12 von 12 im Mai

Der Tag beginnt – wie im optimalen Fall – mit Kaffee aus meiner hübschen Rules-Tasse. Rules ist eines der wenigen Spiele, die ich in den letzten Jahren gespielt habe und die mich nachhaltig von der Erledigung meiner Pflichten abgehalten haben. (Weil der Anblick der Tasse jedes Mal Begeisterung auslöst: Man kann sie bestellen.)

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Wenn ich ein paar Schlucke Kaffee getrunken habe, mache ich Schulbrote. Eigentlich will Kind 2.0 nur Wasser und Brot. Weil ich mir aber sicher bin, dass es dann in 20 Jahren FreundInnen erzählt, es habe nur Wasser und Brot bekommen als Kind und dann alle entsetzt sind, kämpfe ich seit mehreren Jahren dagegen an und versuche Dinge zu finden, die das Kind noch essen mag. An die Kunstwerke von Anna von Berlinmittemom denke ich jeden Morgen.

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Heute ist Fahrradwetter. Es ist mir diesen Frühling sehr schwer gefallen, nachdem meine Freundin letztes Jahr tödlich verunglückt ist, wieder auf das Fahrrad zu steigen. Ich denke immer noch täglich an sie. Wir sind oft zusammen in die Arbeit gefahren und ich kann gar nicht sagen, wie sehr sie mir fehlt. Sie ist in jeder Ecke der Stadt, in jedem Winkel des Büros und in jeder Frage meines Lebens, über die ich gerne mit ihr gesprochen hätte.
Gerade heute fällt mir wieder auf, wie krass die einzelnen Verkehrsteilnehmer im Konflikt zueinander stehen. Die Fußgänger hassen die Radfahrer, die Radfahrer die Autofahrer, die Autofahrer die Radfahrer. Mein Blickwinkel hat sich deutlich verändert und ich wünschte mir, es gäbe mehr Rücksicht und Verständnis füreinander.
Ich bringe Kind 3.0 in den Kindergarten. Es quatscht ohne Unterbrechung und sehr fröhlich von hinten am Kindersitz. „Wohnst du lieber in einem Loch, am Baum oder in der Luft? Hast du ein Fell, Federn oder bist du nakisch? Bist du lieber schnell, lamsam oder kannst fliegen…“ Meine Antworten ergeben: Ich bin eine Ranunkel. Unerwartet – aber hey…
Wir müssen warten bis der Kindergarten öffnet. Wir fahren sonst Tram und das dauert wesentlich länger.

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Im Büro angekommen, erstmal einen 2. Kaffee und Mails lesen. Der Kollege hat mir gestern geschrieben, dass er meine Choco Fresh Vorräte gegessen hat und neue besorgen wird. Natürlich habe ich jetzt um 8.15 Uhr große Lust auf Choco Fresh.

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11.30 Uhr. Die erste Sitzung liegt hinter mir. Ich habe Hunger. Ich habe schon wieder nicht geschafft zu frühstücken. Das ärgert mich ein bisschen. Gerade hatte ich mir vorgenommen, regelmäßiger zu frühstücken. Das tut mir sehr gut, aber wenn ich morgens um 6 aufstehe und die Kinder fertig mache, ist meistens keine Zeit. Noch früher aufstehen schaffe ich nicht.
Also esse ich Mittag. Heute habe ich mir etwas vom Vortag mitgenommen. Freunde haben gekocht weil ich im Anschluss an das gemeinsame Abendessen gebabysittet habe.

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Der Bürohund verbringt die meiste Zeit in unserem Büro. Er hat meinen Kollegen sehr gerne. Obs am Kollegen liegt oder daran, dass der Hundeleckerlis hat, man weiß es nicht. Ich darf auch eins verfüttern.

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Mein Kollege ist eigentlich sehr internetaffin. In letzter Zeit hat er sich im Spaß ab und an beschwert, dass ich ihn und das was er sagt, ungefragt ins Internet stelle. Geht natürlich gar nicht, gerade erst saß ich als Diskussionsteilnehmerin in einem Panel und habe darüber gesprochen, das man sowas nicht machen kann. Schließlich gibt es die schöne App Catwang, die genug Katzenköpfe hat, um symbolhaft Emotionen zu übertragen.

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Nach der Arbeit will ich mir einen Bikini kaufen gehen. Ich habe nur sehr wenige Tage an denen ich kinderfrei habe und an denen die Geschäfte gleichzeitig geöffnet haben. Die Chance muss ich ergreifen. Allerdings bleibe ich erfolglos. Es ist wirklich eine Plage mit den Bikinis. Speziell mit den Oberteilen. Es gibt Oberteile für kleine Brüste, die ich nicht anziehen kann weil naja und welche für große Brüste, die ich nicht anziehen will, weil die gepolstert sind (WTF? Warum???). Ich mag es außerdem nicht, wenn die Oberteile keine Träger haben sondern im Nacken zusammen gebunden werden. Davon bekomme ich Rückenschmerzen. Diese beiden Umstände (keine Polster, Träger) ergeben in Gesamtsumme: Kein Bikini für mich.
Ich bekomme viele Tipps, aber leider ist nichts dabei.

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Also auf nach Hause. In 40 min habe ich meine nächste Verabredung. Vorbei an der schönen Fahrradampel mit dem Herzchen, über die ich mich jedes Mal wieder freue.

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Ich fahre ausnahmsweise die Karl-Marx-Allee entlang. Der Brunnen am Strausberger Platz ist bereits seit Anfang des Monats angestellt. Ich liebe diese Ansicht auch wenn (vielleicht aber: gerade weil) ich sie schon so oft in Musikvideos gesehen habe.

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Genau zehn Minuten ausruhen kann ich, dann geht’s weiter zu FIL. FIL hat mir der diplix empfohlen. Kannte ich vorher nicht (und jetzt alle so: Orrrrr).
Ich fühle mich ganz gut unterhalten. FIL ist ein sehr guter Beobachter. In seinem Programm Pullern im Stehen berichtet er über seine Jugend. Erschreckend wie prototypisch so eine Jugend ist. Ich bin zwar in einem fränkischen Kaff aufgewachsen – allerdings war das nicht wesentlich anders als so eine Jugend im Märkischen Viertel. Ich mag seine Art zu Berlinern. Unterm Strich merke ich, dass ich zu empfindlich für bestimmte Witze und Formulierungen geworden bin („spiele Fußball wie ein Mädchen“.)
Er redet viel von seinem Penis. Ich frage mich, ob es Bücher von Frauen gibt, die auch andauernd im Rahmen ihrer Pubertät (und darüber hinaus) ständig über ihr Geschlechtsteil sprechen und ob ich das anders oder lustiger fände.
Das Internet hat mich verdorben. Ich glaube, es gibt keine Hoffnung mehr.

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Während der Lesung bekomme ich großen Hunger. Vom Mittagessen abgesehen, habe ich heute nichts gegessen. Wir gehen also essen und dann ins Bett. Der Tag war lang und ich bin total erschöpft. Es ist beinahe 24 Uhr, letzte Chance für ein Bild.

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20 Gedanken zu „12 von 12 im Mai“

  1. Oh, die Bikinioberteile…
    Bisher hat niemand gemerkt, dass ich seit Jahren einen einfachen schwarzen BH mit silbernem Clipsverschluss vorn als Bikinioberteil trage.

  2. Zu den Büchern von Frauen die über Geschlechtsteile reden:
    Da gabs doch diesen Roman von der Charlotte Roche. „Feuchtgebiete“. Hab ihn allerdings nicht gelesen. Viele sagen er taugt nix, manche sagen er taugt was.
    Und falls es „Vagina monologues“ (Theaterstück) als Buch gibt fällt es vielleicht auch in die Kategorie.

  3. Liebe Patricia,

    als ich diese Woche Deine 12von12 las, hatte ich wie immer diese wunderbare Gefühlsmischung aus Schmunzeln und Anteilnahme. Es waren vor allem Deine Zeilen in Erinnerung an Deine Freundin, die mich zu meinem Blogbeitrag zur Ride of Silence veranlasst haben. Ich kann sehr gut verstehen, dass Du mit gemischten Gefühlen Fahrrad fährst. Um so schöner zu lesen, dass Du es tust und mit Kind3 und auch allein genießen kannst.

    Ich war so frei, dies in Gedenken, als Mahnung und als Mutmacher zugleich in meinem Beitrag zu zitieren. Das war hoffentlich ok.

    Ein herzliches Danke und hoffentlich immer gute Fahrt,
    Franziska

  4. Und Du als „Massenblogger“ hast das Thema scheinbar immer, weil es immer einen Deppen gibt der sich dann eben nicht an Vulva, Scheide oder Vagina stört, sondern bei Geschlechtsteit wundert.

    Danke, Du hast mich wieder bereichert – habe jetzt deswegen wikipedia gelesen. Jetzt kann ich meinen Kids immerhin von Anfang an erklären, dass es die Begriffe gibt und wie sie sich abgrenzen.

  5. Hallo Patricia,

    ich fand das hier ein wenig interessant – wenn wir über diese Geschichte reden von da unten. Er redet vom Penis und Du bei Frauen von Geschlechtsteil. Wieso hast Du nicht Scheide oder so gesagt?

    Viele Grüße
    Dennis

    Er redet viel von seinem Penis. Ich frage mich, ob es Bücher von Frauen gibt, die auch andauernd im Rahmen ihrer Pubertät (und darüber hinaus) ständig über ihr Geschlechtsteil sprechen

    1. Wegen „oder so“. Hätte ich „Scheide“ gesagt, wäre ich 100% verbessert worden, dass das „Vulva“ heisst. Worauf dann jemand gesagt hätte: „Hä? Nicht Vagina?“ und dann gibts ja noch „Scham“ (da kann man dann sprachlich noch tiefer einsteigen wegen „Gemächt“ vs. „Scham“ etc etc etc).
      Tatsächlich finde ich die Nomenklatur nicht so klar und einheitlich geregelt wie beim Mann also hab ich was neutrales gewählt.

  6. Bikini-Tip: C&A, da gibt es tatsächlich ungepolsterte mit Schulterträgern! (Zumindest in meinen Größen). Viel Erfolg.
    Frühstückstipp: Klappstulle für wenn der Computer und Kaffeemaschine starten. Guten Appetit.

  7. Oh, das Frühstückssproblem habe ich auch. es wird gerade etwas besser, weil ich begonnen habe, Müsli ins Büro mitzunehmen: Müsli ins Schraubdeckelglas, einen geschnittenen Apfel oder anderes Obst dazu, Buttermilch drüber, zuschrauben, mitnehmen und bei der Arbeit essen. Das wertet meinen Bürotag echt auf. Mitnahmemuffins sind sogar noch besser :)

    LG :)

  8. Sehr sehr schön dieser Einblick!
    Du ahnst ja nicht wie mir das hier aus der Seele gesprochen hat:
    „Die Fußgänger hassen die Radfahrer, die Radfahrer die Autofahrer, die Autofahrer die Radfahrer. Mein Blickwinkel hat sich deutlich verändert und ich wünschte mir, es gäbe mehr Rücksicht und Verständnis füreinander.“
    Ja und ja und nochmal ja und dick und fett unterstrichen.
    Ich habe zwar nicht einen solch schweren Verlust zu verkraften, kenne aber Menschen die ähnliches erlebt haben.
    Es macht was mit einem, auch wenn man nicht direkt betroffen ist.

  9. Ich stelle mir gerade vor, wie das Kind von Berlinmittemom seine hübschen bunten Bentobox-Innereien total doof findet und sehr neidisch auf die Kinder mit grauer Klappstulle blickt.

  10. Das Ampel Bild ist toll!! (Also sowohl die Ampel an sich als auch das Bild)! Die muss ich mir unbedingt anschauen, wenn ich mal in Berlin bin.

    P.S.: Die Rules Tasse werde ich auf meinen Wunschzettel setzten! ;-)

  11. Das Schulbrot sieht aus wie bei uns. gut, die Paprika lassen wir weg, dafür gibts eine Scheibe Gouda, aber ansonsten… Wir sind nicht mehr allein!
    Vielen Dank für den Link zum Schulbrotartikel, ich habe sehr gelacht. Auch über die Kommentare *kopfschüttel*
    Danke überhaupt für so viele schöne Artikel, (ich lese alle), weiter so und schönen Tag :-)

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