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Gibt’s eigentlich Wahnsinnige, die am 30. Oktober nichts zu tun haben und mir bei meinem Umzug helfen mögen?
Als Ausgleich gibt es am 17.12. (Datum gemutmaßt) eine Puschenparty (Es denkt doch nicht irgendwer, dass er ohne Hausschuhe auf dem frisch abgezogenen Holzboden stehen darf?).
Im Eingangsbereich werden Stoffhandschuhe ausgeteilt und es gibt Ganzkörperplastikanoraks. Nicht dass jemand etwas vollstaubt. Rauchen nur bei -20 Grad auf dem Balkon. Zu trinken gibt es nur Wasser und es werden leicht abwischbare Speisen gereicht.
Die heilige Designercouch wird in Plastikfolie eingewickelt und wehe (!) jemand berührt die.
Sonst wird es aber Spaß machen. Da ihr Blogger seid, habt ihr alle iPods, die ihr bitte mitbringt. Musik kann ich natürlich keine machen – man will ja nicht gleich am Anfang die Nachbarn vergraulen.

Schönes Bild. Ich stelle mir unser neues Wohnzimmer vor und in der Mitte tanzen Menschen in Fellhausschuhen lautlos, vielleicht ein bisschen knisternd zu Musik, die nur sie hören, während die Schüchternen am Rand stehen und wortlos an ihren Wassergläsern nippen.

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Mit italienischem Essen bin ich ein bisschen eigen. Es hat schon zu großer Verwunderung geführt, dass ich gesagt habe: Die Pizza war lecker, und gleichzeitig behauptete: Das ist keine gute Pizza.
Das liegt maßgeblich an meiner italienischen Familie. Denn echte italienische Pizza gibt es kaum.
Die meisten italienischen Restaurants sind entweder von Türken geführt und die machen leckere aber an deutsche Bedürfnisse angepasste Pizza oder einige Deutsche erfinden die Haute Cousine italiana und bieten leidlich gutes italienisches Essen mit Firlefanz zu astronomischen Preise an. Eins der Restaurants, die auf meiner Da-gehe-ich-nie-mehr-hin-Liste ganz oben steht, ist beispielsweise das 12 Apostel. Die Bedienungen sind unfreundlich, langsam, die Pizza kommt kalt auf den Tisch und eine große Saftschorle kostet 7 €. Ich habe keine Ahnung, warum die überhaupt noch Gäste haben.
Letzte Woche entdeckte ich nun ein italienisches Restaurant, dass mich so begeisterte, dass ich am liebsten jeden Tag dort hin gehen würde und ganz sicher meinen Vater hinschleppen werde, sofern er mich mal besuchen kommt.
Das Cenacolo in der Sredzkistraße 23 ist das erste wirklich tolle italienische Restaurant in Berlin, das ich kennen gelernt habe.
Sicher ist es laut und voll dort, aber wer in Italien war, weiß, dass italienische Restaurants laut und voll sein müssen. Man kommt mit Kind und Kegel und schreit sich die neusten Skandale aus Politik und Showbusiness über den Tisch oder philosophiert darüber, was man mit dem potentiellen Lottogewinn anfangen könnte.
Zudem gibt es dort Pizza aus dem Holzofen mit ausschließlich frischen Zutaten, groß wie Wagenräder und gerade so belegt, dass es nicht zu viel und nicht zu wenig ist. Serviert wird auf schönen, dickwandigen Tellern, die vorgewärmt sind und so dafür sorgen, dass man viel reden kann, bevor das Essen kalt ist. Auf dem Vorspeisenteller sind Zusammenstellungen zu finden, die ich tatsächlich nur von meiner sizilianischen Nonna kenne. Es ist alles frisch gemacht und man kann in die Küche schauen und sehen wie die Gasherde Stichflammen schlagen und die Köche eifrig die Zutaten in großen Töpfen kochen oder in Pfannen schwenken.
Gestern musste ich noch ein zweites Mal hingehen und die Muscheln probieren, die wirklich sehr gut waren. Das Muschelfleisch war fest, alle Muscheln frisch und geöffnet, die Soße hervorragend und es war kein einziges Sandkorn zu finden, so wie es in anderen Restaurants oft der Fall ist.
Die Kellnerinnen kümmern sich um ihre Gäste, lächeln, machen Platz am Tisch und bringen unaufgefordert zusätzliche Servietten, wenn man sich beispielsweise mit Muschelsoße besudelt hat. Insgesamt tolle, rustikale italienische Hausmannskost. Kein Schnickschnack aber die Details stimmen.

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Ümzug irreversible, so nenne ich meine Methode mit ebay umzuziehen ab heute. Gestern einen Heidenspaß* gehabt, als meine Möbel alle einzeln aus meiner Wohnung geschleppt wurden. Dabei gebar sich der ein oder andere Käufer etwas anstrengender und wollte die Möbel in Kleinstteile auseinander gelegt haben. Wäre ich ein Kerl, so hätte dieser Wunsch kaum Probleme bereitet, denn dann besäße ich Werkzeug. So musste ich mir welches leihen, was an und für sich auch kein Problem dargestellt hätte, weil ich einen handwerklich begabten Partner habe, der sich bereit erklärte mir helfend unter die Arme zu greifen bzw. meine zwei linken Hände linke Hände sein zu lassen und selbst einzuspringen.
Am Tag zuvor begutachtete ich das auseinander zunehmende Möbel selbst und stieß dabei auf eine Verschraubungskonstellation, die ich so noch nicht gesehen hatte. Kurzerhand griff ich zu meiner Digitalkamera und dokumentierte die Sachlage in der Hoffnung, meinem Partner die Problemkonstellation durch eine ausreichende Visualisierung im Voraus zu einer Lösung zu verhelfen.
Zusätzlich popelte ich mit dem einzigen Werkzeug, dass ich als brave IKEA Kundin mein eigen nennen konnte, einem Inbus, in den Schraublöchern. Anschließend übermittelte ich Fotos und meine gesammelten Friemelerfahrungen an den Handwerker des Hauses.
„Der Inbus passte nicht rein, weil man so um die Ecke schrauben muss“, so mein Resümee.
Am Tag darauf rückte mein Freund mit einem Inbus an und stellte fest: „Der Inbus passt nicht, er ist zu groß für die Öffnung.“
Die darauf folgenden physiologischen Prozesse, die durch den plötzlichen Wandel meiner emotionalen Lage ausgelöst wurden, erläutere ich an dieser Stelle nicht vertiefend.
Ich entschloss mich im Haus nach dem nötigen Werkzeug zu fragen. Diese Runde war sehr amüsant, da ich, wie bereits an anderer Stelle berichtet, keinen meiner direkten Hausmitbewohner kannte. So klingelte ich mich von der vierten Etage bis ins Erdgeschoss durch und kann nun zusammenfassen, es wohnen fast nur junge Leute im Haus, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind sehr sympathisch besitzen dummerweise kein Werkzeug.
Hätte ich das bei meinem Einzug gemacht, wären wir sicherlich alle alle Freunde geworden. Ich hatte den Eindruck, dass die Show, die wir boten, begeisterte. Denn die Hinleitung zum Thema stellte ich fuchtelnd da, während ich dann im richtigen Moment meinen Freund ins Spiel brachte, der fachmännisch erläuterte, welches Werkzeug benötigt wurde. Wir beide wussten nämlich den Namen nicht und mussten das Tool pantomimisch darstellen.
Das Teufelsding haben wir am Ende anderweitig besorgen können. Denn es ist, recht undramatisch, Bestandteil der Standardausstattung eines jeden Werkzeugkoffers.
Das Möbel wurde auseinander geschraubt und abmontiert und im Akkord an die Schlange stehenden ebay-Käufer überreicht. Jetzt besitze ich nur noch ein Sofa, 3 Kommoden, einen Kühlschrank und eine Waschmaschine und all meine Besitztümer liegen auf dem Boden verstreut und verbreiten Aufbruchsatmosphäre.

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Angeregt durch eine U-Bahnanzeige zu der Aktion Weihnachten im Schuhkarton, konnte ich mich entschließen meine nicht unbeachtliche Anzahl an Teddybären endlich zu verschenken. Schon als Kind konnte ich mich viel mehr für Stofftiere als für Puppen begeistern. Zwei Mal versuchte meine Großmutter mir eine Puppe zu schenken. Diese bei mir wenig willkommenen Geschenkexperimente brach ich durch entsprechende Signalsetzung innerhalb 24 Stunden ab. Dies geschah, indem ich der Puppe den Kopf abriss, ihren Körper zwischen die Heizkörperlamellen steckte und wartete bis das Plastik anfing süßlich duftend zu schmelzen. Dann schnitt ich dem Puppenkopf die Haare ab und legte ihn samt verbeulten Korpus vor die Schlafzimmertür meiner Eltern. Ich wollte sicher gehen, dass sie verstanden hatten, dass ich keine weitere Puppe geschenkt haben wollte.
Jahre später entdeckte ich bei einer Schulfreundin eine Puppe, die man hinten aufklappen konnte und dort kleine, bunte Schallplatten einlegen konnte. Die Puppe sagte dann in einer Endlosschleife „Mama, ha, ha, ich hab Dich so lieb, Mama, ha, ha, ich hab Dich so lieb“ oder auch „Rääähbääähhh, ich hab Pipi gemacht!“. An diese Puppe musste ich heute Morgen denken. Als ich das Prinzip Schallplatte-hat-Spuren-die-Töne-erzeugen-und-deswegen-redet-Puppe so halbwegs durchschaut hatte, begann ich damit aus Knetgummi eigene Schallplatten zu formen. Leider entwickelte ich nicht parallel den Inversschallplattenspieler, was für mich zu einer herben Enttäuschung führte, weil die Puppe entgegen meiner eifrig ausgedachten Vorstellung nicht italienische Kinderlieder sang sondern gar nichts mehr machte und lediglich ein knetgummiverklebten Gummirücken hatte.
Ich ließ die Puppe unauffällig aus de Fenster fallen und behauptete vor meiner Freundin, sie habe sich aufgrund der schrecklichen Monotonie ihres Daseins das Leben genommen.

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Ebay war eine Sache, von der ich bislang völlig unberührt blieb. Viel zu kompliziert und den ganzen Aufwand nicht wert. Dachte ich. Bis ich es ausprobierte.
Von meinem Vormieter habe ich eine Menge Tand übernommen, den ich eigentlich zeitnah nach meinem Einzug entsorgen wollte. Das war vor drei Jahren. Leider bin ich bislang nicht dazu gekommen auch nur ein Teil zur Mülldeponie zu fahren.
Rein charakterlich passiert mir so etwas eher selten. Rein autotechnisch ist das höchst nachvollziehbar. Denn a) habe ich kein Auto und b) bin ich autofahrphobisch.
Letzten Monat kam mir die Propheten-Berg-Sache in den Sinn und so fotografierte ich einfach alles, was ich nicht umziehen wollte und stellte es bei ebay ein. Mit unfassbarem Erfolg.
Kaum war die Auktion vorbei, begann mein inneres Auge meine Besitztümer nach weiterem ebayfähigen Material zu scannen. Wie sollte es anders sein, war davon noch reichlich zu finden. Wochen später ist der Keller leer, es gibt fast keine Möbel mehr, ich habe mich sogar von meinen Statusbüchern (Mann, Hesse, Goethe & Co.) getrennt und es gibt auch kein Kleidungsstück mehr in das ich irgendwann wieder hineinwachsen muss oder CDs (Stichwort Celine Dion & Bee Gees), die mir bestimmt eines Tages doch wieder gefallen.
Das war Stufe eins. Stufe zwei wurde eingeläutet als ich mich von meinem heiß geliebten Badezimmerschrank trennte. Der gefällt mir zwar sehr, doch scheint es mir unrealistisch im neuen, zehn Mal so großen Bad, Möbel zu finden, die optisch mit dem guten Stück harmonieren. Also weg damit. So geht das jetzt schon seit Wochen.
Aus der Küche muss ich deswegen nur noch meinen Kühlschrank umziehen. Alles andere ist verkauft.
Aus meinem Schlafzimmer muss ich nur noch ein Tischlein und eine Kommode umziehen.
Im Wohnzimmer bleibt einsam die Flugzeugträgercouch, ein Couchtisch und zwei Kommoden. Allerdings würde ich eine der beiden Kommoden gerne verkaufen, um mir die gleiche bei ebay zu ersteigern. Es handelt sich um IKEA PS Kommoden, von denen ich eine 2000 und die andere 2001 gekauft habe. Leider haben die Designerchefnasen in der Zwischenzeit die Maße geändert und man kann die Dinger nicht nebeneinander stellen, weil sie unterschiedliche Höhen und Tiefen aufweisen. Das ist sehr ärgerlich. Also lieber eine weg und eine baulich passende ersteigern.
Das ist allerdings Stufe drei. Nachdem man seinen eigenen Firlefanz versteigert hat, damit zu beginnen, all das Gedöns, das man bei Vergleichsstudien auf den Ebayseiten gesehen hat, zu ersteigern. Erst bietet man vorsichtig einen Euro und dann, dem Rausch verfallen, bietet man selbst bei Nasenhaarschneidern und Massivholzeinbauschrankwänden was das Zeug hält. Schwups hat sich der Haushalt verdreifacht.
Dann kommt Phase vier und man besucht den Nachbarn, der ja bald keiner mehr ist, unter dem Vorwand eines nachmittäglichen Schwätzchens, um, sobald er seine sanitären Anlagen aufsucht, all seine Besitztümer zu fotografieren und stellt diese gegen Selbstabholung bei ebay ein.
In Phase fünf glauben die Büromöbel dran. Was dann kommt, ist ungewiss.