Make your Kühlschrank smart and revolutionier your Family Life

Links: ich, rechts: mein nicht smarter Kühlschrank
Links: ich, rechts: mein nicht smarter Kühlschrank

Neulich habe ich eine Pressemitteilung über einen Kühlschrank bekommen. Tatsächlich habe ich sie gelesen, weil ich mich derzeit für Kühlschränke interessiere. Meiner ist aus der Zeit in der ich noch jung war. Damals war er State of the Art. Er glänze durch zwei Funktionen:

  1. kühlen und
  2. Innenbeleuchtung (aber nur wenn er geöffnet ist. Ich hab das gewissenhaft untersucht)

2006 ist die Innenbeleuchtung leider kaputt gegangen und die letzten beiden Sommer hat der Kühlschrank nur noch unter großen Mühen gekühlt. Das Kühlen hat ihn so angestrengt, dass er sehr viel Wasser ausgeschwitzt hat, das ich ihm regelmäßig mit einem Lappen entfernt habe. So alle drei Stunden.

So ist der Kühlschrank zum Familienmitglied geworden. Alle paar Stunden muss er versorgt werden, er macht seit geraumer Zeit komische Geräusche und leider steht er auch im Weg herum.

Meine Küche ist klein. Der Kühlschrank hingegen sehr, sehr groß, aber Platz fand er damals nur genau in der Mitte der Küchenzeile. So bleibt links des Kühlschranks nur 40 cm Arbeitsfläche.

Aber ich komme schon klar. Der Kühlschrank und ich, wir sind gute Kumpels. Wir wissen beide, dass Perfektion nicht alles ist.

Jedenfalls bekam ich heute eine Pressemeldung über einen Kühlschrank. 4.299 Euro soll er kosten. Und nein, da habe ich nicht aus Versehen eine Stelle zu viel getippt.

4.299 Euro. Ich glaube, wenn ich den Wert aller technischen Geräte, die ich besitze, aufsummiere, komme ich auf diese Summe. Ich sag mal so: Das ziemlich überteuerte iPhone, an das ich mich aber leider gewöhnt habe, ist da schon eingerechnet.

Also 4.299 Euro. Eigentlich steht das nicht am Anfang der Pressemitteilung. Wahrscheinlich wollte sich der Hersteller diesen Preis als Pointe aufheben, die ich jetzt leider so ein bisschen verpatzt habe.

Also nochmal zurück zum Kühlschrank, der übrigens natürlich nicht Kühlschrank sondern Family Servant heisst und als smarter Partner fürs Leben angepriesen wird. Denn – ein kluger Produktentwickler saß vermutlich morgens mal auf der Toilette und da fiel ihm auf: Ein Kühlschrank, der nur kühlt, das ist doch totale Platzverschwendung. Mach ich ihn doch einfach smart! Und wie macht man das? Richtig! Mit einem Tablett vorne dran.

Also verbaut man ein drölfzig Zoll großes WLAN fähiges Tablett an diesem Kühlschrank. Und jetzt kommts! Auf dem kann man malen! Es. ist. nämlich. ein. Touchscreen. (Super Idee so ein Touchscreen in der Küche zwischen all den Fettdämpfen und schmutzigen Kinderhänden – aber was solls, dann dürfen die störenden Kinder eben nicht mehr in die Küche).

Crazy Shit oder?

Das ist aber nicht alles: Man kann auch darauf schreiben!
JA!

Das ist aber immer noch nicht alles. Das Tablett kann auch Sprachnachrichten abspielen („Nuf, mach‘ sofort wieder die Tür zu! Es ist nach 18 Uhr, du bist doch schon wieder an den Kohlenhydraten!“) und TV-Mirroring*

Der Kühlschrank wird somit das Zentrum des Family Lifes.

Aber richtig cool ist eben, dass der Kühlschrank Kameras hat, die den Innenraum überwachen. So kann man ihn beim Shoppen quasi fragen was fehlt.

(Ob man das irgendwie hacken kann? Also dass man z.B. die Schulranzen da rein kippt und der Kühlschrank einem dann sagt, welche Hausaufgaben noch fehlen? Oder die gepackten Koffer für den Urlaub „Eh Nuf, Du hast drei Schlüppis zu wenig eingepackt!“)

Doch nicht genug, er meldet auch abgelaufene Lebensmittel.

Ein bisschen enttäuscht war ich allerdings, dass er sie nicht gleich eliminiert. Per Laserstrahlen oder Vaporisator. Das könnte bei dem Preis eigentlich drin sein, oder? Ich stelle mir das toll vor. Die Tür des Kühlschranks müsste natürlich transparent sein und natürlich würde ich extra abgelaufene Lebensmittel reinwerfen nur um zu sehen wie sie zerstört werden (bestimmt kann man mit der Abwärme die Wohnung heizen – das wäre für mich ja auch ein sehr angenehmer Nebeneffekt).

Jedenfalls, ich habe die Firma angeschrieben, ob ich wohl ein Rezensionsexemplar haben könnte. Ich bin gespannt, was sie antworten.

(Wobei ich ja eigentlich lieber so eine smarte Wohnung wie mein Kollege hätte, der kann zB seiner Frau beim Kacken das Licht ausschalten obwohl er im Büro sitzt. Aber sowas gibt es nicht Out of the Box. Das muss man sich dann eben selbst bauen.)


 

*im Kleingedruckten steht: WLAN erforderlich. Was da nicht steht: TV erforderlich. Hab ich nämlich nicht. Da wäre ich ja ganz schön enttäuscht gewesen!

 

40 Gedanken zu „Make your Kühlschrank smart and revolutionier your Family Life“

  1. Wie köstlich aufmunternd dieser Artikel doch ist. (köstlich haha)

    Vielen Dank hierfür schon mal vorab.

    Aber eine Frage habe ich doch. Hast du die Innenbeleuchtung auch wirklich ganz genau untersucht? Wusstest du das in der Nähe der Tür ein kleiner Hebel/Schalter ist und wenn du diesen reindrückst geht das Licht aus/an. Fazinierend oder? Hat mich schon viele Stunden meines Lebens gekostet daran rumzuspielen, immer wieder ein schöner Zeitvertreib so ein Kühlschrank. :D

  2. Das Problem ist: In ein paar Jahren wird man keine „normalen“ Geräte mehr kaufen können, sondern nur noch „smarten“ Sch****dreck. Mangelhaft gesichert und mit Standleitung zum Hersteller werden sie uns einen Datenreichtum bescheren, der die schlimmsten Albträume noch übertreffen wird. Ich freue mich schon auf den Brief der Krankenkasse, weil der Kühlschrank zu viele fette Lebensmittel gemeldet hat. Botnetbetreiber freuen sich auch und die Bedienung / Programmierung von so einem Mist wird vermutlich 10x so viel Zeit kosten, wie man durch den (ungebetenen) „Service“ einspart.

    Unvergessen bleibt mir der Versuch, im „Hightech“ Backofen von Freunden (die nicht kochen können) mit dem Programmpunkt „Gans“ tatsächlich eine Gans braten zu wollen. Ein totales Desaster, dass nur dadurch behoben werden konnte, dass wir den Ofen irgendwie dazu brachten, auf Normalbetrieb zu arbeiten. Sprich: Einfach Hitze erzeugen und den Rest macht der Koch.

  3. Oh Gott, ein smarter Kühlschrank! Der Funktionsbeschreibung nach könnte das Ding von Samsung sein. Würde ich mir ja gut überlegen, das mit dem Rezensionsexemplar. Sonst hast du nachher das Bombenräumkommando in der Bude. Irgendwo haben die doch da bestimmt Akkus verbaut. Und hat das Ding eigentlich ein kleines rot leuchtendes Auge auf der Tür und hält dich nachts vom Kohlenhydratevernichten ab, indem es die Tür zusperrt und sagt »Sorry Nuf, I’m afraid, I can’t do that«? Dann wär’s ja fast schon einen Kauf wert.
    Dass dein alter Kühlschrank so lange durchgehalten hat, ist aber auch krass. Ist das ein Miele-Gerät? Man sagt ja, einen Atomkrieg überleben nur Kakerlaken und Miele-Geräte. Der muss ja mindestens Energiesparklasse Z- haben. Hast du mal durchgerechnet, wie viel mehr Geld so ein Kühlschrank mit schlechter Energieeffizienz im Jahr im Gegensatz zu einem neuen Gerät mit A++++++++ verfeuert? Mit der Differenz hättest du die Wohnung heizen können. Wahrscheinlich sogar im Sommer!

      1. Was hat das mit Altbau zu tun? Ich besitze ein Altbauanwesen (Baujahr ca. 1562), in dem die Klolichtschalter durchweg innerhalb der Klos angebracht sind, und wohne in einer Neubauwohnung (ca. 1970±5a), in der das genauso ist. Im übrigen frage ich mich gerade, was andere Menschen auf Klos vollführen könnten, um erhebliche Nässegefahren für deutlich (> 1m) oberhalb des Fußbodens angebrachte Elektroinstallationen heraufzubeschwören.

  4. Ich habe unlängst 6 Monate bei den größten Hersteller solcher und weiterer Hausgeräte gearbeitet. Hochdruckumfeld sondergleichen. Und da ich zwei kleine Kinder habe, die auch mal krank werden, war es das nach den 6 Monaten auch schon wieder. Dafür hatte ich einen sicheren (aber schlecht bezahlten) Job gekündigt und stand dann auf der Straße. Schreckliche Firma.

    Übrigens verdient man ja da ganz gut, aber selbst die Leute dort witzeln darüber, dass sie sich die Geräte nicht leisten können (München schluckt eben auch einen Großteil des Lohns gleich wieder).

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