Betriebswirtschaftlich maximierte Elternschaft

Elternschaft
Das Kind ist krank. Wer bleibt Zuhause?

Manchmal twittere ich einen Gedanken und bekomme über 100 Replys und dann weiß ich: ups, das ist vielleicht ein Thema, über das man mehr als 140 Zeichen schreiben könnte. So geschehen diese Woche:

Bevor ich ein paar Gedanken dazu aufschreibe: Ja, #notallmen und ja, es gibt ganz bestimmt eine Reihe von Einzelfällen, in denen meine Aussage nicht oder nur begrenzt zutrifft.

Explizit ausschließen möchte ich alle Familien, in denen die Finanzen wirklich so knapp sind, dass man über gar nichts nachdenken muss, ausser über die Frage: Wie kommt diesen Monat genug in die Kasse, damit wir alle ordentlich leben können.

Ich rede eher über Paare/Eltern in meiner relativ gut verdienenden Akademiker-Filterbubble, in der es bezahlbare Kinderbetreuungsplätze ab dem ersten Lebensjahr gibt.

Der Lebenslauf, den ich hier oft beobachte, sieht wie folgt aus: gut ausgebildetes Akademikerpaar, beide seit einigen Jahren im Job, nahezu gleiches Einkommen, entschließen sich ein Kind zu bekommen.

Kind kommt, Mutterschutz, Mutter macht 12 Monate elterngeldgestützt Elternzeit, Vater lebt offensiv Vaterschaft, macht 2 Monate Elternzeit, oft geht es in dieser Zeit auf eine längere Reise.

Kind kommt in den Kindergarten, Mutter geht max. 20 Stunden arbeiten, Vater geht wieder Vollzeit arbeiten.

Kind wird krank, Mutter kümmert sich.

Kind hat Vorsorgetermin beim Kinderarzt, Mutter geht hin.

Um 15 Uhr ist Frühlings-, Sommer-, Weihnachtsfeier, Mutter geht hin. (Vater erscheint um 18 Uhr zum Abschluss des Festes und holt die Familie ab).

Es gibt Amtsgänge zu erledigen (Kitagutschein, Schulanmeldung, Hortanmeldung, Infotage weiterführende Schule), Mutter geht hin.

Nachfrage: Warum nicht mal (oder nur ausnahmsweise) der Vater?

Antwort: „Das geht nicht, der Arbeitgeber sieht das nicht gerne“ oder „Das geht nicht, das schadet der Karriere“ oder „Das geht nicht, der Gehaltsausfall ist viel größer, der Mann verdient eben viel besser.“

Ich sach mal als berufstätige Frau so: Mein Arbeitgeber war immer korrekt und höflich, aber von Herzen freut der sich auch nicht, wenn ich ausfalle. Warum es also scheinbar der männlichen Karriere deutlich abträglicher als der weiblichen Karriere sein soll, wegen der Kinder auszufallen, erschließt sich mir nicht.

Haupt-Antwort (inhaltlich) auf meinen Tweet war stets: Einfache Rechnung. Derjenige, der weniger Geld verdient, nimmt zuerst seine Krankentage, dann der andere. 

oder

Kannst ja mal mitrechnen: Wenn mein Mann einen Kinderkrankentag nimmt, fehlt drei Mal so viel an Einkommen.

So denken und handeln offenbar sehr, sehr viele. Man entscheidet sich frei [1], wählt das Zuverdiener- oder Einverdiener-Modell und dreht sich dann im Kreis. Denn 20-Stunden-Jobs sind eben in den meisten Fällen nicht so abwechslungsreich und gut bezahlt wie Vollzeitstellen. Es gibt dann in der Regel den männlichen Hauptverdiener und die weibliche Zuverdienerin, die in Relation eben nicht die Hälfte eines Vollzeiteinkommens sondern nur einen Bruchteil des männlichen Vollzeiteinkommens verdient und deswegen, so das Argument oben, eben die Ausfallzeiten für das Kind (oder die Kinder) übernimmt.

Das wiederum führt dazu, dass sie langfristig nicht besser verdienen wird, dass sie die Stunden nicht aufstocken wird, was wiederum dauerhaft dazu führt, dass das Argument „Aber er verdient eben mehr, da wären wir ja schön doof, wenn der Vater mit dem Kind zuhause bleibt.“ gilt.

Kino mit den Kindern oder gleichberechtigte Elternschaft. Das könne ich ja gerne mal den Kindern erklären.

Hmmm.

Fast ein Drittel aller Ehen werden geschieden.

Das obige Modell: Mann verdient, Frau kümmert sich um die Kinder ist eigentlich ein langfristig angelegtes Modell. Man nimmt die Gefälle in Kauf, weil man ja ein Team ist. Die Frau investiert Lebenszeit in die Familie, der Mann investiert Lebenszeit in den Job. Es gibt ein Familieneinkommen, das geteilt wird. Wenn die Rente kommt, gilt das immer noch. Die Frau hat dann fast (oder gar keine) gesetzliche Rente, aber der Mann ja und das teilt er.

Für die Frau gilt diese Vereinbarung in der Regel bis ans Lebensende und zwar unabhängig davon, ob die Scheidung kommt, oder nicht.

Sie muss nämlich damit dauerhaft leben, dass sie womöglich jahrelang nicht oder wenig gearbeitet und sich dafür um die Kinder gekümmert hat.

Für den Mann gilt die Vereinbarung oft (#notallmen) bis zur Scheidung.

Ich habe leider keine Zahlen zum Thema Eheverträge gefunden. Persönlich kenne ich kein Paar, das mit Ehevertrag geheiratet hat. Ich würde denken, es handelt sich nach wie vor um eine Minderheit, die mit Ehevertrag heiraten.

Es bleibt also eine mündliche Vereinbarung, die im Falle einer Scheidung durchgestritten werden muss. Aber plötzlich hat man das nicht gemeinsam entschieden, sondern die Frau wollte ja nie arbeiten und jetzt ist sie selbst schuld, dass sie nicht ordentlich verdienen kann, dass sie nicht finanziell unabhängig ist…

Aber egal. Vielleicht werde ich aufgrund der Beobachtungen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis zynisch.

Ich wollte noch auf ein paar andere Gedanken raus, die ich in dem Zusammenhang hatte:

Kennt ihr z.B. gut verdienende Männer, die ihren Frauen, die gerade wenig oder gar nicht arbeiten, weil sie das als Paar mit Kindern so geregelt haben, z.B. private Rente oder eine Pflegeversicherung zahlen, so dass sie im Vergleich zu ihm auch auf dem Papier im Alter nicht schlechter dastehen?

(Wie viele Paare kennt ihr, bei denen der Mann sein Gehalt einfach auf ein Familienkonto überweisen lässt und die Frau kann frei darüber verfügen? Wie viele, wo nur ein Teil darauf geht? Wie viele, bei denen die Frauen Geld zugewiesen bekommen?)

Und um jetzt endlich auf das Thema gleichberechtigte Elternschaft zurück zu kommen: Für mich sind Vater und Mutter grundsätzlich erstmal gleichwertige Elternteile. Das Kind wird geboren, weder der Mann noch die Frau haben Vorerfahrungen, man wurschtelt sich so rein. Elternschaft hat dann für mich immer mehr etwas mit aufgebauten Kompetenzen und gemachten Erfahrungen zu tun, die sich wiederum auf die Elter-Kind-Bindung auswirken.

Zum Elternsein gehört für mich Kinderalltag. Füttern, Windel wechseln, zum Kinderarzt gehen, vorlesen, basteln, zu Kinderfesten gehen, am Krankenbett wachen, fünf Mal pro Nacht aufwachen, nochmal fünf Mal pro Nacht aufwachen, und nochmal obwohl man echt nicht mehr kann, Stress haben, weil in einem wichtigen Meeting die Kita anruft: Kind ist gefallen, Platzwunde, vor der Geschäftsreise am Kopf des Kindes Läuse entdecken (Kind kann nicht in die Schule!), todmüde nach der Arbeit kochen, nach dem Kinderinsbettbringen noch einen Kuchen backen, etc.

Das erleben, diese Erfahrungen machen, diesen Stress aushalten, das hat a) was für mich mit Elternschaft zu tun und b) sich das gerecht zu teilen, hat für mich was mit gleichberechtigter Elternschaft zu tun.

Alles andere ist für mich Schönwetterelternschaft. Kann man machen, schadet den Kindern nicht, ist nicht verwerflich, hat auch nichts damit zu tun, ob der Elternteil das Kind liebt oder nicht, ist aber eben nicht gleichwertig mit dem was der/die Partner/in leistet und erlebt, wenn er/sie die ganze Palette mit begleitet.

Nach der Kleinkindphase (und dann fortlaufend), ist es für mich eine Überlegung wert, ob man wirklich immer nach dem Geld gehen muss und was das auch langfristig für Effekte hat.

Ja, vielleicht verdient ein Partner an dem Tag mehr, aber wenn es dem „Karriereaufbau“ des anderen Partners dienlich ist (z.B. Probezeit, Konferenz, Möglichkeit gute Kontakte knüpfen, Fortbildung etc.), wieso dann nicht mal die rein betriebswirtschaftlichen Aspekte zugunsten einer zukünftigen beruflichen Entwicklung zurück stecken? Wieso nicht gemeinsam daran arbeiten, dass der 2. Partner langfristig in einer ähnlich guten beruflichen Position ist wie Partner 1?

Ich kenne genau drei Paare, die so handeln. Aus verschiedensten Gründen gibt es da einen Partner der/die deutlich mehr verdient als der/die andere. Dennoch übernimmt der gut verdienende Partner Krankentage oder lässt einen Job sausen (sofern z.B. freiberuflich), um dem anderen Elternteil ein berufliches Aufholen zu ermöglichen.

Rechnet sich oft nicht – sie machen es aber trotzdem. Eben aus den genannten Gründen: gleichberechtigte Partnerschaft und gleichberechtigte Elternschaft, gleichwertige Bindung zum Kind.

Unvorstellbar für die allermeisten (wenn ich wieder in die Antworten auf meinen Tweet schaue): Es gibt gut verdienende Väter, die sich einen Tag mit ihrem kotzenden Kind um die Ohren hauen, während die Mutter (schlechter bezahlt) arbeiten geht.

Für mich persönlich (bitte nochmal oben lesen: mir ist klar, dass ich privilegiert bin wegen der guten Kinderbetreuung, meiner Ausbildung und meines Jobs) habe ich gelernt: Gleichberechtigung in der Partnerschaft und in der Elternschaft bedeuten oft nicht den effizientesten, den effektivsten Weg zu gehen oder die rechnerisch wirtschaftlichste Entscheidung zu treffen.

Und speziell in den Fällen, in denen es wirklich nicht darum geht, ob man am Ende seine Fixkosten gut bezahlen kann, sondern darum, ob man am Ende des Monats 230 oder 320 Euro übrig hat, ist es für mich wirklich nicht nachvollziehbar, warum man(n) sich trotzdem immer auf dem Ich-verdiene-halt-mehr-Argument ausruht.


[1] Ich sehe da eher strukturelle Probleme, an denen auch die Politik noch deutlich drehen könnte, denn wenn Kinderbetreuung nicht da ist, absurd teuer oder qualitativ minderwertig ist, entscheidet man natürlich auf einer völlig anderen Basis als wenn man sein Kind günstig und liebevoll betreut weiß.

433 Gedanken zu „Betriebswirtschaftlich maximierte Elternschaft“

  1. Der Artikel ist zwar schon etwas älter, hat aber nichts an Aktualität eingebüßt. Habe den gestern erst von meiner Frau geschickt bekommen und wollte aber trotzdem noch mal einen Kommentar loswerden.

    Was ich für das größte Problem halte, ist das völlig unzureichende Elterngeldmodell in Deutschland.
    Ich verdiene ca. 5 Mal so viel wie meine Frau, wir teilen uns ganz unkompliziert ein Konto, da wird nicht viel drüber geredet, außer bei großen Anschaffungen. Da ich Schicht arbeite, versuche ich mich auch viel um die Kinder zu kümmern, wenn ich frei habe. Auch in der Woche z.B. konnte ich mich schon oft um die Kinder kümmern ohne einen Kindkranktag nehmen zu müssen.
    Wenn wir aber in der Akademiker-Sechstellige Gehälter-Filterblase bleiben wollen, muss man ja auch mal eines ganz ehrlich sagen: Der 1800€ Maximalbetrag beim Elterngeld reicht bei uns gerade mal für die Miete – selbst wenn meine Frau 100% arbeiten würde, würde das Geld kaum reichen.
    Ich wäre sehr gerne länger zu Hause geblieben, beim ersten Kind waren es zwei, beim zweiten vier Monate, aber das ist bei solchen Gehaltsunterschieden wirklich nicht drin, außer natürlich wir ziehen aufs Dorf, aber das wollen wir beide nicht.
    Wenn man dann noch sieht wie der Staat sich einen abknickert bei der Elterngeldberechnung meiner Frau (z.B. Bonuszahlungen, 13. und 14. Gehalt werden nicht mit eingerechnet), dann kriege ich echt das kotzen. Für Banken sind Milliarden da, aber für Familien wird beim Elterngeld gespart wo es nur geht. Fair wäre, man bekäme sagen wir 90% des letzten Nettos, und das auch nur wenn jeder mindestens 6 Monate nimmt oder sowas in der Art und danach einen Zuschuss wenn man Elternteilzeit machen möchte. Ich glaube in Island läuft das inzwischen so ähnlich..
    Vielleicht kommen unsere Kinder ja mal in den Genuss einer solchen Regelung. Denn da fängt doch das Problem schon an. Man muss die Männer zwingen Elternzeit zu machen, denn anders wird es nicht normal werden, dass Väter auch zu Hause bleiben. Und wenn es normal wird, das Väter ein halbes Jahr oder länger ausm Job raus sind, dann wird sich auch keiner mehr über ein paar Kindkranktage im Jahr echauffieren…

  2. Sind das jetzt Mutmaßungen mit den betriebswirtschaftlichen Gründen? Gibt es da handfeste Statistiken? Ich frage nur, weil am Anfang ja noch steht: „nahezu gleiches Einkommen“. Und ja, daß die Mutter — dies wird aber seltsamerweise unhinterfragt einfach postuliert und als gottgegeben hingenommen — nach ihrer Elternzeit nur Teilzeit arbeitet, habe ich verstanden. Aber warum nochmal?

    Mal ne andere Sichtweise. Die eines Vaters. Und klar, auch das #notallmen habe ich gesehen und sicher ist mein Fall auch nicht auf alle Väter übertragbar. Diverse Aspekte aber eben schon …

    Und ja, habe da auch schon andere Kommentare gelesen. Die setzen andere Schwerpunkte.

    Bei der Erzieherin welche die Eingewöhnung in der Krippe mit mir und meiner Tochter macht, bin ich bisher der zweite Vater (sie ist seit gut zwei Jahren in dieser Krippe). Guter Durchschnitt, oder? Einerlei, dies ist das einzige positive Beispiel, weil die Erzieherin offenbar davon angetan ist, daß mal wieder ein Vater die Eingewöhnung übernommen hat.

    Schonmal als Mann Wickeltische gesucht? Nicht selten finden Wickeltische sich auf dem Damenklo und dort wird man dann freilich seltsam angeschaut, sollte man sich als Mann dorthin wagen (bisher habe ich das nur während einer Familienfeier gewagt), obwohl es a.) oft keine Alternative gibt und b.) der Wickeltisch durchaus nicht in dem Bereich ist in dem die eigentlichen Klokabinen sind. Zumal ich ohnehin vor allem auf meine Tochter schaue und nicht notgeil die anderen Klogäste begutachte. Mittlerweile findet man Wickeltische glücklicherweise immer öfter — insbesondere in Neubauten — auf der geräumigeren damit kombinierten Behindertentoilette oder gar vollständig separat. Und na klar habe ich das Kind schon im Auto, auf dem Parkplatz, auf nem Tisch, ner Bank und an allen möglichen anderen Orten gewickelt. Aber wenn es einen Wickeltisch „im Hause“ gibt, sehe ich irgendwie nicht ein, daß ich als Mann die mitgebrachte Wickelunterlage auf dem Boden ausbreiten soll, nur weil der einzige Wickeltisch ausgerechnet ins Damenklo verfrachtet wurde. Das hat schon ein wenig von den Schildern mit Hundesilhouette und der Bildunterschrift „Wir müssen draußen bleiben“.

    Bei diversen Therapien bin ich der einzige Vater in einer Runde von Müttern mit ihren Kindern. Hier wird man(n) aufgrund überkommener Rollenbilder auch gern direkt ignoriert. Das äußerte sich letztens darin, daß bei einer Therapeutin, die auch Kurse als Ausbilderin gibt, während des Kurses zu dem ich unsere Tochter gebracht hatte, den Kursteilnehmern gegenüber davon sprach, daß man bezüglich dieser oder jener Beobachtung des Entwicklungsstandes des Kindes ja die Mutter befragen könne. Oder halt den anwesenden Vater, aber hey … ;)

    Mutter-Kind-Parkplatz? Hmm, es scheint wir Väter haben keine oder zumindest nicht die gleichen Platzprobleme beim Ausladen von Kind und Kinderwagen, denn ansonsten würde das Piktogramm sicher eine Familie oder einen geschlechtsneutralen Erwachsenen mit Kinderwagen zeigen (können)?! Von der Tatsache, daß ich regelmäßig erlebe wie Menschen, die ohne Kind unterwegs sind, sich auf diese heiß begehrten — weil geräumigeren — Parkplätze stellen, mal ganz abgesehen.

    Auf der anderen Seite haben wir dann meine Frau, die mit unserer Tochter kurz nach der Entlassung von der Frühgeborenenstation zur Therapie im Stadtzentrum unterwegs war und aus völlig heiterem Himmel von einer älteren Dame verbal zusammengefaltet wurde. Warum? Weil sie mit einem so jungen Kind so „früh nach der Geburt“ (wie sollte sie es auch besser wissen, aus ihr sprachen ja nur Vorurteile) schon in der Stadt unterwegs war. Das hätte es früher nicht gegeben, damals hätten sich die Männer dann halt um die Besorgungen gekümmert usw. usf. … ah ja …

    Diese Beispiele haben alle eines gemein: sie sind unheimlich demotivierend für denjenigen der damit jeweils konfrontiert wird. Sicher, für die mitlesenden Damen wird es schwer „als Mann“ nach einem Wickeltisch zu suchen. Aber versucht es doch mal testweise eine Woche oder einen Monat lang aus nach solchen Unausgewogenheiten Ausschau zu halten. Uns Menschen ist ja glücklicherweise die Fähigkeit zu eigen, uns in andere hineinversetzen zu können. Und wann immer ihr einen der angeprangerten Mißstände findet, macht euch für Gleichberechtigung, im Wortsinne, stark.

    Übrigens, obwohl ich derzeit mehr Gehalt bekomme als meine Frau (von Verdienen will ich lieber nicht reden, da ich ihren Beruf als gesamtgesellschaftlich wertvoller einordnen würde), ist bei uns klar wer häufiger mit krankem Kind zuhause bleiben wird. Meine Firma hat nämlich extra Tage für Kranktage des Kindes eingeführt. Damit habe ich 50% mehr dieser Tage zur Verfügung als meine Frau. Dank deutlich flexiblerer Arbeitszeiten als bei meiner Frau, werde ich voraussichtlich auch jenseits dieser Kranktage für’s Kind Ausfallstunden nacharbeiten können und so zumindest die Stunden in denen das Kind der Betreuung bedarf überbrücken können.

    Das was kritisiert werden sollte, sind die Konventionen und Rollenbilder die nicht nur im Hinblick auf die Mutter unhinterfragt (s.o.), mithin als gottgegeben, hingenommen werden sollten. Das sind die eigentlichen Ursachen für die im Beitrag und in meinem Kommentar zur Sprache gekommenen Mißstände.

    Aus meinem Freundeskreis kann ich von Vätern berichten denen unmißverständlich ob der beantragten Elternzeit seitens der Firma ein Karriereknick angedroht wurde. Bei mir war das glücklicherweise nicht der Fall und bei den meisten jener Väter stellte sich auch heraus, daß sie durch die jeweiligen Firmen nicht so leicht auszutauschen waren. Da gibt es aber noch viel zu tun. Und zwar auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.

    1. Ich habe ehrlich gesagt nicht sämtliche Gedankengänge verstanden, aber fehlende Wickeltische und Altersarmut auf eine Stufe zu stellen muss mann auch erstmal bringen.
      Kann mich kaum entscheiden, was demotivierender ist..

  3. Pingback: Flocke
  4. Hallo!

    Erstmal vorweg: Hab deinen Blog gerade erst entdeckt und schon herzlich gelacht und laut „Jawoll, so isses!“ gerufen. Trotzdem ergänze ich mal die Stoffsammlung, vielleicht mag das ja mal jemand auswerten oder sucht unter den über 400 Kommentaren mal ein Modell für die eigene Familienplanung :-)
    – Ich bin Beamtin und sehr gut verdienend, mein Mann arbeitet Teilzeit (wegen Studium) und teilweise von zuhause aus. Dabei verdient er deutlich weniger. Seit unserer Verlobung (5 Jahre vor Geburt des ersten Kindes) haben wir ein gemeinsames Girokonto wo beide Gehälter eingehen und über das wir beide frei verfügen. Anschaffungen über 100€ besprechen wir in der Regel, was kaputt ist wird ersetzt, was gebraucht wird, wird gekauft. Ich habe nach beiden Geburten je 1 Jahr Elternzeit genommen, mein Mann je zwei Monate für mein Wochenbett. Nach diesem Jahr ging bzw. gehe ich wieder Vollzeit arbeiten. Papa übernimmt dann die Care-Arbeit, Kindergarten wird bei uns erst ab 3 Jahren aktuell. Trotzdem: Kinderkrankentage nehme ich. Papa kann alles außer Stillen und kranke Kinder pflegen. Keine Ahnung warum das so ist. Beide Jungs sind totale Papakinder, aber wenn sie krank sind wollen sie zu mir. Das war immer so und ich gebe dem gerne nach.
    LG!

  5. Wie so’n Bummelzug gebe ich Jahrmillionen später auch mal unseren Status zu Protokoll hier. Weil ich den Artikel und auch die Kommentare sehr spannend finde. Die Berichte der Kommentierenden gefallen mir so gut, dass ich auch was beitragen möchte:

    – Wir: Ende 30, ich M.A., er FH-Diplom. Beide Freiberufler (beim Kennenlernen in Festanstellung mit gleichem Gehalt). 1 Kind, derzeit 3 Jahre alt, kein weiteres geplant

    – Start in die Freiberuflichkeit vor 8 Jahren lief bei uns sehr unterschiedlich, das war aber auch abzusehen. In manchen Jahren habe ich das Vierfache verdient, auch im Jahr meiner Schwangerschaft. Das hieß zum einen: hohes Elterngeld, aber auch: ungünstiger Zeitpunkt, um 12 Monate auszusteigen, denn es wäre finanzmäßig glatt so weitergelaufen.

    – Entschieden haben wir uns für 12 Monate Elternzeit meinerseits. Das Elterngeld und sein damals geringer Verdienst (er konnte grad so davon leben) reichten uns zum Leben aus. Ja, ich hätte in diesem Elternjahr gut verdienen können, aber wir wollten beide beim Kind sein und niemand wollte die Alleinverantwortung für einen (Care- oder Work)-Bereich haben, und diese Lösung machte das möglich. Bin immer noch dankbar für diese privilegierte Wahl, die wir hatten. Ein Luxus. Betriebswirtschaftlich dennoch idiotisch, aber scheiß auf Betriebswirtschaft.

    – Krankentage und Arbeitsverteilung: Nach der Elternzeit klappte mein Wiedereinstieg gut. Ich arbeite seitdem aber deutlich weniger. Irgendwie Teilzeit, schätze ich. Er auch. Während er ausschließlich im Home Office arbeitet, bin ich bei Buchungen oft außerhalb. Ich werde nach Tagen oder Stunden vor Ort bezahlt, Ausfall ist natürlich ein Problem für mich. Es kann dann schon sein, dass der ganze Auftrag zusammenbricht, falls es beim Kunden eilig ist und der dann wen anders bucht. Zum Glück aber erst einmal passiert. Termine und Krankentage können wir also nicht im Voraus planen, sondern regeln das je nach Situation. Wer arbeitet gerade wie viel und für wen? Danach wird entschieden. Zuhause arbeiten mit krankem Kind funktioniert bei uns gar nicht. Das Kind spielt da einfach (noch) nicht mit.

    – Aktuelle Entwicklung: In den letzten Monaten verschärfte sich die Situation ein bisschen, weil er einen großen Kunden an Land gezogen hat. Mehr Geld, aber engere Deadlines und generell mehr Druck. Ich würde sagen, wir verdienen jetzt ungefähr gleich, Arbeitszeit immer noch beide Teilzeit, so unterm Strich vielleicht 60-70%. Das wollen wir auch so. Keiner von uns soll und will mit Kleinkind Vollzeit arbeiten.

    – Reich werden wir so natürlich nicht. Das ist uns klar. Freiheit und Gestaltungsraum sind uns aber gerade wichtiger als die Eigentumswohnung.

    – Mental Load: ich, würde ich sagen. Zwar erledigt er Zeugs, was ich notiere, aber ich muss es halt erstmal notieren. Zum Arzt geht er, die Termine dafür mache ich. Mich stört das oft, dass ich an alles denken muss. Mache ich das testweise nicht, wird es schnell chaotisch. Selbst wenn wir uns zusammensetzen und überlegen, was getan werden muss, fällt mir tausend mal mehr ein. Ich hab das alles irgendwie in meinem Kopf, und das nervt mich. Mental Load ist ein wunder Punkt in unserer Beziehung. Ich seh da bisher kaum einen Ausweg. Wir haben einen gemeinsamen Kalender, aber die Termine trage ich ein. Apps wie Bring oder Wunderlist findet er doof und es stresst ihn, er ist nicht so technikaffin in der Hinsicht.

    – Sonstiges: Er kocht meistens, einkaufen tun mittlerweile beide (früher meist er), Haushalt teilen wir uns so lala, Kinderkleidung kaufen und aussortieren erledige ich allein (das mache ich tatsächlich sehr gern), soziale Belange habe eher ich im Kopf, und dann gibt es halt noch eine Milliarde Kleinscheiß, an den eine/r denken muss -> siehe Mental Load

    – Fazit: Es ginge noch besser. Gerade beim Punkt Mental Load. Aber gleichzeitig bin ich sehr froh, keinen Karrieregatten zu haben. Ich fände es regelrecht scheiße, wenn er Vollzeit arbeiten würde (phasenweise ist das natürlich ok, mache ich ja auch mal). In Altersarmut landen wir wenn, dann beide. Ich könnte derzeit viel mehr Geld verdienen, aber ich will gerade nicht. Solange es nicht um unsere Existenz geht, darf das auch niemand von mir verlangen.

    Ich sehe in meinem Umfeld, wo sehr viele Frauen einen Vollzeit-Karriere-Partner haben, enorme Ungleichverteilung. Mit den üblichen Begründungen, es sind ja immer die gleichen Sätze. Das macht mich wütend, denn ich war selbst eine Vollzeit-Karriere-Partnerin. Und ich habe es dennoch geschafft, Elternzeit zu nehmen und meine Arbeitszeit zu reduzieren. Irre! Ich sehe überhaupt nicht, wieso das bei den Männern meiner Bekanntinnen ein Problem sein sollte. Oft wurde es nichtmal konkret durchgerechnet. Oder über die wirklichen Beweggründe des Einzelnen diskutiert. Oder mit den Chefs in Verhandlung gegangen.

    Das war jetzt mein längster Kommentar ever.

  6. Guten Abend,
    ich habe jetzt nicht alle diese vielen Kommentare gelesen, aber für Deine Statistik und wegen Deiner expliziten Nachfrage:
    Wir passen zunächst recht gut in Dein skizziertes Klischee:
    Akademiker-Ehepaar, beide gleicher und sehr anspruchsvoller Beruf.
    Heirat ohne Ehevertrag.
    Innerhalb von 8 Jahren 4 Kinder bekommen.
    Ich (als Mutter) bin bewußt, mir vollem Herzen und ganzem Einsatz zu Hause geblieben (und bereue das auch bis heute nicht) – mir ist das Privileg sehr bewußt, dass unsere Familie finanziell einfach in der Lage war, das so entscheiden zu können.
    Mein Mann ist bringt das Familieneinkommen nach Hause.
    Zu sämtlichen Einkünften habe ich Zugang und volle Verfügungsvollmacht.
    Für mich wird jeden Monat der Höchstbeitrag in die berufsspezifische Versorgungskasse bezahlt.
    Das war für uns beide nie ein Diskussionsthema.

    Viele Grüße!

    Silke

  7. Pingback: Sabiene
  8. Uf, über 400 Kommentare, liest du das noch?
    Also ich oute mich bezgl Altersversorge. Mein Mann zahlt von „seinem“Gehalt meine privaten Rentenversicherungen (Riester, Renten- und Lebensversicherung und Fond). Ich bin in meinem (Akademiker) Freundeskreis damit die Einzige! Das mag daran liegen, dass ich früher selbständig war und darauf bestanden hab (mein Mann meinte, es wäre später genug da für unsbeide ??? aber ich hab ihn mit guten Argumenten davon überzeugen können). Von sich sollte man ja nicht auf andere schließen, aber ich bin im Fazit ganz Deiner Meinung. Der Sozialstaat muss hier Weichen stellen. Ehegattensplitting gehört abgeschafft, Vätermonate bei der Elternzeit gibt es nicht zeitgleich mit der Mutter (nur so „fühlt“ der Vater mal, wie es wirklich ist), Infeastruktur in der Kita und Schulbetreuung deutlich ausbauen, mehr Vollzeitstellen, Führungsstellen auch teilbar (für zwei Halbtagsstellen) machen und vor allem mehr GENDER in den Köpfen von Männern UND Frauen.

      1. Wahnsinn ?
        Ich freue mich immer über jeden Beitrag von Dir! Und hoffe sehr, dass es viele zum Nach- und vielleicht auch zum Umdenken anregt.

  9. Ui, ne….ich brauchte erst mal ein paar Tage, bis ich meine Gedanken geordnet gekriegt habe.

    Also: Nein, auch bei uns läuft es nicht betriebswirtschaftlich optimiert. Ich bleibe zu Hause, wenn das Kind krank ist.

    Handfester HIntergrund: Als Führungskraft steht mir Gleitzeit, sowie ein Laptop inklusive Bl*berry und der Möglichkeit, mich auf das Firmen-Netz zu schalten zu. Und, wenn mein Kind krank ist, liegt es apathisch in der Ecke und schaut „Mascha und der Bär“ im Loop. Ideale Voraussetzungen, um von zu Hause aus zu Arbeiten.

    Der andere Teil der Partnerschaft befindet sich in einer signifikant niedriger entlohnten Tätigkeit, 30 km entfernt, mit sehr intoleranten Chefs, Vor-Ort-Tätigkeit am Kunden und festen Service-Zeiten.

    Also mache ich „kind-krank“ – indem ich von zu Hause aus arbeite.

    Was ist daran besonders? Nichts. Aber ich bin weiblich. Und verdiene das Doppelte meines Partners. Genug, dass er eigentlich zu Hause bleiben könnte.

    Und -das ist das ungerechte – niemals musste er sich rechtfertigen, dass er „trotzdem“ Vollzeit arbeiten möchte. Dafür muss er sich rechtfertigen, wenn er sich „kindkrank“ meldet.

    Wohingegen ich gegenüber Nachbarn und Bekannten begründen sollte, warum ich nicht die Stunden reduziere (man könne auch mit weniger Geld auskommen….). Wozu ich das Kind bekommen hätte?

    Daher: Nein, betriebswirtschaftlich optimiert läuft es bei uns nicht. Auch und weil mein Partner die berufliche Unabhängigkeit behalten soll. Getrennte Konten haben wir außerdem. Dennoch wirtschaften wir zusammen.

    Die notwendigen Absprachen sind zeitaufwändig und ätzend. Manchmal kommen wir an unsere Grenzen. Manchmal sind wir zu faul für diese Absprachen, dann streiten wir uns fürchterlich.

    Kein Paar, das wir kennen, bei dem er doppelt so viel verdient wie sie, hat diese Probleme. Da bleibt sie zu Hause. Aus den genannten betriebswirtschaftlichen Gründen.

  10. Toller Artikel. Noch ein Zusatzgedanke: Oft rechnet sich gleichberechtigt der Elternschaft auf die Langzeitperspektive doch. Weil er oft älter und seine Karriere beim Kind schon austrainiert ist. Sein Zuwachs wäre geringer als ihre möglichen Karrieresprünge.

  11. Pingback: admin
  12. Jepp. Super Thema.

    Wir verdienen gleich viel und trotzdem bleibe ich meist mit den kranken Kindern zu Hause.

    Weil: Meine Karriere in meiner Firma war mit den Kindern vorbei (Chef hat Schwangerschaft als persönlichen Affront gewertet), das gute Gehalt und die netten Kollegen lassen mich aber bleiben. Aufstieg trotzdem ausgeschlossen. Da kann ich auch mit den kranken Kindern zuhause bleiben und mein Mann versuchen, doch noch aufzusteigen.

    Weiterer Grund: Ich mag mit kranken Kindern zuhause sein. Die sind dann so kuschelig und es herrscht eine „heute gelten keine Regeln“-Stimmung mit Kika den ganzen Tag und essen auf dem Sofa (außer halt Magen-Darm). Das ist schön.

    Also: Ich finde du hast recht. Aber das Schöne am Elternsein heute ist ja: Jeder darf so, wie es für ihn richtig ist.

  13. Wir verdienen ähnlich viel (ÖD, liegt in 2 EG – ich bin zwar derzeit niedriger eingruppiert aber länger im Job). Finanziell fahren wir mit er VZ und ich TZ (75) und III/V aber wirklich am besten. Obwohl ich TZ arbeite, bin ich im Zweifel die, die reist. Während Papa vielleicht mal eine Nacht für eine Fortbildung unterwegs ist, kann ich für Projekte auch mal eine Woche weg sein. Wir haben uns hingesetzt, durchgerechnet und entschieden. Würde ich nur 50% arbeiten gehen, kämen wir finanziell mit 75/75 und III/V so ziemlich beim gleichen Brutto raus, aber ich brauche die Arbeit für meine Psychohygiene und der finanzielle Sprung von 100/75 zu 75/75 (oder 100/50) ist uns zu groß, wir leben leider in einer der Großstädte, in der die Mietpreisbremse nicht greift und Wohnungspreise auf Studenten WGs ausgerichtet sind. Ich freue mich schonmal drauf, dass ich irgendwann wieder voll anfangen kann, weil die Kinder alt genug sind, sie auch mal ein paar Stunden alleine zu lassen. Oder sie in den Sommerferien zwei Wochen auf Ferienfreizeit zu schicken.

    Kindkrank teilen wir nach Krankheit. Ich kotze aus Sympathie mit. Ich gehe bei Kind mit Magen-Darm also arbeiten. Dafür mache ich die fiebrigen Rotznasen, Läuse und was sonst so angeschleppt wird und nichts mit Erbrochenem zu tun hat. Die Arbeit, die unseren Arbeitgebern Kindkrank macht, ist eh gleich. Völlig wumpe, welche Behörde damit nun mehr zu tun hat als wenn das Kind gesund wäre.

    Wir haben ein Familienkonto. Ich habe einen Minijob auf Stundenbasis, der mal mehr und mal weniger Geld auf mein extra Konto spült, das aber eigentlich unser gemeinsames Sparbuch ist. Für Urlaub, neue Waschmaschine oder unerwartete Reparaturen. Dank der 75% kann ich jede Woche ein paar Stunden nebenher arbeiten gehen, außerhalb der üblichen Bürozeiten (nach 17 Uhr bzw. Sa). Papa hat dann eben jeden zweiten Samstag die Kinder 5 bis 8 Stunden alleine um die Hacken. Papa ist ja schließlich schon groß… auch wenn man das nicht merkt und Mama auch mit Kindern irgendwie mehr geschafft bekommt, aber gut.

    Mental Load und Haushalt liegen eher bei mir – aber eben z.T. auch, weil ich durch die kürzere Arbeitszeit auch kinderfreie Zeiten zu Hause habe, in der einige Dinge einfacher sind. Haushalt sourcen wir demnächst aus und ich freue mich auf eine Putzhilfe.
    Care Arbeit teilen wir aber relativ gleichberechtigt. Denke ich. Wir versuchen uns an 50/50, manchmal ist es 75/25, manchmal ist 40/60. Es gibt Dinge, die „immer“ gleich sind (Papa bringt, Mama holt ab), es gibt Dinge, die derjenige macht, dem es zeitlich besser passt (weil ich um 13 Uhr zu Hause bin, mache ich eben in der Regel Arztgänge mit den Kindern oder gehe einkaufen), die U-Untersuchungen haben wir aber z.B. bis zur U6 immer zusammen gemacht.

    Bei meinem Schwager und meiner Schwägerin geht sie jetzt im Herbst wieder TZ arbeiten (mit dem neuen Schuljahr, dann ist der Kleine 9 Monate), wenn der Nachwuchs in die KiTa kommt dann wieder voll. Mein Schwager arbeitet eh nur 50% weil er nebenbei selbständig ist und von Zuhause arbeitet. Wie ich die zwei kenne, werden Mental Load und Haushalt an ihr hängen bleiben, aber die Familienarbeit/Kinderbetreuung wird er wohl in großen Teilen übernehmen.

    Eine Freundin reduziert gerade auf 25%, nachdem sie nach dem Mutterschutz mit 50% wieder eingestiegen ist. Ihr Mann ist bei der Feuerwehr, das ist so ein Beruf, in dem reduzieren eher noch ungern gesehen ist. Sie haben es lange geschafft, ihre Schichten um seine 24-Stunden Schichten rumzulegen… dabei ist die Partnerschaft auf der Strecke geblieben. Und Papa, der nach 24-Stunden Dienst, im Zweifel ohne Schlaf, dann morgens um 8 nach Hause kam und ein topfittes Kind in die Hand gedrückt kam, wenn Mama zum Dienst abschwirrte, weil der Dienstplan eben nicht so war wie er hätte sein können, war auch nicht die top Kinderbetreuung. Sie haben jetzt ein gutes Jahr versucht, alles 50/50 zu teilen (er verdient mehr und arbeitet länger, dafür hat sie häufiger gearbeitet und sich fortgebildet) und geben jetzt auf, weil es sich für sie nicht realisieren lässt. U3 Betreuung vor Ort ist quasi nicht vorhanden. Sie reduziert u.a. auch, weil sie leichter zu ersetzen ist als er. Hoch qualifizierte Krankenschwestern sind heute schwer zu finden, Berufsfeuerwehrmänner aber eben auch.

    Eine Freundin geht gerade ins dritte Jahr Elternzeit. Ungeplant.
    Sie sind ins Grüne gezogen (um näher an den Großeltern zu sein und um seine Fahrzeit zu halbieren, dafür pendeln jetzt eben beide), in einen Ort mit nur einem Kindergarten. Der macht im Dorf die U3 Betreuung halt über Mittag zu (8-12 und 14-16 – keine Ahnung wie mit den Zeiten überhaupt jemand arbeiten gehen soll). Die Tagesmütter haben in der U3 Betreuung nur 4 Stunden Plätze. Das ist selbst dann nicht zu wuppen wenn sie auf 50% geht, wenn man nochmal ne gute Stunde von Tagesmutter bis zum Schreibtisch unterwegs ist (oder auch nur von Tür zu Tür und der erste Zug eben erst um 6.30 fährt). Die Arbeitgeber haben beide keinen Betriebskindergarten und am Arbeitsort besteht kein Anspruch auf Kita Platz.
    Er verdient allerdings so viel mehr als sie (das 3fache), dass sich finanziell die Aufteilung andersrum einfach nicht lohnt. Sie kann zum Glück nebenbei freiberuflich arbeiten und dazuverdienen (Webdesign)… und mal was anderes machen als nur Windeln wechseln und betüddeln. Ihr Plan war das allerdings auch nicht.

  14. Hi,
    ja ein wirklich tolles Thema und leider nicht allgemein zu beantworten. Eigentlich müsste man nicht den Ehevertrag bei der Hochzeit abschließen, sondern wenn die Kinder kommen und genau diese Punkte regeln.
    Wir haben uns als „Akkademikerpaar“ für das Modell 75/75% entschieden. Dazu braucht man aber auch einen Arbeitgeber der hier mitspielt.
    Was aus meiner Erfahrung nicht klappt ist das Modell 100% arbeiten für beide (besonders bei 2 Kindern oder mehr), es sei denn man hat noch ein Vollzeit Oma.
    Zum glück wird das Modell immer flexibler. Viele Firmen ermöglichen Homeoffice (damit kann man den ein oder andren Kindkranktag abdecken) und die Arbeitszeiten können alle 1-2 Jahre angepasst werden.
    Auf der anderen Seite kann ich nicht verstehen warum viele Frauen auch dann zu hause bleiben oder nur halbtags arbeiten wenn die Kinder älter werden (so 10+) dann ist die Lücke später wirklich nicht so groß. Aber wie gesagt, das Modell muss jeder für sich finden.

  15. Nehme drei Jahre Elternzeit (der Liebste hatte keine gesteigerte Lust auf all das Baby- und Kleinkindergedöns, ich schon), kann dann problemlos wieder einsteigen und möchte mich innerhalb der Kindergartenzeit meines Kindes wieder auf 80-100% zurückhangeln und wieder mit einem vollen Gehalt (das weniger ist als das des Liebsten) zum Familieneinkommen beitragen.
    Momentan übernimmt der Liebste alle größeren Kosten, die anfallen, und überweist einen Teil seines Gehalts an mich.
    Ich freue mich, wenn ich wieder selbst Geld verdiene, aber diese drei Jahre zuhause sind jeden verlorenen Cent wert.
    Wenn der Liebste lieber länger die Carearbeit für Säugling bzw. Kleinkind übernommen hätte, hätten wir uns diesbezüglich auch ein passendes Modell gesucht, aber die momentane „klassische“ Aufteilung passt war uns beiden am Liebsten.

    1. Unverschämte Frage: „der Liebste hatte keine gesteigerte Lust auf all das Baby- und Kleinkindergedöns, ich schon“ warum macht frau das mit?

      1. Weil wir (also ich) Opfer des gar nicht so seltenen asymetrischen Kinderwunsches wurden. Der Liebste wollte nie, nie nicht Kinder, und hat das offen kommuniziert. Ich wollte nie, nie nicht Kinder und hab das offen kommuniziert. Nach 12 Jahren wollte ich dann doch ein Kind, und daraufhin traten wir in Verhandlungen.
        Nachdem ich das Kind wollte und der Liebste sich breitschlagen ließ (wofür ich ihm ewig dankbar bin), war natürlich schnell klar, dass ich das Baby- und Kleinkindergedöns mache – und das WOLLTE ich ja auch. Der Liebste traute sich das zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht zu und meinte, er wäre lieber dann für Matheüben in der Grundschule zuständig.
        Wie von mir erwartet (und erwünscht und erhofft) ist der Liebste mittlerweile der größte Fan seiner Tochter und hat mittlerweile auch wesentlich mehr Routine und weniger Bammel vor Baby- und Kleinkindergedöns, aber zum Verhandlungszeitpunkt war das eben nicht abzusehen.

        Darum kann ich mit diesem Mental-Load-Gejammer auch wirklich in meiner Situation wenig anfangen. Wenn beide sich gleichermaßen ein Kind wünschen und der Mann klar sagt, dass er sich gleichermaßen kümmern will, und dann tut er das nicht, wäre ich auch frustriert. Aber in unserem Fall war das eben anders, und dieses mental load für das Kind trage ich gerne, immerhin war es mein dringender Wunsch, mental load für ein Kind herumzutragen (und der Liebste trägt mental load für anderen Kram, der mich langweilt).
        Meine Schwester kann keine Kinder bekommen und ich kann Euch sagen, es ist ein kleines Wunder und ein Privileg, wenn so ein kleiner Mensch punktgenau landet, und da wirkt es auf mich manchmal ein bisschen künstlich aufgeregt, wenn dann die „Aber ich muss Geburtstagsgeschenke für die Freude meiner Kinder kaufen!“-Fraktion ihr Los beweint.

        1. Es ist natürlich ein absolutes Totschlagargument aufzuführen, dass es unerfüllte Kinderwünsche gibt. Ob das so förderlich ist, bezweifle ich stark.
          Anderer Menschen Belastungen und Probleme runterzureden, weil es anderen noch schlechter geht, ist nicht sehr einfühlsam.

          1. Ob einfühlsam oder nicht, ich empfinde das so. Da muss keiner eine allgemeine Bewertung ableiten.

            Allerdings glaube ich, es kann manchmal Energie bringen, sich die Haben- statt der Sollseite anzusehen.
            Mental load bedeutet dementsprechend:
            – es gibt ein Kind (statt einer Reihe von Frühaborten wie bei meiner Schwester)
            – es gibt selbstverständlichen Zugang zu ärztlicher Versorgung = Arzttermine
            – es gibt selbstverständlichen Zugang zu Schulbildung = Schultermine
            – es gibt außerkurrikulare Angebote und Geld dafür = Freizeittermine
            – es gibt ein Netz aus Sozialbeziehungenn = Geburtstags- und Geschenktermine
            – es gibt einen Haushalt, Haushaltsgeräte, Zukunftschancen und -pläne = Haushaltsgedöns

            Jeder einzelne Punkt eigentlich ein Grund zur Freude – scheinen die Mamas in meinem Umfeld auch so zu sehen, mental load ist für die halt der selbstverständliche Preis, den man für Kind & Familie zahlt. Das halte ich im Prinzip für einen energiesparenden Ansatz.

      2. Der asymetrische Kinderwunsch trägt übrigens die seltensten Blüten – Freunde von mir hatten so einen, und ihr Tradeoff war:

        „Ich will doch ein Kind.“
        „Okay, ich wollte immer schon einen Hund.“
        „Gut, dann krieg ich das Kind und du den Hund.“
        „Geht klar.“

        Kind und Hund sind jetzt drei Jahre alt.

  16. Bei uns gehen beide Gehälter voll aufs Familienkonto und beide davon einen gleich hohen Betrag „Taschengeld“, der auch für individuelle Altersvorsoge genutzt wird. Ich arbeite 75% und meine Versorgungslücke wird über eine Zahlung aus meinem Bonus geschlossen. Familienarbeit und Erwerbsarbeit sind für uns gleichwertig. Mein Mann kümmert sich auch um kranke Kinder. Mental Load eher bei mir als bei ihm.

  17. Danke für diesen Artikel!
    Exakt den Gedanken – Ist die Frage, wie am Ende am meisten Geld in die Familie kommt, wirklich die, an der wir unseren Alltag ausrichten wollen? – hab ich sehr oft, wenn ich höre, wie andere Eltern ihren Alltag rund ums Kind organisieren (Eltern, bei denen es finanziell nicht darum geht, am Ende des Monats noch was zu können).
    Ich denk oft, dass der entscheidende Punkt ist, wo setzen wir als Eltern die Priorität und was ist der Maßstab, an dem wir uns orientieren wollen? Wenn Eltern von vorne rein sagen, unser Maßstab ist grundsätzlich, dass wir uns alles rund ums Kind gleichermaßen teilen, dann müssen sich zwangsläufig auch finanzielle Überlegungen dem unterordnen. Punkt.

    Wir waren beide nacheinander je sieben Monate in Elternzeit. Es wäre zu dem Zeitpunkt finanziell deutlich entspannter gewesen, hätten wir das klassische 12+2-Modell gemacht hat, das stand aber nie zur Diskussion. Es ist für uns beide klar, dass es nichts mit Geld Kaufbares gibt, was wichtiger ist, als dass wir beide gleichermaßen für unser Kind da sind – und auch wichtiger als unserer Beziehung, die, auch daran haben wir keinen Zweifel, unter jeder anderen Variante extrem leiden würde.

  18. Hm, vielleicht kein Schaden im eigentlichen Sinne, aber:

    Was ankommt: Wenn Papa sich nie kümmert, nie wickelt, nie füttert, nie tröstet, dann ist das wohl keine Aufgabe, die ein Mann übernehmen sollte. Alles klar, gespeichert.

    So, wie meine Mutter, die das Schlachten von großen, tropischen Früchten immer meinem Vater überlassen hat, weshalb in meinem Kopf immer noch der Impuls ist: Aha, Melone. Wo ist der Mann, der die jetzt zerlegt? Woraufhin ich natürlich trotzdem selbst zum Messer greife. Aber der minimale Impuls des „Oha, jetzt überschreite ich aber krasse Grenzen!“ ist da.

    Tatsächlich teilen mein Freund und ich uns die Elternschaft ziemlich 50/50, weil wir gerade in der praktischen Situation sind, dass wir das einfach können. Er arbeitet als Wissenschaftstyp an der Uni, ich schreibe mein Examen. Wir können relativ selbstbestimmt tauschen, Schnick Schnack Schnuck spielen um den Arztbesuch, usw. Gleichzeitig ist das dann natürlich auch wieder ein großes Konfliktpotential, was sich viele Paare (auch wegen anderer Gründe natürlich!) nicht geben wollen: Wenn wir uns die Elternschaft wirklich teilen, gibt’s eben auch Verhandlungen, Reflexionen, Kritik untereinander. Wenn für alle klar ist: Mann geht arbeiten, Frau geht mit Kind zum Arzt, hat jeder seinen Platz. Wenn wir aushandeln, wer dieses Mal dran ist, weil der andere es das letzte Mal unzufriedenstellend hinter sich gebracht hat, der eine ein wiiichtiges Projekt am Laufen hat, der andere ganz schlecht geschlafen hat, der eine Ärzte eh doof findet und der andere es nie gebacken bekommt, mit dem Kind püntklich irgendwo hinzukommen, usw. usf. muss man eben mit einander reden. Auch nicht für jeden was, das kratzt an persönlichen Schichten.

    Alles in allem find ich’s einfach schade für die Kinder, wenn sie ihren Vater nie in einer fürsorglichen Rolle erfahren, wenn der Vater nur Wochenend-Spaß-Daddy ist und selten in den Momenten da ist, wenn eben nicht alles spaßig und abenteuerlich ist. Das macht für mich eine Beziehung, Freundschaften, Verbindung aus.

    Danke für den Denkanstoß!

  19. Pingback: 8BitPapa
  20. Stimme zu.
    Frage mich, was ich schlimmer finden soll (bei besagten gut verdienenden, eigentlich aufgeklärten Akademikerpärchen):
    Diese Geilheit auf die paar Euro mehr am Monatsende?
    Oder dass man diese angeblich „vernünftigen“ Argumente vorschiebt, um nicht involviert zu werden in den anstrengenden Teil der Elternschaft?

    Man kann – BESONDERS als gebildeter Mensch – mit so viel weniger leben, als man meint. Stattdessen könnte man in Werte investieren: Zeit für die Kinder, ein langsameres Lebenstempo, ehrenamtliches Engagement, und JA: auch Geschlechtergerechtigkeit. Lässt sich alles betriebswirtschaftlich so schlecht „rechnen“…

  21. Gern gelesen. Empfehle an dieser Stelle das Prinzip „wir teilen alles gleichberechtigt“ auf eine längere Zeitachse zu legen. Hier:

    Jahr 1-5: Er Vollzeit, ich (jeweils nach Elternzeit mit Kind 1 & 2) Teilzeit (50%)
    Jahr 5-?: Ich Vollzeit (für sinnvollen Wiedereinstieg), Er 65%
    Ziel: Beide rundum 70% (?)

    Beide überweisen alles auf ein gemeinsames Konto.
    Unverheiratet.

  22. Hm, jede Familie ist anders. Er 100%, ich 50%. Kind über ihn privat versichert. Keine Krankentage fürs Kind, bei keinem. Aber ich kann problemlos im Home Office arbeiten, wenn erforderlich. Klar bleibe ich zu Hause, wenn der kleine krank ist oder die Kita zu. Weilands einfacher ist. Die private Rentenversicherung wird übrigens für beide vom gemeinsamen Konto bezahlt. Punkt!!!!

  23. Wunderbarer Text, vielen Dank dafür! Unser Model: zZ beide 60%, dank flexiblen Arbeitgebern und Elterngeld, es gibt Papa und es gibt Mamatage, und einen geteilten Heimarbeitstag. Beide in leitender aber nicht primär personalverantwortlicher Position. Daheim teilen wir die Arbeit eher 60/40, mehr instinktiv und beständig nachverhandelt, weil für uns jede Lösung passt, mit der beide glücklich sind. Was dass konkret heisst bedarf halt viel Selbstsorge und Aufmerksamkeit. Ansonsten: zwei getrennte Konten, Fixkosten entsprechend den Verdienstunterschieden aufgeteilt, Alltagskosten auch.

    Und ja, wir haben sehr sehr viel Glück gehabt, viele Dinge sind passiert ohne das wir es primär selbst verantworten konnten, die uns das möglich machen.

    Ein paar aber auch nicht, und die machten es einfacher:

    a) wir wussten vor Arbeitsbeginn, das wir Kinder wollten.
    b) ja, auch dass miteinander
    c) wir wussten auch, das wir unsere Kinder nicht schon im ersten Jahr in Betreuung geben wollten
    d) ein gutes Bauchgefühl, dass wir im Trennungsfall trotzdem gemeinsam die beste Lösung für unsere Kinder in den Mittelpunkt stellen wollen würden

    Ich für meinen Teil (und nur dazu mag ich hier schreiben, da sehr persönlich) musste klar bekommen,

    – dass ich die Last des Alleinverdieners nicht (dauerhaft) tragen will.
    – dass ich von egal welcher Partnerin immer erwarte, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten egal in welchem Lebensmodell genug eigenes Geld verdient, dass es zum Selbstversorgen reicht. Denn einer der existentiellen Punkte für mich ist halt Lastenteilung. Also nix mit: Verantwortung für Geld, Ausfallrisiko, Gesundheit und Leben der Kinder oder Freiheiten nur auf einer Schulter. Die Zeiten sind vorbei. (Das heisst auch für die Frau reale Macht und Gestaltungsfreihein daheim abgeben und auch für beide Dinge nicht so zu haben und zu bekommen wie man sie allein bekäme oder für richtig hielte. Stachelschweine, Schopenhauer lässt grüssen.).

    – das mein Ego nicht daran hängt, wer wieviel Geld mit heimbringt, dass aber der der viel bekommt auch viel geben muss

    – dass frei einteilbare Lebenszeit nicht bezahlbar ist

    – Für mich war auch klar: ich überlasse das Leben und die Zeit meiner Kinder nicht mehrheitlich jemanden anderes, denn mal ehrlich? Wofür bekomme ich Kinder, wenn ich keine Zeit mit ihnen haben will? Dann ehrlich bleiben und keine bekommen, wenn mir der Job so wichtig ist. Menschen haben nur begrenzt Energie und Aufmerksamkeit, da muss mensch sich überlegen wofür mensch sie hernehmen will.

    Und ich glaub (neben in der Tat auch strukturellen Problemen), dass in der Tat Männer (und aus der Perspektive heraus kann ich hier was schreiben, würde aber gern mal die weibliche Perspektive zu den Frauenbaustellen dabei lesen) ein paar wesentliche Dinge klarkriegen müssen:

    – so früh wie möglich: will ich wirklich, wirklich selber Kinder?

    – und was heisst das für mich, welche Rolle will ich dabei einnehmen? Ja, unabhängig von der Partnerin gedacht.

    – will ich sie wirklich selber, oder will ich sie wegen des Lebensplans meiner Frau/der Erwartung der Umgebung/ weil es dazugehört/ weil ich meine das gehört sich so/ weil ich mich dann wirklich als Mann fühle/ weil?

    – Krieg ich genug Know how und hab ich genug Bereitschaft mir Hilfe zu holen um ggf erstmal Klarzubekommen, ob und wie ich mit meinen eigenen Bedürfnissen, denen meiner Frau, denen der Kinder und den Anforderungen von aussen ein Leben ausbalanciert zu bekommen?

    – Hab ich dafür den/die richtigen Partner und können wir gemeinsam Dissens aushalten und trotzdem verantwortlich handeln?

    – Hab ich meine eigenen Männermythen im Griffe: sowas wie Heldenopfer des Mannes, Selbstaufgabe für ein höheres Ziel, Distanz halten, Auspowern, Karriere und Rangkämpfer sein, was wert sein, weil mann die eigenen Bedürfnisse unterdrücken kann, dieser ganze Hollywood und Preussentumkram. Alles keine Untugenden, aber bitte nur mit gutem Gespür wann sie wirklich angebracht sind.

    – Und hey: Überraschung, sobald eine oder mehrer (abhängige) Dritte involviert sind, gehört einem das eigene Leben nicht mehr selbst und folglich auch nicht mehr das Schwelgen im eigenen Cliché der Männermythen. (der Spiegelstrich gilt wohl für alle Geschlechter).

    – die Auseinandersetzung mit der eigenen Angst, Hilflosigkeit, mit Unvermögen, Schwäche und Versagen. Denn Vater sein ist auch schrecklich, überwältigend, zu viel. Davor kann man auch nicht weglaufen. Nicht wirklich. Oh und deine Kinder erst recht nicht, und erst recht nicht vor den Folgen.

    – welche Rolle spielt Geld und Status für dich, welchen für Deine Partnerin? Bist du dir ganz sicher, welche?

    – bist du wirklich, wirklich bereit flexibel alles in die Wagschale zu werfen und selbst da mal einen Testlauf mit neuem Verhalten zu machen, wenn es sich für beide gut anfühlt, das alles so läuft wie gehabt? Es ist schon schwer gegen unangenehmes vorzugehen, es ist noch schwerer gegen angenehmes anzugehen.

    Und dann musst du nur noch klarbekommen, ob deine Partnerin das mitträgt, weiss und ihre eigenen Baustellen aufgeräumt bekommt oder bekommen will. Denn die hat im Zweifel genauso viel Quatsch im Kopf über sich und ihre Rolle wie du.

    Wem dass zu anstrengend ist, egal welchen Geschlechts: besser die Finger weg.

    @dasnuf Nach 20 Jahren Beziehung und mehr als einem Crash glaub ich das die o.a. individuellen Faktoren die fast wesentlicheren sind als die strukturellen. Denn Strukturen verändern sich und sind heute nur so weil zu viele der o.a. Punkte den jew. Menschen unklar sind oder mensch sich selbst belügt. Und sie werden bleiben, bis mensch sich klar ist was er/sie will. Dummerweise braucht es um das klarzukriegen Zeit und andere Ressourcen. Wie praktisch dass die meisten von uns so zugek*** mit Arbeit und Ablenkung sind, dass so Fragen gern unbeantwortet bleiben…

    Abschliessend: Und dann jeder nach seiner Facon: 100:0, 0:100, 37,5 zu 62,5 oder womit auch immer sich das Paar wohlfühlt.

    1. …wow…. Sollte jeder lesen der vorhat, ein Kind zu bekommen! Warum will ICH dieses Kind (oder mach ich bei diesem „Projekt“ nur mit weil es dazu gehört…? )

      Auch die anderen Positionen sind soooo wahr!

    2. Wow! Vielen Dank für diese Hammer-Reflektion! Da werden wir mal drüber nachdenken… man muss halt definitiv die richtigen Fragen stellen…

  24. Also ich leb ja in einem land (Neuseeland was so gerne als Paradies gesehen wird von Elternurlaubenden Deutschen) da ist es ziemlich gleichbereihtigt, bzw nahc der Scheidung werden die kinde rmeistens eine Woche hier eine Woche da verteilt udn auch sonst gehen meist beise Eltern arbeiten. Elternzeit nimmt abe rnur die Mutter. Die Gruende: Elternzeit sind 4 Monate mit Kleinem geld (also nciht ans Gehalt gekoppelt), der Vater kanns nehmen aber dann kriegts die Mutter nicht und bei eh nur 4 Monaten indiskutabel. Kindergarten kostet 70 $ (50 Euro) am Tag! insofern muss man da schon ranklotzen, wobei es ab 3 Kindern im Kindergarten billiger wird wenn einer daheimbleibt, zum Glueck faengt die Schule mit 5 an. Rente gibts auch keine, bzw ein Staatliches Almosen von 400 Euro im Monat was eh jeder bekommt. Insofern, mal die sicht aus einem anderen Land.
    Ich fuer meinen Teil teile mein Kind mit dem Vater, nicht ganz 50% da hab ich mich durchgesetzt, ich hab ihn 4 Tage der Vater 3 die Woche und beide verdienen wir 80%, wahrscheinlich gleichviel hab nie gefragt was er bekommt. Bis auf den organisatorischen Wahnsinn alles im gruenen Bereich. Aber ich hab schon oft den Eindruck „heile Familien“ tun sich irgendwie schwerer und die Frauen sind ueberlastet, wie oft hat man mir schon gesagt “ Du hast es einfach Du hast keinen Mann!“ haha!
    Krankentage gibts hier 5 pro Elternteil und da sprechen wir uns ab, wenn jemand was wichtiges hat bleibt der dahem oder wenn das Kind einem schon die Bude vollgekotzt hat betreut der es auch am naechsten Tag wegen ansteckung und so…ist nicht schwer, vielelicht aber auch weil ich ein voellig unemotionales und eher pragmatisches Verhaeltnis zum Kindsvater hab.

  25. DEr Artikel lässt mich nachdenklich werden und die Kommentare dazu noch mehr.
    Ich für mich würde sagen, dass wir größtenteils in einer gleichberechtigten Partnerschaft leben. Wir haben nur ein Konto und davon wird unser Leben bestritten. Jeder darf sich seine kleinen Wünsche erfüllen ohne dass der das hinterfragt. Große Ausgaben werden natürlich gemeinsam besprochen.
    Mein Mann arbeitet im Schichtdienst, Fluch und Segen zugleich. Dank des Schichtdienstes haben wir seit 2015 kein Kindkranktag gebraucht (bei 3Kindern). Da wir uns das immer aufteilen konnten mit früh oder spät ins Büro gehen oder Homeoffice.
    Er bekommt viel vom Alltag mit,bringt je nach Schicht die Kinder in den Kindergarten oder holt sie mal ab.
    Er ist keine verlässliche Hilfe für bspw. Jeden Dienstag holt er die Kinder vom Turnen. Das lässt der Dienstplan ohne Regelmäßigkeiten leider nicht zu.
    Wenn ich längere Meetings habe oder gar über Nacht wegbleiben muss, bedarf das viel Planung ubd Plan B und C.
    Mental load…..Was is das.
    Ich habe alle Termine für alle Kinder im Kopf sowie meine und meist auch noch seine. Aber er nur seine, mehr kriegt er nicht hin (fürchte das ist ein männliches Problem, lasse mich aber gerne eines besseren belehren )
    Haushalt teilen wir uns ziemlich gerecht.

  26. Ich: 80%
    Er: 80%
    Ähnlicher Verdienst. Wir sprechen uns ab, wer im Krankheitsfall zu Hause bleibt (sprich: weniger dringende Termine hat).
    Ich leite eine Abteilung. Es ärgert mich wahnsinnig, wenn die (sehr gut verdienende) Teilzeitangestellte bei Krankheit ihres Kindes JEDES Mal zu Hause bleibt, während ihr 100% arbeitender aber schlechter verdienende Mann das nie übernimmt. Komme mir als AG da leicht veräppelt vor.

    1. Meinem AG kommt es ebenfalls so vor, dass ich alle Kindkrankheitstage alleine nehme. Wohl aber nur, weil ich (als sehr gut verdiendene Teilzeitkraft) nicht jedesmal davon erzähle, dass mein Mann (als sehr gut verdiendende Vollzeitkraft) auch zuhause bleibt, wenn ein Kind krank ist. Ich erzähle ebenfalls nicht im Büro, dass die Oma fast 400km anreist, um unser fieberndes Kind zu betreuen, damit mein Mann und ich ins Büro gehen können. Es ist wie so oft eine Frage der Perspektive. Dass eine Mutter alle ihr zustehenden Rechte nutzt, um ihr krankes Kind zu betreuen, muss unsere Gesellschaft aushalten. Alles andere ist Ihr persönliches Problem.

      1. Das ist natürlich korrekt. Bei dieser Angestellten weiß ich aber tatsächlich, dass er praktisch nie zu Hause bleibt (nur wenn Kind UND Frau so krank sind, dass gar nichts mehr geht und auch die Oma keine Zeit hat), da er sich das „in seinem Job ja nicht leisten kann“. Umgekehrt geht es natürlich auch: Kenne Arbeitgeber, welche vom Mann mit Kind erwarten, dass sie aufgrund der Kinder niemals fehlen dürfen, weil sie schließlich verheiratet sind und dafür ja die Frau „zuständig“ ist. Finde ich genauso übel.

  27. Meine Schwester heiratet im August (mit Ehervertrag), will gerne danach schwanger werden. Die beiden wohnen in [Kleinstadt], mit dem Zug braucht man 20 Minuten nach [Großstadt]. Meine Schwester arbeitet in [Großstadt] im öffentlichen Dienst verdient mehr als ihr Verlobter, der in [Kleinstadt] arbeitet. Jetzt will meine Schwester den Arbeitsplatz wechseln (gleicher Job, auch öffentlicher Dienst, aber in [Kleinstadt]), denn da käme sie ja später mal schneller nachhause, wenn der Kindergarten anruft, dass das Kind krank ist.

    …so ganz habe ich das nicht verstanden…
    Aber mir solls egal sein… schließlich sind diese Beziehungs-Moralapostel ja wirklich fürchterlich. Also sollen sie mal machen.

  28. bei uns:
    Gehalt: Mann 70%, Frau 30%
    verfügbares Einkommen: gleichverteilt
    eigene Rentenversicherung: Nur die Frau
    Riestervertrag: nur die Frau
    Investition in zukünftige Erwerbstätigkeit: nur die Frau (Masterstudium mit Anfang 40)
    immer Vollzeit ohne Alternativen: Nur der Mann
    wirtschaftliche Verantwortung: Größtenteils der Mann

    Wer hat jetzt den besseren Part? Ich als Mann, der seit 25 Jahren im Job die Birne hinhält und weiß, dass verlieren nicht erlaubt ist, weil es keine Alternative gibt.

    Oder die Frau, die mal dies, mal jenes gemacht hat. Mal mehr, mal weniger gearbeitet. Und noch einmal studiert hat, weil ihr die alte Profession nicht mehr gefallen hat. Die jetzt zwar Vollzeit arbeitet, aber das nicht zwingend muss.

    Was die Kinder angeht: Ich habe mir immer vehement erkämpft, für die Kinder da sein zu können. Kenne die Kinderärzte, habe Krankentage genommen, Klassenpflegschaft gemacht und auf den Schul-, Kindergarten- und was weiß für Festen gearbeitet. Ich koche ihnen was Schönes, habe vorgelesen und die Windeln gewechselt.

    Hatte auch schon mehrfach Anläufe genommen, auf Teilzeit zu gehen. Und das ist NICHT an meinem Arbeitgeber, sondern immer an der Frau gescheitert. Sie wollte halt nicht auf das schöne Einkommen verzichten.

    Liebe Nuf, unsere Erfahrungen mit Partnerschaften unterscheiden sich offensichtlich beträchtlich, aber ich gebe schon zu, dass mich deine regelmäßig wiederkehrenden Forderungen an die Männer etwas nerven. Ist natürlich nur anekdotisch, aber in unserer Filterbubble (wo die Jahresgehälter auch schon mal sechsstellig sind) haben die meisten Frauen ein hübsch ausbalanciertes Leben mit sinnvoller Verteilung von Erwerbsarbeit, Familie und Freizeit, während die Männer meist ihre Seelen an irgendeinen verdammten Konzern verkauft haben und sich tagaus, tagein in Endlosmeetings, Machtkämpfen und oft sinnentleerten Tätigkeiten „selbst verwirklichen“. Kraftzehrende Dienstreisen mit seelenlosen Hotels gibt’s noch gratis dazu.

    Klingt verbittert? Ja genau, denn das Wertvollste im Leben ist die Zeit. Zeit für Menschen, die einem etwas bedeuten (die Kinder!), aber auch Zeit für sich selbst.

    PS: Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass Vollzeitjobs abwechslungsreicher sind als Teilzeitjobs?

    1. Abwechslungsreich im Sinne von es ist möglich mehr Verantwortung zu übernehmen bzw. besserer Job wegen höherer Qualifikation.

      Ansonsten kann dich das hier gerne nerven – mein Tipp – einfach nicht lesen – es gibt noch sehr viele andere Seiten im Netz.

      Was das Narrativ des „Keine Wahl habens“ angeht – warum glaubst Du die nicht zu haben? Weil man dann womöglich weniger verdient? Und das lässt die Frau nicht zu? Was macht sie wenn man statt des sechsstelligen Gehalts was nur knapp sechsstelliges mitbringt?

      1. P.S. Ein interessanter Gegensatz ist auch, dass Du einerseits klagst zu wenig Zeit für das Wesentliche zu haben, weil die ganze Verantwortung für das Einkommen bei Dir liegt – andererseits aber genervt von meiner „Forderung“ bist, dass Mann und Frau gleichwertig Verantwortung übernehmen und arbeiten.

        Es klingt ja so als ob du mehr oder weniger regelmäßig hier liest. Mein Ideal ist, dass beide 75% arbeiten und gleichviel verdienen.

        1. „Was das Narrativ des „Keine Wahl habens“ angeht – warum glaubst Du die nicht zu haben? Weil man dann womöglich weniger verdient? Und das lässt die Frau nicht zu? Was macht sie wenn man statt des sechsstelligen Gehalts was nur knapp sechsstelliges mitbringt?“

          Liebe Autorin, vermutlich sich scheiden lassen. Denn, wenn vielleicht nicht in deinem oder meinem Teil der Filterblase, diese Form des Drucks auf den Partner um die eigenen Freiheiten abzusichern ist nicht selten und durchaus auch mal Lebenskonzept. Zum Eintauchen in sowas reicht schon mal der Kinderspielplatzbesuch in Zehlendorf oder um den Wannsee rum (um mal das Cliché zu bestätigen).

          1. Jetzt aber mal den Finger in die Wunde gelegt:
            Wieso ist man denn überhaupt mit jemandem „glücklich“ verheiratet, wenn das nur unter der Bedingung möglich ist, dass man viel verdient, weil die Frau einen sonst verlassen würde, wenn man in Teilzeit geht und dann 70% von 100.000 verdient?
            Ja, sechsstellig, das ist doch mindestens 100.000, eher drüber.

            Wieso ficht man diesen Kampf nicht aus, vor allem, wenn man jahrelang unglücklich im Alltag ist? Wenn man Tag für Tag seine Seele an einen Konzern verkaufen muss?
            Wieso kann man da nicht sagen: „ich verdiene nur noch 70.000, du arbeitest ja jetzt eh Vollzeit, aber zusammen sind wir auch wieder bei knapp 100.000?
            Schatz, wir werden damit schon hinkommen.“

            Würde Gleichberechtigte Elternschaft und Partnerschaft nicht genau das bedeuten, sich auch als Mann die Freiheit auszuhandeln? Und wenn die Partnerin einen quasi so unterdrückt und von dem eigenen Glück fernhalten will, wieso bleibt man da?
            Verhandlungen sind selten gemütlich und schön, auch von der anderen Seite gesehen nicht, aber man hat doch nur das eine Leben und 25 Jahre Unglück reichen doch auch jetzt.

          2. @Sue:
            „Wieso ist man denn überhaupt mit jemandem „glücklich“ verheiratet, wenn das nur unter der Bedingung möglich ist, dass man viel verdient, weil die Frau einen sonst verlassen würde, wenn man in Teilzeit geht und dann 70% von 100.000 verdient?“

            Die gemeinsame wirtschaftliche Situation ist nun mal ein wichtiger Faktor in einer Beziehung. Nicht zufällig steigen in längendauernden Wirtschaftskrisen oft auch die Scheidungsraten – der Druck auf die Beziehung steigt, wenn die persönliche Freiheit der einzelnen Partner durch weniger verfügbares Gesamteinkommen sinkt. Wer die Rolle des Einkommens ausblendet, lügt sich mE in die eigenen Tasche.

            „Wieso ficht man diesen Kampf nicht aus, vor allem, wenn man jahrelang unglücklich im Alltag ist? Wenn man Tag für Tag seine Seele an einen Konzern verkaufen muss?“
            Weil man vielleicht nicht unglücklich ist, und vielleicht im Leben noch etwas anderes tun möchte, als sich nur mit seiner Beziehung zu beschäftigen. Arbeit und Hobbies machen auch Spaß, und sind erfüllend. Sich über eine logischerweise nicht perfekte Beziehung zu streiten, ist nicht immer sinnvoll.

            „Würde Gleichberechtigte Elternschaft und Partnerschaft nicht genau das bedeuten, sich auch als Mann die Freiheit auszuhandeln?“
            Ja, würde es. Ich finde es aber interessant, dass es Männern zum Vorwurf gemacht wird, wenn sie nicht für Ihre eigene Freiheit einstehen. (So habe ich den Satz von Dir gerade verstanden). Bei Frauen ist das nicht so.

            Versteh mich nicht falsch: Ich finde es sinnvoll, Care-Arbeit gleichberechtigt aufzuteilen und möchte das selbst auch so handhaben. Mir ist mein eigener Job und die damit verbundene wirtschaftliche Unabhängigkeit sehr wichtig. Das bin aber nur ich. Anderen ist anderes wichtig (Eigenheim? Bequemlichkeit? Finanzielle Freiheit?)
            Das ist zu akzeptieren. Man sollte daher mE weniger das Ergebnis persönlicher Entscheidungen kritisieren, sondern eher den Zusammenhang zwischen diesen Entscheidungen und späteren Problemen/Ergebnissen aufzeigen. Das reicht als Aufklärung, den Rest können alle selbst entscheiden.

  29. Ich gebe mal als meinen Senf dazu, wie das bei uns ist.

    Eckdaten: verheiratet ohne Ehevertrag (war mal geplant, wurde aber bis jetzt wie so viel anderes noch nicht umgesetzt), 3 Kinder (2010, 2013, 2016), beide Akademiker

    Beruflich sah das bisher so aus: mein Mann war zunächst selbständig (vollzeit); seit knapp 2 Jahren angestellt mit 30h, einen Tag der Woche zuhause und an einem festen Nachmittag geht er mir Kind2 zum Turnen.
    Ich habe bummelstudiert, dann 2009 nach meinen Abschluss kurzzeitig auf einer befristeten Vertretungsstelle gearbeitet; schwanger geworden mit Kind1; arbeitslos in Elternzeit (Elterngeld dank Studentenjob vor dem Abschluss); nach einem Jahr Elternzeit (ich 12 Monate, Papa 2 Monate) einen Job gefunden – 20h, befristeter Vertrag auf 1 Jahr; schwanger geworden mit Kind2; Vertrag ausgelaufen kurz vor dem Mutterschutz; Elternzeit (ich 12, er 2), dann arbeitlos; wieder einen Job beim alten Arbeitgeber angeboten bekommen – 20h, befristet auf 2 Jahre; schwanger mit Kind3; Vertrag in der Elternzeit (ich 11, er 3) ausgelaufen; jetzt aktuell arbeitslos – Kitaplatz ab Oktober ’17, auf Jobsuche zum neuen Jahr, vorher ggf. Weiterbildung machen.

    Wir haben jeder private Konten und ein Gemeinschaftskonto, auf das wir beide einzahlen anteilig je nach Gehalt und über das wir beide verfügen. Darüber laufen unsere familiären Fixkosten und Einkäufe.
    Bisher haben wir ähnlich, ich meist etwas weniger verdient, aktuell ist mein Mann Alleinverdiener.

    Als ich gearbeitet habe ist immer der mit dem kranken Kind zuhause geblieben, der gerade besser freimachen konnte. Nicht selten war das mein Mann. Jetzt wo ich zuhause bin, stellt sich die Frage nicht wirklich.
    Da ich morgens vor allen anderen aus dem Haus musste, hat es sich so eingespielt, dass mein Mann morgens die Kinder bringt. Dafür mache ich die Nachmittage. Das halten wir jetzt auch noch so. Die Abendroutine teilen wir 50/50 – da achten auch die Kinder ganz genau drauf ;) Für Kinderangelegenheiten wie Feste etc. nimmt er sich wenn möglich frei. Arztbesuche etc. macht immer der, der gerade mag.
    Hausarbeit mache ich oft mehr, v.a. jetzt wo ich zuhause bin mit Kind3.

    Alles in allem hört sich das jetzt wahrscheilich blöd an. Ich, die finanziell benachteiligte, beruflich nicht vorwärts gekommen etc. pp. Aber ich habe da auch keinerlei Ambitionen. Ich habe kein bzw. ein unglaublich unvernünftiges Verhältnis zu Geld.
    Bei uns wurde bisher nie „betriebswirtschaftlich maximiert“.
    Z.B. fiel es mir gerade beim Lesen wie Schuppen von den Augen: die Kinderkranktage aus finanziellen Überlegungen und nicht nach Bequemlichkeit zu verteilen, darauf wäre nie gekommen, das war noch kein einziges Mal Thema.
    Die Fragen waren bisher immer: Wie ist die Situation? Was wollen wir beide? Können wir uns das gerade leisten? Aber nie: Rechnet sich das?

    Ich gehe gerne arbeiten, aber nicht in Vollzeit. Karriere ist mir schnuppe. Ich werde wieder arbeiten, weil es notwendig ist und es auf Dauer finanziell nicht anders geht, aber v.a. weil keiner von uns die Last alleine tragen soll. Aktuell ist das so. Das wird sich wieder ändern. Wenn ich wieder arbeite, kann/wird mein Mann ein bisschen kürzer treten und sich beruflich verändern. Aber bis dahin finde ich es toll, zuhause zu sein. Ich finde es super, dass er mir dieses Gegenteil einer Karriere ermöglicht.

    Ich fühle mich nicht alleine gelassen im Haushalt oder bei der Care-Arbeit, ich habe nicht das Gefühl, die mentale Last alleine zu tragen. Das zuletzt so gefeierte „You should’ve asked“ habe ich gerne gelesen und mich dabei gefreut, dass ich mich/uns darin nicht wiedererkenne.

    Puh, das war jetzt recht lang, mich kurzzufassen fiel mir schwer und trotzdem weiß ich nicht, ob ich ausdrücken konnte, was ich eigentlich sagen will.
    Im Grunde fasst es dieser Abschnitt zusammen:

    „Für mich persönlich (…) habe ich gelernt: Gleichberechtigung in der Partnerschaft und in der Elternschaft bedeuten oft nicht den effizientesten, den effektivsten Weg zu gehen oder die rechnerisch wirtschaftlichste Entscheidung zu treffen.“

    Und gerade beim Schreiben dieses Kommentares ist mir klar geworden, wie sehr ich Dir da zustimme und wie sehr das auf uns zutrifft. Aber bisher habe ich das nicht als eine bewusste Entscheidung wahrgenommen. Ich persönlich habe noch nie in meinem Leben Entscheidungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht getroffen und auch wir als Paar/Eltern in unserer relativ gut verdienenden Akademiker-Filterbubble, in der es bezahlbare und in unserem Fall großartige Kinderbetreuungsplätze ab dem ersten Lebensjahr gibt, konnten es uns bisher leisten, solche Überlegungen außen vor zu lassen.

  30. Bei gesetzlich Versicherten bekommt JEDES Elternteil PRO Kind 10 Tage „Kinderkrank“ also Ausfallleistung. Dem Arbeitgeber entstehen also mit der Betreuung des kranken Kindes keine Kosten. Der gering-Verdiener bekommt eine kleine Ausfallleistung, der gut-Verdiener eine hohe. Unterm Einkommensstrich am Monatsende steht das selbe wie sonst.
    20 Tage im Jahr sollte somit schon mal gar nicht diskutiert werden müssen, oder? Oder??

    1. So ganz stimmt das nicht. Der Arbeitgeber hat keine Lohnkosten, aber Verwaltungsaufwand, zudem bleibt die Arbeit für den Tag liegen oder muss von Kolleg_innen mit gemacht werden.
      Der kinderkranke Arbeitnehmer kann dann bei der Kasse Krankengeld beantragen, das ist aber weniger als der Lohn für diesen Tag. Er hat also einen realen Ausfall (und auch Verwaltungsaufwand). Dieser finanzielle Ausfall ist bei jemandem mit hohem Gehalt höher als bei jemandem mit niedrigem, bei Gutverdienern über der Beitragsbemessungsgrenze erst recht, da es eine Deckelung gibt.

      Aber mich wundert es auch, dass dieser überschaubare Verlust ernsthaft als Argument herangezogen wird von Leuten, die ausreichend verdienen. Die meisten geben sicherlich mehr Geld für deutlich sinnloseres aus. Wie so häufig, geht es wohl um etwas anderes.

      Wir machen es auch danach, wer es sich gerade besser einteilen kann. Ob derjenige es dann über kinderkrank, homeoffice oder Gleitzeit abdeckt, ist individuelle Entscheidung. Finanzielle Aspekte spielen dabei keine Rolle, aber wir haben auch genug und unser Ausgabenniveau nicht so hochgefahren, dass es wieder eng wird.

    2. Erstmal ist der Arbeitgeber zu Lohnfortzahlung verpflichtet (siehe http://www.lohn-info.de/lohnfortzahlung_krankheit_kinder.html). Dies gilt für bis zu 10 Tage im Jahr pro Kind, ab dem dritten Kind dann leicht anders. Er kann diese Lohnfortzahlung recht simpel ausschließen (Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung, Arbeitsvertrag), dann zahlt die gesetzliche (!) KK „Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes“, was in der Höhe dem Krankengeld entspricht.

      Kurzum: Ich verstehe auch nicht, dass die überschaubaren finanziellen Einbußen einziges Kriterium dafür sind, zu entscheiden, wer zuhause bleibt. Das gilt aber wie oben geschrieben natürlich nicht, wenn das monatliche Budget so knapp ist, dass es auf den Unterschied im Lohnausfall – gerade nach den ersten 10 Tagen im Jahr pro Kind – ankommt.

      Fairerweise muss ich dazusagen, dass ich nicht in einem Job arbeite, in dem meine KollegInnen mehr arbeiten müssten, wenn ich mal ein paar Tage mit krankem Kind zuhause bin.

  31. Ich mache ja immer drei Kreuze, dass das bei mir alles unkompliziert ist. Ich schiebe das gerne darauf, dass ich die Besserverdienende war und bin – in den Beziehungen, die mit Kinderbetreuung einhergehen. Und mir immer Männer aussuche, denen Erwerbsarbeit relativ wumpe ist: keine Karriere, keine Ambitionen, schon ohne Kinder in Teilzeit.
    Ich übernehme aber dennoch klaglos meinen Teil der Kinder-Aufzucht ;-)

  32. Dieser Artikel gibt mir ein bisschen zu denken. Eigentlich würde ich uns als gleichwürdige Eltern/Partner bezeichnen. Wir kümmern uns je nach Zeit beide um die Kinder, gehen Lebensmittel kaufen, Haushalt…
    Andererseits hat er typischerweise den Vollzeit und ich den Teilzeitjob. Ich verdiene exakt die Hälfte von ihm und sehe, solange die Kinder klein sind, da auch keinen Weg raus. Denn ihn zum Teilzeitarbeiten zu bewegen, wäre ein fast unmögliches Unterfangen, so fortschrittlich er sonst auch denkt und handelt. Er sitzt jobtechnisch fest im Sattel, ich krebse quasi immer in befristeten Halbtagsjobs rum – auch vor allem wegen der Kinder und zeitlich „ungünstigen“ Schwangerschaften. Dadurch bleibt er allerdings auch eher mal mit kranken Kindern zuhause, damit ich nicht im neuen Job gleich wieder Fehlzeiten habe Ich bin nicht unglücklich mit der Situation und genieße auch die mir dadurch zur Verfügung stehende Fteizeit, fände es aber noch besser für uns als Familie, wenn beide Eltern 75% arbeiteten.
    Finanzielle Themen bereden wir quasi nicht. Haben wir noch nie. Er verdient mehr – Miete wird von seinen Konto abgebucht. Ich verdiene weniger – Kita-Beitrag wird von meinem Konto abgebucht.
    Wenn einer wegen irgendwelchen Umständen finanziell nicht über den Monat käme, überweist der andere halt was. Für uns ist dieser eher lockere und planlose Umgang mit diesem Thema ok und funktioniert hervorragend, auch schon vor der Hochzeit. Ob das in die Zukunft gedacht dann das Richtige ist, müsste man eben überlegen.

    1. Hier läuft es auf Aufgabenverteilung hinaus. Wir verdienen annähernd gleich, zahlen Betrag X auf ein Konto für Miete und Kredit. Dazu arbeiten wir ähnlich viel, wobei ich flexibler bin. Mein Mann ist damit häufig nach mir zuhause, ich aber mehr über Nacht weg. Da hat er schon deutlich öfter unseren Sohn alleine versorgt. Wie es nun mit 2 Jungs (der kleine ist 2,5 Monate) wird, muss sich zeigen. Mein Mann nimmt aber 4 Monate Elternzeit, 3 davon nach mir, damit ich eher zurück in den Beruf kann. Ist auch eine einfache Rechnung: ich fang eher an zu arbeiten = Job sicher (auch bei Frauen ein Thema) = Doppeltes Einkommen sicher

      Ja, ich übernehme viele Arzttermine, aber häufig nur die vorsorgen oder wenn mein großer nicht ohne mich kann. Ansonsten wird geteilt, gern auch im Krankenfall 50:50 (ich habe z.b. Früh einen wichtigen Termin und übernehme ab Mittag). Bei Notfällen kommt der, der schneller da wäre.
      Es ist vielleicht nicht alles komplett ab- und ausgewogen und auf das kleinste Detail geklärt, aber es fühlt sich sehr gleich an.
      Ach so, wir beide arbeiten Vollzeit, der große ist 3 Jahre alt

  33. Alles ja. Wir haben bis vor wenigen Monaten etwa gleichviel gearbeitet und verdient; das war zwischendurch mal ganz anders (mal so herum, mal so herum) und ist seit neuestem etwas verschoben.

    Bisher war es deshalb relativ klar, dass wir beide versuchen, das gleichermaßen zu übernehmen; da ich seit vier Jahren meist im Home Office arbeite, kann ich mich auch oft um ein kränkelndes (wenn nicht derb krankes) Kind kümmern, ohne gar nicht zu arbeiten – mein Arbeitgeber, praise him, ist da auch sehr entspannt. Die Geldfrage spielte dabei aber nie eine Rolle.

    Wir versuchen das auch jetzt so zu halten – es geht eher danach, wer es einrichten kann, manchmal auch mit zwei halbierten Arbeitstagen. Viele Auswärtstermine machen das schwieriger, aber nicht unmöglich – dank geteilter elektronischer Kalender lassen sich auch schulfreie Tage usw. einigermaßen sinnvoll vorausplanen.

    Ungleiches Einkommen und ungleicher Einkommensverlust sind echte Fallen für dieses Thema; IMHO muss man das, wenn man eine gleichberechtigte, ebenbürtige Partnerschaft führen will, aber klar ansprechen und beobachten. Auch deshalb, weil man sich halt sonst in der Partnerschaft völlig kapitalistischen Prinzipien aussetzt. Die ist aber eh schon nicht frei genug davon, das muss man meiner Meinung nach mit Händen, Füßen, Klauen und Zähnen bekämpfen, so gut es geht.

    1. (Ich merke gerade, ich habe das nur aufs Thema „Kümmern ums kranke Kind“ gedreht. Wir versuchen uns das auch in allen anderen Dingen zu teilen – gleich viel Elternzeit (ist schon ’ne Weile her), gleichermaßen für Arztbesuche, tägliche Ausgaben, Versorgung und Haushalt zuständig. Es ist kompliziert, aber es stand ja auch nirgendwo, dass es einfach würde.)

  34. Situation hier: Patchworkfamilie mit ihren Kindern. Jeder hat sein eigenes Konto, und es gibt ein Haushaltskonto, von dem Gemeinschaftsausgaben (Miete, Lebensmitteleinkäufe usw.) gezahlt werden. Aufgaben im Haushalt sind aufgeteilt, jeder hat seine Zuständigkeitbereiche, in denen der andere nichts zu tun hat, einiges teilen wir uns.
    Die Kinder sind schon größer, so dass niemand Kinderkrankentage nehmen muss; zum Arzt geht entweder sie oder ich mit ihnen, je nachdem ob die Kinder das wollen oder es ggf. notwendig ist.
    Ich fühle mich gleichberechtigt als Partner und in meiner (Stief-)Elternrolle.

    Was mir bei Twitter und auch im (ansonsten schön differenzierten) Artikel etwas zu kurz kam: „Gleichberechtigung“ ist ein dehnbarer Begriff, denn „gleich“ kann von „alle Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden genau 1:1 geteilt“ bis „jeder übernimmt einen anderen Teil der Gesamtverantwortung“ alles bedeuten. Anderen Paaren abzusprechen, sie führten eine gleichberechtigte Beziehung, nur weil die dort praktizierte Aufteilung von Arbeit und Verantwortlichkeiten nicht mit dem eigenen Begriff von Gleichberechtigung übereinstimmt, finde ich zu kurz gedacht.

    Und noch ein Wort zum finanziellen Aspekt: Bei einer Scheidung gibt es in der Regel einen Versorgungsausgleich. Die Rentenansprüche beider Partner werden zusammengerechnet und dann geteilt. Für die Zeit der Ehe ist rententechnisch damit niemand benachteiligt.

    1. Die Rentenpunkte, die während der Ehe erwirtschaftet wurden, sind nicht das Ding. Problematisch ist, wenn die Frau jahrelang nicht oder kaum gearbeitet hat. Dann findet man nicht so einfach wieder einen gut bezahlten Job als 40 Jährige mit so gut wie keiner Berufserfahrung. Entsprechend zahlt man dann auch weniger in die Rentenkasse die folgenden (dann immerhin noch gut 25) Jahre.

      1. Das stimmt.
        (Als ich noch verheiratet war, ist deshalb von unserem Gemeinschaftskonto, auf das sämtliche Einkünfte gingen – deutlich mehr von mir als von ihr-, eine Privatrente für meine Frau bezahlt worden. Ich war dann allerdings derjenige, den die Scheidung finanziell komplett ruiniert hat. Naja, andere Geschichte und möglicherweise auch nicht zu verallgemeinern.)

        1. Ich glaube, es gibt geschlechtsunabhängig Menschen, die sich nicht fair verhalten. Ich finde es auch superschlimm wenn Frauen ihren Trennungsfrust über die gemeinsamen Kinder ausspielen.

      2. Aber sorry, wir sind ja nicht mehr in den 70ern. DAS sucht Mann und Frau sich doch aus: mit der Berufswahl, mit dem Lebensmodel, dem Wohnort mit all sowas. Warum lässt Mensch sich auf solche Modelle ein, wenn das für den Menschen ein zu hohes Risiko scheint? Wer zwingt den die arme Frau dazu? Noch wählt Frau sich ihren Job selbst. Und seinen Partner.

  35. Unser Sohn kommt in zwei Monaten auf die Welt und wir wollen alles alles richtig machen. Auch das. Als unsere Hebamme (in Berlin und tatsächlich eine gefunden, so ein Schwein (haben wir, nicht die Hebamme)) erzählte, dass sie kaum (keine) Väter kennt, die Elternzeit nehmen oder dann auch nur die zwei Partnerschaftsmonate, waren wir überrascht. Hätten vermutet, wir sind alle schon weiter; die Elterngeld-Plus-Geschichte ist ja auch ein interessanter Weg in die Zukunft. Aber, ja, es liegt an der Einstellung. Und an den Mieten, den Kitaplätzen, den Arbeitgebern, dem Traditionalismus. Und an der Einstellung.
    Danke für die schöne Tirade.

  36. Bei uns ist eh alles irgendwie anders weil noch im Studium und wir teilen uns (mehr oder weniger) die Betreuung. Krankheitstage, Arztbesuche, Krabbelgruppen, etc. fallen jedoch aufs (derzeit) besser verdienende Elternteil – mich, die Mutter. Kann man jetzt streiten, woran das liegt, die Tatsache ist aber, dass dies derzeit einfach so ist. Denn auch Mütter können besser verdienen. Aber dann ist es ja klar dass sie die ganzen Aufgaben macht, ist ja die Mutter. Und Männer werden beklatscht wenn sie mehr verdienen und mit dem Kind zum Arzt fahren. Find ich ja irgendwie auch kacke. (Ist aber nochmal ne ganz Andere Geschichte.)
    Naja, zurück zu uns. Später wird der Mann die meisten Krankheitstage nehmen, da er in seinem Beruf deutlich flexibler ist, ich wohl weiter eher Arzt (U) Termine, da ich in meinem Beruf langfristiger planen kann. Wer langfristig besser verdient muss sich bei uns erst noch zeigen, ich weiß aber sicher, dass der Mann keine Feste/Feiern/ähnliches verpassen wird wenn es keinen zwingenden Grund dafür gibt. So ist er einfach nicht.

    Zudem ist einer der Gründe warum wir im Studium Kind(er) bekommen eben genau dies. So steigen wir fast gleichzeitig in den Beruf ein und die Elternzeit ist schon rum. Dafür drehen wir jetzt jeden Pfennig zweimal um und der Stress-Orga-Pegel ist bei uns auch deutlich höher. Aber haben wir uns ja so ausgesucht :)

    Dennoch, sehr wichtiger und toller und guter Artikel.

    Oh und ich kenne ein Paar (ohne Kind) wo die Frau frei über das gesamte Einkommen beider mit verfügen darf und nichts erklären muss. Das Geld ist da und sie darf ausgeben, große Anschaffungen werden wie wohl bei jedem Paar natürlich besprochen aber der Mann sagt oft: Mach wie du denkst. Solange das Geld am Ende des Monats reicht ist alles OK.

  37. So sieht es aus. Ich möchte doch unabhängig von Elternschaft auch finanziell unabhängig sein und mein eigenes Geld verdienen und mein eigenes Konto haben. Vor allem, um genug für später anzusparen.
    Wenn das Kind krank ist wird abgewogen wer bleibt und auch das muss passen und sollte nicht selbstverständlich sein.
    Der Haushalt wird zusammen bewohnt und auch zusammen bearbeitet. Da kann man sogar noch überlegen wer was lieber macht. Da findet man schon eine super Aufteilung und muss nicht ständig drüber reden. Vor allem sollte es selbstverständlich sein, dass beide mitmachen und nicht der Mann „hilft“. Ich hasse z.B. saugen und Wochenendeinkäufe. Deshalb mache ich lieber andere Sachen.
    Ansonsten ist Humor eigentlich die Essenz des Alltags und der Kitt in stürmischen Zeiten.

  38. Wir zahlen unsere Eingänge auf das Familienkonto und zahlen uns ein gleich hohes Taschengeld aus. Funktioniert gut. Auch die übrigen Aufgaben werden aufgeteilt (So dass wenn ich mal den Staubsauger in der Hand halte, die Tochter empört ruft: „Ey, das ist Papas!“) Wir fühlen uns als gleichberechtigte Eltern.

  39. Ja- total! Es ist so, das sehe ich alles so, live und in Farbe. Wer bringt die Kids zum Kindertanzen, Turnen, Musikunterrricht und holt sie wieder ab? Wer backt, bastelt und organisiert in der Schule? Wer fährt zum Kinderarzt, etc. , etc. ?
    Nix mit Gleichberechtigung, kann man vergessen.

    Trotzdem ist mir eines auch wichitg: Die Kritik ist nur berechtigt bei vielleicht zwei Dritteln der Bevölkerung, die eine gepflegte Mittel- oder Oberschichtsexistenz führen.

    Bei den anderen ist es nämlich nicht die Frage, ob man 320€ oder 230€ am Monatsende übrig behält, sondern ob +-0€ oder -200€. Hier gibt es schon Probleme die Familie mit einem (Männer-) Gehalt zu ernähren, bzw. mit zwei schlechten. Da finde ich die Kritik dann unfair und nicht geeignet für Verallgemeinerung.

    Freiheit und Gleichberechtigung sind eben eine Frage des wirtschaftlichen Wohlstands. Den haben nicht alle.

    – gesendet mit Spitzensteuersatz –

  40. Vielen Dank für diesen Text!
    Da sind für mich schmerzliche Wahrheiten drin aber auch Denkanstöße.
    Mir ist schon klar, dass es nicht allen Paaren so geht, in den Kommentaren gibt es ja sehr erfreuliche Beispiele… aber in meinem Umfeld ist es bei den meisten leider auch so, wie du es beschreibst.
    Kann man eigentlich nachträglich noch einen Ehevertrag machen? :)

    1. Ein nachträglicher Ehevertrag ist immer möglich. Dabei kann dann, soweit ich weiß, auch noch entschieden werden, welcher Status und Zeitpunkt z.B. für eine Gütertrennung (oder Gütergemeinschaft) gewählt wird.

    2. Kann man und man kann einen bestehenden Ehevertrag auch jederzeit anpassen. Weil die Lebensumstände sich ändern. Bei Eheschließung keinen gemacht zu haben, schließt also nicht aus, einen zu machen, wenn Kinder kommen/da sind, wenn einer in die Selbständigkeit startet oder ähnliches.

  41. Nichts ist selbstverständlich!
    Wir habe es alles ausdiskutiert:

    Für uns war es ein langer Weg, in kurzer Zeit, von himmelhochjauchzendverliebt zu realitätsnahen Lebensplanung:
    Wir haben uns überlegt, was wir wollen, was uns wichtig ist, ob wir Kinder haben werden.
    Dann haben wir uns verlobt und unsere Hochzeit geplant:
    vor der Hochzeit haben wir gemeinsam eine Familienanwältin aufgesucht und unsere Vorstellungen mit Ihr durchgesprochen.
    (von der einen oder anderen Wolke hat sie uns schon noch runter geschubst ;-) )
    Dann haben wir gemeinsam entschieden, dass wir keinen Ehevertrag brauchen, da wir darauf achten dass wir beide in unserem Beruf bleiben. (und geteiltes Sorgerecht, im Falle der Scheidung, für uns das richtige wäre)

    Heute haben wir zwei kleine Kinder und arbeiten beide in Teilzeit (Abteilungsleiter und Projektleiterin).
    Er verdient mehr als ich, aber auch ich könnte von meinem Gehalt leben.
    Alles Einkommen fließt auf ein gemeinsames Konto, ich mache die Finanzplanung und wir reden regelmäßig über Einkommen und Ausgaben. Jeder hat etwas eigenes Geld zur Verfügung.

    Wir haben entschieden: Mein Job ist genauso wichtig wie sein Job. Und Eltern sind wir beide!

    Kindkranktage nehmen wir nicht, aber wir haben einen Defaultplan wer wann zu Hause bleibt, und weichen nur nach Absprache, gelegentlich davon ab. Das heißt: die Ausfallzeiten werden geteilt und wer zu Hause bleibt geht zum Arzt. (Aufgaben werden nachgearbeitet. )
    Die alltäglichen Aufgaben haben wir geteilt, in mühsamer Kleinarbeit, erst identifiziert, dann definiert, dann zugeordnet. (Er kümmert sich z.B. um die Kita: Sonnenhüte, Wechselwäsche, Ausflüge, Brotdosen, was steht an.. usw.)

    Wir wollten immer gleichberechtigt leben, nur mussten wir erst mal gemeinsam definieren was das für uns bedeutet.

    Und es funktioniert! ich muss den Mentalload nicht alleine tragen! Aber es hat lange gedauert bis er mich verstanden hat. Bis er das daran-denken, organisieren, im-Hinterkopf-haben, als Aufgabe/Arbeit gesehen hat. Die er jetzt gleichwertig mitträgt.

    1. Wow. Ich habe ja lange gebraucht bis ich für mich verstanden habe, dass genau das (mein) Weg gewesen wäre/ist. Bin voller Bewunderung wenn andere das schon so konsequent und viel früher umsetzen. Ich hoffe, es zahlt sich aus.

    2. Wir haben das auch fast so hingekriegt. Durch ein wenig „Bremse“ beim Mann könnte ich bei einem Jobwechsel sogar aufholen und das hat unsere Gesamtsituation hinsichtlich „Vereinbarkeit“ sogar verbessert. Und bei den Rentenpunkten sieht es auch gut aus, meine grosse TZ hat nur einen minimalen Effekt. Damit kann ich aber gut leben…

  42. Dafür auch unerlässlich: geteilte Kalender. Wer keine Meetings oder eine Deadline hat, bleibt daheim mit dem kranken Kind.

    „Sein“ / „mein“ Geld, gibt’s hier nicht. Mal hab ich mehr verdient, mal er. Bei Kranktagen gilt: wer wird bei der Arbeit grad mehr gebraucht

    1. Dieser Kommentar „wir entscheiden das danach wer im Job mehr gebraucht wird“ steht hier ja mehrmals in den Kommentaren zu diesem Artikel. Aber das versteh ich irgendwie nicht ganz. Es geht ja gerade darum, dass es oft heißt „der Mann wird im Büro gebraucht“ und die Frau wird genauso gebraucht und bleibt aber trotzdem zuhause wenn das Kind krank ist.
      Also mal ganz praktisch gefragt: Ist das dann tatsächlich in der Realität so, dass auch mal der Mann zuhause bleibt? OBWOHL er im Büro gebraucht wird? Einfach weil er nunmal Vater ist und seine Kinder krank sind?

      Ok, bei euch ist das bei euch wohl nicht so der Fall, deinem Kommentar nach… aber irgendwie hab ich bei anderen das Gefühl, dass dann doch eher die Frau frei nimmt, wenn eigentlich eben beide „nicht entbehrlich“ sind. Wie Patricia schon meinte: Der Arbeitgeber der Mutter freut sich darüber auch nicht.

  43. Beide Vollzeit, beide abwechselnd Kindkranktage, beide abwechselnd KiA, im Haushalt hat jeder sein Spezialgebiet.

    Nur für die Quote: bei uns ist es anders. Kenne auch noch 1 anderes Pärchen.
    Schlechte Quote also

  44. Ein weiterer Aspekt wäre auch noch die Sicht auf den/ die „AlleinverdienerIn“. Auch für diese Person (meistens der Mann) kann es stressig sein die finanzielle Verantwortung auf den Schultern zu haben. Außerdem ist es auch betriebswirtschaftlich unklug die finanzielle Existenz einer Familie nur auf der Leistungsfähigkeit von einer Person aufzubauen. Was ich sagen will: es ist durch aus auch finanziell klug, wenn sich die materielle Verantwortung auf zwei Personen verteilt und nicht gleich alles zusammenbricht wenn einer (krankheitsbedingt etc.) ausfällt.

    1. Kenne gleich drei Familien wo es genau daran gescheitert ist. Einmal war es der Mann der das Geld für die gesamte Familie verdient hat, zwei mal Frauen, die den Großteil nach Hause brachten. Zuviel Last auf einer Person, das war der verdienende Mann.
      Interessanterweise waren es bei den beiden viel verdienenden Frauen u.a. die unterschiedlichen Ansprüche und Ansichten zu „Standards“ in Haushaltsdingen etc. auf beiden Seiten, die die Beziehung scheitern liessen. Das wäre direkt nochmal ein eigenes Thema.

  45. Ich finde den Artikel wie immer sehr lesenswert von dir. Danke dafür. Aber auch ich war eine der Kritikerinnen auf Facebook. Wie immer ist es sehr schwer, ein so komplexes Thema, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in die paar Zeichen zu quetschen, die man dort hat. Ich habe mit so vielen Familienblogs leider mittlerweile ein Problem. In meinen Augen mausern sich viele von ihnen, die früher so nett authentisch waren, zu moralischen Leuchttürmen, die mit großen Babyherstellerketten Merchandisingverträge aushandeln, perfekte Instagramwelten kreieren – von Blumendeko-Tortebacken-Kindergeburtstag-perfektes Kinderzimmer – und die den Zeigefinger heben, wenn es um Themen wie Familienbett, Impfen, Schlafrituale, Bindung, Stillen, weißdergeierwas geht. Vermeintliche Experten eben. Aber Familien sind eben so individuell wie Menschen eben sind. Und das Thema Jobsituation-Vereinbarkeit eben auch. Ich habe im Freundeskreis (wohlgemerkt Berliner Akademikerinnen) Familien, in denen die Frau als Geschäftsführerin mehr verdient als der Mann, er bleibt zu Hause. Ich habe die typischen Doppelverdiener, deren Kinder meist 8-10 Stunden in die Kita gehen. Frauen, die ihren Vollzeitjob nach langem Studium gekündigt haben und Vollzeitmutter sind. Und JEDE dieser Familien muss sich anhören, dass sie etwas falsch macht. Das geht mir auf den Senkel, dass andere überhaupt sich in meinen Augen vorschnell ein Urteil erlauben statt erst einmal zuzuhören, WARUM diese Entscheidungen gefallen sind. Ja, ich finde es wichtig, dass Frauen sich über Karriere, weiteren Lebensweg und Rentenansprüche Gedanken machen MÜSSEN. Männer müssen sich Gedanken machen, welche Bindung sie zu ihren Kindern haben wollen langfristig. Und andersherum! Und ich hebe den Finger, wenn du danach fragst, ob es besser verdienende Männer gibt, die sich um die Altersversorgung ihrer Frau Gedanken gemacht haben. Im Übrigen sind wir hier beide selbstständig. Noch mal ein ganz anderes Modell. Wir halten beide an dieser Situation fest, weil sie uns erlaubt, spannende Projekte und gutes Geld mit viel Freizeit fürs Kind zu vereinbaren (dafür sitzen wir JEDEN Abend und am Wochenende am Rechner). Mein Mann hat sich trotz durchwachter Babynächte (die er zum Teil alleine gemacht hat, da ich nicht stillen konnte) abgemüht, mir weiterhin Aufträge zu ermöglichen und meine Karriere mit voranzutreiben. Danke Schatz!

    1. Nur der Vollständigkeit halber: Wenn die Frau mehr verdient, dann würde ich mir all das oben natürlich auch andersherum wünschen.

      Und zum Zeigefinger: Persönlich empfinde ich das bei mir nicht so. Ich schreibe ja auch konkret: jede/r macht das, was er/sie will und was passt – es ist halt dann nur keine gleichberechtigte Elternschaft in meinen Augen.

  46. Mein Erlebnis: Unser Kind war krank und meine Frau hatte ihren 20-Stunden-Job gerade erst neu angetreten. Damit sie nicht direkt in ihrer gefühlt zweiten Arbeitswoche schon ausfällt, sondern einen reibungslosen Einstieg hat, und auch weil ich natürlich gern eine gleichberechtigte Elternschaft leben will, habe ich als der Besserverdiener den Krankentag genommen. Da gab es gar kein langes Überlegen, zumal meine direkten Chefs (beides Männer) auch kleine Kinder haben und somit viel Verständnis und eine lockere Einstellung bei Problemen.
    Ganz anders die Frauen(!) in der Personalabteilung: Nach Vorlage der Krankenbescheinigung für den Arbeitgeber kommt doch tatsächlich die Rückfrage, warum denn nicht meine Frau den Krankentag genommen habe. Mag sein, dass es nur ungeschickt formuliert und eigentlich gemeint war, ob sie denn schon wieder arbeiten gehe. Aber selbst dann wäre das eine ziemliche Frechheit und ich bin sehr sicher, dass Kolleginnen solche Nachfragen nicht bekommen. Das alte Bild sitzt leider immer noch tief in den Köpfen, auch bei weiblichen Personalern.

    Noch eine andere Frage, die mich immer wieder mal beschäftigt: Wieso braucht man einen Ehevertrag? Sind die Gesetze wirklich so schlecht, dass man(n) im Falle der Trennung keinen angemessenen Unterhalt zahlen muss, der auch Verdienst-/Rentenzahlungsausfall durch die Betreuung gemeinsamer Kinder berücksichtigt? Vollkommen ernst gemeint, kenne mich da gar nicht aus. Dachte immer, das Konstrukt Ehe wäre rechtliche Absicherung genug.

    1. Ja, die Bilder sitzen tief.
      Ich kenne eine Sekretärin, die Kinder hat, die genervt ist von einer männlichen Führungskraft, der bestimmte Termine nicht frei gibt, weil er sich da eben ums Kind kümmert.
      Ätzend.

      Ehevertrag: Ja, man ist auf das Wohlwollen des Partners angewiesen. Ansonsten muss man das einklagen (was dann auch oft geht), aber das Geld musst du erstmal vorstrecken (und v.a. haben!) und dann noch die Nerven und Kraft besitzen, das wirklich zu tun. Plus: die Zeit bis die Regelung rechtskräftig ist, muss auch finanziell überbrückt werden.

      1. Und ab einem gewissen Alter der Kinder gibt’s keinen Unterhalt mehr für die Mutter. Da wird erwartet, daß sie arbeitet. Daß sie aufgrund des jahrelangen Ausfalls – den ja auch meist der Vater so mit wollte – kaum noch eine Chance hat auf einen vernünftig bezahlten Arbeitsplatz hat, ist da irrelevant.

    2. Hallo Moviesteve,
      also erstmal Hut ab, ich hoffe, Du behältst die Gleichberechtigung auch weiter so bei.
      Das diese Frage von der Personalabteilung gestellt wurde, zeigt doch, dass dieses Rollenbild immernoch in den Köpfen verankert ist. Aber in den meisten Fällen ist es ja auch immernoch so, dass die Mutter im Krankheitsfall des Kindes zu Hause bleibt. Ich wohne auf dem Land, hier ist es noch extremer.
      Gerade hatten wir wieder einen Zettel im Fach mit einer Umfrage, wie wir die Öffnungszeiten der KiTa finden, ob es sich mit dem Job vereinbaren lässt, ob noch mehr Bedarf besteht. Müßig, diesen auszufüllen, antworten doch 97%der befragten mit „Alles ok“, weil sie mit ihrem 20-Stunden-Hobbyjob locker mit den Betreuungszeiten hinkommen.

      Zum Thema Unterhalt: Ich verdiene in meinem 25h-Job zu viel und habe da keinen Anspruch drauf. Also gibt es auch keinen Ausgleich für verschenkte Rentenpunkte zum Wohle der Kindererziehung.
      Wenn sich nicht bald in der Politik etwas ändert, werde ich eine dieser armen Rentnerinnen sein, die sich auf ihre alten Tage nichts mehr leisten kann und „mit den Ellenbogen aufgestützt aus dem Fenster sieht“ als Tagesprogramm hat.
      Ich hoffe, dass ich „bald“(so in ca.6Jahren…)wieder die Möglichkeit habe, Vollzeit zu arbeiten(und natürlich gar keine Zeit mehr für die Kinder zu haben), damit ich nicht im Alter ganz ohne dastehe.

      Und der Vater? Der hält es genauso, wie es „Das Nuf“ beschrieben hat: sein Job ist wichtiger, er verdient mehr, die Arbeitszeiten können nicht geändert werden (Einzelhandel halt…), es war damals die Entscheidung, dass ich bei den Kindern bleibe(anders ging es ja auch gar nicht, die Arbeitszeiten betreffend-vom Verdienst her würde ich in Vollzeit mittlerweile sogar mehr verdienen! Ausserdem könnte er seinen Job dann vergessen, würde dann gekündigt, blabla).

      Äh, wo war ich stehen geblieben?
      Alles eben falsch gemacht, was nur ging und mit den Konsequenzen muss ICH jetzt leben(während er wegen dem Kindesunterhalt jammert)…

      Gruß Silke

      1. Ich unterschreib da vieles, aber der “20-std-hobbyjob“ geht mir echt gegen den strich. Auch ein Teilzeitjob ist ein richtiger Job und erfordert je nach Ausgestaltung (zb 2 volle Tage plus x) gute Betreuungszeiten.

  47. Ich wünsche mir das gleiche wie du, aber persönlich kenne ich keinen einzigen Fall, wo das so exakt passiert. Ich kenne viele Männer, die viel Pflegearbeit übernehmen, sogar die hauptsächlichen Kinderbetreuer sind, aber dann verdienen die Frauen meist besser oder haben den weniger flexiblen Beruf, bspw. eine Professorinnenstelle an der Uni, bei der die Vorlesung eben nicht mal eben ausfallen kann.
    Ich frage mich, ob es wirklich viele Fälle gibt, in denen beide gleichwertig „belastet“ werden, unabhängig davon, wer mehr verdient. Ich sehe eher, dass irgendwann eine gleichberechtigte Entscheidung gefällt wird, wer von beiden „Karriere macht“ und wer lieber nur 30 bis 50 % arbeitet, um flexibel die Kinderbedürfnisse abzufangen. Dabei sind Männer- und Frauenpositionen austauschbar, manchmal klappt es in die eine, manchmal in die andere Richtung.
    Ich selbst plane, meine Karriere zurückzustellen, und meiner Frau den beruflichen Fortschritt zu überlassen, damit ich die Kinder hüte und sie in ihrem Job, den sie mag, vorwärts kommt. Ich werde dann mit Sicherheit einige Krankentage mehr nehmen, als sie. Solange es ehrlich und fair abgesprochen ist, finde ich das in Ordnung, auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, dass wir beide flexibel in unseren Jobs arbeiten können und uns um die Kinder kümmern können.

  48. Das Geldargument verstehe ich nicht. Wenn ich mit dem Kind zuhause bleibe bekomme ich für den Tag kein Gehalt. Von der Krankenkasse bekomme ich dann Krankengeld (60%?). Als ich noch wenig verdient habe war das teilweise so gering, dass ich das nicht mal bei der Krankenkasse eingereicht habe (<30€).
    Jetzt wo ich mehr verdiene verliere ich natürlich auch mehr wenn ich zuhause bleibe, aber es ist auch nicht so schlimm, weil ich ja gut verdiene.
    Ist die Rechnung bei Selbstständigen anders? Übersehe ich etwas?

    1. Naja bei Selbständigen geht eben das komplette Gehalt für den Tag verloren.
      Interessanterweise argumentieren aber v.a. die festangestellten Einverdienerpaare so wie oben im Text beschrieben.
      (Es gibt übrigens Arbeitgeber, die sich den Verwaltungsaufwand mit den Kinderkrankentagen auch sparen und einfach weiter Gehalt zahlen…)

        1. Das machen wir tatsächlich so. Drei Tage geht das ja meist, wenn man angestellt ist. Und oft muss man ja auch nicht zum Arzt und spart sich lieber die vielen zusätzlichen Keime. 1-2 Tage Schonung Zuhause wirken dann schon Wunder. Der Arzt schreibt gleich die ganze Woche krank..

    1. Mir persönlich war auch immer wichtig ähnlich zu verdienen und ich habe tatsächlich schon meine Ausbildung nach der Frage gerichtet: Wo verdiene ich gut und in welchen Job kann ich nach einer Elternzeit wieder gut zurück kommen.

      1. Damit bist du aber eine der wenigen. Ich habe ähnlich gedacht vor 21 Jahren und ich habe schneller studiert und sogar 4 Rentenpunkte mehr als mein Mann….;)

  49. Ein wirklicher guter und wichtiger Artikel.
    Wir teilen uns zu Hause die Elternschaft gleichberechtigt – denke ich zumindest. Elternzeit haben wir (fast) geteilt (6 und 8 Monate), danach beide die Arbeitszeit auf 75% und 80% reduziert. Wir verdienen aber auch ehrlicherweise ähnlich, so dass ich nicht sicher weiß, wie wir uns sonst entschieden hätten. Aber gerade diesen Punkt von dir finde ich wichtig: wenn man „ausreichend“ verdient, sollte der Verdienstausfall bei kinderkrank doch eigentlich nicht das Argument sein.
    Wir vermeiden allerdings aus anderen Gründen Kinderkrankentage zu nehmen: lieber Urlaubstage opfern als nochmal so einen Verwaltungsaufwand…

    1. Ach, und weil es mich echt schockiert hat: ist es echt verbreitet, dass das Familieneinkommen nicht geteilt wird und beide darüber verfügen können?
      Wir haben zwar sowohl gemeinsame als auch getrennte Konten, aber rechnen nicht getrennt. Was wir verdienen (und auch, was wir bereits vorher gespart hatten), gehört uns als Familie.

      1. Ich kann nicht sagen wie die allgemeine Statistik dazu ist. Frag mal bei Dir rum. Ich bin doch immer wieder sehr verwundert, wie viel über den Mann läuft und wie wenig es die Frauen stört.

  50. Danke für diese Artikel, liebe Patricia! Wir haben einen Ehevertrag, der die Unterhaltszahlungen nach einer Trennung regelt, ein gemeinsames Konto, auf das sein Gehalt geht und meine Einkünfte auch, wir beide verfügen (natürlich) frei darüber. Darüber hinaus haben wir unsere Jobsituation so geändert, dass wir unserem Gefühl nach gleichberechtigt leben. Der Mann kennt jetzt alle Kindergrößen und Lehrernamen, er weiss, was er wie am besten sagt, wenn es morgens schnell gehen muss, er holt kranke Kinder nach Hause und bleibt bei ihnen. Er weiss so viel und denkt den Familienkram jetzt wie ich. Mental Load heisst das, habe ich gelesen, und diese Ladung teilen wir uns inzwischen tatsächlich. Und das macht mich und ihn und unsere ganze Familie sehr, sehr fröhlich.

  51. Wir arbeiten beide in Teilzeit. Wenn ein Kind krank wird, wird geschaut, wer an dem Tag entbehrlicher ist. Wir sind beide Lehrer/in. Ich unterrichte zwar weniger Stunden, bin aber karrieretechnisch weiter als mein Mann. Wir haben keinen Ehevertrag.

    1. Da würde mich schon mal interessieren, wie diese Regelungen so im Groben aussehen. Fairer Ausgleich, ja, andererseits finde ich den Gedanken, dass der/die die/das Kind/er betreuende Partner/in, soweit möglich und vereinbar (!), nicht auf Dauer bei <= 20 Wochenstunden hängen bleibt, sondern seiner/ihrerseits bestrebt sein sollte, im Beruf wieder (mehr) Fuß zu fassen, so verkehrt nicht.

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