Als große Anhängerin von Exceltabellen, hätte ich eigentlich schon viel früher darauf kommen können. Issue-Tracker-Systeme lassen sich natürlich hervorragend in modernen Beziehungen einsetzen. Viele Kommunikationen sind ja recht vage: Hol‘ bitte die Kinder ab z.B. und alles was nicht im Detail ausformuliert ist, birgt Konfliktpotential weil jedem Beteiligten ein gewisser Interpretationsfreiraum bleibt. Das erreichte Ergebnis entspricht dann nicht immer dem von dem ursprünglichen Auftraggeber gewünschten.
Ticket td543 Hol‘ bitte die Kinder ab beinhaltet im Grunde eine ganze Reihe unausgesprochener Teilschritte, die abzuarbeiten sind, bevor das Ticket geschlossen werden kann. Natürlich sind diese Unteraufgaben total logisch, aber mein Mann hat trotzdem Probleme sie alle ordnungsgemäß abzuarbeiten. Zu den Unteraufgaben gehören beispielsweise td543a Ausflugkasse zahlen, td543b Wochenkalender checken, td543c ToDos in den gemeinsamen Kalender übertragen, td543d Wechselsachenbeutel auf Vollständigkeit kontrollieren, td543e Kinder mit Sonnenschutz eincremen und td543f Toilettengang veranlassen.
Als Issue formuliert kann man die Angelegenheit ordentlich terminieren (HEUTE! bis spätestens 16 Uhr!) und priorisieren (Blocker). Ferner kann man Abhängigkeiten formulieren (Kinder zum Sport bringen kann nur erledigt werden, wenn Kinder abholen erledigt).
Jetzt, da ich das mal differenziert betrachte, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Was könnte es hilfreicheres geben als Issue-Tracker-Einsatz in Beziehungen?
Wurde ein Issue-Tracking-System erstmal erfolgreich implementiert, lassen sich die abgearbeiteten Issues im Rahmen des Qualitätmanagements problemlos statistisch auswerten. Noch besser: da für die einzelnen Issues Verantwortliche hinterlegt sind, können im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Audits Schuldige Optimierungspotentiale gehoben werden. Aufgrund einer validen Datenlage kann konstruktiv über langfristige Verbesserungen gesprochen werden. Streits werden überflüssig.
Man kann sogar gemeinsam Service Level Agreements vereinbaren. Mir ist im Laufe der Jahre klar geworden, dass es ohnehin übertrieben ist, immer Premium-Erfüllung zu erwarten. Da kann man sich schon mal auf Economy-Niveau zufrieden geben. Letztendlich zählt neben der Qualität im Familienalltag auch oft die rein quantitative Abarbeitung („Du hast doch schon wieder nur 265 der 1.936 Issues erledigt! Gemessen an unserer bezahlten Arbeitszeit ist das ein Missverhältnis, das an dieser Stelle angeprangert werden muss!!111!“).
Natürlich kann der Partner da im Gegenzug keine Premium-Incentives erwarten, aber mal ein Freibier am Abend oder einen freien Sportnachmittag, das sollte nach Auswertung der einzelnen Issues möglich sein. Man sollte Qualitätsmanagement ohnehin viel mehr als stetigen Prozess sehen, der Luft nach oben lässt.
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Dieser Blogpost ist @grindcrank gewidmet, der eigentlich die Idee hatte
"Ich kommuniziere mit meiner Frau eigentlich nur noch über Bugtickets."
— Magnus Pilgrim (@grindcrank) May 11, 2012
Über die idealen Verquickungsmöglichkeiten von Wiki und Issue-Trackern berichte ich in einem weiteren Blogpost. Die ISO Zertifizierung von Familiensystemen ist auch nur noch einen Steinwurf entfernt. Seien Sie gespannt!
Hilft nicht bei einem technophoben Gegenüber, welche sogar einen elektronischen Kalender verweigert und stattdessen auf einer stationären Papierlösung beharrt.
Six Sigma, genau. mein Schwierigvater hatte das in der Firma, (DOw Chemical) 7 Jahre lang nur Blablabla, und am Ende keine signifikante Steigerung nachweisbar…. dies nur so am Rande.
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Made my day
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Ist denn eine so engmaschige und vorgegebene Managementmethode zielführend? Wäre nicht eine losere Führung anhand von Zielen sinnvoller, die der jeweilige Ausführende dann eigenverantwortlich plant und umsetzt? So könnte man die eigene Lösungskompetenz des Handelnden stärken und insgesamt zu einem verantwortlicher handelndem Team kommen. Eine nützliche Methode wäre hier die DMAIC-Methode des Six Sigma Qualitätsmanagements. Fordert natürlich auch von den Zulieferern eine entsprechende Zuarbeit, aber man wird von einem anständigen Kindergarten eine Zertifizierung nach Six Sigma erwarten können.
Erzähle das mit der Effizienz und der Schönheit mal meinem Issuetracker-Gegenpart.
Magnus, dank Foursquare (siehe dazu passende Nuf-Artikel) ist auch diese Frage ja überflüssig.
Und ganz wichtig: Time Tracking! – „Drei Stunden im Supermarkt? Das soll ich dir glauben?! Wo warst du wirklich?“
@dasnuf: Für den Kommentar „Effizienz kennt keine Schönheit!“ sollte man dich zur Ehreninformatikerin ernennen.
Nach dem Tweet von @uwesinha habe ich ernsthaft begonnen, über eine Anpassung von Redmine für Familien nachzudenken. Mit Kalendersync (dann hätten wir auch das erledigt) und Wiki.
Whiteboard an zentralen Ort hängen. rockt.
Effizienz kennt keine Schönheit!
Bin dabei. Sehe allerdings das große Problem der mangelnden User-Acceptance aufgrund mangelnder UI. Anders: alle Bugtrracker sind hässliche Monster.