Ich bin auf dem Land [1] großgeworden. Bis ich ca. 13 Jahre alt war, durfte ich einfach so draußen rumstreunen. Ich bin nach der Schule los und habe die Gegend erkundet. Entlang an einem Bach, an dem ich Staudämme gebaut habe, durch Wälder, wo ich eine Fischart entdeckt habe, der nach einigen Tagen Beine wuchsen (!), die Taschen voller Schnecken, die Knie stets blutig. Oft hatte ich unseren Hund dabei, bin über Felder gelaufen, habe Kornblumen gepflückt, interessehalber an Stromzäune gefasst, habe auf Grashalmen gepfiffen und meine Mückenstiche mit Spucke eingerieben. An Straßenübergängen, die mit versetzten Stangen gesichert waren, habe ich mich hochgestützt und einen Umschwung gemacht. Ich bin auf Bäume geklettert – den besten Kletterbaum gab es nahe der Kläranlage, wo es furchtbar stank – und es gab eine sehr hohe Mauer, die bin ich nur runtergesprungen, wenn ich meinen Lieblingsrock anhatte, der sich beim Springen wie ein Fallschirm aufplusterte und mich abbremste.
Große, romantische Erinnerungen!
(Als Erwachsene bin ich die Wege abgelaufen. Der Bach ist nicht mal knietief, die Mauer geht mir bis zur Hüfte, die Stangen an der Straße haben ungefähr die selbe Höhe. Das ganze Areal ist maximal zwei mal zwei Kilometer groß. Bei der von mir entdeckten Fischart handelt es sich gar nicht um Fische.)
Ich glaube, sehr viele Menschen meiner Generation sind so aufgewachsen. Selbst in Berlin als es noch nicht so viele Autos gab. Meinen Kindern versuche ich ebenfalls so viel Freiheit zu geben, wie es geht. Ich bin eine ängstliche Mutter. Aber die Devise lautet „Erziehen durch Wegschauen.“ Das hat schon im Kleinkindalter am Spielplatz geholfen. Ich hab meinen Kindern nie auf ein Klettergerüst gehievt, wenn sie es nicht alleine hoch geschafft haben. Aber ich habe Tipps gegeben, wie es klappen könnte und wenn das Kind der Meinung war, das geht jetzt, dann habe ich die Luft angehalten, gelächelt und gehofft, alles geht gut und immer an die Chirurgenmutti (meine Heldin!) gedacht, die ihrem Kind zugerufen hat: „Das schaffst du! Go, go, go! Und wenn Du doch runter fällst, dann nähe ich das alles! Also keine Sorge!“
Jetzt erlaube ich den Kindern eigentlich auch alles, was sie sich zutrauen. Sie haben eine phantastische Selbsteinschätzung und sind auf der anderen Seite sehr zuverlässig, weil sie z.B. Umwege gehen, um an viel befahrenen Straßen über Ampeln zu gehen und auch bei komischen Aktionen, die manchmal aus Gruppendruck entstehen, sehr robust „Nö, da mache ich nicht mit“ sagen können.
Tausend Tode bin ich vor Angst schon gestorben. Bis jetzt toi, toi, toi, weil die Kinder es mit der Uhrzeit nicht so ernst nehmen. Sie in solchen Fällen anzurufen habe ich komplett aufgegeben, denn sie hören das Handy entweder nicht oder sie lassen es gleich zuhause, damit es nicht verloren geht.
Manchmal bin ich so gedankenlos, dass ich mich gerne selbst ohrfeigen würde. Zum Beispiel hat eines meiner Kinder mich mal im Büro angerufen, weil es eine Freundin besuchen wollte, die um die Ecke im blauen Haus wohnt. Ob es das dürfe? „Ja, klar. Viel Spaß und um 18 Uhr bitte wieder zurück sein.“ *klick*
Wenig später klickt es auch in meinem Kopf: „WTF? Welche Freundin? Wie heisst die? Welche blauen Häuser? Die in der Schusterstraße oder die vor der Schule oder ganz andere? FUCK FUCK FUCK!“
Kinder brauchen Freiräume. Kinder brauchen elternfreie Räume. Kinder müssen Abenteuer erleben. Und das geht. Das geht auch in Berlin. Denn die Kinderköpfe sind groß, die Phantasie lebhaft, schon der Gang zum Bäcker kann ein Abenteuer sein, der Schulweg, zwanzig Minuten allein auf dem Spielplatz.
Was für Kinder gilt, gilt für Jugendliche umso mehr. Sie brauchen Entfaltungsräume, sie brauchen v.a. ihre Peergroup und immer weniger Mami und Papi.
Auch hier erinnere ich mich, wie ich tagelang mit meiner Freundin abhing. Wir haben einfach geredet, aromatisierten Tee (örgs!) getrunken, uns die Haare mit Henna gefärbt, sind freihändig Fahrrad gefahren, haben in Drogerien Schminke ausprobiert und sind an Pommesbuden, um dort zu fragen, ob sie fettige Pommes haben, um dann „Ihhhhh!!!“ kreischend wegzulaufen, als die Verkäuferin die Frage bejahte.
Meine Kinder dürfen deswegen jederzeit Freund*innen mit nach Hause bringen, sie dürfen die Tür zu ihrem Zimmer zumachen, sie dürfen auch das Badezimmer belagern.
Warum der ganze Roman? Ich glaube, sehr viele Kinder wachsen in der Zwischenzeit ganz anders auf. Viel „behüteter“, alles ist gefährlich, immer müssen die Eltern mit dabei sein. Ohne Aufsicht durch Erwachsene geht nichts mehr. Was sich in Deutschland noch in Grenzen hält, scheint in den USA absonderliche Ausmaße angenommen zu haben. Eine Freundin, die einige Jahre dort lebte, hat mir erzählt, dass Nachbarn mal die Polizei benachrichtigt hatten, weil ihre Kinder unbeaufsichtigt im eigenen Garten spielten. Sicherlich ein Extrem, aber die Vorstufen habe ich schon oft gehört und gelesen, so z.B. auf Twitter: „It’s increasingly difficult to find places where kids are allowed to hang out, actually. The schools in my town strongly discourage it on playgrounds (if they have one), and people near parks tend to call the police if unattended pre-/teens linger „too long“ (whatever that is).„[2]
Dass es immer weniger Orte gibt, an denen Kinder und Jugendliche frei sein können, halte ich wirklich für ein Problem. „Den Kindern der westlichen Zivilisation wird heutzutage leider immer seltener zugestanden, draußen allein rumzustromern oder ein in den Augen von Erwachsenen ‚gefährliches‘ Spiel zu spielen, also auf Bäume zu klettern, etwas mit dem Messer zu schnitzen […] Das liegt zum einen daran, dass die Tage der Kinder […durchgetaktet] ist, zum anderen steigen die Sicherheitsbedenken der Erwachsenen stetig.“ schreiben Katja Seide und Danielle Graf [3].
Und neulich fiel es mir mal wieder in einem Gespräch mit einer Bekannten wie Schuppen von den Augen: Die Kinder sind nicht doof, die nehmen sich diese Freiheiten, nur eben an anderen Orten. An Orten, wo Erwachsene nicht sind und wo ihnen nichts passieren kann: In Computerspielen!
Wie es so oft ist, wenn man einen Geistesblitz hat – natürlich hatten den andere schon lange vor einem und ich bin auf einen phantastischen Artikel von Keith Stewart dazu gestoßen:
„For my sons and a lot of kids their age, Fortnite is not a game they play, it’s a place they go — and, importantly, it’s a place they go with friends and not with Mom and Dad. It’s fulfilling the same development role as those illicit teen spaces from the 1970s and ’80s — those dodgy youth clubs, arcades, and video stores that we discovered unchaperoned.“
Und diese Orte zu haben ist wichtig für ihre Entwicklung:
“Teens must learn to manage their own life and engage with autonomy. They seek guidance and advice from peers rather than parents,” says cyber-psychologist Berni Good. “Sandbox games like Fortnite offer a great amount of autonomy, which is very appealing as young people transition to adults.”
Wobei uns das zu einem meiner Lieblingsthemen, der Medienzeitbegrnezung, führt. Denn ist es nicht ein seltsames Paradox, dass wir unseren Kindern immer mehr Freiheiten im Kohlenstoffleben nehmen und uns dann beschweren, wenn sie sich diese Freiheiten (eigentlich genau nach unseren Sicherheitsvorgaben) zurückerobern und wir die dann auch wieder einschränken?
Teenagers are caught in a crappy sociocultural Catch-22: Adults are worried their kids are spending too much time on smartphones and consoles, but at the same time they’re constantly policing and restricting access to physical environments.
In den oben beschriebenen Zitaten geht es um Fortnite: Battle Royale. (Natürlich ist das nicht das einzige Computerspiel, wo Jugendliche miteinander abhängen können.) Es wäre so wünschenswert, wenn Erwachsene ihren Blick auf Fortnite und auch auf alle anderen Computerspiele, die Jugendliche gemeinsam spielen können, öffnen und die Aspekte neben „da geht es ums Töten!“ wahrnehmen könnten. Wie erhellend es ist Computerspiele als Ort zu verstehen. Als Ort an dem sich Menschen begegnen, sich ausprobieren können, Spaß haben, ein Ort der unabhängig von Zeit und Raum ist und deswegen ermöglicht, dass man sogar in den unendlich langen Sommerferien was mit den Freund*innen machen kann, selbst wenn alle in alle Himmelsrichtungen verstreut sind.
Das ist so interessant! Ich glaube, ich schreibe ein Buch darüber. Haha. Hab ich ja schon (erscheint leider erst 2020). Schreib‘ ich halt noch eins!
Hörempfehlung zum Thema Kinder und Freiheit: Folge 12 – Wann kann man Kinder alleine zur Schule und zu Freunden schicken?
[1] Große Kreisstadt, aber hey!
[2] @chennpug
[3] „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Gelassen durch die Jahre 5 bis 10„, S. 132 ff. „Ahmed: Von Gefahren und Naturerfahrungen“
Ja, es gab und gibt sie die Freiräume, schön zu lesen (Teile neiner Heimat wurden und werden konstant weggebuddelt, der tollste verbotene Ort so ein Steinbruch. Wir waren aber auch nie so doof da während ner Sprengung oder beim Übungsschiessen der Polizei dort rumzukraxeln. Das machte man hinterher, wegen der tollen heilen Tontaube die es zu finden galt).
Deine Verknüpfung online-offline Freiheit finde ich einen sehr klugen Gedanken, bin mal gespannt was bei ihm der Renner wird, wenn mein Kleiner (3) computerisiert wird (die Eltern sind beide keine Computerspielenden, mehr so Film und Fotojunkies).
Eine Frage hätte ich dennoch, meine geschätzteste „Digitales-und-Kinder-Frau-Dr.-Somm…ähh-Nuf“:
Den Punkt „da gehts ums Töten“ krieg ich in der Tat nicht gut klar, und das sag ich als alter Doom-Zocker aber auch als Mensch der haesslich sterben direkt schon erlebt hat. Bei Doom ging es um finstere Monster. Trägt FN anders zum Normalisieren von Tötung bei? Ich schreib das bewusst ohne eine Antwort zu haben und nicht als Pazifist. Die Welt ist nunmal kein Plüschzoo und Tod, auch der gewaltsame, auch der via Waffe vor der Haustuer, ist schnell und real erlebbar, dafuer braucht es noch nichtmal ne Reise. Jetzt sind die Kinder und Jugendlichen die ich so kenn alles keine Idioten, die wissen genau zwischen Spiel und Wirklichkeit zu unterscheiden. Jetzt weiss ich aber auch wie stark mich mein jahrzehnte langes Fantasyrollenspiel gepraegt hat. Hast du dazu jenseits des ersten gesundenmenschenverstands-Statements „ballerspiele-schaffen-keine-gewalt-aber-wer-nenn-sprung-in-der-schuessel-hat-sollte-sie-nicht-spielen“ und deinem (sehr wahren) Standard „eltern-macht-mal-mit-um-zu-verstehen-mitzuerleben-und-connected-zu-bleiben“ mal vertieft was geschrieben oder hättest Lust dazu was zu schreiben? Gar nicht nur auf FN bezogen, sondern mehr ne allgemeinere Review?
In meinem Buch schreibe ich ausführlich darüber. Das gibts aber erst 2020. Da thematisiere ich mehrere Themen: Gewalt & Computerspiele, sog. Killerspiele, Amokläufe und Killerspiele, Der Tod in Computerspielen etc.
?. Oohhh. Nein!! Und wenn es dann zu spät ist??11!!!11? Keine Sneak preview? Bitte? Bitte, bitte, bitte? Bitte?
Ich selbst muss meine Eltern in meiner Kindheit/Jugend manchmal wahnsinnig gemacht haben. Ich war immer schon ein notorischer Heimweg-Verbummler – egal ob von der Schule oder vom Hort am Nachmittag. Da kam ich schon mal 2-3h später nach Hause, weil ich mit einem Freund ganz gemütlich spazieren ging oder sogar irgendwelchen Unfug trieb. Ich hatte damals immer eine Telefonwertkarte dabei (die gute alte Zeit!) und hab natürlich viel zu oft vergessen, zuhause anzurufen, um Bescheid zu geben. Mit 10 Jahren war ich dann auch alleine mit dem Fahrrad unterwegs und konnte meinen Aktionsradius so auf das gesamte Innsbrucker Stadtgebiet ausdehnen. Für Berliner: das ist in etwa 10x die Fläche von Friedrichshain :)
Freunde besuchen war bei uns auch oft eine sehr spontane Sache: kurz anrufen ob es möglich ist und dann einfach hin spazieren oder mit Fahrrad bzw öffentlich hinfahren. Wenn sonst niemand daheim war, hab ich wahrscheinlich einfach einen Zettel mit einer Nachricht hinterlassen – so genau weiß ich das nicht mehr.
So sehr mir die Großstadt manchmal abgeht, was Infrastruktur betrifft, so froh bin ich gleichzeitig, dass unsere Fünfjährige inzwischen aus der Haustür kommend quasi nach 2x Umfallen am Feldweg steht – und da darf sie auch alleine hin, solange sie uns sagt, dass sie zum Spielen raus geht. Genauso lassen wir sie inzwischen in der kleinen Nebenstraße, in der wir wohnen, alleine mit dem Fahrrad auf und ab fahren. Außer den 6-7 Anwohnern und diversen Post/Paketdiensten (vor denen hätten wir noch die meiste Angst, aber die kommen selten zu Zeiten wenn die Kinder da sind) fährt hier niemand durch. Die dreijährige Schwester benötigt noch mehr Aufsicht, weil sie die Gefahr der parallel verlaufenden Straße noch nicht abschätzen kann, aber das wird auch nicht mehr lange dauern!
Abschließen möchte ich mit einem wundervollen Sprichwort: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“
Eine Problematik, auf die man noch näher eingehen könnte und die hier nur am Rande erwähnt wird, ist der zunehmende Verkehr. Kind und Baum finde ich überhaupt nicht gefährlich. Mein Sohn darf überall rauf, soweit er kommt. Aber Kind und LKWs das finde ich richtig gefährlich. Hier bei uns nahe der Hamburger Innenstadt gibt es sehr viel Verkehr, unzählige LKWs. Spielstraßen sind nicht vorhanden. Und dann die fehlenden Räume für Kinder, auf denen sie spielen können. Öffentliche Plätze gibt es wenig und werden wenn, als Parkplätze genutzt. Die Gehwege sind Schmal und zur Hälfte von Autos zugeparkt. Da kann auch keiner spielen. Tempo 30 Zonen gibt es nur, wo es sich absolut nicht vermeiden lässt. Kinder können nur an kleinen, eingezäunten Spielplätzen spielen. Für Jugendliche gibt es noch weniger Platz. Kein Wunder, dass da Eltern ihre Kinder nicht rauslassen, vielleicht ist aber für die Kinder das Rausgehen auch nicht besonders attraktiv. Wenn wir uns dafür einsetzten, dass die Städte wieder öffentlichen Raum für alle uns speziell für Kinder bieten und nicht nur für Autos. Dann können unsere Kinder auch wieder draußen frei spielen und müssen das nicht über Computerspiele kompensieren. Und Eltern müssten ihre Kinder nicht ständig von Aktivität zu Aktivität karren.
Wie immer sind deine Betrachtungen zum Thema „Erziehung“ überaus klug und deine Kinder können von Glück sagen, so eine tolle Mama zu haben.
Der Gedanke an einen möglichen Zusammenhang zwischen RL Freiheit und Computernutzung ist mir noch nicht gekommen, obwohl er doch so naheliegend ist. Irgendwie haben wir es aber doch richtig gemacht, denn wir haben unseren Kindern immer schon viel erlaubt und viel zugetraut. Jetzt sind sie fast erwachsen und spielen kaum noch am Computer, weil es draußen einfach viel spannender ist. Ein Segen war dabei Scouting (Pfandfinder ohne Kirche), die zahlreiche große und kleine Abenteuer bereithalten. Highlight war der Hilfseinsatz nach dem Erdbeben in Nepal 2015, als der 15jährige mit 25 anderen eine zerstörte Grundschule mit den eigenen Händen Arbeit aufgebaut hat. Drei Wochen schwer arbeiten von früh bis spät, kein Internet oder Handyempfang und zu Essen Reis mit Bohnen oder Bohnen mit Reis. Aber fertig geworden mit dem Bau (er war so stolz) und nach Hause kam ein anderer Mensch. Für uns Eltern waren das allerdings endlos lange und schreckliche drei Wochen: Kein Kontakt und das Kind in einem uns völlig fremden Land.
Jetzt wird er dort ein halbes Jahr verbringen und die Tochter (16) darf jetzt auch erstmals ran.
Du triffst hier den Nagel auf den Kopf. Ich selber bin in einem Neubaugebiet mit Abendteuerspielplatz groß geworden. Damals war gefühl das ganze Neubaugebiet auf dem Spielplatz und hat bis in den späten Abend gespielt, getobt, entdeckt … einfach nur spass gehabt … das sieht an heute echt seltener.
Auch ein befreundetes Paar wurde immer wieder beobachtet, dass es dem Kind nicht erlaubt hat nach draussen spielen zu gehen…. “ es sei zu gefährlich alleine “ …. daraus entstehen hat er dann den ganzen Tag vor der Playstation gehangen.
Ja, jaaa, jaaaaaaa!
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Gerne gelesen
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Lest @dasnuf, @dasnuf sagt kluge Dinge und erzählt schöne Geschichten.
Gerne hänge ich (im Outback lebend als soinetwa Herbergsmutter) folgende Beobachtungen an:
Kinder entfernen sich ungern vom Haus/ Eltern, stromern bzw. eigenständiges Erkunden der Natur geht nahezu gen Nullkommanull und die Ängste vor Fauna und Flora wachsen ebenfalls stetig. Also selbst wenn die Freiräume – sprich Wildnis light (=Frankreich) – vorhanden sind: Kind nutzt sie nicht mehr als großes Entdeckungsfeld und als Spiel, sich darin auszuprobieren…
Seit 2004 mache ich über den Großelterndienst Kinderbetreuung – habe also schon einige Erfahrung.
Dann hatte ich mal einen Minijob bei einem Professorenehepaar und zwei Mädchen – 2 und 6 Jahre alt. Ich holte immer zuerst die Große aus der Kita und danach pünktlichst die Kleine bei der Tagesmutter. – Einmal verlor die Große ihre neuen Handschuhe, die die geliebte Oma geschenkt hat. Als ich es bemerkte, hätte ich den Weg zurück mit ihr gemeinsam nicht geschafft.
Ich „parkte“ sie in einem Café, bat die Servierkraft UND ein älteres Ehepaar am Nachbartisch um „Aufsicht“ und spendierte dem Mädchen einen Kakao. Ich fand die Handschuhe, war pünktlich bei der Kleinen – und bekam einen Tag später meine fristlose Kündigung vom Vater, weil ich das Kind unbeaufsichtigt gelassen hatte. – Ich verstand die Welt nicht mehr.
Auf dem Spielplatz konnte ich immer nur auf ein Kind bei seinen Aktivitäten achten. Wäre in der Zwischenzeit dem anderen was passiert, hätte mich der Vater bestimmt verklagt.
… Danke für diese Zeilen und die (von mir jedenfalls so verstandene) Unaufgeregtheit dabei
Vor wenigen Tagen wurden unsere Kinder von der Polizei von einem Stoppelfeld (kennt man den Ausdruck noch?) gescheucht, weil das mit den Strohballen zu gefährlich sei.
Ja, irre. Ich lese immer wieder von sowas.
Dazu habe ich eine Anekdote aus meiner Kindheit, ok 40 Jahre her.. Da ist nämlich so ein Stapel von Heuballen auf einem Stoppelfeld abgebrannt. Gerade wenn wie zur Zeit sehr trocken ist, kann das schnell gehen. Da braucht es nur ein Glasscherbe.
Die können auch von alleine Feuer fangen, wenn sie zu feucht geballt werden. Beim Trocknen von Heu entsteht nämlich Hitze.
Ich bin auch noch gespannt, wie viel wir den Filius (jetzt 1 1/2) alleine durchs Dorf (Kreisstadt) sausen lassen werden. Kommt vermutlich auch darauf an, wie brav er dann in unserer Anwesenheit das „erst nach rechts und links gucken und erst losgehen / fahren, wenn kein Auto kommt“ beachtet. Zum den Spielplätzen geht es nämlich nur über Straßen, auf denen auch mal (Bau-) LKW fahren, und zur Hauptstraße mit viel Verkehr sind es nur wenige Meter.