Mal so mal so

Mit den Erziehungsmethoden ist es immer so eine Sache. Es gibt Kreise, in denen fühle ich mich wie eine 20 jährige Bekiffte, die vor lauter Weltverblendetheit keinen anderen Erziehungsstil als das Laissez faire praktizieren kann. Dem gegenüber stehen die Gemeinschaften innerhalb derer ich mich fühle wie ein strenges und herzloses Fräulein Rottenmeier und das nur, weil ich meinem Kind verbiete Tarte au Chocolat mit bloßen Händen auf dem beigefarbenen Sofa der Gastgeber zu essen. Wenn ich mich dennoch entschließe einer solchen Runde beizuwohnen, dann bin ich vorbereitet und habe immer ein Fläschchen Mundbefeuchter dabei. Denn was da gelegentlich zu beobachten ist, übersteigt meine kühnsten Phantasien und lässt mich oft stundenlang mit weit geöffneten Mund auf den längst vergangenen Vorfall starren. Zum Beispiel war ich neulich auf einer Geburtstagsfeier an der die Kinder nur rote, klebrige Säfte tranken. Doch halt, im Grunde tranken sie diese nicht, sie verschütteten sie auf verschiedene Möbelstücke. So landete ein kompletter Becher Johannisbeersaft auf dem oben erwähnten hellen Sofa. Kaum war das Unglück geschehen drehte sich die zuständige Mutter langsam in Richtung Vorfall und sagte leise und bedächtig „Huch“. Dann überlegte sie ca. zwanzig Minuten und entschloss sich zwei dünne Papierservietten zu nehmen und die bereits eingezognen Saftreste kräftig zu verreiben.
Danach setzte sie sich wieder hin.
Ich brauchte mein Mundbefeuchtungsspray, denn ich musste unweigerlich an mein eigenes Sofa denken. Gedanklich strich ich besagte Mutter samt Kind von sämtlichen Einladungslisten.
Im Hintergrund schlugen sich zwei Jungs mit Fäusten. Als sich einer ein Stück Zahn ausgeschlagen hatte, weil er mit dem Kopf auf die Tischkante schlug, sagte die Mutter des anderen Kindes ebenfalls sehr bedächtig: „Du, das ist aber nicht soo gut, wenn man andere Kinder haut, nä.“
Danach aßen die Mütter weiter ihren Kuchen und ich verabschiedete mich samt Nachwuchs unter schnell erfundenen Vorwänden.

4 Gedanken zu „Mal so mal so“

  1. Ich war im Sommer zu einer Geburtstagsfeier in ein Restaurant eingeladen und konnte zuschauen, wie Miteingeladene ihre zwei Kinder hingebungsvoll an den Salzstreuern, die auf dem Tisch standen, lutschen ließen. Wir gingen später und die Salzstreuer blieben so, wie sie waren, auf dem Tisch stehen. DESHALB machen die da immer Reis rein…

    Die Leute als solches sind oft nur an sich und ihren Belangen interessiert und ich bin mir nicht sicher, woher dieses „mirdochegal“ Mentalität kommt.

    PS: denk an all die engagierten Mütter, die vor dem Schultor auf dem Zebrastreifen parken, damit IHR Kindchen auf möglichst sicherem Weg den Schulhof betreten kann!

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