Draußen, das Meer

Einmal im Jahr muss ich ans Meer. Der Zug dorthin ist voll. In einer 4er Sitzkombination sitze ich mit zwei älteren Damen. Ein Mann um die 50 gesellt sich zu uns. Ob da noch frei wäre, fragt er und deutet auf den Platz neben mir. „Na klar“, antworte ich. Woraufhin er sich an mir vorbei drückt. Er hat einen klitzekleinen Koffer, den er sich zwischen seine Beine stellt. Der Koffer ist anscheinend so etwas wie ein Scheinriese. Sieht klein aus, aber nimmt waaaahnsinnig viel Platz weg. Der Mann drückt mich deswegen zur Seite. 2/3 des Platzes gehören jetzt ihm, 1/3 mir. So hab ich mir das nicht vorgestellt. Seine Jacke fällt halb über mich, sein Ellbogen in meiner Seite. Sein linkes Bein drückt auf mein rechtes Bein.

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WCAAS (Wood Chopping As A Service)

Holz hacken
Ergebnisse!

Ich habe nichts gegen Landleben. Ich habe sogar Freunde, die auf dem Land leben. Ja, was soll ich sagen, ich selbst besuche sogar manchmal das Land. Zum Beispiel neulich. Da hatten wir am Wochenende ein Häuschen mit Kamin. Allerdings entdeckte ich zunächst zum Kamin kein fertig gehacktes Holz und die Geschäfte in der naheliegenden Stadt hatten auch schon geschlossen. Da musste ich entscheiden: Ein Wochenende ohne Feuer trotz Kamin oder aber ich hacke selbst Holz. Als Frau der Tat schritt ich also in den Schuppen und schaute mich um. Überall gesägte Baumstücke, ein Klotz und eine ziemlich große Axt.

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Die Arschbombe als Hörbuch

Hörbuch
Die Arschbombe bald als Hörbuch

2019 soll es endlich passieren: Ich möchte zum „Arschbombenbuch“ (Affiliate Link) ein Hörbuch rausgeben. Am 28.02.2019 kommt mein Buch in der 5. Auflage in neuem Gewand auf den Markt. Es hat sich hervorragend verkauft und verkauft sich immer noch gut. Viele haben mir gesagt, das ist weil es ein super Klobuch sei. Ein Klobuch ist ein Buch, das man gemütlich und zwischendurch immer mal wieder ein paar Seiten auf dem Klo* lesen kann. Für die Zielgruppe Eltern ist das genau das richtige – denn, v.a. wenn man kleine Kinder hat, man hat nie ausreichend Zeit. Wenn man dann in 5 bis 10 Minuten zwischen Tür und Angel mal eine Geschichte lesen kann, die einen wohlmöglich noch zum Lachen bringt, dann ist das genau das, was Eltern brauchen.

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Wunderbarer Winterurlaub

Winterurlaub
Winterurlaub an der Ostee: zu perfekt

Mein Partner, der relativ viel mit Computerspiele zu tun hat, hat es vermutlich geschafft uns alle k.o. zu schlagen und VR-Brillen aufzusetzen, ohne dass wir es gemerkt haben.

Das ist jedenfalls die naheliegendste Erklärung für den Umstand, dass wir gerade ein freistehendes, bezahlbares Häuschen mit Kamin 50 Meter von einem Ostseestrand beziehen und es zu schneien beginnt.

Als ich mir die Inneneinrichtung und die Deko der Ferienwohnung anschaue, bin ich mir sicher: sowas gibt es nicht in echt. Man hat mir ein VR-Feriendings implantiert. In der Real World gibt es keine dezente und ansprechende Deko. Nie.

Winterurlaub
Deko im Ferienhaus, bei deren Anblick man nicht erbrechen muss: unrealistisch

Auch die Kinder sind verdächtig gut gelaunt. Sie gehen am folgenden Abend ohne Murren ins Bett, willigen sogar in die regelmäßige Durchführung von Körperhygiene ein und schlafen bis 8 Uhr.

Mein Freund, ich erwähnte an anderer Stelle, dass er gar nicht mal so dumm ist, weiß natürlich, dass ich weiß, dass eine allzu perfekte Winterferienumgebung verdächtig erscheinen würde. Das mit den dicken, herumwirbelnden Schneeflocken konnte er sich aber nicht verkneifen. Schließlich hatten wir bislang alle Winterferien im Schnee verbracht und Schnee am Meer ist besonders romantisch. Also hat er sich diverse andere Elemente ausgedacht, alle für sich höchst unperfekt, so dass ich ingesamt denken muss: „Hm, virtuelle Realität kann das nicht sein, da wäre alles wunderbar. Aber weil es eben nicht alles perfekt ist, haben wir dieses Jahr einfach nur Glück mit unserer Unterkunft, dem Wetter und der Lage.“

Naheliegend ist dieses Vorgehen, denn so weckt er keinen Verdacht, dass ich einem Fake-Urlaub aufsitze. Tatsächlich bin ich in Wirklichkeit wie in der Matrix nackt in einem Kasten voller Glibber an irgendwelche technischen Geräte angeschlossen.

Das erste Feature der Furchtbarkeit entdecke ich am Morgen. Es ist der Kaffee. Es gibt nur Filterkaffee und egal in welchem Verhältnis man Wasser und Pulverkaffee zusammensetzt, er schmeckt bitter und verbrannt. Im Abgang hat er einen leichtes Kotzearoma und wenn man zum Trinken ansetzt, erinnert der erste Geschmackseindruck, der eigentlich nur ein Geruch ist, an abgestandenen Aschenbecher.

Natürlich kann man auch nirgendwo guten Kaffee kaufen. Am Sonntag ohnehin nicht, außerhalb der Saison auch unter der Woche nur schwer und wenn, dann handelt es sich um Bäckerei-Kaffee aus Automaten, die einfach seit der Eröffnung der Traditionsbäckerei – also seit 1865 – laufen. Der Kaffee ist zu dünn, zu bitter, zu verbrannt, zu bah. Wenn man Cappuccino bestellt, wird auf den Kaffee einfach Sprühsahne gesprüht (mit Kakaopulver!) oder aber man erhitzt in einem Extragefäß liebevoll Magermilch auf 90 Grad (stellt dabei sicher, dass das letzte Bisschen Milchzucker abgetötet ist) und schüttet dann die viel zu heiße Milch wieder auf den eben erwähnten Bitterkaffee. Bei näherer Betrachtung der versifften Erhitzungsdüse bin ich sogar recht froh, dass alles ordentlich erhitzt wurde, so dass ich nicht an einer Bakterieninfektion sterben muss. Berliner Kaffeehipster schimpfe ich mich selbst. Es wird doch EINMAL eine Woche ohne Kaffee gehen, während ich google, ob es Koffeinkaugummis gibt, die ich übergangsweise kauen kann.

Als zweites Urlaubsechtheitsfeature hat er sich überlegt, dass sich die Kinder jeden Strandspaziergang nasse Füße machen. Das hat mich insofern überrascht als dass die Kinder eigentlich schon lange aus dem „Mama-hat-Wechselklamotten-dabei“-Alter heraus sind und gefütterte Gummistiefel tragen.

Den ersten Tag kommen wir 400 Meter weit bis es das erste Mal passiert. Ich ziehe bei -6 Grad meine Socken aus und reiche sie dem weinenden Kind, das die eigenen nassen Eissocken auszieht und gegen meine tauscht. Wir gehen zurück in die Ferienwohnung.

Am zweiten Tag kommen wir 800 Meter weit. Der Wind ist viel kälter als am Vortrag und ich bin eigentlich fast schon erleichtert, dass es passiert, denn dann haben wir einen Grund wieder zurück zu gehen.

Am dritten Tag scheint die Sonne und ich sage leichtfertig: „Ihr könnt gerne schwimmen gehen.“, worauf eines der Kinder enthusiastisch die Schuhe abstreift und im hohen Bogen ins Wasser wirft.

„Sehr, sehr witzig, mein Lieber.“ denke ich bei mir und wir gehen wieder nach Hause.

Auch das nächste Realitätsfeature hat mich überrascht. Musste auch so sein, denn zu dem Winterwonderland-Szenario verkündet der Freund: „Wir haben übrigens eine eigene Sauna.“ Hammer! In einer kaum einsehbaren Ecke des 1.000 Quadratmeter großen Gartens steht ein hübsches Saunahäuschen. Am Abend werfen wir also unsere Klamotten von uns und laufen in Bademänteln zum Saunahäuschen, das schon auf lauschige 90 Grad angeheizt ist.

Als wir uns auf unsere Handtücher setzen um zu entspannen, sagt der Freund: „So fangen eigentlich Horrorgeschichten an.“ Ich denke sofort an Funny Games und die Kinder, die nicht mal den Film kennen, fangen gleich an zu wimmern: „Was wenn uns jemand in der Sauna von außen einsperrt???“ Da haben sie Recht. Außen war ein Riegel, den man vorschieben kann. Was wenn den jemand vorschiebt, während wir hier drin sind? Wir werden dann über Stunden und Tage bei 90 Grad gedörrt wie in einem Dörrautomaten. Ja, selbst wenn wir es überleben, werden wir aussehen wie getrocknete Apfel- oder Mangoscheiben. Heldenhaft erläutere ich in einem fünfzehnminütigem Vortrag, wie ich dann eine der Scheiben mit meiner bloßen Hand einschlagen werde und meinen Körper wie eine Schlange durch die Scherben ins Freie schlängeln werde um uns alle zu retten. „Äh, Mama, die Fenster kann man auch einfach am Griff öffnen“, entgegnet eines der Kinder nachdem es geduldig meinen Schilderungen lauschte.

Ja, OK. Das geht auch. Aber die eigentliche Gefahr geht ja vom Psychopathen aus, der sich in der Zwischenzeit in unser leerstehendes Haus geschlichen hat und dort unter unseren Betten auf uns wartet, um uns mit den stumpfen Messern[1] aus der Ferienwohnung zu massakrieren. Ein sehr unangenehmer Gedanke. Ich hoffe inständig, er bringt sein eigenes Mordwerkzeug mit.

Plötzlich erscheint die Variante, dass ich Dörrobst werde, sehr attraktiv und ich beschließe die restlichen Tage in der Sauna zu verbringen. Vielleicht gibt es auch einfach einen Stromausfall oder mein Blutdruck geht so in die Höhe, dass der Freund mir den Beatmungsschlauch der Matrix aus dem Hals reißt. Es hätte so ein schöner Urlaub sein können.


[1] Ferienwohnungen verfügen NIE über scharfe Messer.

Ferienwohnungsfeatures öffneten mir die Augen (naja fast)

Dieses Mal habe ich mich überreden lassen und im Urlaub mehr als 50 Euro pro Nacht ausgegeben. Das Resultat lässt sich sehen: Eine geräumige Ferienwohnung mit zwei Bädern.

Wer Kinder hat, weiß, dass zwei Bäder wirklich höchster Luxus sind. Man kann einfach auf Toilette gehen und wenn (wie immer) genau in diesem Moment eines der Kinder schreiend vor der Tür steht und verkündet, es müsse auch superdringend, ein Aufschub wäre auf keinen Fall möglich, die sofortige Einpullerung drohe, dann kann man ganz entspannt schreien: „NIMM DAS ANDERE BAD *********!!11!“

Im Vergleich zu den Ferienunterkünften, die wir aber bislang hatten, gibt es weitere Luxusbotschafter.

Da wäre zum einen das Feature Deko.

Die Wohnung verfügt z.B. über eine Vitrine mit Innenbeleuchtung. Am Tag des Einzugs, habe ich voller Freude ausgerufen: „Oh, schaut! Eine Vitrine!“

Die Kinder kamen interessiert angerannt und fragten: „Vi-trin-e? Was ist das?“ und Kind 3.0 betätigte dann gefühlte zweihundert Mal den Lichtschalter für die Innenbeleuchtung, während ich erklärte was eine Vitrine ist.

Da wir hier keinen Internetempfang haben, musste ich übrigens ohne googeln erklären. Meine letzte Vitrine hatte ich Anfang der 90er im Haushalt meiner Eltern gesehen. Ein schwerer Mahagonischrank, der nach Holzpolitur roch und einige, sehr bunte und sehr hässliche Bleikristallgläser und das Hochzeitsgeschirr beherbergte.

(Sie sehen schon, man kommt aus dem Erklären gar nicht mehr raus. Bleikristallgläser und Hochzeitsgeschirr…)

Ich versuchte es also mit: Eine Vitrine ist ein einsehbarer Schrank, der bestimmte Gegenstände des Haushalts, die aus irgendeinem Grund besonders sind, zur Schau stellt.

Auch sonst ist die Wohnung mit zauberhaften Details ausgeschmückt, die ganz sicherlich zu dem etwas übertriebenen Mietpreis beigetragen haben:

dekotraum
Die Ferienwohnung ist ein einziger Dekotraum

Kunstblumen, Vorhänge aus Kunstfasern, Klimbimbehängung an den Fenstern und aparte Skulpturen.

Die ersten Tage unseres Aufenthalts habe ich darüber nachgedacht, ob die Menschen, die diese Dinge erworben haben, tatsächlich finden, dass diese Gegenstände schön im Sinne von ästhetisch sind.

Ich gelangte dann aber zu der Einsicht, dass das unmöglich der Fall sein kann. Niemand kann diese Art Schmuck schön finden.

Was wäre aber die Alternative?

Kein Schmuck? Ok. Das ginge. Die meisten Anbieter von Ferienwohnungen, die weniger als 50 Euro pro Nacht kosten, verzichten vollständig auf Dekoration.

Nur – so schrieb ich ja schon zu Beginn – kostete diese Wohnung eben etwas mehr und der gehobene Anspruch braucht offensichtlich mehr als nur zwei Bäder.

Also schöne Deko kaufen?

Natürlich nicht. Man stelle sich die Diebstahlquote vor. Eine Ferienwohnung mit ausgesprochen ansehnlicher Deko ist ein fortwährendes Finanzrisiko.

Kaum hat man etwas schönes gekauft, zieht ein Ferienwohnungsgast ein, der nicht an sich halten kann und ein oder zwei Stücke der schönen Deko beim Auszug einsteckt und so tut als hätte es besagten Gegenstand nie gegeben.

Die Vermietenden müssten ständig nachkaufen.

Bei einer Saison von Mai bis September (5 Monate a 4 Mieterwechsel) und jeweils zwei entwendeten Gegenständen im Wert von 15 Euro beläuft sich der Schaden schon auf 600 Euro.

Würde man nun ständig die Deko nachrüsten, so schlüge sich das langfristig sicherlich auf den Mietpreis nieder, was dann aber bedeuten würde, dass man im Grunde mehr Deko kaufen muss, um den teureren Preis zu rechtfertigen und schwups befindet man sich ein einer Mietpreisspirale an der niemanden gelegen sein kann.

Also verzichtet man auf schöne Deko, kauft preisfreundliche Baumarktdeko und sorgt somit dennoch für kuschelige Ferienwohnungsatmosphäre.

Ganz einfach.

(Wie gesagt, hab ich durch anstarren der Deko in nur vier Tagen durch Nachdenken rausgefunden. Ich sag den Kindern ja immer, dass Nachdenken wirklich bei fast allen Problemen hilft. Es lohnt sich!)

Jedenfalls: Zwei Bäder und etwas Deko machen einen Mietpreis natürlich auch noch nicht fett.

Als weiteres Luxusfeautuere verfügt die Wohnung über Fernsehempfangsgeräte in jedem Zimmer. Wirklich in jedem Zimmer.

Die Kinder waren so begeistert, dass im Kinderzimmer ebenfalls ein Fernseher steht, dass sie die ersten Tage fasziniert den schwarzen Bildschirm anstarrten. Erst als die erste Woche fast vergangen war, fragten sie, ob sie das Gerät mal anschalten könnten.

Im Urlaub soll man ja alle fünfe mal gerade sein lassen und bekanntermaßen kann erfolgreiche Medienerziehung nur dann stattfinden, wenn der Umgang mit dem Medium erlernt wird. Das wiederum ist nur möglich, wenn man nicht verbietet sondern kontrolliert konsumiert.

Also an dem Tag im August an dem Bodenfrost angesagt war, sagte ich zu den Kindern: „Heute müsst ihr nicht schwimmen gehen, heute schauen wir fern!“

Erwartungsfroh schalteten wir also das Gerät an und schauten irgendwas. Ehrlich gesagt, kann ich mich wirklich nicht erinnern – denn das eigentlich interessante ist nämlich gar nicht das Programm sondern das sind – Sie ahnen es – die Werbepausen dazwischen.

Werbepausen sind ungemein faszinierend. Erstens sind sie unfassbar lang. Kind 3.0 lies sich in der ersten Werbepause (es war ja ahnungslos) wimmernd über die Bettkante fallen, es wollte doch sooo gerne weiter schauen, aber als die Geduld zu Ende war, war leider die Werbepause immer noch nicht am Ende… einfühlsam erklärte ich dass Werbepausen manchmal sehr, sehr lange gingen, dass das Kind aber tapfer durchhalten müsse, wenn es das Fernsehprogramm bis zum Ende schauen wolle.

Kind 3.0 gab sich einen Ruck, ging eine Runde im hauseigenen Schwimmbad schwimmen und kehrte pünktlich zum Ende der ersten Werbepause wieder.

Nach wenigen Stunden, also direkt am Ende des Zeichentrickfilms, den wir anschauten, schauten mich die Kinder verstört an.

„Mama, du bist alt. Warum tust du nichts dagegen? “

Kind 2.0 war bereits ins Bad geeilt und untersuchte meine Cremevorräte (also die eine Tube, die ich mitgenommen hatte).

„Keine Cremes mit Hyaluron? Nichts mit Repair-Komplex, kein Collagen-Boost? Nicht mal Skin Recovery oder Smoothing Effekt?“, stellte es mit leicht zitternder Stimme fest.

Kind 3.0 rollten schon wieder die Tränen über das Gesicht: „Aber Mama! Die sieben Zeichen der Hautalterung?“

Jetzt war ich auch alarmiert!

  • Trockenheit!
  • Große Poren!
  • Fältchen!
  • Pigmentflecken!
  • Schlaffheit!
  • Verlust an Lipiden! (OMG! WOHIN GEHEN DIE LIPIDE???)
  • Verlust an Collagenen (auch sie… einfach fort?)

Die Kinder kontrollierten mein Gesicht. Zumindest fünf Zeichen waren eindeutig identifizierbar. Wobei man bei den Pigmentflecken ja sagen muss, in meinem Alter weiß man eben nicht so genau, ob es sich um jugendliche Sommersprossen oder älterliche Altersflecken handelt – deswegen ist Pigmentfleck ein sehr klug gewählter Begriff. Sowas hat ganz bestimmt jede/r.

 

7 zeichen
Mit 7 Zeichen der Hautalterung ist man noch harmlos dabei, wie Google beweist

Da saßen wir bedröppelt und besorgt.

Nicht nur, dass mir bis vor einigen Tagen gar nicht klar war, wie es um mich und meine Haut steht, weil ich lieber Pokémon Go gespielt habe, als mich um meine Makel zu kümmern – nein – wir haben das alles als völlig normal hingenommen.

Ich dachte: ich bin jetzt über vierzig. Da hat man das ein oder andere Fältchen. Das Doppelkinn erschlaffft langsam, die Nasolabialfalte wird tiefer.

Ich war sozusagen einfach so im Reinen mit mir.

Ein bisschen zu viel Speck am Bauch, Falten im Gesicht, gelegentlich glanzloses Haar.

Hingenommen habe ich diese Veränderung.

Naja ICH – WIR alle haben das.

Wir dachten, es gäbe einen Unterschied zwischen Kindheit, Jugend, Adoleszenz und Alter, der sich auch in unterschiedlichem Aussehen niederschlägt.

Die Werbung hat uns aber glücklicherweise die Augen geöffnet und zwar gründlich.

Ich bin ein einziger Makel. Eine Schande. Der Archetyp von Unperfektion.

NATÜRLICH geht das nicht. NATÜRLICH kann ich nicht einfach altern und gar Übergewicht bekommen. Was hab ich mir nur dabei gedacht! Ich kann doch Eiweißshakes trinken, hungern, Bodyshapeunterwäsche tragen, ergraute Haare färben, Falten wegcremen und meinen Teint mit Makeup perfektionieren!

Ich verschwinde dann mal kurz im … Moment! Eines der Kinder ruft. Oh? Hier gibt es ein Pikachu! Oh wie toll! Boah! Mit 354 WP!

Packt eure Töchter und ab in „The Force Awakens“

Im Rahmen meiner selbst gestellten Aufgabe endlich mal „Star Wars“ zu schauen, bin ich im aktuellen 7. Teil der Saga „The Force Awakens“ gelandet und habe ich mich königlich amüsiert. Neben all dem, was Popcornkino sonst noch so braucht, hat mich der Film nach 135 Minuten mit einem Gefühl zurückgelassen, das da lautete: Ich möchte SOFORT mit meiner Tochter ins Kino gehen. (Naja, würde ich wollen, wenn sie das geeignete Alter hätte…)

Wer den Film noch nicht gesehen hat und spoilerempfindlich ist: den Blogbeitrag nicht weiterlesen. Ich werde mir keine Mühe geben, nicht zu spoilern.

Also: Warum sollte man seine Tochter unbedingt in „The Force Awakens“ schleppen? Die Antwortet hat drei Buchstaben und lautet „Rey“. Rey ist die Hauptdarstellerin. Sie ist nicht eine der Hauptdarstellerinnen, sie ist DIE Hauptdarstellerin. Ich habe versucht zu recherchieren, wie alt sie im Film sein soll. Da ich keiner Recherchetätigkeit länger als drei Minuten nachgehe und nichts gefunden habe, habe ich mich damit begnügt sie auf etwa zwanzig zu schätzen. Die Darstellerin selbst ist Anfang zwanzig, das haut dann vielleicht hin.

Jedenfalls: „The Force Awakens“ wird getragen durch Rey. Rey ist großartig. Sie ist ein völlig unabhängiger Charakter. Sie stellt sich (und das ist immer alles gemeint im Vergleich zu der archetypischen Durchschnittsfrauenrolle) selbst nie in Frage. Sie handelt einfach und zwar unabhängig von der Legitimation von Männern, ohne deren explizite Erlaubnis und trifft Entscheidungen ohne männliche Berater zu konsultieren. Sie ist Pilotin (und zwar eine mit sehr hohem Skill, sie fliegt den Millennium Falcon durch das Wrack eines Sternenzerstörers), sie ist findige Mechanikerin und ist trotz ihrer Zartheit und Weiblichkeit niemanden physisch unterlegen. Sie ist eine Anführerin und zwar eine, die sich diese Position nicht erkämpft, sondern eine, der diese Position einfach inne wohnt.

Sie verfolgt keinerlei romantische Interessen und sie hat – im Gegensatz zu z.B. Padmé – nur einen Kostümwechsel.

Sie macht sogar Fehler (wie z.B. Monster aus Versehen frei zu lassen) und kann diese wieder gerade biegen.

Sehr faszinierend ist auch, dass sie im Zweikampf mit Kylo Ren gefährlich aussieht, weil sie eine entschlossene und ernstzunehmende Kämpferin ist (normalerweise ist es Frauen in Filmen nur gestattet gefährlich auszusehen, wenn sie auf irgendeine Art verrückt sind…).

Das alles hat mich sehr fasziniert und das Schöne ist: Sie agiert nicht in einer gleichberechtigten, fortschrittlichen Zukunftsgesellschaft, nein, sie lebt in der alt bekannten patriarchalisch geprägten Gesellschaft.

Das kommt an mehreren Stellen im Film deutlich heraus, z.B. als sie mit Finn fliehen muss. Instinktiv nimmt Finn sie beim Weglaufen an die Hand und sie fragt (sinngemäß): Was soll das? Er antwortet: Wir müssen fliehen! und sie darauf: I know how to run without you holding my hand!

Er lässt ihre Hand los und greift sie bei der nächsten Explosion wieder. Worauf sie nur schreit „Stop taking my hand!“ und sich befreit.

Ähnliche Szene während der Flucht im Millenium Falcon als sich die Frage stellt, wer ihn fliegen könnte. Man schaut sich suchend um, die anwesenden Männer sind keine Piloten und dann ist da nur noch eine Frau. Schade. Kein Pilot also. Jedenfalls nicht bis sie sagt: „Hier, ich!“ und sich ins Cockpit setzt.

[Ich hab diese Denkmuster übrigens selbst, so sehr ich mich dafür hasse, aber als Kylo Ren sagt, dass Vader sein Großvater ist, dachte ich: Hä? Aber Luke hat doch gar keinen Sohn?! Klar, die Force ist in meinem Kopf nur stark mit den Männern. Auf Leia bin ich erst gar nicht gekommen…]

Rey ist einfach ein großartiges weibliches Vorbild und es gibt so wenig gute Vorbilder, finde ich. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass meine Tochter eine solche Frau vor Augen hat, wenn sie in ihrer Fantasie Abenteuer ausmalt oder noch besser: ihre eigne Zukunft.

Ich finde das folgende Gif deswegen so wundervoll. Durch Rey ist „Fight like a girl“ keine Beleidigung oder Herabsetzung mehr.

Ich mochte übrigens auch Leia und Padmé. Das sind auch tolle Frauen, aber sie sind lediglich die weiblichen Ausnahmen unter allen Männern.

Wobei, man sollte da nicht ungerecht sein. Die Leia von 1977 ist für damalige Verhältnisse unfassbar fortschrittlich. Sie trägt flache Schuhe, wird von der Geretteten zur Retterin, schießt und kämpft selbst und geht selbst mit Han Solos Machosprüchen souverän um.

Dennoch, wie ich twitterte:

Darauf antworteten viele: Welche anderen Frauen?
Ja, man hat sie nicht wirklich direkt auf dem Schirm… in Folge 4-6 Lukes Tante Beru, Senatorin Mon Mothma, die Nachtclubsängerin Sy Snootles und die Sklavon Oola.
In Folge 1-3 gibt es neben Padmé noch einige Zofen, Shmi und die Kopfgeldjägerin Zam Wessell sowie deutlich mehr Hintergrund Pilotinnen, weibliche Jedi und auch weibliche Protokolldroidinnen.

Sie alle sind Hintergrund und bestenfalls „Frau an der Seite von“ und damit mäßig gut geeignete Vorbilder.

„The Force Awakens“ ist da nicht nur wegen Rey anders.
Irgendwo (leider finde ich es nicht mehr) habe ich gelesen: Es passiert etwas wunderbares. Aus Prinzessin Leia wurde Generalin Leia und noch erstaunlicher: Man hat dem Charakter gestattet zu altern.

Es deutet sich auch für die folgenden Filme an, dass es eine Mentorin für Rey geben wird: Maz Kanata
Ich meine, mit dem Dialog zwischen Maz und Rey besteht „The Force Awakens“ sogar den Bechdel Test, weil sie über Reys Zukunft und nicht direkt über Luke sprechen.

Ich weiß, der Bechdel Test ist umstritten. Er trifft am Ende keine qualitative Aussage. Ein Film mit zwei Frauen, die sich 90 Minuten über Designerschuhe unterhalten würde den Bechdel Test bestehen – Alien mit Sigourney Weaver nicht. Ich habe dazu was Gutes im philosophie Magazin Sonderausgabe Star Wars gelesen:

„Der Bechdel Test weist auf verschiedene Probleme hin. Er führt vor Augen, dass Frauen in Filmen offensichtlich noch stärker marginalisiert werden als in der gesellschaftlichen Realität. Und diese Abwesenheit von Frauen […] bedeutet, dass [Frauen] schwer Identifikationsfiguren jenseits der Rolle der „Frau an seiner Seite“ finden. [Selbst da wo einzelne Frauen zu sehen sind …] legt das implizit nahe, dass es immer nur eine Frau in der Riege der männlichen Helden geben kann.“ (S. 67)

In diesem Sinne: Rey!

Mama, Mama, bist du so groß wie Prinzessin Leia?

Mein Handywecker klingelt. Neben mir liegt Kind 3.0. Mit rauer Stimme fragt es: „Was ist ein Großmoff?“ Moff? Keine Ahnung wovon das Kind spricht. Vermutlich redet es im Schlaf.

Ich streife die Decke zur Seite, setze einen Fuß auf den kalten Fußboden, Kind 3.0: „Wie ist Wilhuff Tarkin eigentlich Großmoff geworden?“ Ich brauche erstmal Kaffee.

„Kinder! Frühstück ist fertig!“
Kind 2.0: „Mama, Du bist kleiner als Aayla Secura“
„Ich äh ja, ich bin ja nicht besonders groß.“
Kind 3.0: „Und du lebst. Aayla Secura ist tot.“
„Oh“
Kind 2.0: „Ja, sie starb während der Klon-Kriege bei der Ausführung der Order 66.“
„Ich, äh, iss dein Brot.“

„ZÄHNEPUTZEN!“
Kind 2.0: „Kind 3.0 ist größer als R2D2.“
Kind 3.0: „Und isch kann schießen. PePeng! Peng! R2D2 ist ein Reparaturroboter, der kann nisch schießen.“
(R2D2 endlich mal jemand, den ich kenne…)
„Ja, ja, Kinder. Jetzt bitte Zähneputzen.“

„So, es ist Zeit sich anzuziehen. Warm anziehen. Es ist sehr kalt geworden.“
Kind 3.0: „Isch zieh misch nisch an. Isch bin ein Wookiee.“
„Auch Wookiees müssen sich anziehen…“
Kind 3.0, empört: „Gar nisch!“
„Was ist denn ein Wookiee? Ist das ein Ewok?“
Kind 2.0 verdreht schweigend die Augen.
„Is mir jetzt auch egal. ANZIEHEN!“

Am Nachmittag. Stimmen aus dem Kinderzimmer. Geschrei. Handgemenge.
Kind 2.0: „MAMAAAAA! Kind 3.0 hat gesagt, ich stinke wie die Gedärme eines Tauntauns!!!“
„Kind 3.0! Kind 2.0 stinkt nicht!“
Kind 3.0: „Wohl! Tauntaun-büüüäähhh!“
(Ich überlege kurz, ob eine erzieherische Intervention notwendig ist, dann wechsle ich lieber das Thema.)
„Wohin wollen wir dieses Jahr in den Urlaub fahren?“
Die Kinder im Chor: „Tatooine! Krayt-Drachen-Skelette anschauen:“
„Die gibts doch nicht echt.“
„Wohl.“
„Nein!“
„Doch, Mama!“
„Jetzt ist aber Schluss!“ Ich schlappe ins Bad und schließe die Tür.

Ich sitze am Klo.
„Mamaaaa????“
„Ist es ein Notfall? Ihr wisst – die Regel lautet: Nur wenn Blut fließt oder ein anderer Notfall eintritt, darf man mich stören…“
„NOTFALL MAMA!!!“
„Hmpf“
Ich wasche meine Hände. Gehe ins Kinderzimmer: „Was ist denn?“
Kind 3.0: „Wie schwer ist eigentlich Darth Vader?“

So geht das. Seit Wochen und ich habe keine Ahnung, wovon die Kinder sprechen und das faszinierende: Sie haben noch nie einen Star Wars Film gesehen. Aber sie wissen alles. Die Kinder in der Schule und im Kindergarten erzählen sich alle Details und flüstern die Legenden. Nur ich, ich hab keine Ahnung.

Deswegen habe ich die ganzen Star Wars Filme in Machete Order geschaut: IV, V, II, III, VI und I muss man nicht schauen.

Was ich gelernt habe:

  • Die Skywalkers schlagen sich gerne gegenseitig die Hände ab. Überhaupt Hand ab, Bein ab (auch bei AT-ATs) und Kopf ab, ist ein großes Ding bei Star Wars.
  • Einen Wookiee als Freund zu haben, ist eine gute Sache.
  • Wenn man als Frau ordentlich kämpfen will, trägt man flache Schuhe. Wenn man keine Schuhe trägt, dann braucht man wenigstens eine Kette um unliebsame Hutts zu erwürgen (Hutt ist nicht der Nachname von Jabba. Jabba ist ein Hutt. Sein korrekter Name ist Jabba Desilijic Tiure. Yoda hingegen ist der Nachname von Yoda. Der heißt nämlich Minch mit Vornamen und zu welcher Spezies er gehört, weiß man nicht so genau.)
  • Ob gut oder böse, erkennt man an der Farbe des Lichtschwerts. Wenn humanoide Lebensformen kein Lichtschwert tragen, ist es relativ schwer herauszufinden, ob sie böse (also „Sith“) sind. Man kann dann ein philosophisches Magazin mit der Frage „War Heidegger ein Sith Lord?“ befüllen.
  • Freundschaft und Liebe tragen jeden Film. Special Effects und Kostüme nicht.
  • Der erste Teil von Star Wars hieß ganz zu Beginn schlicht „Star Wars“. Erst als er ein Erfolg war, kam Episode V „The Empire Strikes Back“ ins Kino und aus dem ersten Teil wurde „Star Wars Episode IV: A New Hope“. Episode VI hieß übrigens eine kurze Zeit „The Revenge Of The Jedi“ und wurde unbenannt in „The Return Of The Jedi“. Da bereits Merchandise produziert und verkauft wurde, ist jeder, der irgendwas mit „Star Wars – The Revenge Of The Jedi“ besitzt jetzt sehr wohlhabend.
  • Apropos: Gerüchte besagen dass es ohne Star Wars Merchandise heute kein Lego mehr gäbe. Das ist einer intensiven 3 minütigen Recherche zufolge Unsinn.

Ich bin während der fünf Filme mehr als sieben mal eingeschlafen. Aber ich bin hart geblieben. Ich habe immer weiter gemacht. An Episode II und III kann ich mich trotzdem nicht erinnern. Seelenloser Müll. Um sich die ganzen Details zu merken, die die Kinder kennen, musste ich die Filme insgesamt 37 Mal stoppen und googeln.

Jetzt weiß ich alles und möchte ein Ewok-Baby adoptieren und es Han Solo nennen. Auch wenn es ein Mädchen ist.

Mühsam ernährt sich das Einhörnchen

Es soll sie ja geben, diese Reizthemen bei Eltern: stillen, impfen, Familienbett.
Schon lange nichts mehr darüber geschrieben…

Viele Jahre war ich große Freundin des Familienbetts. In der Zwischenzeit sind die Kinder relativ groß. Das Jüngste, Kind 3.0, ist mittlerweile schulreif. Dennoch schläft es immer noch gerne in meinem Bett.

fambett2011
Die Hälfte des Familienbetts 2013
fambett2015
Fast kein Familienbett mehr 2015

Ich habe an sich nichts gegen das gemeinsame Schlafen… es hat nur einen klitzekleinen Nachteil: Ich kann so nicht (mehr) schlafen. Zu Baby- und Kleinkindzeiten war das kein Problem. Ich war entweder dermaßen erschöpft oder ich war irgendwie hormonell anders eingestellt, genau weiß ich es nicht, jedenfalls, ich konnte ganz OK schlafen, obwohl Kind 3.0 schon immer viel gezappelt hat (wohingegen Kind 2.0 wie eine Mumie schläft).

Wir haben also die ersten Jahre gemeinsam in einem großen Bett geschlafen. Wobei ich ehrlich sagen muss, wie groß das Bett ist, ist letztendlich egal, das Kind sucht ja die elterliche Nähe und ob man da 2 Meter Matratze hat oder 90 Zentimeter – am Ende liegt das Kind quasi auf einem oder quer im Bett und man selbst auf der äußersten Kante (Hierzu unbedingt, wer es noch nicht kennt, die Baby Sleep Positions anschauen).
Im Kindergartenalter haben wir es dann mit eigenen Kinderbetten versucht. Das Schlafzimmer war direkt neben dem Kinderzimmer, die Tür immer geöffnet und viele Nächte schlüpfte Kind 3.0 dann doch wieder ins Elternbett.

Vor zwei Jahren dann, habe ich mich von meinem Mann getrennt und deswegen natürlich erstmal nicht an dem Thema „Ich würde gerne alleine schlafen“ gearbeitet. Als ich nach einem halben Jahr das Gefühl hatte, der neue Familienzustand hat sich gut eingependelt, habe ich versucht, Kind 3.0 schrittweise auszulagern.

Bei einer Freundin hatte ich beobachtet, wie schwierig es wird, wenn das Kind das Elternbett für das eigene Gebiet hält und dann doch eines Tages ein neuer Partner dazu kommt. Diesen Konflikt wollte ich unbedingt vermeiden. Ich hab also gut ein Jahr alleine in meinem Bett geschlafen und Kind 3.0 kontinuierlich wieder ins Kinderbett getragen und morgens, nachdem der Wecker geklingelt hat, wieder zu mir geholt, um das gewünschte Schmusen nachzuholen.
Das hat eigentlich ganz gut geklappt.

Die Zeit der Trennung hat aber einige Nebeneffekte für mich gehabt. Ich habe mein eigenes Leben wiederentdeckt. Ich war plötzlich nicht mehr die Muttermaschine, die alles abwickelt, immer für andere da ist und abends totmüde und erschöpft in die Bettdecke sank.
An den kinderfreien Wochenenden konnte ich „ausschlafen“ (bis 8.30 Uhr!!1!), einfach gar nichts tun und meinen eigenen Interessen nachgehen. Selbst wenn ich Haushaltsaufgaben erledigt habe, ging das ungefähr drei Mal so schnell. Ich wurde wieder ein eigenständiger Mensch.

Ich hab mich in meinem symbiotischen Zustand vorher nicht schlecht gefühlt und nichts vermisst, aber nach und nach hab ich ein anderes Gefühl bekommen und damit verbunden ist der Wunsch gewachsen mich etwas abzugrenzen.

Das Familienbett war bis dahin eigentlich eine Art Matratzenlager. Matratzen auf Lattenrosten in Bodennähe. Ich bin dann irgendwann vom Matratzenlager zum eigenen Bett gewechselt. Das war ein unglaublicher Luxus. Ein eigenes Bett und nicht mehr in Bodennähe schlafen. Toll!

Es hat nochmal drei Monate gedauert und dann habe ich für mich beschlossen, dass es OK ist, meine Schlafzimmertür zu schließen. Wieder einige Monate später habe ich mich entschlossen in ein anderes Zimmer zu ziehen.
Am Anfang war das für mich gewöhnungsbedürftig. Es hat sich angefühlt, als sei ich von meinen Kindern weg, in eine andere Wohnung, gezogen.

Kind 3.0 wandert nun Nacht für Nacht durch die Wohnung und kriecht wieder in mein Bett. Manchmal bin ich wach genug, freundlich zu bitten, dass es in sein Bett zurück geht (was oft klappt) – manchmal bin ich aber so müde, dass ich nicht merke, dass es unter meine Bettdecke schlüpft – andere Male wache ich, sobald es da ist, (gefühlt) im 20 Minuten Takt auf und bin morgens völlig gerädert.

Es wird noch eine Zeit dauern bis mein Kind nicht mehr zu mir kommt. Aber ich merke, dass ich mir wünsche jetzt doch endlich wieder durchschlafen zu können. Diese Superkraft habe ich mir mühsam wieder angeeignet.
Gerne können morgens alle Kinder in mein Bett hüpfen, gerne können sie auch in meinem Bett einschlafen, aber am Ende möchte ich die Nacht doch für mich haben und schlafen.

Wenn ich Kind 3.0 wegschicke, dann komme ich mir manchmal grausam vor. Andererseits denke ich, dass ich ein Recht auf meine Privatsphäre habe. Es gibt jetzt tatsächlich einen anderen Erwachsenen, mit dem ich mein Bett teilen möchte und da ist ein Kind, das quer zwischen uns liegt, nicht unbedingt der Idealzustand.

Ich versuche mir dann zu sagen, dass es in dem Alter vielleicht doch OK ist.
Die anderen beiden Kinder haben sich schon in der Kindergartenzeit von alleine entschlossen nicht mehr im elterlichen Bett zu schlafen. Wann das jüngste Kind soweit ist… es bleibt spannend.

Oh, jetzt hab ich vergessen das Empörungspotential zum Thema auszuschöpfen! Also Kurzfassung: Auch wenn mein schlechtes Gewissen mich plagt, aber aus rein egoistischen Gründen möchte ich, dass die Tage des Familienbetts gezählt sind.

Bitte duelliert euch nun mit Kommentaren pro und contra Familienbett und zählt bitte nochmal die Orte auf, an denen man außer im eigenen Bett Sex haben kann. Das gehört zu jedem guten Familienbettartikel, oder nicht?