Meckernde Frauen

Odo hilft im Haushalt.

Neben Adultimus ist auch das Thema der meckernden (Haus)frau aus dem neuen Buch Musterbruch geflogen. Dabei finde ich es total wichtig. Weil dauermeckernde Frauen sind ein Problem. Für die, die sich das Gemecker anhören müssen und für die, die ganze Zeit meckern noch mehr. Im Grunde sind sie ja ein kulturelles Meme, ganze Comedyprogramme nähren sich von der „meckernden Alten“.

Erst vor kurzem hat Vereinbarkeitsexpertin Jo Lücke eine Diskussion zu der Aussage auf diesem Plakat angestoßen.

Meine ersten Jahre als Mutter und Langzeitbeziehungspartnerin habe ich mich auch so gefühlt: Äh, wie meine eigene Mutter?
Das fand ich besonders schmerzhaft, denn in meiner frühen Adoleszenz und die ersten rund 25 Jahre als Singlefrau wurde mir immer das Gegenteil bescheinigt. Ich sei unbeschwert, unbesorgt sogar, würde selbst mittelmäßige Katastrophen als Möglichkeit sehen, was lustiges draus zu machen. Selbst die ersten Jahre mit Kind habe ich das durchgehalten: Probleme sind nur dornige Chancen! Im Grunde versteckt sich in jedem Scheitern eine lustige Bloggeschichte! Alles eine Frage des Mindsets! Lächle und die Welt lächelt zurück! Nimms mit Humor. Sei doch nicht so.

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Wie können wir die Männer motivieren?

Welches Törtchen dürfen wir als Feministinnen dem gleichberechtigungsunmotivierten Mann heute anbieten? Darfs a bisserl mehr sein? Sahne vielleicht noch?

Während überall noch nachgedacht wird, wie wir dem unwilligen Mann die richtigen Argumente darbieten können, um sich an einer gerechteren Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zu beteiligen, denke ich: Wer nicht will, der hat schon. Ok. Danke. Ciao.

Eine sehr gängige Frage in Interviews lautet: „Wie können wir denn die Männer motivieren, damit sie sich mehr in die Sorgearbeit einbringen?“
Ich hab schon für Raus aus der Mental Load-Falle Argumente zusammengetragen und auch in Musterbruch nochmal neue Fakten zusammengestellt.

In der Zwischenzeit bin ich es leid diese Argumente aufzuzählen. Sie überzeugen sowieso keinen Mann, der nicht von selbst motiviert ist.

Im Väterreport 2023 werden Vätertypen zusammengetragen.
29% aller Väter sind „überzeugte Rollenbewahrer“. Die haben exakt Null Interesse daran, dass sich an der Verteilung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit etwas ändert.
19% sind „etablierte Konventionelle“. Auch sie sind „vergleichsweise wenig in die Betreuung ihrer Kinder involviert. […] Die meisten haben keine Elternzeit genommen und dies wäre auch nicht infrage gekommen.“
(Persönlich finde ich ja, das klingt exakt wie die „überzeugten Rollenbewahrer“?)

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Urlaub

Im Grunde bin ich wie ein Öltanker. Ich kann nicht aktiv bremsen. Ich kann zwar meinen Propeller stoppen, aber durch die hohe Taktung des Alltags brauche ich erst mal ein paar Tage bis ich zum Stehen komme. Mein Name ist Patricia Hustle Culture Cammarata.

Das heißt die ersten Urlaubstage sehen eigentlich so aus: Ich wache um 5 Uhr auf, mache mir einen Kaffee und weil ja Urlaub ist gleich Eggs Benedict oder was ähnlich aufwändiges. Dann werfe ich mich in Arbeitskleidung und hole die Gartenarbeit nach, die ich während der Erwerbsarbeitphase nicht geschafft habe.
Dabei reche ich Laub aus der Wiese und schaue die umliegenden Bäume böse an. Warum tut ihr das? Und warum habt ihr so itzibitzikleine Blätter. Wie viel einfacher wäre alles, wenn ich zwischen Palmen wohnen würde. Da fällt mal ein Blatt ab. Klonk. Das nimmt man dann und wahrscheinlich kann man noch irgendwas sinnvolles damit machen. Pausenbrote einwickeln oder so. Aber nein, überall stehen Eichen, deren Blätter reich an Gerbsäure sind, so dass sie sich totaaaaal langsam zersetzen. Danke deutscher Blätterwald!

Ich denke dann immer an Ritter Rost und dessen Nachbarn Heinrich und Zicklinde Reinlich-Peinlich und fühle einmal mehr, dass es eigentlich eine sehr gute Idee ist Flächen einfach zu betonieren und sie grün zu streichen.
Dann denke ich an Laubbläser und frage mich, was alle gegen Laubbläser haben und da fällt mir ein, dass ich mir neulich einen Lebenstraum erfüllt habe und mir einen ordentlichen Industriestaubsauger gekauft habe, der nicht nur saugen sondern eben auch blasen kann!!1!
Meine Stunde ist gekommen! Bzw. da fällt mir ein, leider ist meine Stunde noch nicht gekommen, denn es ist erst 6.30 Uhr und man kennt es ja aus dem Fernsehen, wie überreizt Nachbarn reagieren, wenn man um diese Uhrzeit einen Industriestaubsauger anwirft. Also reche ich weiter. Dann putze ich die Terrasse und weil mir dabei langweilig wird und die kapitalistische Verwertungslogik verlangt, dass man Freizeit auch immer mit einem extra Nutzen versieht, höre ich parallel Podcasts.
Zur Mittagszeit koche ich und weil ich immer schon alle Zutaten für die ganze Urlaubswoche kaufe, koche ich vor. Im Urlaub kann ich essen, was ICH mag. Dinge mit G zum Beispiel: Gemüse, Gorgonzola, Gnocchi. Das wird mich die kommenden Tage freuen. Vielleicht schlafe ich dann mal bis 5.30 Uhr oder so weil die geistige To-do-Liste so kurz ist.
Am Nachmittag schaue ich 4-5 Stunden Serien und weil auch das alleine nicht ausreicht, knüpfe ich nebenher einen Kissenbezug, das als Motiv einen dicken Spatz zeigt.
Weil ich keine Dekokissen brauche, werde ich das Kissen meiner Mutter schenken. Die hat sehr viele Dekokissen, ich denke, da kann noch ein weiteres Platz finden.
Meine Mutter wird sagen: „Nä, dat is abba nit so schön jeworden Pattrizia“, aber wenn ich sie frage wie ein 50kg schwerer Spatz macht, dann wird sie lachen und das Kissen nehmen.

Das Motiv ist aufgeteilt in je 7 Kästchen mit einer Länge von 10 Zeilen und 10 Reihen. Für ein Kästchen brauche ich eine Stunde. Tolle Idee. Ich hab auch noch was zum Sticken dabei und Malen nach Zahlen und ich wollte ja noch ein bisschen nebenher arbeiten also muss ich schneller werden, sonst reicht mein Urlaub gar nicht meine ganzen Vorhaben abzuarbeiten.

Wo ich Urlaub mache, gibt es keine Heizung. Das ist ein bisschen doof, weil im Haus sind es knapp 8 Grad. Ich mags ja nicht besonders warm, da werde ich träge – aber 8 Grad, das ist mir arg frisch.
Also hacke ich ein bisschen Holz und das macht mir echt mega Spaß. Bestimmt geht es anderen Städter*innen auch so. Ich frage mich, ob man daraus ein Geschäftsmodell machen kann. Man lässt Städter*innen für einen kleinen Betrag – sagen wir 60 Euro die Stunde – Holz hacken. Also ich würde es buchen. Es ist einfach extrem befriedigend wenn man so einen Holzblock genau so erwischt, dass er sich einfach in hübsche Scheite aufteilt. Ich könnte wirklich den ganzen Tag Holzhacken. (Auch hier gab es schon Beschwerden seitens der Familie, weil ich zu angeblichen Schlafenszeiten – also um 7 Uhr – Holz gehackt habe…).
Jedenfalls, dann mache ich Feuer.
(Jemand hat mir mal in eine Podcastkritik geschrieben, ich würde planetenzerstörendes Verhalten propagieren… daran denke ich jedes Mal wenn ich Feuer mache. Ich mache weiterhin Feuer – siehe Temperatur – aber eben ausschließlich mit schlechtem Gewissen)

Feuer machen ist so eine Sache. Man kann ein noch so tolles System haben, wenn der Luftdruck irgendwie komisch ist, dann hat man so eine Luftsäule im Kamin und dann dauert es ewig bis die Sch***** brennt. Angeblich entstehen ja sehr viele Wohnungsbrände durch brennende Vorhänge, weswegen ich beim Feuermachen immer darüber nachdenke, ob ich nicht irgendwas mit Mini-Ofenvorhängen erfinden kann. Natürlich irgendein Dings, das Hausmüll recycelt und zu kleinen Vorhängen presst, die man dann in dem Ofen stellt und anzündet und ruckizucki brennt alles (also innen im Ofen). Ob das skaliert?

So jedenfalls die ersten Urlaubstage und dann bin ich irgendwann zum Halt gekommen und wenn ich morgens aufwache ist es so wunderschön warm im Bett und ich will eigentlich nicht aufstehen. Das ist schade, denn ich mache meistens alleine Urlaub, was heißt, dass ich dann keinen Kaffee trinken kann. Frühstück gibts dann auch keins und eigentlich muss ich Pipi.

Dank meiner Willensstärke bleibe ich aber im Bett und knüpfe da weiter. Das geht leider nicht liegend und auch wenn ich zum Glück eine 2. Decke habe, die ich wie ein Mantel um meinen Oberkörper legen kann, tun mir irgendwann die Hände vor Kälte weh. Nachts ist ja kälter als drinnen tagsüber. Das Feuer ist nachts ausgegangen und das Haus hat jetzt 5 Grad.

Ich überlege dann, ob ich mir vielleicht eine Wärmedecke zulege. Dann muss ich nicht aufstehen und Feuer machen und kann den ganzen Tag im Bett liegen bleiben und alle 20 min meine roten Hände wieder aufwärmen. Vielleicht ja eine essbare Wärmedecke? Dann wäre es warm UND ich hätte Frühstück. Sicherlich kann man Urin auch irgendwie in den Kreislauf einspeisen und z.B. Kaffee daraus machen. Ich google was die auf der ISS mit Pipi machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dort das wertvolle Urinwasser einfach vergeuden kann und BINGO! es gibt ein entsprechendes Verfahren.
Ich bin sehr stolz auf mich. Ich habe in meinem Urlaub etwas erfunden, was man direkt in der Raumfahrt nutzen kann.
Meine Geschäftsideen (ich sag nur „Ketchup im Glas“) sind prima. Ich muss nur endlich mal was erfinden bevor es jemand anders erfunden (und gebaut) hat.

Leider habe ich die Betturinaufbereitungsanlage noch nicht gebaut, deswegen muss ich doch irgendwann aufstehen. Im Bad begegnet mir wieder einer dieser Hundertfüßler, die ich die letzten Jahre immer mal wieder im Garten entdecke. Jedes Mal wenn ich einen sehe, google ich die und freue mich dann über den Hinweis „Die Angaben zur Giftigkeit von Bissen durch diese Art sind in der Literatur widersprüchlich und reichen von „harmlos“ bis „für Kinder ggf. tödlich“. Der Umgang mit diesen Tieren erfordert also ggf. größte Vorsicht. Bisse sind auf jeden Fall zu vermeiden!“
Ja, Bisse sind zu vermeiden, v.a. wenn man auf dem Klo sitzt, das leuchtet mir ein.

Ich beeile mich wieder in mein warmes Bett zurück zu kommen und frage mich, ob es Hundertfüßler auch gerne warm mögen? Dann wäre der einzig warme Raum gerade mein Bett und BISSE SIND IN JEDEM FALL ZU VERMEIDEN.

Vielleicht sollte ich doch Feuer machen? Das erhöht doch die Wahrscheinlichkeit dass der Hundertfüßler sich nicht ausgerechnet die zwei Quadratmeter sucht, die ich bereits besetze.

Ich überlege noch.

Eine Frage der Chemie und Mental Load in der Erwerbsarbeit

Ich mag ja, wenn sich Dinge fügen. Ich schaue zur Zeit die Serie „Eine Frage der Chemie“ (Apple TX+) und erarbeite einen Vortrag zum Thema „Mental Load in der Erwerbsarbeit“ und dabei ist mir was Spannendes aufgefallen: Die Serie zeigt ziemlich gut was passiert, wenn Frauen nicht bereit sind Mental Load im Job zu übernehmen.
Dazu vielleicht ein kurzer Abriss des Inhalts:
Die Geschichte spielt Anfang der 1950er Jahre. Eine Zeit, in der Frauen meistens von Beruf Hausfrau waren. Nicht so die Protagonistin Elizabeth Zott, die als Laborassistentin in einem Forschungsinstitut arbeitet. Sie erfährt dort die üblichen Diskriminierungen. Weder die Frauen des Instituts noch die Männer nehmen sie ernst. Niemand möchte, dass sie erfolgreich ist.
Im selben Institut arbeitet Calvin Evans – potentieller Nobelpreiskandidat. Der ist für die 1950er erstaunlich unsexistisch und erkennt das Talent von Elizabeth. Die beiden tun sich zusammen und werden ein Paar (muss ja).
Soweit so cheesy, doch dann – Achtung Spoiler – wird Calvin überfahren.
Elizabeth, die aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen keine Kinder wollte, bemerkt zu diesem Zeitpunkt, dass sie ungeplant schwanger ist. Es tritt alles ein, was sie befürchtet hat: ohne den Schutz von Calvin wird sie aus dem Institut rausgemobbt, mit Kind ohnehin nicht denkbar als Forscherin zu arbeiten.
Durch eine Verkettung von Zufällen landet sie als Star in einer Kochshow. Weil naja kochen ist ja auch Chemie.
Es passieren auch noch 1.000 andere Dinge, aber das ist erstmal irrelevant. „Eine Frage der Chemie“ wird eigentlich eine schöne Geschichte darüber wie Frauen sich in einer männerdominierten Welt gegenseitig unterstützen können. Unterstützung bekommt Elisabeth nämlich von ihrer Nachbarin Harriet Sloane.
Happy End.

Was hat das nun mit Mental Load im Job zu tun? Viel!

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Zu Gast bei Die Leserinnen

Ich war zu Gast im Podcast „Die Leserinnen“ und wir haben uns über mein neues Buch Musterbruch gesprochen. Ich war ein bisschen aufgeregt, denn „Die Leserinnen“ gehört zu meinen Lieblingspodcasts – da wäre es natürlich schlimm gewesen, wenn mein neues Buch nicht gefällt. Beim Schreiben habe ich tatsächlich an die beiden gedacht, die immer ein strengen Blick in die Quellen werfen und das Kapitel „Solidarität ist eine Waffe“ ist entstanden, weil ich in den vorangehenden Folgen so viele Aspekte über schwesterlichen Zusammenhalt gehört habe.

Wo der Papst recht hat, hat er recht!

Quelle Screenshot: Instagram-Account Tagesspiegel, 2. März 2024

Der Tagesspiegel schreibt: Der Papst sehe „Gender-Ideologie“ als schlimmste Gefahr der heutigen Zeit. Sie hebe die Unterschiede auf und mache alles gleich. „Unterschiede aufzuheben bedeutet, die Menschlichkeit aufzuheben.“

Und da hat der Papst zu 100% recht!

Dazu muss man erklärend sagen: Ich war gestern in #Motherfuckinghood und da hat die zauberhafte Darstellerin Claude de Demo sehr detailliert in ein Megafon gebrüllt, was passiert wenn die Menschen (aka Frauen) aufhören sich um andere zu kümmern und niemand mehr kostenlos Sorgearbeit leistet.

tl;dr: Untergang Abendland (Morgenland auch)

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