Unsere Wohnung hat vier Zimmer – was zugegebenermaßen reichlich ist, aber dennoch recht überschaubar. In meiner Vorstellung jedenfalls. Um einmal in jedes Zimmer zu schauen, benötigt man ungefähr zehn Sekunden.
Was ich in innerhalb unserer Wohnung tue, ist ebenfalls sehr vorhersehbar, da regelhaft. Ich möchte fast behaupten, dass es sehr wahrscheinlich ist, mich zu bestimmten Uhrzeiten in bestimmten Zimmern zur Verrichtung bestimmter Tätigkeiten anzutreffen.
Die Kinder rennen den ganzen Tag in der Wohnung umher. Die einzige Regel, die ich bislang ableiten konnte lautet: Da wo Mama ist, spiele ich. Also z.B. in der engen Küche, vorzugsweise direkt hinter meinen Füßen oder aber an engen Durchgängen. Im Flur oder auch gerne mal in einem Türrahmen. Sie haben ein wahnwitziges Feingefühl für die toten Winkel meines Körpers und wenn sie nicht so laut wären, sie hätten mich durch ihr plötzliches Auftreten schon einige Male zu Tode erschreckt.
Was das Verschwinden angeht, muss ich eine ähnliche Fähigkeit haben, die ich aber nicht steuern kann. Die Kinder sind gelegentlich so in ihr Spiel vertieft, dass sie mich vergessen und mir nicht folgen, wenn ich den Ort wechsle. In einem Zyklus, deren Intervalle ich bislang noch nicht näher untersuchen konnte, fällt ihnen dann plötzlich ein, dass ich nicht mehr da bin. Statt sich durch die Wohnung an die wahrscheinlichen Plätze meines Aufenthalts zu begeben, bleiben sie wie Salzsäulen stehen und brüllen plötzlich: Mama? MAMA? MAAAAAMAAAA??!! MAAAAAMMMAAAA!
Zwischen dem ersten Mama und dem zweiten Mama liegen in der Regel keine zehn Millisekunden. Es ist mir meistens unmöglich zwischen dem einen und dem nächsten verzweifelten Mama-Ruf „Hier bin ich!“ zu rufen. Weswegen die Mamarufe immer lauter werden und schon nach fünf Wiederholungen kurz vor einem Panikausbruch stehen.
Dieses Verhalten treibt mich in den Wahnsinn. Ich habe schon viel versucht. Ignorieren z.B., weil ich hoffte, die Kinder beruhigen sich von selbst, weil ihnen klar wird, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ich sie von einer Sekunde auf die andere verlasse.
Oft habe ich auch schon versucht, zu ihnen zu gehen und sie zu bitten für die Zukunft zwischen dem einen und dem anderen Mamaruf langsam bis zehn zu zählen, so dass ich überhaupt reagieren kann.
Nach dem zweiten Mamaruf laut „Ich bin im <beliebiges Zimmer>“ brüllen, in der Hoffnung, dass sie mich hören und dann zu mir kommen.
Alles ohne Erfolg.
Die Kinder schreien einfach so lange, bis ich alles stehen und liegen lasse und zu ihnen eile. Wenn sie mich sehen, hören sie auf. Wenn ich frage, was denn los ist, spielen sie weiter als sei nicht gewesen.
Es ist rätselhaft.
Fiel mir so ein, als ich diesen Tweet las heute:
Würde die Höhe meiner Rente dadurch bestimmt, wie oft ich "Ich bin auf dem Klo!" durch die Wohnung brülle, ich wäre so sorgenfrei …
— Ti Na (@werdenundsein) November 16, 2014
Ach, dir geht es auch so? Das ist beruhigend zu wissen
. Dachte schon, ich mache etwas falsch und ich/die Kinder sind nicht normal :-)
„Mammmmma!“ „Hey, das nervt mich. Sag das nicht mehr!“ „Ok. Ich sag’s nich mehr …… Mama … Mamaaaaaa!“
Da hilft selbst Jesper Juul nicht mehr weiter! :-)
..mein 10jähriger hat heute Morgen in weniger als einer Minute 4x an die Badezimmertür gewummert und gefragt, was ich denn drin mache. Er hatte es vergessen und war sich nicht sicher, ob es nicht doch wichtig ist.
Meine Anfangsaussage lautete: „Ich bin jetzt auf dem Klo, und dort möchte ich EINMAL Ruhe und Frieden.“
:P
Das ist bestimmt alles wegen der Evolution. Kinder/Menschen sollen ja im innern immer noch so gestrickt sein wie vor 10 000 Jahren.
Wenn ich mir nun vorstelle das Kind spielt irgendwo zwischen Gestrüpp und plötzlich ist die Mama nicht mehr da, dann macht die Reaktion sogar Sinn.
1. Es ist wortwörtlich überlebenswichtig bei Mama zu sein. Ist sie wieder sichtbar, ist alles wieder gut.
2. Vom Platz bewegen ist eher nicht so gute Strategie, denn:
a. Mama wird schon mit bedacht genau diesen Platz ausgesucht haben, alles andere ist potenziell gefährlich.
b. Mama wird mich genau hier erwarten und suchen. Renne ich nun auch rum steigt das Risiko sich noch mehr zu verlieren.
Also alles Instinkte.
Wir müssen also nur noch 10 000 bis 100 000 Jahre warten, dann haben sich die Kinder da ran angepasst das wir nun in Wohnungen leben.
Faszinierend. Ich habe aus Erfahrung schon bei der Überschrift sofort gewusst, worum es geht. :-)
Gucken Sie mal hier https://www.youtube.com/watch?v=tgbNymZ7vqY ab Minute 00:55/00:56 – so stelle ich mir das jetzt bei Ihnen zuhause vor.
*chrchrchr
******************KOMMENTAROMAT**********************
Gerne gelesen
*****************/KOMMENTAROMAT**********************
******************KOMMENTAROMAT**********************
Gerne gelesen
*****************/KOMMENTAROMAT**********************
Lösung: Hab genau das Gleiche gemacht, ungefähr ab 4 Jahren. Sowohl in einer 4 Zimmer-Whg. als auch in einem großen Haus. Meine Mutter ist fast wahnsinnig geworden. Hat dann plötzlich die Idee gehabt, mir einfach mal zu sagen, wo sie hingeht, immer. Hat funktioniert, habe sofort damit aufgehört.
*Chrchrchrchr
Ich vermute, bzw. fürchte, dass heutigen Kindern ein wichtiges Initiationserlebnis vorenthalten wird: die Zumutung, mit sich selbst alleine zu sein – und dabei über das Nörgeln, den Widerstand, den trotzigen Versuch, den Weg zu Mutti irgendwie durchzusetzen, hinaus zu kommen.
******************KOMMENTAROMAT**********************
Genau!
*****************/KOMMENTAROMAT**********************
******************KOMMENTAROMAT**********************
Gerne gelesen
*****************/KOMMENTAROMAT**********************
Nein, beim Papa heißt es „Wo ist Mama?“
ach, warum sollte es Dir besser gehen als mir!?!? :-)
Paaaaapaaaa??? PAPAAAAA????!!
;-)