Die Neu-Mama-Falle

Als Neu-Mama sollte man sich von Internetforen und Blogs fernhalten, die so tun als sei mit Kindern immer alles perfekt.

Neu-Mama
Wenns Montag Früh mal schnell gehen muss, frühstücken wir eben etwas einfacher als sonst. Mit 3 Kindern muss man auch mal pragmatisch sein


Manchmal bringen mich zwei Dinge, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben, auf einen Gedanken.

So geschehen neulich mit der Anfrage von netmoms, ob ich nicht meine Artikel unbezahlt bei ihnen veröffentlichen wolle und das Lesen des Artikels zum Thema Perfektionismus in Blogs von Frau Kirsche.

Netmoms habe ich nach der Geburt meines ersten Kindes rund ein halbes Jahr intensiv genutzt.

Das Baby war geboren, ich war alleine und ALLES war neu. Ich wußte nichts und habe mich unsicher gefühlt. Das Kind hat erhöhte Temperatur – soll ich mich locker machen oder zum Arzt? Wenn ich nicht zum Arzt gehe, gefährde ich mein Kind? Wenn ich zum Arzt gehe, verstopfe ich unnötig das Wartezimmer und ernte einen doofen Kommentar?

Der Tag war gespickt mit solchen Fragen. Muss das Kind Mittagsschlaf machen? Wie bekomme ich es dazu? Muss das im Bett sein oder kann es in der Tragehilfe schlafen? Wie oft soll ich stillen? Darf ich das Kind mit in mein Bett nehmen? Wechselt man in einem bestimmten Takt die Windeln?

Meine Freundinnen hatten zu dem Zeitpunkt noch keine eigenen Kinder und aus meinem Verwandtenkreis war keine Hilfe zu erwarten. Auf jede Frage, wie das damals wohl war, kam mehr oder weniger ein: Ich erinnere mich kaum.

Also befragte ich das Internet und landete bei netmoms. Dort kann man Fragen stellen und bekommt auch Antworten. Allerdings sind die Kommentarstränge oft schlimmer als im heise-Forum. (Es wird auch nicht moderiert – zumindest war das mein Eindruck früher).

Etwas überzeichnet ist das Schema immer so gewesen:

Frage: Hat jemand die neuen Öko-Windeln von Drogerie A ausprobiert? Halten die über Nacht?

Antwort 1: Ja, bei mir halten die.

Antwort 2: Wirklich? Wie lange schläft dein Kind denn?

Antwort 3: 8 Stunden – wie lang denn sonst?

Antwort 4: 8 Stunden? Das ist ja Wahnsinn. Bei uns sind es nie mehr als 2 Stunden am Stück.

Antwort 5: Sorry, dann musst du dein Kind halt mal erziehen!

Antwort 6: Ich benutze nur die Öko-Windeln. Alles andere ist unverantwortlich!

Antwort 7: Außerdem: Drogerie A? Die beuten ihre Mitarbeiter voll aus. Wie kann man denn bitte da einkaufen gehen? Ich gehe deswegen ja nur zu Drogerie B.

Antwort 8: Ja, sorry. Wie kannst du bitte andere Windeln benutzen. Das ist direkt an der Haut deines Babys dran. Da lösen sich über Nacht die ganzen Schadstoffe und das verursacht Krebs.

Antwort 9: Überhaupt Einmalwindeln? Da kann man dem Kind auch gleich Zuckersirup als Hauptnahrung geben. Die Lebenserwartung verkürzt sich so dramatisch. Ist dann aber wohl auch egal, weil mit dem Müll, den du produzierst, ist die Umwelt in wenigen Jahren sowieso so verpestet, dass es keine Zukunft mehr gibt.

Am Ende hat man also keine echte Einschätzung, ist eine verantwortungslose Mutter und schadet Kind, Umwelt und Zukunft.

Ich habe also angefangen wie irre Bücher über Babys, Kleinkinder und Erziehung zu lesen. Da fiel es mir leichter, gräßliches einfach wegzulegen und zu sagen, das ist nichts für mich.

Noch später fing ich an Blogs zu lesen und bin dann langsam in die damals noch sehr dünne Elternblogszene gerutscht.

Das tat so gut! Jenseits der pausbackigen, strahlenden Werbebabys der Familienmagazine (auch da war alles sehr, sehr einheitlich – ist es ja jetzt noch) und der Fernsehwerbung und jenseits des Hyänen-Lochs der Mütter-Foren[1] endlich die anderen Mütter, die scheitern, unsicher waren, die mehr Fragen als Antworten hatten.

Sie haben ihren Alltag beschrieben und plötzlich gab es nicht nur Solidarität sondern lebenstaugliche Handlungsalternativen.

Seitdem ist fast ein Jahrzehnt vergangen.

Ich habe nicht mehr so viele Fragen – aber ich merke auch, wie die ehrliche Elternbubble schrumpft. Die Werbeindustrie hat erkannt, dass hier eine vertrauensvolle Zielgruppe wartet [2]. Doch statt die Blogs so zu nehmen wie sie sind, wollen Agenturen und Werbepartner sich in einem präsentablen Umfeld darstellen [3].

Den meisten geht es nämlich nur um Reichweite. Was der eigentliche Inhalt des Blogs, die Philosophie dahinter ist, wie die Autorin tickt – das interessiert gar nicht. Ein Blog ist lediglich eine Werbeplattform.

Also greifen die perfektesten, best-gestylten, SEO optimiertesten Blogs die Werbedeals ab. Und viele andere Blogs, die ebenfalls Geld verdienen wollen, passen sich an [4].

Für mich persönlich bedeutet das lediglich – ich lese diese Blogs nicht mehr. Denn genau diese polierte Kunstwelt gibt mir einfach nichts.

Für mich ist das egal. Ich hab in der Zwischenzeit meine Freundinnen mit Kind und meine geliebte (sehr selektierte) Online-Filterbubble, die mir hilft wenn ich Fragen habe.

Für Neu-Mütter sieht das vermutlich anders aus. Der Kommentar von RonjaMama unter dem Blogpost von Frau Kirsche trifft den Nagel auf den Kopf:

Besonders junge“Neumamas“ werden meiner Ansicht nach von den perfekten Bildern in die Illusion gerissen, es müsste bei ihnen auch so aussehen, so sein.

Denn plötzlich ist das Internet voll von wunderschön gedeckten Tischen, es ist immer Zeit für ein bisschen Deko. Die Wohnungen sind stets aufgeräumt. Die Kinder sauber und gekämmt. Die Mütter geschminkt und schlank. Sie haben abends sogar Zeit auszugehen und sich mit den Freundinnen zu fotografieren, wie sie mit einem Glas Aperol Spritz anstoßen, während ihre Zwillinge artig durchschlafen.

V.a. auf Plattformen wie instagram wird das meinem Empfinden nach immer extremer. Deswegen mag ich Hashtags wie #alltagsessen, #12von12, Kategorien wie „Dinge, die mein Kind kaputt gemacht hat“ und fotografiere gerne meinen unansehlichen Bürofraß.

Tatsächlich sind Eltern-Blogs, die sich professionalisieren wollen auch einem besonderen Druck ausgesetzt. Leitmedium hat dazu einen sehr treffenden Artikel geschrieben:

Aber man muss sich bewusst sein, dass das Betreiben eines professionellen Blogs kein Spaß ist. Es ist kein „ich schreibe schöne Texte und verdiene damit Geld“.

[…]

Wer vom Bloggen leben möchte, hat Stress wie in einer Agentur: Kunden müssen akquiriert und verarztet, Termine eingehalten und permanent kreativ gearbeitet werden.

[…]

Wer sich dafür entscheidet, mit Elterncontent unterwegs zu sein, zahlt dabei einen ungleich höheren Preis: Während ein Tech- oder Gamingblogger wahrscheinlich deutlich besser zwischen privater Entspannung und öffentlichem Auftreten unterscheiden kann, greift das Eltern- und Familienbloggen in den Alltag tief hinein.

Aber nochmal zurück zu den Neu-Eltern – ich gebe ja nicht oft „kluge“ Ratschläge, v.a. nicht im Bereich Kinder und Erziehung – aber hier mache ich mal eine Ausnahme:

Zum eigenen Seelenfrieden – haltet euch fern von den inszenierten Realitäten. Das Leben mit Kindern ist nicht so. Haltet euch fern von Orten, die euch das glauben machen wollen (besser: seid euch dessen bewusst) und sucht euch ein Umfeld, das euch gut tut. Lest nicht in Internetforen! Googelt keine Kinderkrankheiten.

Vertraut euch selbst.


 

[1] Und ja, ich meine Mütter, denn die Väter waren in meiner Filterbubble damals völlig unsichtbar und nicht präsent. Ich habe viele Babykurse gemacht, viele regelmäßige Babytreffen und Krabbelgruppen besucht – mit beiden Kindern – und es gab genau einen Vater! Einen. Und nein, ich hab meine Kinder nicht in den 70ern bekommen.

[2] Gegen Werbung habe ich bekanntermaßen rein gar nichts, sofern sie klar gekennzeichnet ist, was oft immer noch nicht der Fall ist. Ein mikroskopisch großes „entstanden in Zusammenarbeit mit“ am Ende eines Textes stellt für mich keine Kennzeichnung dar.

[3] Sehr eindrücklich beschreibt Heather Armstrong diese Entwicklung, die in den USA schon viel weiter ist als hier in Deutschland.

[4] Finde ich verständlich. Würde ich vielleicht auch machen, wenn ich darauf angewiesen wäre von den Blogeinnahmen zu leben.

304 Gedanken zu „Die Neu-Mama-Falle“

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  5. Sehr schöner Beitrag!

    Und warum gibt’s die irren Einbahnstraßen-Dialoge aus Elternforen eigentlich nicht als Comedy-Buch zum Nachlesen?! Immer wieder extrem witzig!

    Liebe Grüße,
    Julia

  6. Vor weg: Danke, es trifft den Nagel auf den Kopf und ich habe noch nie verstanden, warum sich Mütter (und auch da muss ich dir Recht geben, Väter sind einfach in der Babyzeit nicht existent) gegenseitig das Leben schwer machen. „Also MEIN KIND kann das ja schon…“ Das es was Anderse nicht kann wird verschwiegen…
    Tatsächlich kann ich aber nur von mir selbst sagen, dass das Bild, was ich von meiner Familie im www zeichne (natürlich) nicht dem alltäglichen Wahnsinn entspricht. Denn, ja Kinder sind toll, ich liebe sie und möchte mein Leben gegen nichts eintauschen, aber es ist auch unglaublich anstrengend, chaotisch und offt auch laut, frustrierend und überhaupt nicht so, wie man sich das in seinen Träumen erhofft hatte. Trotzdem zeige ich im www nur die eine Seite. Die Schöne. Ich finde mich damit aber nicht unehrlich, denn es gibt Dinge, die Zeige ich ja auch im „realem“ Leben nicht jedem.
    Aber ich glaube auch nicht, dass du solche Seiten/Profile meinst ;-) Hatte aber das Bedürfnis das mit anzuführen, denn wenn ich von meiner Familie schreibe, habe ich ja auch eine Verantwortung dieser gegenüber. Und ich lese auch immer mal wieder Dinge, die Leute über ihre Familien in der Öffentlichkeit des www schreiben, die für mein Gefühl niemanden etwas angehen. Da werden Partner und Kinder verbal nackig gemacht, das ist zwar ehrlich, aber fehl am Platz. Das kann man der besten Freundin/dem besten Freund erzählen, aber nicht wild fremden….

  7. Das ist kein Kinder-Phänomen, sondern ein Foren- und Blogphänomen. Man kann das Wort „Kinder“ durch „Linux“ oder „Kleinbildfilmentwicklung“ ersetzen und erkennt exat das selbe Schema.

  8. Dass das Foto ironisch gemeint war, ist genau so bei mir angekommen,
    vielen Dank Patricia, für diesen erhellenden Beitrag, dem ich zustimme, auch wenn mein Mann und ich keine Kinder haben, sondern ein Patenkind…

    Weil sich m.E. diese Art des Bloggens auch genauso gut auf andere Bereiche der Blogosphäre anwenden lässt, wie z.B. do-it-yourself-Blogs, Foodblogs u.a.

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    Gerne gelesen
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    und ein paar kurze Gedanken; bei soviel Zuckerguss in Pastell und Weichzeichnung mit Cupcakes bekomme ich ganz schnell Bauchweh und schalte ab, und das Glas Aperol Spritz, der Prosecco, der Hugo und andere Trendgetränke sind auch wieder nur ein Klischee, das auf solchen Hochglanzblogs gepflegt wird, mit dem sich die betreffenden Blogger freiwillig in eine Schublade legen.

    Mir geben solche Blogs nichts, und deshalb interessieren mich weder Beauty-, reine Mode- oder Lifestyleblogs (gerade in die letztgenannte Richtung sehe ich solche Elternblog abdriften.

  9. Und ich lese scheinbar nur die ehrlichen Tweets und erwarte (in der 27 SSW) annähernd die Hölle auf Erden mit Schlafmangel und ständiger Überforderung. Vielleicht auch nicht der richtige Weg, aber zumindest habe ich so das Gefühl, nur positiv überrascht werden zu können

    1. Oh, die Hölle habe ich auch erwartet. Und dann wurde alles so viel schöner. Weder Wochenbettdepression, noch Still-GAU (ok, ganz kurz), noch Scheidung standen ins Haus.

      Ihr lacht, aber mit all diesen Dingen habe ich fest gerechnet :D

      1. Ich kann z.B. sagen, dass die Babyzeit bislang die schönste und freiste Zeit meines Lebens war. Ich konnte Elternzeit nehmen und die Jahreskarte für die Berliner Museen nutzen z.B.

        Eigentlich auch doof, wenn man durch das Lesen von Blogs Katastrophen erwartet :(

    2. Ich habe mir auch die Hölle auf Erden erwartet und letztlich war alles super -Kind superentspannt, wir superentspannt…also nur Mut, vielleicht wird’s einfach auch unkompliziert und schön!
      Alles Gute jedenfalls!

  10. Vielen Dank für Deinen schönen Artikel!

    Ich würde mir manchmal wünschen, dass wir als Mütter mehr bei uns bleiben, dass wir uns überlegen, was gut für uns ist und was nicht, was gut für unsere Kinder ist und was nicht und dass wir uns nicht so sehr von außen beeinflussen lassen. Für mich als Mutter von drei Kindern (9 und Zwillinge von 7) ist es auch immer ein Rätsel, wie andere Mütter alles schaffen… und bin am Ende des Tages immer wieder erstaunt, bei wie wenigen wirklich „alles perfekt“ ist, wenn man mal näher hinhört. Dennoch lasse ich mich aber leider zu oft von schönen Bildern und tollen Berichten „blenden“. Und versuche dann wieder, zu mir (und zu uns) zu kommen.

    Also danke für die Erinnerung :-)!

  11. Als nur Nachbarin (links, rechts, unten) von Kindern kann ich rein vom Zuhören her sagen: Viel Geschrei, viel (verständlicherweise) schwer entnervte Mütter, wenig Dekoratives. Wenig Väter. Ich guck auch Instragram-Shows. Aber denen glaub ich so wenig wie Fernsehwerbung.

    Dass Väter nicht in Foren, Blogs oder RL-Gruppen nach Rat forschen, könnte daran liegen, weil sie bereits dadurch alles richtig machen, dass sie überhaupt teilnehmen an der Aufzucht ihrer Sprösslinge? Die machen einfach. Müttern wird das Teilnehmen als Selbstverständlichkeit ausgelegt, jedoch die Art und Weise unterliegt der tagesaktuellen Mode und muss, wenn ein Gefühl von Richtigkeit aufkommen soll, ständig mit den Richterinnen abgeglichen werden. So komm es mir vor. Und wer auf Vermarktung schielt braucht viele Likes. Die bekommt man aber eher für dekorative Traumwelten als für Echtlebendarstellung.

    Aber bei dieser Gelegenheit mal, liebe Nuf: ich lese deinen Blog ziemlich regelmäßig und oft gerne. Und zwar – sorry dafür, aber wie gesagt, bin ja nur Nachbarin – wegen deiner NichtKinderThemen. Und da danke ich dir jetzt für manchen guten Tipp. Verfolge auch interessiert deine Vermarktungsstrategien. Hoffe, du bleibst weiterhin fühlbar quergebürstet! :-)

  12. Meine Damen: Sie haben ein P*rno-Problem. Man kann eben nicht nur Cellulite und Geschlechtsteile weichzeichnen und vorteilhaft ausleuchten, sondern auch Cupcakes, Schlabberlätzchen und von Bastelmonstern verwüstete Küchentische.

  13. Schöner Text, dem man auf der einen Seite nur zustimmen kann. Auf der anderen Seite habe ich diesen bloggetriebenen Perfektionsdruck nie so empfunden. Vielleicht ist mir Haushalt, Deko und ein gut gebügeltes Kind nicht wichtig genug, weil ich meine Erfolge woanders feiere und die häusliche Sphäre möglicherweise deswegen nicht so richtig ernst nehme. Und weiß nicht jeder klar denkende Mensch, dass man sich die schönen Menschen, Parties und Essen auf Instagram und Facebook und eben auch Blogs nicht zu Herzen nehmen soll?

  14. ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Genau!
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************
    Nicht googlen! Keine Foren lesen! & anekdotische Evidenzen von anderen Eltern als das wahrnehmen was sie sind: individuelle Einzelerfahrungen.

    Beim zweiten Kind wird alles einfacher (außer das erste Kind ; )

  15. Kann ich zu 100% unterschreiben. Ich folge auf Instagram beispielsweise einer Neu-Mama und die einzigen Inhalte der ersten Monate sind idyllische „wir relaxen auf dem Sofa“, „wir entspannen im Garten“, „wir haben die Füsse im Pool“ Stillleben. Klar, das gibt es alles, aber doch nicht nur!

    1. Naja, nach dem 5. „Wir wischen Kacke weg“-Foto des TAges und dem 27. „Wir pflegen unsere wunden Brustwarzen mit Lanolin“-Weichzeichnerbild wird’s halt einfach fad. Da wechselt man doch gern zu idyllischeren Motiven…

  16. Hallo Nuf,
    Als nicht mehr ganz Neumama musste ich schon bei „Kirsches“Artikel sehr oft nicken und bei deinem jetzt sowieso.
    Ich liebe mein Kind und versuche den Haushalt halbwegs fit zu halten,aber selbst mich verunsichert das neue,sich so verändernde doch noch stark.
    Auch ein Grund warum ich übrigens meinen Blogg seinerseits geschlossen habe ? und nur noch als Leserin und Gastautorin unterwegs bin.
    Alles Gute dir weiterhin und Daumen hoch für den letzten Satz!
    Liebe Grüße
    RonjaMama Kerstin

  17. Ein sehr wichtiger Artikel, wie ich als Fast-noch-Neu-Mutter denke!
    Und auf Instagram empfinde ich das derzeit auch als am stärksten.
    Allerdings steht für mich das Eingangsbild dieses Artikels für micu vollkommen im Widerspruch zum Inhalt (und ich hoffe es ist ironisch gemeint?):
    Für mich sieht das eher nach einem liebevollen Sonntagsfrühstück aus, wenn ich darüber nachdenke, wie lange man wohl gebraucht hat bis das alles geschnippelt und angerührt und in Schüsseln verteilt worden ist.
    Nichts gegen solch ein Frühstück, im Gegenteil. Aber ich habe bei authentischen Bildern glaube ich noch drastischeres vor Augen ;)

  18. Ich stimme Dir sehr zu, aber einen Aspekt möchte ich noch hinzu fügen: Ich denke, dass diese Professionalisierung und das „Rechtmachen“ besonders Blogs im Übergangsbereich betrifft: Solche, die sich professionalisieren wollen, aber noch nicht ganz groß sind. Denn die großen Blogs (und meines würde ich einfach mal dazu zählen), können sich schließlich ganz genau aussuchen, welche der vielen Werbekooperationen sie zu welchen Bedingungen eingehen wollen oder eben auch nicht. Natürlich kommt es hier dann auch auf die Persönlichkeit an und dass man sich nicht vom Geld blenden lässt und sich einfach treu bleibt. Aber generell muss man – auch wenn man Werbung macht – als großes Blog nicht an Authentizität verlieren und im Einheitsbrei schwimmen. Denn – abgesehen von der Inszenierung – möchte ja auch niemand das lesen oder sehen, was auf zig anderen Blogs ganz genau so steht und damit werden solche Blogs auch einfach redundant.

    1. Das stimmt, aber ich muss auch ganz ehrlich sagen: Das hängt doch sehr vom Menschen hinter dem Blog ab. Du bist z.B. durch und durch authentisch, darauf kann ich mich verlassen und deswegen lese ich Werbeposts bei dir genauso gerne wie deine anderen Beiträge.
      Nur leider – ich würde behaupten – wenn ausreichend Geld winkt, scheiden sich die Geister und dann ist ist für manche die Inszenierung doch wichtiger als die Authentizität.

      Ich will da auch gar nicht dran rumkritisieren. Wie gesagt, ich als Leserin löse das, indem ich diese Blogs nicht mehr lese.

      Und auch für mich als Blogschreiberin ist es ein Spagat – ich hab ja z.B. jahrelang gar keine Bilder verwendet und mich jetzt diesem Druck auch gebeugt…

      Und die Etagere übrigens habe ich auf Inspiration von deinen Wochenendfrühstücksbildern gekauft und erfreue mich daran. Wir nehmen uns jetzt viel mehr Zeit für das gemeinsame Frühstück und das genieße ich sehr.
      Es wird ja nicht immer nur Druck ausgeübt – manchmal nimmt man auch schöne Anregungen mit – wobei ich eben schon über ein Jahrzehnt mit Kindern lebe und deswegen vieles entspannter sehe.

  19. Von der Befürchtung, durch Werbung und finanzielle Interessen könne die Authentizität der Elternblogs leiden, liest man u.a. auch in „Die Abschaffung der Mutter“ von Alina Bronsky und Denise Wilk.

  20. Danke! Als ich vor ca 5 Jahren Blogs entdeckte hat mir dies eine neue Welt an Meinungen und Ideen eröffnet, einfach nur toll. Mittlerweile finde ich viele Blog einfach nur noch langweilig was da als real life gestellt wird und gleichzeitig die Follower „verkauft“ werden. Und bei Elternblogs könnte ich oft kotzen was da scheinbar der Alltag und der perfekte Umgang mit Kindern sein soll. Ich will echtes Leben, sonst kann ich mir gleich ein Hochglanzmagazin oder ein Ratgeberbuch kaufen! Vielen Dank für dein Statement!

  21. Kann ich nur unterschreiben. Viele, wenn nicht die meisten, Elternblogs sind komplett kommerzialisiert. Artikel sind einzige Lobhudeleien auf Produkte, die kein Mensch braucht und die auch bei den Autoren nur kurz (wenn überhaupt) zum Einsatz kamen.

    Ich finds traurig für ein paar Kröten seinen Blog so zur Hochglanz-Werbeplatform auszubauen. Glaube auch, dass die PR Agenturen die Reichweite eines solchen Werbeartikels heillos überschätzen. Muss aber jeder selbst wissen. Es gibt ja offensichtlich eine Nachfrage nach dem „heile Welt“-Blog und derartigen Werbeartikeln.

    Verwerflich finde ich es dann, wenn noch behauptet wird, dass sei alles total real und ungeschönt. Alleine die billigen Standardfilter von Photoshop strafen da einige Blogs Lügen :(

  22. Danke für den tollen Text. Ich bin absolut Deiner Meinung. Foren machen einen irre und es ist unglaublich wichtig als Mama auf sein Bauchgefühl zu hören. Dazu hab ich auf dem Blog auch schon mal geschrieben. Und auch dass wir Blogger etwas mehr Realität zeigen können finde ich wichtig. Ich schreibe hauptsächlich Rezepte für Mamas mit BLW-Kindern und obwohl ich 4 Kinder habe, sehen manche Essen vermutlich so aus, als ob ich saubern könnte. Damit meine Leser auch hinter meine Kulissen schauen können habe ich dazu auch mal einen Blick in meinen Essalltag gewährt. Ich finde das muss nicht durchgängig so sein, das Auge liest ja schliesslich mit. aber es macht uns Blogger so viel glaubwürdiger, oder? http://www.meinmini.me/kochtopfrealitaet-ein-blogparade/

  23. Sich zu trauen auf sein eigenes Bauchgefühl zu hören — das war mit Abstand der wichtigste, aber auch der schwerste Schritt nach der Geburt unseres ersten Kindes.

    Aber es sind ja nicht nur die Blogs, die perfekte Babywelt ist ja überall, und in wirklich jedem Pekip-, Delfi- oder Entdeckungsraum-Kurs (oder wie sie alle heißen) gibt es die Mamis, deren Kinder schon seit dem 1. Tag durchschlafen und deren ökologisch-alternativmedizinische Fachkompetenz hochgefragt ist. Muss man auch erstmal drüber hinweg kommen.

  24. Vielen Dank, liebe Patricia. Ich bin „jetzt nicht mehr so ganz Neu-Mama“ und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Mütterforen sehr oft eher nicht hilfreich sind. Unser Knopf (14 Monate) ist ein aktives Kind, das von Essen (seine Milch+richtigem Essen) und Schlafen sehr wenig hält. Damit hatte ich es im Forum sehr sehr schwer und es ist auch nur 1 einziger Kontakt übriggeblieben. Einer! Als ich mich verabschiedet habe, fanden’s viele schade, aber nicht schade genug, um in Kontakt zu bleiben.
    Und es war so: wenn dein Kind bei Brei fast erbricht und du ihm stattdessen Brot, Brötchen, Wiener Würschtel, Nudeln und gekochtes Essen zum Matschen und Kennenlernen gibst=du bist wohl verrückt, der verschluckt sich doch.
    Bis wir raushatten, dass Knopf feste Ruhezeiten braucht, auch wenn er einen superaktiven Eindruck macht, hat es mehrere Wochen und Gespräche mit der Hebamme gebraucht (Stichwort „reizhungrig“). Da musste ich mir anhören: „also langsam müsstest du dein Kind doch kennen.“
    Da bin ich gegangen. In meinem Kopf gab es die Vorstellung: wenn Babies müde sind, schlafen sie.“ Hahaha..
    Fazit: In Foren nachlesen ja, selbst fragen: never ever!
    Es sind ja auch fast alle Fragen schon irgendwann mal gestellt worden und für die sorgenvolle Mamaseele gibt es das Buch „Geborgen wachsen“ von Susanne Mierau und das Buch „Schlaf gut, Baby“ von Nora Imlau und Harald Renz-Polster. Mehr brauche ich jetzt nicht mehr.
    Meine Hebamme war Gold wert vor 14 Monaten..

  25. Cooler Beitrag! Gratuliere.

    Heutzutage ist es in vielen Bereichen so, dass Quantität vor Qualität kommt. So auch bei vielen Blogs. Hauptsache viiiiele Follower, Inhalt dabei ist oft nebensächlich.

    Ich würde sagen, das Internet als reine Informationsquelle bei Kindererziehung usw. zu nutzen ist gefährlich, vor allem wenn der Hausverstand ausgeschalten wird und man gutgläubig und naiv ist.

    Ich habe auch von Zeit zu Zeit mal was gegoogelt, aber meist habe ich dann doch auf meine Intuition gehört und mein Kind so erzogen/gepflegt/gekuschelt/geliebt wie ich es für richtig hielt und wonach mir war. Und ich sage nur, mein Kind ist 3J. und lebt immer noch, obwohl ich es entgegen einigen Vorschlägen am Bauch schlafen liess, im Tragetuch spazieren führte und nicht mit 3 Monaten impfen gelassen habe. Und ich werde es nun bei Baby Nr 2 (3 Monate) genauso machen!
    Bitte liebe Blog-Mamas, berichtet uns weiter von eurem Alltag, aber neutral und ehrlich. Perfekt gibt es nicht, denn für jeden ist etwas anderes perfekt. Was für mich gut ist, ist für jemand anderen vielleicht unmöglich.
    Liebe Grüße!

  26. Ich muss sagen, dass mir „die Elternblogs“ (hab eigentlich erst dies Jahr richtig angefangen, danach mal zu suchen/drin rumzulesen) meist thematisch/inhaltlich nicht gefallen. Das ist irgendwie alles nicht relevant für meinen Alltag.
    Auf der anderen Seite bin ich sehr, sehr froh, bereits kurz vor der Geburt meiner Tochter vor zweieinhalb Jahren auf ein wunderbares Forum gestoßen zu sein, das quasi das Kontrastprogramm zu netmoms, rundumsbaby etc. bietet. Auch nicht immer und nicht in allen Bereichen, aber doch größtenteils. Ohne das wäre ich seeehr viel unsicherer gewesen, weil auch hier die Ratgeber im offline-Leben fehlen bzw. sich nicht erinnern. Der Grundtenor dort: hör auf dein Gefühl, mach es dir nicht schwerer als nötig, hol dir Hilfe in anstrengenden Zeiten und kein Kind geht kaputt, wenn man mal zwei Wochen was „falsch“ macht. Und wenn man noch zweifelt, ob es Durchfall ist, ist es keiner ;-)
    Was ich aber am liebsten lese, sind „normale Blogs“, also persönliche, von Eltern, so wie deins. Also nicht explizite Elternblogs, sondern Blogs von Leuten mit Interessen und/oder Berufen und außerdem Kindern, wo alles mal zu Sprache kommt. Ich versuche seit Jahren, selbst ein solches Blog zu führen, komme aber irgendwie nur zum Jahreswechsel dazu… Davon hätte ich jedenfalls gerne mehr im Netz. Auch für Neu-Eltern, um mal wieder einen Bezug zum Thema herzustellen.

    Ach weils mir grad noch einfällt: so ungeschönte Fotos seh ich selten im Netz. Liegt vielleicht daran, dass ich in keinen sozialen Netzwerken bin. Gibts da was öffentliches?

  27. als meine tochter vor 9 jahren geboren wurde hatte ich bereits ein kind und einen blog. ich war quasi eine der ersten mamabloggerinnen überhaupt, du nuf hast damals sogar bei mir kommentiert :)) ich hatte ziemlichen stress mit den beiden kleinen, die gerade mal ein jahr auseinander sind. hatte keine familie und wie du keine freunde auf deren erfahrungsschatz ich hätte zurückgreifen können. also bloggte ich – und es war ein einziges, oft sehr lustiges, panoptikums des scheiterns. und ohne die wunderbaren menschen da draussen, die zt immer noch diesselben blogs haben, wäre diese zeit fürchterlich gewesen. da gab es fast nur verständnis, es gab ideen, toleranz für die andersartigkeit von familie, erziehung etcpp. man schickte sich mut und zuversicht in worten. ich erinnere mich, dass mal die üblichen versächtigen bis weit in die nacht im kommentarstrang mit mir wach blieben, weil die tochter partout nicht schlafen wollte und ich am heulen war.

    ich sage sehr ungern war alles besser. aber was mütter/elternblogs angeht war es das. ich schlage beim blick in die runde dieser von dieser beschriebenen blogs und accounts die hände über sem kopf zusammen – wir müssen uns nicht über burnout bei müttern wundern, wenn dieser hochglanzfake als grundlage von familienbild und mutterbild verwendet wird. straight back to the 50s.

    insofern hoffe ich, dass viele neu mütter das lesen was du schreibst – ich bin raus aus der nummer mit dem bloggen über familie, es hat mich zu sehr frustriert.

    1. Ihren Blog habe ich daaaamals sehr gerne und sehr regelmäßig gelesen, als einen der ersten Blogs in meiner Wahrnehmung überhaupt, noch ohne eigenes Kind. Als er plötzlich weg war, fand ich das sehr schade. Das „war alles besser“ kann ich aus Ihrer Sicht verstehen, weil viele der „alten“ Blogs weg oder privat sind, aber so nicht unterschreiben. Denn neben den Hochglanz-Lifestyle-Werbungs-chichi-Blogs gibt es immer noch andere, authentische. Ein bisschen suchen musste ich schon. Zugegebernermaßen spielen meine aktuellen Lieblingsblogs alle in der Kategorie arbeitende Mutter mit (mitunter noch sehr kleinen) Kind/ern, wie es nun eben meiner eigenen Lebenssituation entspricht.
      Wie das nuf eben. Und dann natürlich die ebenfalls sehr geschätzte Frau Brüllen und mit kleineren Kindern meine aktuellen Favoriten: kiddo the kid, Rabensalat, Flavius und Brutus…
      Alle authentisch, ehrlich, humorvoll. Perfekt für das erste Durchschnaufen im Büro mit Kaffeetasse (nachdem ich z.B.wie heute entdeckt habe, dass das Kindchen morgens seine Milchflasche in meine Aktentasche geleert hat, während ich mir die Zähne putzte).

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