Parental SEO

Um Suchmaschinenoptimierung zu betreiben, ist es hilfreich die Google-Algorithmen zu verstehen. Wobei, verstehen ist ein bisschen hoch gegriffen. Man kann sich annähern. Und man muss sich immer wieder annähern, denn die Algorithmen ändern sich kontinulierlich.

Um die Algorithmen zu verstehen, gibt es mehrere Wege. Man nutzt mal einen dieser AdWords-Gutscheine, die man alle paar Monate bekommt und schaut sich an wie andere Menschen suchen. Erfindet Suchbegriffe, permutiert sie, erweitert einzelne Begriffe um ganze Strings. Dann schaut man sich an wie sich das Ranking verändert und passt das Ganze wieder an. Streng genommen ist das ja SEM – aber es hilft eben die Suchalgorithmen zu verstehen.

Den umgekehrten Weg kann man natürlich auch gehen. Man googelt selbst, schaut sich Suchergebnisse an. Prüft die Positionierung der Suchergebnisse. Googelt wieder ein bisschen, schaut an welcher Stelle die gesuchten Begriffe auf der Webseite stehen, wie oft auf die Seite verlinkt wird etc. und zack ist man SEO Expertin. Man versteht das System zumindest grob in alle Richtungen. Das kann man sich von Google zertifizieren lassen – zumindest bezogen auf AdWords. Gilt zwei Jahre und ist lediglich ein Multiple Choice Test. Besteht man leicht und dann kann man sich das Zertifikat ausdrucken und an die Wand hängen und ist irgendwie stolz.

Dass man ein Google-Ass ist, das können einem dann die Kinder zertifizieren. Alle Eltern kennen sich nämlich mit Google aus. Ihnen ist das nur nicht so klar. Aber es ist so. Implizit sind Eltern ExpertInnen in Sachen SEO. Das werden sie zwangsläufig, denn irgendwann kommt das Thema „Ausmalbilder“ auf. In jeder Familie. Plötzlich – man weiß nicht wie die Kinder auf die Idee kommen, aber sie haben diese Idee – plötzlich stehen sie im Raum und sagen: „Ich möchte ein Ausmalbild. Kannst du mir eins ausdrucken?“

Wenn es das erste Kind ist, das diesen Wunsch äußert, ist man noch ganz entspannt und denkt: „Ja klar, Ausmalbild. Haha. Tolle Idee.“

Fragt jedoch das zweite Kind, blickt man in der Regel auf mehrere Jahre Ausmalbilderausdrucken zurück und bekommt deswegen ein nervöses Zucken im Auge. Das Problem ist nämlich nicht das Ausdrucken (wie Profis wissen). Das Problem ist das Ausmalbilder aussuchen. Wobei – nein eben noch eine Stufe vorher. Das Ausmalbild suchen. Am Anfang sucht man „Feuerwehrauto“, „Pferd“, „Kran“ oder „Rehkitz“. Aber sehr schnell reicht das nicht mehr. Die Kinder schauen einem über die Schulter und entdecken in den Suchergebnissen irgendein inspirierendes Bild und schon beim nächsten Mal verlangen sie nach Ausmalbildern, die „Faultiere“, „Tapire“ oder einen „Rotlippen-Fledermausfisch“ zeigen. Das wird schon schwieriger, aber man schafft es. Doch dann kommt der Tag, an dem auch das nicht mehr genügt und die Kinder wollen ein „Seepferdchen mit Zuckertüte“, eine „Alienprinzessin“ oder „Hatifnatten in Hochzeitskleidern“. Und dann stehen sie da und schauen erwartungsvoll und man muss sie jetzt finden, diese Ausmalbilder. Man bearbeitet die Filter mittelgroß genügt, schwarz-weiß (dann kann man vielleicht ein Foto von einem Rotlippen-Fledermausfisch hinterher so nachbearbeite, dass das Kind das als Ausmalbild akzeptiert…) und kämpft und kämpft.

Der Schweiß steht einem auf der Stirn und endlich hat man eine Seite mit Suchergebnissen und dann kommt die nächste Prüfung. Für mich das allerschlimmste. Wie Google funktioniert und wie man gute Suchergebnisse für die allerbizarrsten Ausmalbilderwünsche bekommt, das habe ich nämlich schnell verstanden. Ich bin mittlerweile SEO SEM Profi für alle Fragen in Sachen Suchmachinen. Setze für jeden eine AdWords-Kampagne auf, hole Tausende von Seitenbesuchern – egal um welchen Geschäftszweig es geht! Mit links mache ich das.

Aber was ich nicht aushalten kann, ist dieses Warten. Warten, dass das Kind ENDLICH ein Bild auswählt und man per Strg + P drucken kann. Da hat man stolz diese Suchergebnisseite und dann steht das Kind da und begutachtet jedes einzelne Ergebnis. „Mach mal größer“
„Hm“
„Ne, doch nicht“
„Das nächste“
„Ne“
„Das nächste“ … und dann
„Doch noch mal das zweite“ …
„Oder kann ich doch lieber ein Bild von einem Fangschreckenkrebs?“

DAS. MACHT. MICH. IRRE.

„Kann ich ein Ausmalbild“ dauert im Schnitt 70 Minuten. SIEBZIG Minuten, die man prokrastinieren könnte. Es ist manchmal ein Elend mit diesen Kindern.

18 Gedanken zu „Parental SEO“

  1. ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Made my day (again)! :D
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************

    Immer wenn ich was über neue Technologien wie Tweeter oder Seho wissen muss, rufe ich einfach bei Ihnen an und lasse mir das dann erklären!

    Ja, ihr Fänbois, neidisch getz, wa?

  2. hahahaha, Patricia – genau. Die Sonderwünsche halten bei uns jetzt langsam auch Einzug. Links ein Kind, rechts das andere. Mach mal höher, nein runter, das da. Mensch, Papa. Das doch nicht. Ich meinte die Burg. Nein, die andere. Nee, doch ein Polizeiauto. Warum ist das blau-silber – bei uns ist das grün-silber (ja Bayern ähem – ist immer anders). grrrr.

  3. Was bei der Such hilfreich sein kann, sind die kleinen Operatoren wie genaue Suchbegriffe in Anführungszeichen, oder insbesondere auch das Minuszeichen um Seiten die bestimmte Begriffe, wie z.B. Shop, führen aus den Suchergebnissen auszuschließen.

    Hier steht auf einer Seite, wie die Google Suche effektiver genutzt werden kann – mit Beispielen.

  4. Das Kind in unserem Haus ist erst 2 Jahre alt. Es ist mir immer wieder eine Freude hier zu lesen, was noch so alles auf einen zu kommt. Ich habe diese Ausmalbilder bis heute für eine schöne Idee gehalten. Vielen Dank für die Warnung!

  5. Ha, Ausdrucken. Das ist ja einfach.
    Meine Kids wollten das Bild (was sage ich, nicht Singular, Plural; die Bilder) immer am Computer anmalen. Dann schmeisst man das gute alte MsPaint an und stellt fest, das die Flächen nicht geschlossen sind oder das Bild aus 2391 Grautönen besteht und die Funktion „Farbeimer“ auf ganzer Linie versagt. Und hat man diese kleinen Problemchen gelöst, sitzt man mit den Fingern auf Ctrl+Z neben dem Sprössling und macht ganz schnell alles rückgängig, was die Schönheit des Bildes ruiniert.
    70 Minuten sind da ja mal gar nix.

    1. Mumins nicht gelesen? Tze.
      „Hatifnatten: kleine, gespensterartige, spargelähnliche Wesen, die in großen Mengen auftauchen, wo Unheil droht, z. B. ein großes Gewitter. Sie suchen die elektrische Ladung von Blitzen und sind dann selbst geladen, so dass man an ihnen einen Schlag bekommen kann. Sie sind stumm und verständigen sich untereinander mit ungeklärten Mitteln.“

  6. Ist denn nicht bald der Zeitpunkt gekommen, an dem Kind 1.0 diese Aufgabe für die lieben Kleinen übernehmen kann, damit Mama in dieser gewonnenen Suchzeit schöne Artikel für die lesehungrigen Blogleser schreiben kann? – Man muss Kinder auch mal lassen :-)

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