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Als handfeste Autofahrphobikerin, die ich tatsächlich bin, lieh ich mir das Auto meines Vaters. Ein knallroter Alfa 164. Leider vergaß ich ihn darüber zu informieren. Das fiel mir aber erst auf, als ich die ersten 234 von schätzungsweise 20.783 Stufen zu einem Wolkenkratzer, der meinen Arbeitsplatz beherbergte, erklommen hatte. Ich zog also mein Handy um ihn anzurufen. Das Handy war leider mehrere Kilo schwer und entgegen des Wortlauts höchst unhandlich. V.a. weil ich in mein Daunenbettzeug gewickelt war, was das Treppensteigen zusätzlich erschwerte. Im rechten Arm trug ich zudem einen Säugling mit Bartstoppeln. Der rief mir mit dröhnender Stimme in mein Ohr: Handystrahlen töten und Autofahren auch!
Ja, ja, denke ich. Wir fahren lieber S-Bahn. Doch der Bahnsteig nach Karlshorst war nur über eine Hängebrücke von einigen hundert Metern Länge zu erreichen.
Hätte ich nicht auch noch Stöckelschuhe getragen, wäre das evtl. bewältigbar gewesen. So aber steckte ich jeden Schritt in dem Gehseil fest.

Zum Glück hat mich Traumdeutung nie interessiert und an das Unterbewusste glaube ich auch nicht. Allerdings mache ich mir ernsthafte Sorgen um den Vertusstheitsgrad meiner Träume.

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In einem Blog bin ich über eine das-brauche-ich und das-brauche-ich-nicht-Liste gestolpert. Bei das-brauche-ich-nicht stand: Arbeit.
Ich nehme an, nicht im Sinne der Möglichkeit des Gelderwerbs. Dennoch finde ich die Vorstellung seltsam dass man Arbeit nicht brauchen könnte. Ich brauche Arbeit. Keine bestimmte, aber ich brauche Regelmäßigkeit und einen Grund morgens aufzustehen und die Wohnung zu verlassen. Gäbe es den nicht, würde ich mein Leben vermutlich verträumen. Es gefällt mir nämlich ganz gut im Bett zu liegen und aus dem Fenster in den Himmel zu starren. Ich kann das stundenlang, ja tagelang und je länger ich es mache, desto mehr sinkt meine Motivation irgendetwas anderes zu machen. Ohne Probleme verwandle ich mich in einen misanthropischen Stadtwohnungsschrat.
Deswegen mag ich es zu arbeiten. Es ist mir dabei relativ egal was ich tue. Hauptsache es gibt eine kleine Herausforderung und andere Menschen. Aus dem Job ziehe ich mein Zeitempfinden, mein Selbstbewusstsein und meine soziale Kompetenz. Natürlich nicht ausschließlich, aber doch zum größteren Teil.
Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass ich jahrelang das selbe tue. Andererseits lehren die bisherigen Lebenserfahrungen dass das höchst unwahrscheinlich ist. Ich habe noch nie länger als 1,5 Jahre den selben Job gemacht.
Ob ich nun für Marketingumfragen kleine gelochte Kärtchen in einen Auszählautomaten schiebe oder Workshops gebe, Sägeblätter bei einer Inventur zähle oder Geschäftsbriefe aufsetze, ist mir schnuppe.
Natürlich ängstigt mich der Gedanke dass ich noch 35 Jahre vor mir habe.
Noch mehr ängstigt mich meine langsame Verblödung. Ich habe gerne studiert und sicherlich doch nicht so grundlos, wie ich bislang annahm, Psychologie und Philosophie. Denn diese Fächerkombination bietet eine gute Möglichkeit den ganzen Tag zu lesen, sich Wissen anzueignen, es in der Bibliothek zu vertiefen und es im Gespräch mit anderen zu konsolidieren. Es hilft Denken lernen und andere Wahrheiten zu tolerieren.
Jetzt lebe ich in einer kleinen Dilbertwelt und fürchte, dass dieses ganze Arbeitssystem zusammenbrechen würde, wenn man auch nur einmal genauer hinterfragt, was man da eigentlich macht.
Also lasse ich es und freue mich, dass es einen Grund gibt morgens aufzustehen.

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Man soll nicht immer nur lästern. Deswegen lobe ich heute Wes Andersons „The Life Aquatic“. Ein wunderbarer Film ganz nach meinem Geschmack. Der Film ist ein Fest für die Augen und allein die Idee ein Schiff im Querschnitt als Theaterbühne zu filmen, die Phantasie, die sich in der Gestaltung der Meerestiere zeigt und die wunderbare Idee David Bowie Lieder auf portugiesisch sozusagen realtime per Gitarre in die Handlung einsingen zu lassen, macht den Film sehr sehenswert.
Er ist insgesamt nicht so angelegt als dass man sich in die Charaktere einleben könnte, man bleibt Beobachter der hochstilisierten Klischees (Klaus der Deutsche mit harter Schale aber schäferhundtreuem Herz, unbezahlte Praktikanten der Meeresbiologie, Versicherungsvertreter die sich auch nur Anerkennung und Liebe wünschen) und Lauscher der leise schrägen Dialoge. Jede Einstellung ist ein Poster wert und wenn geschossen wird, klingt es nach Silvesterkrachern.
Sehr schön!

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Offensichtlich gibt es Filme, die muss man gesehen haben, sonst läuft man Gefahr ein Leben lang mit all denen zu diskutieren, die ihn gesehen haben, warum man ihn nicht gesehen hat. Dazu gehören Akira und The Cube.
Mein ehemaliger Mitbewohner hat mich acht Jahre lang, jedes Mal wenn wir gemeinsam in der Videothek waren, gefragt, ob ich Akira schon gesehen hätte. Eines Tages habe ich es nicht mehr ausgehalten, mir die Inhaltsangabe durchgelesen und das nächste Mal einfach mit „Ja“ geantwortet. Ca. zwanzig Sekunden später flog meine Lüge auf. Diese Frager wollen nämlich gar nicht dass man den Film sieht, nein, sie führen anderes im Schilde. Sie wollen über den Film diskutieren.
The Cube wurde mir auch ca. fünf Millionen Mal ans Herz gelegt. Was soll ich sagen, ich habe anscheinend ein Kultfilmimmunitätsgen. So wie mich Kill Bill I + II, Pulp Fiction, Donny Darko und Ghost in the Shell beinahe tot gelangweilt haben, hat mich The Cube ebenfalls mit einem Gefühl der Lebenszeitverschwendung zurück gelassen. Gerne behauptet mein Gegenüber dann, dass ich den Film nicht verstanden hätte.
Was ist bitte an The Cube zu verstehen? Was ist die Botschaft? Mathematiker und Inselbegabte sind die besseren Menschen? Denken hilft?
Da wacht ein hohlbackiger Kerl in einem Kubus auf und klettert in den nächsten, um dort mit einem monströsen Eierschneider in Scheibchen geschnippelt zu werden. Dann finden sich ein Cop, eine Mathematikstudentin, ein Ausbruchkünstler, ein lebenssinnleerer Bürohengst, eine frustrierte Ü40 und ein Autist und versuchen den Weg aus einem Raumlabyrinth zu finden, in welchem in fast jedem Raum tödliche Fallen lauern. Erst schmeißen sie ihre Stiefel in die Räume, um sie auf Fallen zu überprüfen und dann entschließen sie sich doch mal die Zahlen, die sich an den Übergängen befinden, zu beachten. Die Mathematikerin findet bei den neunstelligen Zahlen heraus, ob es Primzahlen sind oder nicht. Aufgrund einer einmaligen Probe entschließt man sich dass Primzahlräume böse sind. Das gilt so lange bis die illustre Gruppe in einem Nichtprimzahlraum mal eine Falle findet. Dann strengt die Mathetante erneut ihre grauen Zellen an und es stellt sich raus, dass nicht die neunstelligen Primzahlen den entscheidenden Hinweis geben sondern deren aufsummierte Faktoren aus den jeweiligen Dreierkombinationen. Is klar. Glücklicherweise kann der Inselbegabte das im Kopf ausrechnen, während sich zusätzlich herausstellt, dass sich die einzelnen Räume bewegen. Jeweils drei Zahlen beschreiben eine Position in den 17.576 Räumen und deren Bewegung durch den 3D-Kubus. Nachdem dann leider am Ende doch fast alle tot sind, kommt heraus, dass der Raum von dem aus sie gestartet sind, auch der Raum ist, der zum Ausgang geht. Bedauerlicherweise töten sich vorher alle gegenseitig und nur der Autist wankt ins freiheitverheißende Licht. Ob er seine Gummibärchentüten jemals bekommt, bleibt ungewiss.
Nak Nak Nak!

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Das vergesse ich immer wieder. Gejammer über meinen Header, die Farben und das Layout nehme ich ab heute nur mit konstruktiven Gegenvorschlägen in Form kopierbarer Templates entgegen.
Ich bin kein Grafikdesigner sondern a)Frau und b)Geisteswissenschaftler.

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Besäße ich ein Blitzdings (das aus Man in Black), wendete ich es kurz an, damit sich niemand an meinen letzten Eintrag erinnert.
Denn ich war gestern motiviert durch die absehbar herausfordernd komplexe Handlung in „Transporter – The Mission“. Natürlich war der erste Teil toller, aber es gibt zwei Szenen für die es sich wirklich lohnt. Erstens als Jason sich nachdem er siebzehn Kerle verhauen hat, den rechten Hemdärmel abreißt und dann im Anschluss das Hemd wechselt. Zum Glück hatte ich Taschentücher einstecken und musste mir nicht meine ganze Bluse vollgeifern.
(Zitat meines männlichen Begleiters: Männer, die Oberarme haben, die dicker als meine Oberschenkel sind, machen mir Angst)
Und zweitens als Jason nach dem Anzugwechsel gleich wieder zwanzig wilde Kerle mit einem Feuerwehrschlauch verhaut. Das ist gleich nach der Öleinschmierszene des ersten Teils die innovativste Haudraufszenerie, die ich je gesehen hab. Da kann Quentin, der alte Langweiler, sich mal ne Scheibe bei den Franzosen abschneiden.
Als ehemaliger Hochleistungssportler macht Jason die Stunts zum größten Teil selbst. Dieser Athlet! Wäre Jason doch bloß nicht so klein. Naja und er verdient auch kaum was mit seinen Filmen. Für den ersten Teil hat er nur 750.000 $ bekommen. Ach egal. Ehrenhalber soll er eine Woche meine Top Five der Sexsymbole anführen.
1. Jason Statham
2. Hugh Jackmann
3. Gul Dukat
4. Robbie Williams
5. Heath Ledger

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Ich habe über Deutschland nachgedacht. Die angedrohte große Koalition ohne akzeptierte Führung kommt nicht von ungefähr. Ich habe gelesen, dass die Telenovela „Verliebt in Berlin“ unfassbare Einschaltquoten hat. Was Trash-TV angeht, bin ich sehr hart gesotten. Ich setze mich ohne mit der Wimper zu zucken vor die Glotze und beobachte interessiert, wie sich irgendwelche übergewichtigen dermatologischen Notfälle in einem sechs Stunden Special Vera am Mittag ankeifen bis man nichts mehr außer das beep beep der zensierten Worte hört und die Moderatorin sich die Spuckefäden, die umher fliegen, aus dem Gesicht wischen muss.
Aber ich schwöre, ich schaffe es nicht eine ganze Folge „Verliebt in Berlin“ zu schauen. Das ist so unsäglich schlecht gemachter Weichspüler fürs Gehirn, dass es nicht auszuhalten ist. Ich stelle mir die Frauen vor, die darauf abfahren, wie sie in ihren rosafarbenen Fleecekuscheldecken auf ihren Sofas sitzen und sich eine Serie reinziehen, deren Ausgang von Tag eins selbst für den leicht unterbelichteten Zuschauer vorhersehbar ist. Sie sitzen da und trinken aus einer niedlichen Diddltasse Himbeertee namens heiße Liebe. Danach machen sie sich eine Kerze an und hören Lieder von Virginia Jetzt! und denken Hach die sprechen mir ja so aus dem Herzen.
Psychologisch gesehen sind Serien wie „Verliebt in Berlin“ so was wie Teletubbis für Erwachsene. Teletubbis werden von Kindern gerne gesehen, weil die Handlung (Loop/Oh oh! Oh oh! Oh oh!) vorhersehbar ist. Die Kleinen können einen stabilen Erwartungshorizont bilden und das stärkt ihr Kompetenzempfinden.
Für die Zuschauer von „Verliebt in Berlin“ gilt dasselbe. Die langweilige, unüberbietbar in die Länge gezogene Handlung Landpomeranze-trifft-in-Großstadt-auf-Schnöselarsch-der-sich-am-Ende-als-Schatzi-herausstellt-und-sie-heiratetet, erfüllt für das alltagsangekratzte Selbstbewusstsein genau diesen Zweck.
Und für die, deren Gehirn einen höheren ästhetischen Anspruch hat, gibt es handlungsplatte Filme mit schöner Musikuntermalung wie Kill Bill I und II, die genauso zum Kult erklärt werden, wie diese unmögliche Serie. Da ist der Ausgang auch schon vor dem ersten Gemetzel klar.