Kinderbücher für Eltern

Das Vorlesen von Kinderbüchern hat viele Vorteile. Zum Beispiel dass man Experte für lebensfremde Themen wird. Irgendwie könnte man das tägliche Elternschicksal auch besser nutzen.

Wenn ich mich gerade bewerben müsste, wäre ich qualifiziert für vielerlei Jobs. Es mangelt vielleicht hier und da ein wenig an der Praxis – theoretisch gibt es jedoch kaum Grenzen.

Beispielsweise könnte ich sofort am Bauernhof anfangen. Ich kenne alle Tiere, ich weiß was sie fressen und mit den richtigen Gummihandschuhen ausgerüstet, könnte ich Geburtshelferin für Kühe werden.

Auch bei der Feuerwehr müsste ich nicht lange fackeln. Problemlos bediene ich Leiterwagen, rette Kätzchen, lösche Feuer und der Gebrauch des Spreizers ginge mir ebenfalls leicht von der Hand.

Gleiches gilt fürs Piraten- und Rittertum – Märchenprinzessin sein, alles gar kein Problem.

Seit beinahe einem Jahrzehnt lese ich Bücher zu diesen Themen vor. Manche so oft, dass ich sie schon versteckt habe, so dass keines der Kinder es freudestrahlend auswählen kann und ich gezwungen bin, es vorzulesen. Immer und immer wieder.

Das gebetsmühlenartige Vorlesen hat, wie bereits erwähnt, durchaus seine Vorteile. Gut 35% meiner Engramme dürften sich zu den Themen Feuerwehr, Bauernhof, Stadtfahrzeuge, Insekten, Ritter, Indianern und Prinzessinnen gebahnt haben.

Dennoch wünsche ich mir Kinderbücher mit Themen, die mich interessieren oder die mir wenigstens im Leben weiterhelfen. Meinen Kindern sind die Texte im Grunde völlig egal. Wenn ein Bagger auf dem Cover ist, genügt ihnen das. Kaum setzen sie ich neben mich und ich beginne zu vorzulesen, bekommen sie diesen leeren Blick und auch wenn ich Wörter wie „ALIENATTACKE“ oder „NEUROPLASTIZITÄT“ einbaue, horchen sie nicht auf. Es geht ihnen einfach um die beruhigenden Wiederholungen und den gleichbleibenden Rhythmus.

Deswegen schreibe ich mir jetzt selbst welche und ich wette, ich werde reich damit.

Band 1: Unser buntes Bundeskabinett. Die 15 putzigen Minster und Ministerinnen samt Bundeskanzlerin.

Band 2: Die 16 Bundesländer. Eine fröhliche Zugreise durch Städte und über Flüsse von Schleswig-Holstein bis nach Baden-Württemberg.

Band 3: Die USA. Eine putzige Weltmacht räumt auf.

Band 4: Atomkraft: Wie oft noch schlafen bis die Halbwertszeit rum ist.

Band 5: Der bunte Alltag der Anglizismen. Als der Outsourcer mal mit dem Inboundsupporter stritt.

[…] Weitere Vorschläge willkommen.

14 Gedanken zu „Kinderbücher für Eltern“

  1. Also, aufgrund eigener Erfahrungen in seiner Kindheit hat mein Mann den leider noch nicht umgesetzten Plan, Kinderlieder mit sinnvollem Text (Geschichte, Geographie, Politik, etc.) zu versehen und aufzunehmen. Kinder im Alter zwischen 3 und – sagen wir mal – 6 hören diese Lieder 15374203 Mal und können sie später bei Bedarf (beispielsweise im Abitur) mühelos wieder abrufen.

    Ich meine, wer kennt nicht noch das Werbelied von Gogo, dem Hund, der auch rückwärts Gassigehen konnte?

  2. Unfassbar. Endlich jemand, der auch einige der Kinderbücher versteckt um sie nicht NOCHMAL vorlesen zu müssen.
    Nachdem mir bei der Vorstellung „En el zoo“ nun nach 12 Monaten lockerem Vorlesen und einer Dauerphase von 5 Monaten, in der es jeden Abend vorgelesen werden musste, nochmal vorlesen zu müssen, körperlich übel wurde (Brechreiz, Übelkeit), habe ich zum gleichen Mittel gegriffen. Ein Glück!
    Und: ich weiß alles über den Zoo. Fragen Sie mich mal zu 5 verschiedenen Schlangenarten…
    Ihre Mama007

  3. Da war meine Mutter vor fast 50 Jahren schon moderner. Ich hatte als Kind einen Plattenspieler und diverse Märchenplatten. Ich habe heute noch im Ohr wie der Frosch sagt. „Königstochter, jüngste, mach mir auf.“ Die Bilder waren passend dazu auf dem Cover.
    Für meine Jungs habe ich einfach ein paar Geschichten selbst geschrieben, z.B. über die Abenteuer unserer Katzen. Und der große hat dem Kleinen vorgelesen.

  4. Ich kenne das auch.
    Das einzige was wirklich schön zum Vorlesen ist, ist Moers.
    anfangen mit den 26 1/2 Leben… und dann wundervoll steigerungsfähig.
    auch noch für Teenager geeignet.

  5. Mit Willi Wiberg konnte ich nicht landen, beliebt sind aber Elliot und Isabella, Drache Kokosnuss, der kleine Rabe Socke, in den Ferien haben wir Seeräubermoses geschafft (toll!) … hat jemand noch schöne Tipps für 1, 4 und 6 Jahre?

  6. a, Bücher vor dem Vorlesen verstecken, weil ich sie schon zweiunddrölfzig Millionen mal vorgelesen habe oder weil ich sie nicht mag (es gibt auch doofe Kinderbücher mit hässlichen Illustrationen) – das hab ich auch schon gemacht :-).
    Noch ein Buch für die Kinder IT-affiner Eltern: Festplättchen und die 1028 Bits und Bytes

  7. Auch wir haben schon viele humorfreie langweilige FreundInnen: Bauarbeiter, Notärztin, Müllmann, Feuerwehrmann, Polizistin, was weiß ich, wen noch alles. Die beiden Großen sind so „groß“ und der Kleine so klein, dass da im Moment mal Pause ist. Dafür aber, unterirdisch schlecht und ätzend geschlechtsrollenreproduzierend, „Wir haben einen Freund, der ist Fußballer“ – Finger weg davon. Immerhin habe ich dabei ein Spezial-Vorlesetraining: Während des Lesens scanne ich immer schon voraus, welche Sätze ich alle unauffällig weglassen kann. Vor allem all jene, die beginnen: „Wir erklären unserer Mutter …“ „Unsere Mutter versteht nicht …“ „Unsere Mutter will wissen wie das Spiel geht …“ „Jetzt macht sich auch unsere Mutter Sorgen …“

  8. Band 6: Die Nachrichten. Woher sie kommen, wer sie auswählt und warum manche nur doofe Lügen sind.

    Band 7: Irres Internet. Die Welt in einem krassen Kasten.

    Band 8: Demokratie. Was das Erwachsenenwort wirklich bedeutet und warum deine Eltern trotzdem nicht wählen gehen.

  9. Ich kann das sowas von nachvollziehen. Im Bezug auf das Elterndasein schaffst du es echt immer das auszudrücken was ich denke, oder denke ich das was du ausdrückst? Egal, mach weiter so, es hilft mir dabei das eine oder andere zu verstehen.

    Und ja, ich würde die Bücher kaufen. Und vll lernen die kleinen dabei ja doch was unterbewußt…

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