen die vielleicht in der Statistik gar nicht auf, weil sie keine Adresse haben an die man einen Fragebogen schicken könnte? „Survivor Bias“ ist auch so ein menschlicher Denkfehler den sich Feministinnen mal anschauen könnten.
danke für diese einblicke in deine feministin-werdung :)
feminist killjoy forever <3
Dass Du als Feministin bezeichnet wirst, hat für mich mit dem Wandel des Wortes zu tun. Du verwendest im Artikel „Feministin“ als Bezeichnung für eine Vertreterin einer bestimmten Denkschule, mit theoretischer Vorbildung und allem. Mir scheint, dass inzwischen (nach einem Zwischenschritt als Schimpfwort für Frauen, die sich nicht an die gängigen Schönheits- und Kleidungsordnungen halten wollen) Feministin analog zum Gutmensch verwendet wird. Der Gutmensch setzt sich allgemeinen für weniger Diskriminierung und mehr Teilhabe aller Gruppen der Gesellschaft an allen Aspekten der Gesellschaft ein, die Feministin/der Feminist für den Teilbereich Gleichberechtigung. Vom Gutmnesch wird dabei die negativ intendierte Konnotation geerbt.
(Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich da nicht eine gewisse hintergründige ironische Note Deines Postes übersehe, die genau auf diese Entwicklung hinweist, und mich durch Erklären der Pointe gerade unmöglich mache.)
Für mich ist Feministin aktuell definitiv negativ besetzt, weil viele eher Missionarisch sind und meist nicht kritikfähig. Ein anderer Kritikpunkt ist das sie oft einfach nur für die Bevorzugung von Frauen eintreten und nicht für ein besseres Miteinander aller. Das macht sie in meinen Augen nicht besser als die Maskulisten oder Sexisten.
Ich glaube auch, dass „Feministin“ eine negative Konnotation hat. Aber ich finde es wichtig den Begriff (genau wie „Mama-Blogs“) wieder zurück zu erobern indem man ihn selbst wieder postiv verwendet.
Danke!
Liebe Fans von das Nuf,
Heute bitte ich um eure Hilfe. Es ist ja bekannt, dass ich von Frau Nuf seit Jahren diskriminiert werde bei meinem Versuch, Feminist zu werden. Ich kann mich noch so sehr öffentlich rosaglitterschminken und gendern wie ich will, meine Bemühungen werden mit einem Augenrollen abgetan. Kaum bin ich für Gleichberechtigung in der Beziehung, wird abgewunken und auf meinen Gerechtigkeitssinn verwiesen, der nichts mit Feminismus zu tun habe.
Das gleiche gilt für meine Haltung Frauen und Männern in der Arbeitswelt gegenüber. Langsam weiß ich nicht mehr, was ich tun soll. Würden wir uns nicht so herzlich lieben, wir könnten fast schon darüber streiten.
Dabei will ich doch nur, dass wir weiterhin beste Freundinnen sind!
Beste Freundinnen heisst jetzt dass wir niemals Sex haben werden, oder wie?
Es ist nicht so kennzeichnend, dass man Frauen bei Einstellungsgesprächen fragt, ob sie schwanger sind, kennzeichnen ist, dass Männer nicht gefragt werden, ob in der Familie/Beziehung Kinder erwartet werden …
Ich halte diese Frage übrigens für nachvollziehbar, wenn sie auch nicht legitim ist. Sie wird in einer sozialökonomischen Situation gestellt, in der Erwachsene mit Kindern per se als Belastung für die organisatorischen Abläufe in Firmen gesehen werden und nicht als Herausforderung, die Flexibilität des „Ladens“ so zu erhöhen, dass sie gut aufgefangen werden. Der notorische Wochenendsuffkopp, der regelmäßig den halben Montag „aus Gründen“ vertrödelt, findet mehr gnädiges Belächeln, als der Vater, der aus dem Kinderarztwartezimmer smst, dass es ein paar Minuten später wird … Bemerkenswerterweise wird dieser Vater dann beim eintreffen im „Laden“ gefragt, ob die Frau verhindert war. Durchaus auch von Frauen.
Ich habe erlebt, dass IT-Abteilungen sich ein innovatives Bein herausgerissen haben, um Chefs/Chefinnen die Möglichkeit zu verschaffen, sich von überall in der Welt im Firmennetz aufhalten zu können. Beschäftigte allerdings, die – z. B., aber nicht nur – wegen kranken Kindern mal zu Hause arbeiten wollten, simpel zu tunneln, setzte ein umfängliches vertikales Bewillingungsverfahren voraus. Natürlich aus Gründen der Datensicherheit … Und der Freundeskreis bestätigt, dass Beides keine Phänomene von männlich dominierten Firmen sind.
Bei drei Bewerbungen mit Vorstellungsgespräch war ich schwanger. Zweimal habe ich mit offenen Karten gespielt und den Job bekommen. Beim drittenmal war die designierte Vorgesetzte in spe bereits im Gespräch so klar der Meinung, dass Frauen mit Kindern eine Vollzeitstelle nebst Pendeln nicht auf die Reihe bekommen, dass ich keine Lust hatte, dort zu arbeiten. Was ich meine ist, selbst, wenn man Gleichberechtigung lebt, und ich meine in unserer Beziehung klappt das mitlerweile so gut, dass der Kinderarzt/die KiTa/ Schule/ Kindergarten etc meinen Mann auf dem Handy anruft, wenn etwas ist – weil sie wissen, dass ich nicht so schnell vor Ort sein kann, selbst dann ist es oft schwierig, dass dies von außen akzeptiert wird. Für viele bin ich die karrieregeile Rabenmutter, mein Mann dagegen ist ein Weichei. Dennoch glaube ich, dass sich etwas tut, weil viele Eltern mittlerweile ganz selbstverständlich ihre Babies mit in Sitzungen nehmen in Frühbetreuung geben usw. Wichtig scheint mir, hier einfach fortlaufend kleine Zeichen zu setzen, sowohl Vater als auch Mutter.
Wichtig scheint mir aber auch, die Ebenen in der Diskussion zu trennen, was meist nicht hinreichend geschieht. Bisher ging es um Eltern und Gleichberechtigung als solche, vor allem hinsichtlich des Berufslebens. Dies hat in meinen Augen nur peripher mit Feminismus zu tun, denn die Gleichstellung hier beginnt beim Paar, dieses muss sich einigen, die Rollen verteilen. So wie die Rollen untereinander verteilt werden, so wird die Gesellschaft sie wahrnehmen. Auf lange Sicht wird dies über Toleranz zu Akzeptanz führen. Wahrscheinlich sind wir da nun einfach die Pioniergeneration, und die hat es nun meist nicht leicht…
Eine ganz andere Ebene ist die die (Gleich)Stellung zwischen Mann und Frau. Hier empfinde ich manche Diskussionen als nicht mehr adäquat. Ich meine doch, dass man als Frau heutzutage alle Möglichkeiten hat. Mit oder ohne Binnen -i-. Die Qualifikation muss stimmen. In der Tat, und hier setzt der obige Artikel den Fokus meiner Meinung nach richtig, ändert sich das, wenn Familie ins Spiel kommt. Dann verlagert sich die Geschichte, eben auf die Ebene Gleichstellung von Eltern vs Kinderlose…möglicherweise ist der Begriff des Feminismus aber auch zu aufgeweicht und deckt mittlerweile zu viele Konzeptebenen ab – mir scheint er mittlerweile zu undifferenziert, um zielgerichtet arbeiten zu können.
Leider ist es aus datenschutzrechtlicher Sicht tatsächlich so das du nicht so ohne weiteres von deinem privaten Laptop auf die Firmendaten zugreifen darfst. Die Chefs haben in der Regel einen Firmenlaptop, da ist das aus rechtlicher Sicht in Ordnung.
Genau das erlebt mein Mann auch! Kollegen und Vorgesetzte (in dem Fall zu 90% Männer) wollen nicht akzeptieren, dass ihr Weltbild verschoben wird und die Frau sich nicht hauptsächlich ( max. mit einem kleinem Nebenjob) um das Kind kümmert. Wir teilen uns das auf, aber das ist noch nicht überall gern gesehen. Als Frau ist man karrieregeil, als Familie geldgeil.
Ein anderer Fall bei mir: Prof. Der selbst ca 300 km von seiner Familie entfernt während der Woche lebt, fragt mich ob dass denn so gut wäre wenn ich jetzt wieder voll arbeiten gehe. Seine Frau wäre je Lehrerin, da kann man ja ein paar Jahre aus dem Beruf raus und ohne Probleme wieder einsteigen. Ich hätte ihn fragen sollen ob es denn für seine Familie gut ist, dass er nicht da ist…
So, prass abgelassen ;-)
Genau! Und es ging mir ähnlich, während des Studiums war mir der ganze Feministinnenkram eher suspekt, obwohl ich Simone de Beauvoir gelesen habe („Das andere Geschlecht“) und mir da schon einige Dinge aufgingen, die hatten aber mehr mit der Funktion von Stöckelschuhen und unpraktischen Fingernägeln zu tun, die das Weibchen attraktiv, weil wehrlos aussehen lassen.
Seitdem ich Mutter bin, und zudem alleinerziehend, sehe ich viele Dinge radikaler. Weil halt vieles ungerecht und neandertalisch ist. Aber trotzdem verwende ich kein generisches Femininum und habe z.B. im letzten Artikel, obwohl ich dort von 95% weiblichen Umfrageteilnehmern spreche, diese nicht durchgehend als „Umfrageteilnehmerinnen“ bezeichnet. Ich mische frei, was bestimmt nicht korrekt ist. Aber für mich passt das so.
Vielen Dank, dass du mich gerne liest! Gleichfalls, sowieso!
Grüsse, Christine
Ich hatte bei mir gerade einen Artikel „wie man zum Männerrechtler wird“
http://allesevolution.wordpress.com/2014/05/08/wie-man-zum-mannerrechtler-wird/
Da geht es insbesondere darum, dass man sich erst als Feminist sieht und dann merkt, dass vieles in der dortigen Theorie doch sehr einseitig auf Frauen ausgerichtet ist und Männer dabei sehr schlecht wegkommen.
Wenn man etwas drum herum liest, dann sieht man auch, dass einige Theorien ansonsten sehr löcherig sind, beispielsweise die These, dass Geschlecht eine rein soziale Konstruktion ist. Da gibt es eine recht umfangreiche Forschung zu, die einiges an biologischen Gründen, die in die Geschlechterrollen hineinspielen, darlegt.
Eine Zusammenstellung einiger Studien und Überlegungen habe ich hier mal versucht:
http://allesevolution.wordpress.com/2013/05/08/ubersicht-biologische-begrundungen-zu-geschlechterunterschieden/
Dabei geht es nicht darum, dass Männer immer so sind und Frauen immer anders, es gibt viele Überschneidungen, aber eben erhebliche Unterschiede im Schnitt.
Ein Modell, welches dies aus meiner Sicht – sofern es richtig verstanden ist – gut umsetzt ist das integrierte Modell, welches biologische Grundlagen geschlechtertypischen Verhaltens vorsiht, die aber von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und insoweit niemals die Einzelperson auf eine Geschlechterrolle festlegen können, die sie wegen ihre äußeren Erscheinungsbild einnehmen muss.
Denn auch in diesen Theorien wird vertreten, dass es ein Gehirngeschlecht geben kann, sozusagen das Äquivalent auf biologischer Ebene zu dem sozialen Geschlecht oder Gender, welches unabhängig vom Erscheinungsbild ist.
Eine männlich aussehende Person kann demnach ein “weibliches Gehirngeschlecht” haben oder zumindest in der Grauzone zwischen männlich und weiblich liegen.
Es wird insofern davon ausgegangen, dass es keine absoluten Zuordnungen zu allen Einzelpersonen eines Geschlechts gibt im Sinne einer essentialistischen Betrachtung, wonach Männer immer so und Frauen immer anders sein müssen. Vielmehr werden hier innerhalb der Gruppe fließende Übergänge gesehen. Die Geschlechtereigenschaften sind nicht gänzlich unterschiedlich, sondern nur verschieden ausgeprägt. Es handelt sich häufig um Normalverteilungen mit sich überlappenden Trägern aber abweichenden Mittelwerten.
Es gibt also recht große Überlappung, auch wenn man gleichzeitig davon ausgeht, dass bestimmte Spitzenwerte von wesentlich mehr Mitgliedern der einen Gruppe erreicht werden. Die Unterschiede in verschiedenen Eigenschaften summieren sich zudem auf, so dass Gruppenunterschiede noch deutlicher wahrgenommen werden. Zudem werden die Unterschiede auch dadurch besser wahrgenommen, weil sie sich auch auf bestimmte Reizstärken auswirken. Beispielsweise wäre der Anteil der Männer, die auf eine Reizstärke 5 (zB starkes Anbrüllen durch einen Boss) nicht weinen auch bei einer solchen Verteilung wesentlich größer als der Anteil der Frauen, auch wenn in Situationen der Reizstärke 2 (leichte Kritik) beide Geschlechter ganz überwiegend nicht weinen würden.
Die biologischen Mechanismen die diese Grundlagen steuern sind inzwischen gut erforscht, insbesondere der hormonelle Zusammenhang über pränatales und später postnatales Testosteron.
Bei Einnahme dieser Perspektive ist es wenig verständlich, jemanden dafür zu kritisieren, dass er, weil er pränatal eine andere Dosis Testosteron abbekommen hat, sich anders verhält. Es ist weder ein Faktor, den er beeinflussen kann noch ein Faktor, der ohne naturalistischen Fehlschluss moralisch vorhaltbar ist.
Auf diese biologischen Grundlagen bauen dann die sozialen Ausgestaltungen dieser aus, die man bis zu einem gewissen Grad beeinflussen kann. Allerdings sind eben auch hier enge Grenzen gezeigt, was insbesondere das Experiment von Udry deutlich macht, dass gezeigt hat, dass der Grad, bis zu dem man jemanden in eine soziale Rolle drängen kann stark von dessen Veranlagung abhängig ist.
http://www.ssc.wisc.edu/~jpiliavi/femsem/Udryarticle.pdf
Wenn man von biologischen Grundlagen ausgeht, dann ist es in jeder Weise problematisch, jemanden “umerziehen” zu wollen. Wer den eher weiblicheren Jungen auf eine Militärakademie schicken will um ihn zu einem “echten Mann” zu machen, der kann diesem genau so schaden wie jemanden, der einem eher männlichen Jungen das Toben oder andere Sachen austreiben möchte, weil er so etwas für zu patriarchisch hält.
Mir kam die Erleuchtung nach vielen Jahren Feuerwehrdienst: ich war lange Zeit einigermaßen gleichberechtigt in der Mannschaft und winkte ab, wenn es um derlei feministische Themen ging. Dann machte ich die ein oder andere Ausbildung, die mich in eine Führungsposition innerhalb der Feuerwehr brachte.
Seit dem weiß ich, wie viele Männer ticken, wenn sie von einer Frau Befehle ausführen müss(t)en.
Frauen sind allerhöchsten noch gleichberechtigt, wenn sie auf Augenhöhe mitspielen wollen. Sie sind viel mehr akzeptiert, wenn sie unter einem rangieren. Will so ein Weib einem echten Mann aber was zu sagen haben, dann ist der Ofen aus.
Männer, die Frauen in Führungsposition ertragen können und denen das Geschlecht ihrer Vorgesetzten tatsächlich egal ist, sind selten. Ich kenne kaum Männer, die dieses Problem erkennen, vielleicht weil sie die Problematik nicht am eigenen Leib erfahren haben: es gibt kaum Frauen, die Männern etwas zu befehlen haben und noch viel weniger, die die Kraft haben, auf Dauer diese Machtkämpfe auszutragen.
Das Problem liegt nicht allein bei den Männern sondern auch daran das es durchaus Unterschiede gibt wie man verschiedene Personengruppen führen sollte. Und meine Erfahrung ist das ganz viele Führungsneulinge nicht in der Lage sind mit allen Typen umzugehen.
Ganz besonders Feministinnen tendieren dann dazu zu sagen die anderen die Schuld zuzuschieben anstatt eigene fehlende Fähigkeiten einzugestehen. Männer haben auch das Problem aber sie würden nicht behaupten das ihre Anzuleitenden unfähig sind sich Männern unterzuordnen.
******************KOMMENTAROMAT*********************
Näänänännnännnä
*****************/KOMMENTAROMAT*********************
What?? Es gibt keine männlichen Vorgesetzten, die ihre eigenen Unfähigkeiten auf ihre Untergebenen projizieren? In was für einer Welt leben Sie denn bitte?
Wie ich bereits sagte, gibt es kaum Männer, die dieses Problem erkennen oder gar eingestehen würden.
q.e.d.
Well said.
…außer Zuhause.
Mir ist auch unklar, warum sich manche so gegen Kleinigkeiten wie das Binnen-I wehren, dass es sogar Browser Extensions zu deren Entfernung gibt:
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/binnen-i-be-gone/
Das gibt es auch anderswo, beispielsweise bei Wörtern wie „Zigeuner“. Statt solche Begriffe einfach aus dem eigenen Wortschatz zu streichen, wenn die betroffenen Personen klar sagen, dass sie diese beleidigend finden, wehrt man sich dagegen mit Händen und Füßen. Das wäre ja Zensur, Political Correctness, die Bezeichnung wäre ja gar nicht abwertend sondern historisch… blablabla. Ich frage mich wirklich was solche Menschen umtreibt.
Oder wenn aus einem Bradley eine Chelsea Manning wird, das kann man nicht einfach respektieren, nein da muss man erstmal eine Leitlinie entwickeln:
http://www.coffeeandtv.de/2013/10/17/sein-oder-nicht-sein/
„Statt solche Begriffe einfach aus dem eigenen Wortschatz zu streichen“
Ich finde, man sollte gleich alle Menschen streichen – denn damit ist auch der Wortschaftz und das Wort gestrichen.
Ich halt den Gedanken für krank, von jemandem zu Verlangen ein Wort aus dem Wortschatz zu streichen, Gehirnkorrektur sozusagen. Sprachlobotomische Menschenkorrektur. Irgendwann dürfen wir nur noch „ja“ sagen, dass einzige Wort mit dem keine Grenzziehung erfolgt.
Das „Einzige Wort“ der Richtigsprecher, -denker, -tuer.
Und wer sogar Tourette hat, kommt sofort ins Unwortlerlager.
Sorgfältiger Umgang mit dem Wortschatz ok, wir sagen ja auch nicht als erstes „Du Scheisser/In“ wenn wir jemanden kennenlernen, meist wird ja „Guten Tag“ gesagt. Scheint auch adäquat.
Den Artikel muss ich jetzt erst mal sacken lassen. Du bist eine Feministin. Ich kann es kaum glauben, obwohl ich dich persönlich immer als sehr höflichen und intelligenten Menschen kennengelernt habe. Shit. Mein Weltbild bricht zusammen und ich habe auf die Schnelle kein Neues parat.
P.S. Ich mag das kleine Beispiel sehr, auch wenn es mir zu feministisch ist ;)
Du musst jetzt sehr stark sein: Ich habe den Verdacht, dass du auch eine Feministin bist.
Feminist
inbitte. Hab mich kurz bei den Maskulinisten informiert. Danach bei den Feministen. Am Ende musste ich mit Erschrecken feststellen: es geht um uns alle. Ich hatte ja keine Ahnung.Ich bin gerade durch das Überraschungsei darauf gekommen: mir wiederum fällt sehr stark auf, wie lästig diese „Mädchenbücher“ sind. Es gibt kaum Bücher für Jungs mit „männlichen“ Protagonisten, die einfach mal stinknormal sind. Zur Zeit lesen wir die Kinder vom Möwenweg, da erzählt ein Mädchen. Für die Altersklasse von (sagen wir mal etwa 4-8/9 Jahren, findet man entweder Abenteurer, Fußballer oder andere Jungs mit Stempel. Aber nichts Vergleichbares, es gibt auch kein Pendant zu Conni. Ich finde das irgendwie schade! Natürlich lese ich meinen Söhnen auch Bücher mit Mädchen in der Hauptrolle darin vor, mit denen sie sich auch gerne identifizieren (dürfen). Auf Möwenweg (das Traumleben schlechthin) fahren auch alle drei Söhne ab. Trotzdem. *aufstampf* Jungs müssen Fußballer sein, Indianer, Wickinger, … aber nicht stinknormales Alltagsleben haben. Ich wollte und will darüber schon ewig mal bloggen, schaffe es aber nie mich auf den Hosenboden zu setzen und einen lesbaren Text zu verfassen.
LG, Simone
Kennst Du die „Geschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger? Oder, für etwas ältere, „Olfi Obermeier und der Ödipus?“
Ich lese meinem Sohn gerade den dritten Teil von „Schule der magischen Tiere“ vor. Was die Charaktere der Protagonisten angeht finde ich due Mischung aus hart, gemein, cool, besserwisserisch, eingebildet, mitläuferisch aber auch weich, schwach, lieb, ehrlich, schüchtern sehr gut. Und natürlich sind die Hauptfiguren geschlechtergemischt.
Franz ist eine gute Empfehlung, aber auch der freundliche Protagonist Wolfi aus Nöstlingers „Gurkenkönig“, nebenbei eine der schönsten Lehrer-Schüler-Geschichten überhaupt. Und ganz großes Kino, so etwa ab 8, ist „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ (und zwei Folgebände) von Andreas Steinhöfel. Gut, Rico und Oskar sind auch nicht gerade Standardkinder, einer ist hoch-, der andere tiefbegabt, aber ihr Umfeld ist erst einmal ganz alltäglich.
Mein Patensohn hat sich im Alter von 11 Jahren hier mal mit Hilfe meiner gleichaltrigen Tochter als Mädchen ausstaffiert, dann sind wir alle drei durch die Stadt ins Kino gelaufen. Er hatte einfach ein Kleid an und Haarspangen im Haar, aber das hat schon gewaltig viele Leute sehr verunsichert. Ihn zum Glück nicht, der war immer schon ein cooler Bursche, aber es ist erschreckend, wie sehr das die Leute durcheinanderbringt.
Ich hätte da einen Tip:
„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende.
Ist allerdings vielleicht noch etwas schwere Kost für das Vorschulalter, aber spätestens ab der dritten Klasse ganz gewiss empfehlenswert.
Und zum Ausgleich:
„Momo“ oder „Ronja, Räubertochter“
Mir geht es ähnlich, aber andersherum..
Da ich kein „typisches Mädchen“ habe, gehen mir die ganzen Prinzessinnen, Feen, Hexen und Pferde Bücher gewaltig auf den Keks. Da kann man dann eigentlich irgendwann nur noch auf Pippi Langstrumpf zurückgreifen..
Und Fußballer, Ritter und Wikinger Bücher sind halt eben alle mit Jungs besetzt. Wo ist das Wikinger-Mädchenbuch??
Such doch mal nach Detektiv Büchern, das können und „dürfen“ doch alle Kinder.
Immer so schön erzählt.
So in der Art lief das auch bei mir ab. Danke! :)
Danke. Ähnlich bei mir.
Du kannst es nur besser aufschreiben.
Danke für diesen wunderbaren Text. Mir geht es sehr ähnlich.
Ich fühle mich auch zu unbedarft in Gender Studies, um wirkliches über Feminismus zu bloggen. Aber Du machst es vor, wie das eigene Erleben und Erlesen zum (ersten) Maßstab wird und als Erklärung der Dinge prima ausreicht.
Und ja, Mama Blogs! Wenn man hinschaut, steht da eine Menge an Neu-Positionierung von Elternrollen, Vereinbarkeit und poltischem Zeugs drin.
Ich habe gestern die Behauptung aufgestellt, dass man spätestens mit dem Mutterwerden Feministin werde. Ok, ich war angetrunken und habe vergessen, dass es Birgit Kelle gibt. Als Vater wird man auf jeden Fall Feminist, es sei denn, man ist ein Arsch.
Wieviel Gegenbeispiele aus dem persönlichen Umfeld muss man bringen, um die Behauptung zu widerlegen? ;-)
Mit anderen Worten: ich kenne in meinem universitär geprägten Umfeld so viele Mütter und Väter, die keineswegs Feminist*innen sind, das generische Maskulinum verteidigen, klischeehafte typisch Mann/Frau Sprüche bringen usw. usf.