Bei diesem Wetter sollte ich das Büro gar nicht erst verlassen. Es kostet unmenschliche Überwindung wieder an den Ort des Grauens zurückzukehren. Manchmal bewundere ich meine Willensstärke! Außerdem, wenn ich vergleiche, was mir früher peinlich war und wie abgehärtet ich heute bin … z.B. setze ich mich ohne mit der Wimper zu zucken mit meinem Mittagessen im Anzug mitten auf den Marlene-Dietrich-Platz. Früher wäre das undenkbar gewesen! Es gibt auf diesem Platz genau zwei Arten von Menschen – meine, die Büroschnepfen und -hengstekategorie und die hippe Jugend. Wenn ich die Jugendlichen von heute näher betrachte, so springt mir lediglich ein Detail ins Auge: acht von zehn sind tätowiert. Ich bewundere Menschen, die so lang anhaltende Entscheidungen treffen können, aus der tiefsten Faser meines Herzens (bis aufs Myosin!). Andererseits macht mich der Anblick auch sehr traurig. Ich werde niemals die Kindergeneration dieser Jugendlichen erleben. Eine ganze Generation von Kindern mit tätowierten Eltern, die nicht im Knast waren. Ob das schwerwiegende psychologische Beeinträchtigungen nach sich zieht?