Unpopulär pop pop populär

Ich habe seit Jahren nicht mehr so viel geschlafen, weil ich ansonsten ja arbeiten muss und zuviel ausgehe. Die Vereinbarkeit von Berufs- und Nachtleben hat bei mir nie so richtig hingehauen, und dann habe ich halt am Schlaf gespart. Das ist nun natürlich anders. Gerade ein Baby kann man außerdem überall hin mitnehmen.

Der ganze Artikel bei Modeste ist unbedingt lesenswert und hat mich sehr gefreut. Ich habe nämlich festgestellt, dass es wahnsinnig unpopulär ist positiv über Kinder – oder gar Babys – zu schreiben. Das Gegenteil hingegen – das Bejammern sämtlicher Aspekte des Lebens mit Kindern ist gesellschaftlich durchaus anerkannt.

Der FAZ Artikel „Die Eltern wollen nur noch überleben“ behauptet, es habe ein Tabu gegeben auszusprechen, dass Kinder auch anstrengend sein können. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Um mich herum höre ich (wenige Ausnahmen ausgenommen) nur, wie anstrengend und furchtbar das Leben mit Kindern ist. Wie viel Freiheit man verliert, wie sehr man sich einschränken muss, etc.

Ich kann nur sagen dass das erste Jahr mit meinem ersten Kind das schönste und entspannteste Jahr meines Lebens war. Ich hatte eine Museumsjahreskarte inkl. Sonderausstellungen und war mindestens einmal in der Woche im Museum. Ich habe Museen gesehen, die ich ohne das Baby nie gesehen hätte. Dabei habe ich in Berlin Ecken entdeckt, die ich ohne Baby nie entdeckt hätte. Jetzt mag man aufspringen und schreien „Ih, die reichen Mütter, ja die, die können eine schöne Zeit haben!!!“ – aber ganz ehrlich – das hat 60 Euro für das ganze Jahr gekostet und wie ich im Nachhinein festgestellt habe, man hätte es auch ganz umsonst haben können, denn damals war der Donnerstag (?) Nachmittag sogar grundsätzlich kostenlos. Das erste Kind war unkompliziert und fröhlich und wollte lediglich immer dabei sein. Also hab ich es neben mich gelegt und Fotoalben geklebt, gelesen, Hörbücher gehört und gelegentlich einen Mittagsschlaf gemacht. Alles Dinge, die ich im Traum nicht geregelt bekomme, wenn ich arbeite (auch nicht in der Zeit vor den Kindern). Keine Zwänge, keine Termine, nicht dieses im Hamsterrad rennen, wie ich es aus dem Arbeitsalltag kenne.

Das nächste Kind war etwas anspruchsvoller. Lauter war es (und ist es) auch. Schlafen wollte es weniger und weder Kinderwagen noch Ergo Carrier fand es lustig und trotzdem – im Vergleich zum Berufsleben erschienen meine Freiheiten mir grenzenlos. Ich habe ständig Freunde besucht, die ich in Ermangelung von Urlaub jahrelang nicht gesehen hatte. Wir waren schwimmen und haben jeden Babykurs besucht, der im Umkreis von 10 km zu finden war. Der allergrößte Teil davon war kostenlos. Vielleicht ein Vorteil des Standorts Berlin.

Ich fand die Elternzeiten schön und möchte sie nicht missen und gut und gerne hätte ich noch zwei weitere Jahre rumbringen können. Ich fühlte keine geistige Verarmung, fühlte mich nicht wertlos und auch sonst war ich ziemlich glücklich.

Das was es mir einfach gemacht hat, war zum Teil meine Einstellung, denke ich. Ich habe nie versucht meine Kinder in irgendein Schema zu pressen (Mittagschlaf, Brei essen ab 6. Monat, Nachts durchschlafen, im eigenen Bett schlafen, …) und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Mir ist klar, dass ich großes Glück habe, was die Rahmenbedingungen angeht. Ich habe Elterngeld bekommen und auch der Vater hat durchaus Interesse an seinen Kindern. Ich hatte einen Job, in den ich wieder einsteigen konnte etc. Dennoch dieses ausdauernde Beklagen, dass das Leben mit Kindern so schrecklich sei … ich kann es nicht verstehen.

 

(Und wie anstrengend die Eltern für die armen Kinder sind, darüber schreibt wieder niemand!)

26 Gedanken zu „Unpopulär pop pop populär“

  1. Ähnlich, wie Melanie schreibt, sollte es für alle(!) nachvollziehbar sein, wenn Menschen sich mit Kindern unwohl fühlen, und zwar, weil ihnen der Elternstatus, das Recht auf Familie abgesprochen wird oder schlicht körperlich nicht in der Lage sind/sein dürfen, Kinder zu bekommen oder zu erziehen/zu betreuen. Ich selbst bin Betroffene eines Systems, das mir den Familienstatus zumindest sehr erschwert, mich aus dem heteronormativen Setting “Vater-Mutter-Kind(er)” ausschließt und mir kaum Möglichkeiten gewährt, Erziehungsarbeit zu übernehmen. Ich bin sehr oft traurig deswegen und mache mir schon seit Jahren Gedanken darüber, wann und vor allem wie ich als Mutter/Erziehende auftreten kann und will. Sich mit Kindern unwohl fühlen, heißt daher nicht, Kinder abzulehnen, sondern kritisch auf den eigenen sozialen Status zu blicken. Viele entscheiden sich beispielsweise gegen “eigene” Kinder oder Erziehungsarbeit, weil sie die permanente Anrufung als Mutter satt haben, bei anderen löst die Anwesenheit von Kindern Wut, Trauer und Verletztheit aus.

  2. Meinem Eindruck nach ist die (prinzipiell völlig legitime) Jammerwelle eine verständliche Reaktion auf das verbreitete Bild der Macchiatto-Mütter. Wenn man dann seitenweise über das Elend des Kleinkinder/Babypflegens nölt und zu jeder Gelegenheiten den kindinduzierten Schlafmangel anführt, kreiert man in gewisser Weise auch ein positiveres Selbstbild. Respektier mich, denn ich quäle mich. Nicht ohne Grund schläft (nach eigener Aussage wohlgemerkt!) kaum ein Vorstand mehr als 3-4 Stunden pro Nacht. So ein Diskurs hat nun mal eine starke Symbolkraft. Dahinter steckt für mich ein ähnliches Prinzip, wie bei der Konzentration der medialen Burnout-Diskussion in solchen Berufen,die es schwer haben, ihren Produktionsprozess nach außen hin zu kommunizieren.

    Allerdings sollte niemandem sein Recht auf das Wehklagen aberkannt werden. Erwiesenermaßen mag das zwar nerven, dient (in Maßen) aber auch der eigenen psychischen Gesundheit. Im britischen Guardian war vor einigen Wochen eine Kolumne einer (altersbedingt) unfruchtbaren Frau zu lesen, welche unterschwellig argumentierte, Eltern hätten keinerlei Anrecht sich über ihre putzigen Gottesgeschenke zu beschweren. Der Shitstorm in den Kommentaren ist bis heute großartig zu lesen.

  3. Ähnlich, wie Melanie schreibt, sollte es für alle(!) nachvollziehbar sein, wenn Menschen sich mit Kindern unwohl fühlen, und zwar, weil ihnen der Elternstatus, das Recht auf Familie abgesprochen wird oder schlicht körperlich nicht in der Lage sind/sein dürfen, Kinder zu bekommen oder zu erziehen/zu betreuen. Ich selbst bin Betroffene eines Systems, das mir den Familienstatus zumindest sehr erschwert, mich aus dem heteronormativen Setting “Vater-Mutter-Kind(er)” ausschließt und mir kaum Möglichkeiten gewährt, Erziehungsarbeit zu übernehmen. Ich bin sehr oft traurig deswegen und mache mir schon seit Jahren Gedanken darüber, wann und vor allem wie ich als Mutter/Erziehende auftreten kann und will. Sich mit Kindern unwohl fühlen, heißt daher nicht, Kinder abzulehnen, sondern kritisch auf den eigenen sozialen Status zu blicken. Viele entscheiden sich beispielsweise gegen “eigene” Kinder oder Erziehungsarbeit, weil sie die permanente Anrufung als Mutter satt haben, bei anderen löst die Anwesenheit von Kindern Wut, Trauer und Verletztheit aus.

  4. Das erste halbe Jahr mit meinem Sohn war auch nicht gerade Zuckerschlecken, im Gegenteil. Und doch möchte ich keine Minute dieser Erfahrungen missen. Wohl, doch, auf einige davon – die schweren gesundheitlichen Probleme des Kleinen – könnte ich gut und gerne verzichten. Aber der Rest, das Wohnen im Tragtuch, Computern auf dem Gymnastikball statt Bürostuhl (wegen Kind auf dem Rücken), stundenlang rumlaufen, damit Kind auf dem Rücken schläft usw. usf. das habe ich nie als besonders anstrengend empfunden. Mein Sohn hatte nach Monaten im Krankenhaus nun mal dieses Bedürfnis nach Nähe und fertig.
    Dass das überhaupt etwas Besonderes war kam mir zuerst gar nicht in den Sinn, erst eigentlich aufgrund von Kommentaren anderer Mütter („wie kannst du nur“, „da kriegst du noch die Quittung, wenn du ihn so verwöhnst“, „der lernt nie laufen“….) merkte ich, dass das eigentlich gar nicht so normal war.
    Aber anyway, das war ja gar nicht das Thema. Mir ist auch schon aufgefallen, dass viele Blogs und Zeitungsartikel Kinder als etwas Schreckliches und Grässliches darstellen, und wenn ich dort überhaupt noch mal reinlese, dann frage ich mich, weshalb die Betreffenden überhaupt Kinder haben.
    Ich mag jedenfalls mein Leben mit dem Kurzen, auch wenn es oft anstrengend ist. Ich lerne dabei viel über mich selber, meine eigenen Grenzen, meine eigenen Stärken und Schwächen. DAS finde ich mit vom Spannendsten am Leben mit Kindern, dass sie einem dem Spiegel vorhalten – und man sich nicht davor verstecken kann!

  5. Es werden da einige Sachen vermischt.
    Für mich bedeutet „nicht verstehen – warum manche das Leben mit Kindern so anstrengend finden und sich ständig darüber beklagen“ NICHT „meine Kinder sind nie anstrengend, schlafen durch, essen alles, was ich koche, machen keinen Dreck, sitzen immer still, …“.
    Es bedeutet viel mehr: Was habt ihr denn erwartet?
    Wahrscheinlich müsste ich mir wirklich mal Zeit nehmen, um das ganze Thema auseinander zu nehmen. Denn es spielt viel mit rein. Nach wie vor glaube ich nämlich, dass unsere Gesellschaft die „Selbstverwirklichung“ an der Spitze der Bedürfnispyramide in der Zwischenzeit auf ca. 80% ausgedehnt hat – was in dieser extremen Form natürlich unvereinbar mit „Kinder haben“ ist.
    Außerdem fehlen ganze Erfahrungswelten, die das Kinder haben deutlich leichter machen. Z.B. das Leben mit (mehreren) Geschwistern, altersgemischte Gruppen im Kindergarten, Anschluss an die „Oma/Opa“-Generation, Erfahrungen in einer WG (und überhaupt alles, was irgendwie damit zu tun hat, dass man empathisch sein muss und lernt auf die Bedürfnisse anderer zu achten) …

    Und um noch eine weitere Sache klar zu stellen: Natürlich sind die ersten Jahre anstrengend, v.a. wenn man studiert, seinen Doktor schreibt, einem die finanziellen Mittel fehlen, der Partner sich nicht kümmert oder man Zwillinge hat oder der Altersabstand zwischen den Kindern gering ist oder oder oder

    Und ich bin wirklich, wirklich dankbar, dass sich das bei mir alles in Grenzen gehalten hat bzw. dass meine Einstellung es mir ermöglicht hat, das als nicht so schlimm zu empfinden (allein in der ersten Schwangerschaft war ich 4 mal im Krankenhaus, das nur mal so als Hinweis…)

    Egal – jedenfalls finde ich es komisch, dass es so anerkannt ist, alles zu bejammern und v.a. so zu tun, als sei das kinderlose Leben immer frei und unbeschwert und als gäbe es gar keine anderen Restriktionen. DAS ist doch das absurde.

    Deswegen @Julie, ich habe vollstes Verständnis und ich sage nicht, dass ein Leben mit Kindern immer und immer leicht ist.

  6. Natürlich, Frau Stilhäschen, kann man nicht alle Babies über einen Leisten schlagen (was für ein fieses Bild!). Ich kenne im Freundeskreis auch Babies, die bestürzend wenig schlafen und verhältnismäßig oft schlecht gelaunt sind. Worum es mir in dem oben verlinkten Posting ging, ist etwas anderes: Nahezu jeder Artikel über Babies liest sich so, als seien alle Babies echte Nervensägen und Energieräuber und anstrengender als jeder Job. Das ist doch ein ganz sonderbares Bild, das so nun auch wieder nicht zutrifft, und diese Verzerrung der Realität hat mich irritiert.

  7. Ich danke Julie Paradise sehr für ihren Kommentar, dem ich nichts hinzuzufügen habe. (Außer natürlich: Müssen wir Muttis immer übereinander herfallen? Kann nicht jede einfach mal „also bei mir/uns/meinem Kind ist das soundso“ statt „das mit Kindern ist nämlich soundso“ sagen und andere anders sein lassen?)

  8. Liebes nuf,
    vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel! Da ich Ende Juli mein erstes Kind bekomme, macht er mir sehr viel Mut und Lust auf diese neue Zeit!
    Ich habe es bis jetzt ganz ähnlich wie du empfunden, dass aus allen Ecken nur ein „das Leben ist so anstrengend mit Kinder“ kommt. Bei mir nahestehenden Personen weiß ich woher das kommt (Biografie, Charakter der Kinder), aber allgemein finde ich diese Sicht sehr schade. Da meine Schwangerschaft schon sehr schön und entspannt war/ist und ich auch dort die Erfahrung gemacht habe, dass die die sich am meisten Sorgen machen auch die meiste Probleme haben, hoffe ich dass es nach der Geburt so gut weiter geht.
    Liebe Grüße von deiner treuen U-Boot-Leserin Luise

  9. „Ich verstehe die Einstellung nicht. Niemand muss Kinder haben. Wenn man sie nicht haben will – auch gut. Bestimmt passen sie eben nicht in jedes Lebensmodell – das ist doch auch OK.“ Das ist aber eine sehr große Keule, mit der Du da ausholst. Die meisten von uns sind doch bevor sie eigene Kinder haben, gar keine Kinder gewohnt. Und dann gibt es eben Naturtalente, die sich gut darauf einstellen können, weniger Selbstbestimmung zu haben, nicht mehr zu schlafen, wann man selber möchte, ohne Unterbrechung zu telefonieren. Und andere, denen es schwerer fällt und die froh sind, das auch mal äußern zu dürfen.

    Ich weiß noch, wie ich leicht schockiert war, als ich meine Freundin mit ihrem Kind nach ein paar Monaten wiedertraf und wir uns einfach nicht am Stück wie früher unterhalten konnten. Weil das Baby dauernd was wollte oder brauchte. Als ich selber ein Kind hatte, habe ich mich irgendwann daran gewohnt. Aber irritierend oder auch störend ist es ab und an schon – oder man kann mal mit Wehmut an die Zeiten zurückdenken, als das noch nicht so war.

    Ich halte es mit einer Kollegin, die sagte: Noch ein Kind? Nur wenn man es mir mit sechs Monaten vor die Tür legt. Die ersten drei bis sechs Monate fand ich auch meist ziemlich anstrengend. Auch wenn ich meine Babys alle süß fand und sehr lieb hatte/habe.

  10. Liebes Nuf,

    Du hast recht. Und auch nicht. Denn wie immer im Leben ist es gar nicht so einfach.

    Ich habe zwei gar nicht mehr so kleine Kinder (zweieinhalb und vier Jahre alt), studiere immer noch mehr oder minder fröhlich vor mich hin und bin glücklicher denn je. Tatsächlich bin ich manchmal so dermaßen dankbar für mein jetziges Leben, daß ich beim bloßen Gedanken daran, wie sich alles gefügt hat, Pipi in den Augen bekomme.

    Die Zeit der Schwangerschaft und das Leben mit den Kindern, bevor sie in den Kindergarten gekommen sind, war eine seltsam entrückte Zeit. Uni? Egal. Geld? Ziemlich egal. Im Großen ist für alles gesorgt, eigentlich. (Wir leben sehr sparsam. Ähem.) Ich habe mit dem Malen begonnen und bin inzwischen sogar einigermaßen erfolgreich damit. Alles super also.

    Aaaaber: Nicht alle Kinder sind so pflegeleicht wie Deine oder der F. der Modeste. Manche Kinder schlafen nie mehr als 2-3 Stunden am Stück (meine die ersten paar Monate), manche Kinder schreien wegen Koliken oder wasauchimmer jeden Tag zu einer bestimmten Zeit einfach mal so eine Stunde lang (wie meine oft zu Beginn) — da kann man noch so entspannt sein, Babies sind eigene kleine Lebewesen. Nicht falsch verstehen, damit habe ich gerechnet und bin meistens sehr gut damit klar gekommen. Auch glaube ich, mir mit der Einstellung, daß die Kinder von mir die größtmögliche Aufmerksamkeit erwarten dürfen, eine Art Guthaben erarbeitet zu haben, denn nach langen Monaten der vollen Konzentration können sie sich großartig allein beschäftigen („Beneidenswert! Meiner spielt nie allein!“) und sind sowieso ganz famos geraten.

    Doch ich weiß noch, wie mich Aussagen wie sie oben anklingen — „Was hast Du denn, am Anfang schlafen sie doch noch soviel!“ Ja nee, is klar. Meins aber nicht. Oder: „Also ich konnte immer nebenher die Buchhaltung machen.“/“Ich habe damals nebenher meine Magisterarbeit geschrieben, reiß Dich zusammen, dann klappt das auch, muß man sich eben konzentrieren!“ Herzlichen Dank. — schmerzhaft berühren. Weil es dann doch wieder irgendwie so klingt, als hätte man etwas falsch gemacht, wenn die Kinderchen nicht ganz so mitnahmekompatibel und unkompliziert wie andere sind. Es mag sie durchaus geben, diese praktischen Babies, die viel mitmachen. Es gibt aber eben auch die, die einen wirklich kaum was anderes machen lassen. (Auch damit habe ich ja gerechnet, sonst wäre das zweite nicht gleich hinterher gekommen. Is‘ dann halt mal so, Augen zu und durch.)
    Mit etwas Abstand bin ich mir aber immer sicherer: Das jeweils erste Jahr mit den Kindern war schrecklich. Durchhalten, geduldig sein. Ich bin dafür nicht gemacht. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, die Schwangerschaften zu genießen und dennoch habe ich mich meistens gefühlt, als hätte ich ein Alien in meinem Bauch. Ich habe mich bemüht, die erste Zeit mit den Kindern besonders bewußt wahrzunehmen, aber bedingt durch Schlafmangel und das ständige Gefühl sowie die Angst, etwas falsch zu machen mit den Winzlingen, wurde ich immer unsicherer. Tagsüber die Kinder und dann nachts Lektoratsarbeiten, denn ein wenig mehr Geld wurde dann doch gebraucht, und alles aus meinem Sprachstudium durfte ich dann auch nicht vergessen. Irgendwann ist man dann ausgebrannt.
    Sie werden so schnell groß! Schade.“ Neee, ganz super finde ich das. Wir können uns jetzt nämlich unterhalten. Sie verstehen mich und sagen (sagen!), was sie wollen. Nicht schreien-sabbern-kotzen-strampeln. Das ist ganz und gar großartig jetzt! — Babies liegen mir vielleicht einfach nicht. Anderen geht es bestimmt genauso. Jedem das seine also.
    (Sorry für den epischen Kommentar.)

  11. ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Gerne gelesen
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************

  12. @/me
    Ich habe auch selten mehr als 6 Std Schlaf und das auch selten ohne Unterbrechung. Irgendwie geht es mir nicht darum. Es geht ums Klagen und um die Annahme, dass man ohne Kinder freier wäre oder mehr Schlaf hätte. Wenn ich mich an die Zeit ohne Kinder erinnere, da hätte ich vielleicht wirklich besser/länger schlafen können – aber ich konnte nicht, denn ich hab die ganze Zeit gegrübelt – über alles Mögliche und mir schienen Dinge wichtig, die völlig irrelevant geworden sind. Egal.
    Ich verstehe die Einstellung nicht. Niemand muss Kinder haben. Wenn man sie nicht haben will – auch gut. Bestimmt passen sie eben nicht in jedes Lebensmodell – das ist doch auch OK.

  13. Schön für Dich und Modeste, aber ich kann diese Pflegeleichtigkeit gar nicht nachvollziehen. Meine Kinder lassen mir nicht genug Schlaf und problemlos überall hin mitnehmbar sind sie auch nicht. Ich stelle mir eine Flugreise aber auch ziemlich stressig vor. Alleine, die ganze Babyinfrastruktur mitzuschleppen und durch die Sicherheitskontrolle schleusen zu müssen.

    Egal, im Endeffekt stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Meine Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können, ist ein großartiges Geschenk und ich ziehe es jederzeit jeglicher beruflichen Tätigkeit vor. Ich bin ein bisschen neidisch auf die Mütter, die dieses Vorrecht zumindest in den ersten Monaten ganz exklusiv haben und ich kann es auch nicht leiden, wenn mir erklärt wird, ich hätte stattdessen ja den „tollen Job“ mit Anerkennung und Prestige.

    Ich bin auch bzgl der Herdprämiendiskussion irritiert, irgendwie ist an mir vorbeigegangen was an Ü2/3-Betreuung so erstrebenswert ist.

    Prima, wenn Frauen die Möglichkeit gegeben wird, schnell wieder in den Beruf einzusteigen. Aber das als alleinig glücklichmachende Lebensmodell hinzustellen, gefällt mir gar nicht. Wenn es hier um Gleichberechtigung geht, ist der forcierte Ausbau der Krippenplätze sehr einseitig gedacht. Vielmehr wünschte ich mir, daß dem besser verdienenden Elternteil (meist der Vater und damit derjenige, der nach der Geburt eher mehr als weniger arbeitet) mehr Anreize zur Teilzeit und Elternzeit gegeben wird. Das Elterngeld ist schon gar nicht schlecht, greift aber noch deutlich zu kurz.

  14. Das ist es. Der Vater macht alles, was mit einem 40 Std Job überhaupt zu schaffen ist. Größtenteils sogar weil er es für selbstverständlich hält. Kann mich wirklich nicht beklagen. Im Gegenteil.

  15. „auch der Vater hat durchaus Interesse an seinen Kindern“ – ich nehme an, das ist schreiendes Understatement und somit ein dickes Kompliment für den Vater. Hat mich sehr amüsiert, dieser Satz.

  16. Für mich ist die Flut dieser Artikel eine Reaktion auf die heile Familie der 60er einerseits und die weniger nachkommenfreundlichen Zeiten danach, die ja (familienpolitisch) von der Emanzipationsbewegung geprägt waren. Heute ist das (ganz richtige) Idealbild gleichberechtigt alles gleichzeitig zu wuppen, und das ist anstrengend. Es geht auf keinen Fall ohne Verluste von (alter) Lebensqualität (Nachtleben, einfach abhängen können, Intimität zwischen den Eltern etc.) oder berufliche Einschränkungen (die nicht sein sollten). Da man auf keinen Fall eine verlogene Heile-Welt-Fassade (wie in den Sechzigern) aufbauen möchte, kommt es zu dieser leicht schizophrenen „Kinder sollen sein (und es ist ja auch schön), aber sie sind soooo anstrengend“-Attitüde.

    Kann ich nachvollziehen. Meine Stimmung schwankt extrem zwischen der Frage, warum ich mir das angetan habe (i.d.R. bei alltäglichen Dingen wie Morgentoilette oder Mahlzeiten) und rezeptpflichtigen Glücksgefühlen in harmonischeren Phasen. Aber das dürfte der Normalfall sein. Nur das Bedürfnis, Artikel darüber zu lesen, fehlt mir.

  17. Lieber Schatten,
    auf solche Aussagen kann man erfahrungsgemäß nie so antworten dass nicht jede Beantwortung am Ende nach „Bestätigung“ solcher Vorwürfe klingt.
    Und sicherlich mag die Erinnerung rückwirkend einiges beschönigen und vielleicht ist die Grundaussage auch nicht „Das Leben mit Kindern ist immer Sonnenschein“ aber in jedem Fall hinkt die allgemeine Aussage, dass das Fehlen von Kindern bedeute dass das Leben immer frei, unbeschwert und sorglos sei.
    Wie dem auch sei, eine Kinderhasserin (was für ein Wort) war ich nie. Wie wäre ich dann auf die Idee gekommen nach dem ersten Kind, gleich zwei weitere zu bekommen?
    (Muss mich leider doch sehr über Deinen Kommentar aufregen. Wie oft haben wir uns bitte in meinen 7, bald 8 Jahren mit Kindern gesehen?)

  18. Liebes Nuf!
    Schön, dass Du das heute so siehst.
    Und schön, dass Du zwei plus ein Kind hast
    und schön, dass die Dich haben.

    In der Zeit vor und nach Deiner ersten Niederkunft hatte ich
    allerdings den starken Eindruck, dass Dir das Muttersein nicht behagt
    – mit Verlaub: auch nach Berücksichtigung der Dir eigenen Ironie schien
    es mir, als würdest Du Dich zur veritablen Kinderhasserin entwickeln.

    Aber gestern ist nicht heute und wenn Du ihnen Deinen Humor vererbt
    hast, dann hast Du unserem Planeten einen großen Gefallen erwiesen.

    Dir alles Gute
    von Deinem getreuen Schatten.

  19. Boah! Jetzt hege ich noch mehr Vorfreude! Ich hab damals die ersten Jahre meine sehr jungen Geschwister (10 und 12 Jahre jünger als ich) sehr genossen und wußte seither, dass ich das gut kann und leiden mag; kleine Kinder, mittlere Kinder, alles, was Kind ist. Wenn ich das hier so lesen erscheint es mir aber noch verlockender. Es erscheint mir so, als müsste man sich fragen, wer je auf die Idee gekommen ist, Hausmann / Hausfrau sein würde ’nicht reichen‘, ohne eine ‚Karriere‘ ginge est nicht … und abends gibt es dann bei uns auch Pfannkuchenerdbeertorte. Ich freue mich schon sehr!

    Danke!

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