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Das man als Erwachsener den Kindern ein Vorbild ist, merkt man v.a. dann wenn man Erwachsener und Kind in vertauschten Rollen spielt. Wenn ich den Kleinen von der Kita abhole, spielt er das mit Vorliebe. Er ist Papa und ich bin Kind. Dafür erhalte ich genaue Verhaltensanweisungen: „Du musst jetzt lamsam hinter mir her laufen und dabei heulen!“

Ich trippel folglich jaulend und schniefend hinter ihm her und er geht in großen Schritten voraus und ruft dabei Dinge, wie: „Komm jetzt endlich! Ich werde lamsam ungeduldig!“ oder „Muss ich erst die nervige Stimme machen?“

Spätestens da wird einem diese Vorbildsache bewußt. Wenigstens bekomme ich am Ende unserer Ausflüge eine halbe Bratwurst, wenn ich im Einkaufszentrum lieb war.

Zum Vorbildsein gehört auch Disziplin und Selbstkontrolle. Viele Dinge, die ich mit Vorliebe mache, darf ich nicht machen, wenn das Kind da ist. Dazu gehören:

a) mehr als 10 Stunden vor dem Rechner sitzen

b) mich von Pizza, Eis und Schokolade ernähren

c) nicht raus gehen wollen

und

d) alle Klamotten und das gebrauchte Geschirr rumliegen und -stehen lassen

Das ist echt hart!

Das Schlimme ist, das Kind kommt einem immer wieder auf die Schliche. Wir haben dem Kind, um endlose Diskussionen zu vermeiden, beispielsweise verschwiegen, dass wir mittlerweile Internet haben. Ich habe also immer ein Worddokument auf, wenn ich surfe, denn wenn das Kind kommt, tippe ich da Buchstaben rein.

Einmal schlich es sich von hinten an und ich konnte nicht rechtzeitig umstellen. Es schaute mich sehr ernst an und sagte: „Aha! Ihr habt also doch Internet.“ Ich schüttelte den Kopf, blickte dabei aber zu Boden. Es hieß mich, ihm das Worddokument zu zeigen. Da standen nur sinnlos aneinander gereihte Buchstaben. Es las vom Bildschirm „R F T T S T? Rfftst?“, schaute mich an, schüttelte den Kopf und ging wortlos aus dem Zimmer. Ich habe mich hinterher sehr geschämt.

Ein anderes Mal habe ich in unserer Speisekammer heimlich Schokolade gegessen. (Ich muss täglich mindestens 200 Gramm Schokolade zu mir nehmen, sonst sterbe ich. Ich esse sie aber heimlich, weil das Kind soll das nicht sehen.)

Genau 15 Minuten nachdem ich aus der Vorratskammer gekommen war, las ich dem Kind ein Märchen vor, als es sich über meine Beine zu meinem Gesicht lehnte, an meinem Gesicht schnüffelte und sagte: „AHA! Du hast schon wieder Schokolade gegessen.“

Apropos Kind und Erwachsenenleiden. Ich habe schon mal über eine Hörspielsucht-Selbsthilfegruppe nachgedacht. Eine andere, dringend notwendige Austauschmöglchkeit mit anderen Erwachsenen würde ich gerne zum Thema Brunnengucken schaffen.

Es ist mir psychologisch völlig unklar, aber Kinder lieben Brunnen.

Brunnen aller Art, vom leise plätschernden Zimmerbrunnen über den Gartenzierbrunnen bis hin zum ausgewachsenen Freiluft- oder Einkauszenterbrunnen.

Immer – wirklich IMMER wenn wir beispielsweise im Ringcenter sind, müssen wir bei dem stinkenden, hässlichen Brunnen im Eingangsbereich stoppen und ihn bestaunen. Meistens mit Hinsetzen. Dort schaue ich in eine Runde verzweifelter Erwachsener, die Begeisterung für diese wasserzirkulierenden Pissoirs vorgaukeln müssen. Das ist so langweilig! Grauenhaft!

Wenn die Brunnen unterschiedliche Möglichkeiten haben, das Wasser rhythmisch zu verspritzen, muss man zusätzlich Fragen beantworten.

– Warum spritzt das Wasser nach oooben?

– Warum macht das Wasser Booogen?

– Warum gibt es eine Pumpe?

– Warum ist jetzt in der Mitte Wasser aber am Rand nihich?

– Wie funksioniert eine Pumpe?

Hmpf. Und wenn man antwortet, dann hören sie gar nicht hin.

„Es gibt verschiedene Arten von Pumpen. Membranpumpen arbeiten ähnlich wie Kolbenpumpen, nur dass statt des Kolbens eine Gummimembran hin und herbewegt wird und somit ein Volumen alternierend größer und kleiner wird. Die Membran wird üblicherweise mit einem Exenter bewegt, der wiederum auf einer Motorwelle sitzt. Das trifft aber nicht bei kleinen Brunnen zu. Da kommen eher Kreiselpumpen zum Einsatz.

Schwingkolbenpumpen werden aufgrund des Krachs, den sie machen eher selten für Brunnen eingesetzt.“

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