Neben Adultimus ist auch das Thema der meckernden (Haus)frau aus dem neuen Buch Musterbruch geflogen. Dabei finde ich es total wichtig. Weil dauermeckernde Frauen sind ein Problem. Für die, die sich das Gemecker anhören müssen und für die, die ganze Zeit meckern noch mehr. Im Grunde sind sie ja ein kulturelles Meme, ganze Comedyprogramme nähren sich von der „meckernden Alten“.
Meine ersten Jahre als Mutter und Langzeitbeziehungspartnerin habe ich mich auch so gefühlt: Äh, wie meine eigene Mutter?
Das fand ich besonders schmerzhaft, denn in meiner frühen Adoleszenz und die ersten rund 25 Jahre als Singlefrau wurde mir immer das Gegenteil bescheinigt. Ich sei unbeschwert, unbesorgt sogar, würde selbst mittelmäßige Katastrophen als Möglichkeit sehen, was lustiges draus zu machen. Selbst die ersten Jahre mit Kind habe ich das durchgehalten: Probleme sind nur dornige Chancen! Im Grunde versteckt sich in jedem Scheitern eine lustige Bloggeschichte! Alles eine Frage des Mindsets! Lächle und die Welt lächelt zurück! Nimms mit Humor. Sei doch nicht so.
Mir ging dann irgendwann die Energie aus. Ich hab versucht mich zu optimieren und v.a. alles, was ich im Alltag zwischen Vollzeitjob und Kind zu erledigen hatte. Ich liebe es im Grunde Prozesse zu optimieren. Ich hasse Ineffizienz. Also habe ich alles, was ich im Alltag gelernt habe überdacht. Wege optimiert, schon abends Sachen für den nächsten Morgen erledigt, immer mehr parallel gemacht, schließlich kann man Prozess A starten und statt zu warten, dass A fertig wird, kann man B anfangen, um dann rechtzeitig A zu stoppen, während man schon C angefangen hat etc pp. Ich glaube, das ist dieses viel gelobte Muttitasking.
Und es ist am Anfang fantastisch! Man schafft immer mehr in immer weniger Zeit. Man denkt sich: Wie konnte ich früher leben? Was hab ich da eigentlich gemacht? Man stellt sich Henry Ford vor und wie der einem anerkennend auf die Schulter klopfen würde: »Sie haben das Familienleben erfolgreich optimiert! Meinen Glückwunsch!«
So ging das einige Jahre weiter. Ein Kind kam dazu. Die Leichtigkeit verflog. Der Humor war nur noch ein trainierter Muskel, eine Weltsicht, die ich abrufen konnte, aber lustig fand ichs eigentlich nicht mehr. Damit trotzdem alles funktioniert fing ich an mit Micromanaging.
Für mich waren die Dinge aus Erfahrung ja völlig klar und zwar in allen Details. Der Wocheneinkauf darf maximal eine Stunde in Anspruch nehmen. Ich war für mich schon so weit die Einkaufsliste nach Position der Waren im Stammsupermarkt zu ordnen. Das spart mindestens fünf Minuten und wie habe ich es gehasst, wenn der Supermarkt umgestellt hat.
Hat der Mann den Einkauf erledigt und dafür 1,5 Stunden gebraucht UND es fehlten noch Sachen, weswegen er nochmal in ein anderes Geschäft musste und weitere 45 Minuten gebraucht hat, war ich genervt. Diese Verzögerungen bringen natürlich den ganzen Tagesplan durcheinander. Kam das öfter vor, bin ich lieber selbst gegangen.
(Ich weiß, dass jetzt trotzdem viele denken werden: so dramatisch ist das nicht, das wird immer nur so aufgeblasen, aber ich bin für immer versöhnt mit dem Thema, weil Alexandra Zykunov in ihrem Buch Wir sind doch alle längst gleichberechtigt das Ganze mal für jemanden, der eine Tagung organisiert, durchgespielt hat und diese Person sinngemäß sowas sagt wie »Wenn ich den Beamer vergesse… da mach ich mich nicht krumm, da kaufen wir halt vor Ort einen.« und das zeigt sehr gut, wie beknackt die Gleichgültigkeit der Personen ist, die nicht hauptverantwortlich sind, wenn es um Erfahrungswerte in Sachen Sorgearbeit geht.)
Mit den Änderungen, die ich in meinem Leben erfahren habe, bin ich nicht alleine. Es ist eher sowas wie ein typischer Krankheitsverlauf.
In der Beziehung gibt es (auch bei gleicher Erwerbstätigkeit) spätestens mit Kindern eine Chefin und einen Hilfsarbeiter. Es entsteht eine Hierarchie weil eine Person, den Großteil der Sorgearbeit übernimmt. Diese Person hat dann alles im Blick und sorgt dafür, dass der Alltag für alle Familienmitglieder funktioniert. Mental Load nennt sich das. Wisst ihr als meine Leser*innen in der Zwischenzeit ja.
Man wird zur Taktgeberin, zur personifizierten Spaßbremse. Denn Mental Load tragen heißt, die Person sein, die an alles erinnert, die zum pünktlichen Aufbruch aufruft, die an Hausaufgaben erinnert, die Arzttermine im Kopf hat, die ermahnt aufzuräumen, die drängelt für Oma noch eine Geburtstagskarte zu malen und die alle Deadlines im Kopf hat. Die Person, die Mental Load trägt, ist die Person, die an die Absolvierung von Pflichten erinnert.
Aufstehen! Zähne putzen! Hast du an die 5 Euro für die Klassenkasse gedacht? Wo ist Dein Turnbeutel? Hast du an den Beutel mit den Kunstsachen gedacht? Denkst Du heute nach der Arbeit daran noch die Windeln zu holen?
Man wird ein menschlicher Wecker – und wer hat schon liebevolle Gefühle für seinen Wecker? Das ist sehr frustrierend.
Und ungerecht. Als Mental Load in meinem Leben noch sehr ungleich verteilt war, war mir das unangenehm. Ich wollte nicht ständig die Spaßbremse sein und ich wollte v.a. nicht, dass ich das in der Erinnerung meiner Kinder bin, wenn sie an ihre Kindheit und Jugend zurückdenken. Ich wäre auch gerne mal der Fun-Dad gewesen.
Außerdem trägt man dann ständig Verantwortung und diejenigen, die diese Verantwortung nicht tragen (obwohl es eigentlich um ihre Pflichten und Verantwortungsgebiete geht), sind weitgehend sorglos und falls mal was nicht klappt, können sie externalisieren, die Gründe fürs Scheitern also außerhalb des eigenen Einflussbereiches sehen. Schuld ist dann die Person, die den Mental Load getragen hat. Wenn Kinder und Jugendliche und/oder der eigene Partner sich dran gewöhnen, dass sie einen Taktgeber im Leben haben, dann fühlen sie das am Ende wirklich so: »Wenn Du früher Bescheid gebenden hättest, dass ich <beliebiges ToDo> tun soll, dann wäre das nicht passiert« Der Unmut über Missgeschicke und das Scheitern der anderen wird für die Person, die Mental Load für alle trägt zum ständigen Begleiter.
Sich alleine für das Scheitern von Plänen oder Abläufen verantwortlich zu fühlen, ist sehr belastend und auch einer der Gründe, warum es Sorgepersonen schwer fällt sich mal locker zu machen. Da reicht es nicht, dass die Menschen für die man Sorge trägt so wie oben im Demoschild ganz tief in sich eine Dankbarkeit tragen, weil sie im Grunde wissen, dass ihr Leben ohne die anstrengende Alte aus dem Takt geraten würde und sie es nicht so bequem hätten.
Deswegen: wenn ihr anstrengende Mütter und/oder anstrengende Partnerinnen habt – bei den meisten ist das kein Charakterzug, sondern die Folge von zu viel Mental Load, was sich v.a. darin zeigt, dass sie irgendwann mal ganz anders waren: a fun person.
Die meckernde Frau zu sein, ergibt sich aus dem Mental Load-Paradoxon. Denn es läuft so: eine Person trägt den Mental Load für alle, die andere nicht. Die Person, die hauptsächlich den Mental Load trägt, treibt alle Prozesse und Aufgaben voran. So lange bis die Energie ausgeht. Dann sagt die Person, die kaum Mental Load trägt »Oh Mann, jetzt sag halt, was ich machen soll!«. Und tut die andere Person das, dauert es hundert Prozent nicht lange bis sie zu hören bekommt: »Orrrrr, immer musst du mit vorgeben, was ich alles machen soll!«. Ähhhhhh jaaaa. Eine Lose-Lose-Situation für die Frau.
Also, wenn die Alte nervt (höhöhö), dann ist es höchste Zeit sich mal die Frage zu stellen: Warum?
Besser natürlich viel früher. Wenn man zum Beispiel feststellt, dass ein ehemals unbeschwerter, eher flexibler, recht humorvoller Mensch immer öfter Groll hegt.
Es hilft auch sich zu vergegenwärtigen, dass die Partnerin vermutlich nicht meckert, weil sie meckern so toll findet, sondern weil vielleicht Details ignoriert werden, die aber wichtig sind. »Kauf nach der Arbeit bitte noch Windeln.« ist nämlich eine unpräzise Angabe. Wenn man sowas sagt, dann geht man davon aus, dass die einkaufende Person mitbekommen hat, dass das Kind gerade Windelgröße 4 hat und man IMMER die Hausmarke in Drogerie X kauft. Schließlich wohnt die Person im gleichen Haushalt und vermutlich hat sie auch schon mal die Windeln gewechselt?
Und warum ist die Windelsorte so wichtig? Weil man schon alle möglichen Sorten durchprobiert hat und man schon weiß, mit den anderen Varianten läuft nachts Pipi azs – was das Kind wach macht, das dann einen nassen Body hat und eine angepullerte Matratze. D.h. statt durchschlafen – 30 min Rumgeräume, Laken auswechseln, neu wickeln, Body und Schlafanzug wechseln. ein weinendes Kind und weitere 30 min bis alle wieder schlafen oder man hat Pech und es ist 5 Uhr – 1,5 Std vor der eigentlichen Aufstehzeit, aber jetzt lohnt es sich nicht mehr sich wieder hinzulegen.
(»Kauf nach der Arbeit bitte noch Windeln bei Drogerie X Größe 4.« zu sagen ist übrigens selten eine Lösung. Denn dann ist das ja Micromanaging. Der einzige Weg raus aus dieser Falle ist tatsächlich sich dafür zu interessieren, welche Windeln die passenden fürs eigene Kind sind.)
Das Problem am kulturellen Meme der meckernden (Ehe)frau ist übrigens noch ein anderes: Viele Männer halten das für eine gewöhnliche Beziehungsdynamik und messen dem Phänomen wenig Wert bei. Sie hören auch nicht die Botschaft hinter dem Gemeckere. Sie zucken mit den Schultern, jahaha, die Frauen, die sind halt so.
Kennt Mann ja: Marge Simpson, Wilma Feuerstein, Claire Dunphy, Skyler White. You name it. Die nagging wives sind überall und die Filme und Serien bedienen die Trope aus Sicht der Männer. Nie aus Sicht der Frauen. D.h. sie zeichnen lediglich eine unglaublich freudlose, nervige Frau und lassen die dahinter liegenden Gründe undiskutiert.
Und das zeigt sich dann im realen Leben wenn Beziehungen scheitern. Will die Frau eine Trennung, fallen die Männer oft aus allen Wolken. »Waaaaas? Warum? Warum hat sie NIE was gesagt???«
Und die Frau denkt: »Q.e.d – der bekommt wirklich überhaupt nichts mit, ich habe JAHRELANG meine Unzufriedenheit formuliert und er hat mich nie ernst genommen.«
P.S. Warum gibts eigentlich nicht den nagging Dude? Ich sags euch. Nicht weil Männer nicht meckern oder weil sie keine genaue Vorstellung davon haben, wie Dinge richtig laufen. Sie sind meistens einfach nicht für Dinge verantwortlich, die täglich oder mehrere Male pro Woche auftreten. Laut (u.a.) Vermächtnisstudie 2023 übernehmen sie insgesamt 3 von 21 Aufgabenfeldern des täglichen Lebens. Das sind typischerweise Dinge, die eher gelegentlich auftreten (Regal andübeln, Fahrrad reparieren, Rasen mähen, Batterien im Rauchmelder wechseln, Smart TV einrichten, …).
Sie machen also insgesamt weniger – was die Zahlen zum Gender Care Gap auch untermalen.
Hinzu kommt: Je mehr die Aufgaben direkt mit Menschen zu tun haben (und deren Gesundheit, Entwicklung, Wohlergehen), desto wichtiger ist den Verantwortlichen die genaue Ausgestaltung. Männer sind typischerweise eher mit unterstützender und nicht mit direkter Sorgearbeit beschäftigt. Die genaue Ausführung ist also ein bisschen flexibler. In Summe also weniger Gemecker.
Simon: Ich denke, Familiensituationen lassen sich nicht vergleichen. Belastbarkeiten bei den Eltern sind anders, Kinder sind verschieden, Geschwisterkonstellation sind verschieden. Offenbar gelingt es euch Eltern, Familienarbeit gleichberechtigt zu verteilen. Das ist aber bei vielen Eltern, und hier zu einem deutlich überwiegenden Teil vor allem auf Seiten der Mütter, der Stressfaktor Nr. 1.
Ja, da hast du vermutlich recht! Ich frage mich nur immer, ob man es irgendwie trainieren kann, die Dinge leichter zu nehmen. Das kann auch eine Falle sein, vielleicht versucht das die Mehrheit der Frauen, so wie Patricia es beschreibt. Es kann aber auch eine Lösung sein – und mich stört hier ein wenig der Unterton, dass ein leichtes Leben mit Kindern unmöglich ist.
Bryan Caplan (ein libertärer US Ökonom) hat ein inspirierendes Buch geschrieben, mit der er zu zeigen versucht, wie ein schönes Leben mit vielen Kindern möglich sein kann:
https://www.lesswrong.com/posts/iWnw2o42SHcJWFYJi/book-summary-selfish-reasons-to-have-more-kids
Dann kann ich dir nur sagen: Willkommen in der Realität!
Mein Mann und ich haben schon echt gute Bedingungen und letztlich bewusst ein Kind, also weniger Sorgearbeit als Andere, finanziell okay dastehen, und es ist halt kein leichtes Leben. Was okay ist. Uns wird halt im Marketing oft verkauft, dass alles so leicht und toll sein muss…
Aber das reale Leben momentan in Deutschland als Eltern, wenn man kein riesiges Vermögen hat, das hat eben seine anstrengenden Seiten: was stört dich daran?
Mich stört wohl, dass ich im Unterton heraushöre, dass es nicht möglich ist, das Leben leicht zu nehmen. Manche Menschen schaffen das aber! Vielleicht kann man auch von denen lernen.
Ich finde es schon fast gewaltvoll, wenn du von Menschen erwartest, dass sie etwas leicht nehmen sollen, was sie selbst nun mal nicht so empfinden.
Für mich ist das übrigens gar nicht der Unterton, sondern der Ton meiner Nachricht. Wenn ich auf einen 8000er klettere, erwarte ich doch auch nicht, dass es leicht ist. Wenn ich studiere, erwarte ich auch nicht, dass mir alles leicht fällt. Oder nehme es leicht. Wenn man kein existenzsicherndes Vermögen besitzt, dann kann studieren mit all den Höhen und Tiefen ganz schön beängstigend sein.
Mit Kindern zu leben und in meinem Fall auch zu arbeiten, hat viele schöne, herausragende Seiten, und ich würde es trotzdem nie als leicht betrachten wollen. Sondern es darf einfach so sein wie es ist. In meinem persönlichen Fall fünf Jahre anstrengend. Und das ist okay.
ich find deinen text, wie immer, absolut bombe.
aber: ich raff das konzept der „meckernden“ frau nicht. bzw. wieso du den hier so verwendest.
für mich gibt’s diesen begriff einfach nicht. vor allen dingen ist bei mir „meckern“ eher mit männlichkeit verbunden, was nochmal extra verwirrung hervorruft.
ich weiss, dass es stereotypen gibt. zb.: die „hysterische frau“ (u.a. von sigmund freud erdichtet, der „hysterie“ als weibliches symptom beschrieb). „die meckernde frau“ ist bei mir eher synonym für „feministIn“ (nicht weil ich das selber so sehe, sondern weil ich in „konservativen“, „rechten“ kreisen oft dieses narrativ erlebe).
ich verstehe nicht, wieso du dieses narrativ bedienst, als ob da irgendwas dran wäre, besonders in einer männerdominierten welt, die an ALLEM nur rummeckert.
ich finds gut, dass du das aus dem buch (?) rausgenommen hast. das ist halt absoluter bullshit. allein schon das ganze narrativ.
frauen meckern nicht mehr als männer. im gegenteil: dadurch, dass hauptsächlich männer in führungsetagen sind, vermute ich stark, das rein prozentual sogar mehr männer auf der welt am meckern sind, als frauen.
und noch weiter: ich würde sogar frauen ein übermaß an „nicht meckern“ unterstellen, weil: sozilogie. „die frau“ wird erzogen, ihr maul zu halten und naiv und positiv zu bleiben, selbst wenn es ihr selbst schadet. der mann wird so erzogen, alles und jeden zu kritisieren.
wie gesagt. ich find den text gut geschrieben aber inhaltlich irgendwie verwirrend. ich dachte auf diesem blog ist man.. anders drauf.
Also bei aller Wertschätzung, die ich deinem Kommentar entnehme: wie kannst du das denn als Bullshit abtun? Alleine die ganzen Beispiele aus den Serien und Filmen zu negieren, ist sehr selbstbewusst.
Ansonsten gratuliere ich, wenn alle Mario Barth Witze in der Hinsicht nie in dein Leben gefunden haben.
Toller Beitrag und sehr nachvollziehbar.
Was mich aber wundert: Warum bist du so bereit (gewesen), all diesen Mental Load alleine zu tragen? Spielt da nicht auch der eigene Perfektionsanspruch eine Rolle? Warum nicht rechtzeitig Zuständigkeiten verteilen? Und dann eben NICHT die Folgen schnell bereinigen, wenn was nicht klappt? Wer die falsche Windel gekauft hat, sollte auch nachts aufstehen und das Kind umwickeln und das Bett sauber machen. Und ab einem bestimmten Alter sollten die Kids eben erleben, wie es ist, Wesentliches einfach vergessen zu haben. Wenn die Oma keine Karte vom Kind bekommt, wird die Welt auch nicht gleich einfallen.
Was, wenn du einfach verweigerst, stets die „Taktgeberin“ zu sein? WER leidet darunter dann wirklich? Und führt dieses Leiden nicht vielleicht zur Einsicht, etwas verantwortlicher zu handeln und sich eben nicht auf die „Taktgeberin“ verlassen?
Die Bereitschaft kommt oft (nicht nur bei mir) seitens der weiblichen Sozialisation. Viele Frauen lernen von klein auf, dass sie für die Familie zuständig sind.
Ich habe keinen Perfektionismusanspruch und der Begriff Perfektionismus hat hier eigentlich nichts zu suchen.
Perfektionismus ist wenn ich Dekokissen bei Besuch (besitze) und aufschüttle. Wenn man will, dass das Kind pünktlich zum Ende der Kita abgeholt wird oder dass es zum Geburtstag ein Geschenk bekommt, dass nicht nach dreimal benutzen weggeworfen wird oder kaputt geht oder dass Logopädieübungen gemacht werden etc pp hat nichts mit Perfektionismus zu tun.
> Warum nicht rechtzeitig Zuständigkeiten verteilen? Und dann eben NICHT die Folgen schnell bereinigen, wenn was nicht klappt?
Daran scheitern viele Frauen, weil die Partner diese Aufgabe eben nicht annehmen.
Und sie auch nicht die Folgen übernehmen.
Das liegt an der Arbeitsorga – es werden oft nur To-Dos, nicht aber der Prozess mit Planung, Initiierung, Umsetzung, Nacharbeiten übergeben (oder angenommen)
>Und ab einem bestimmten Alter sollten die Kids eben erleben, wie es ist, Wesentliches einfach vergessen zu haben.
Ja, Kinder können auch nach und nach Verantwortung für ihre Themen übernehmen.
>Wenn die Oma keine Karte vom Kind bekommt, wird die Welt auch nicht gleich einfallen.
Formal richtig. Die Enttäuschung wird dann aber an die Mutter (fast nie an den Vater) weitergegeben, die dann damit umgehen muss. Und natürlich geht da die Welt nicht unter. Wie bei den meisten Sachen nicht.
Man braucht kein geputzes Klo, keine gesaugten Böden, man kann jeden Tag Fertigpizza essen, muss anderen keine Geschenke schenken, kann seine Bettwäsche auch nur alle 6 Wochen wechseln etc. pp.
Die Frage ist am Ende wie man leben möchte.
> Was, wenn du einfach verweigerst, stets die „Taktgeberin“ zu sein? WER leidet darunter dann wirklich? Und führt dieses Leiden nicht vielleicht zur Einsicht, etwas verantwortlicher zu handeln und sich eben nicht auf die „Taktgeberin“ verlassen?
Man kann das alles bei Erwachsenen weglassen. Wenn ich nicht mehr die Wäsche des Partners wasche – okay. Dann hat der halt keine Wäsche mehr.
Bezogen auf die eigenen Kinder ist das mit dem Weglassen nicht so einfach. Wenn sie klein sind, sind sie darauf angewiesen, dass sich jemand um sie kümmert. Das ist das Problem.
Was soll man denn weglassen? Duschen? Zähne putzen? Windel wechseln? Gesundes und ausgewogenes Essen? Und dann drauf warten, dass der Partner denkt: Oh, da springe ich jetzt doch mal ein?
Das ist ganz sicher nicht sinnvoll.
Ja, verschiedene Dinge sind unverzichtbar. Deshalb meinte ich auch „rechtzeitig Zuständigkeiten verteilen“. Das könnte man doch auch wochenweise machen, dann ist ER ’ne Woche für diese Unverzichtbarkeiten zuständig und nächste Woche wieder du. Bei alledem ging ich von deiner Info aus, dass BEIDE voll berufstätig sind, von daher es also nur gerecht wäre, diese Zuständigkeiten gleich zu verteilen.
„Man braucht kein geputzes Klo, keine gesaugten Böden, man kann jeden Tag Fertigpizza essen, muss anderen keine Geschenke schenken, kann seine Bettwäsche auch nur alle 6 Wochen wechseln etc. pp.
Die Frage ist am Ende wie man leben möchte.“
Ja, klar. Aber wenn man als Familie zusammen lebt: Könnte man da nicht einen Konsens herstellen, wie das alles zu sein hat – und dann vereinbaren, in welchen Abständen wer zuständig ist? Insbesondere dann, wenn soviel Bewusstsein über die Lage vorhanden ist wie sich in deinem Beitrag zeigt? (Ehrlich, ich würde vermutlich fuchsteufelswild werden, wenn sich mein Partner weigern würde, seinen Anteil „anzunehmen“).
Wenn ich das lese, frage ich mich, wie häufig es möglich ist, dass 2 mal Vollzeitberuf bei den Eltern und 2 Kinder nicht als besonders stressig empfunden werden. Bei mir scheint das so zu sein. Ich bin Vater, übernehme eher mehr als 50% der Carearbeit und es ging und geht alles relativ locker und gefühlt nebenbei. Objektiv brauchen Kinder natürlich viel Zeit, aber so ganz besonders viel mental load verbrauchen sie bei mir nicht. Den Kindern zu sagen, dass sie Zähneputzen müssen, scheint mir kein besonders hoher Aufwand zu sein, das muss einfach gemacht werden. Ich muss mir ja auch selbst die Zähne putzen. Ich würde gerne wissen, wie viele Eltern sich in ihrer Elternrolle nicht besonders gestresst fühlen. Ich mag dieses Weblog sehr, aber mich wundert die hier oft auftauchende Grundannahme, dass Kinder notwendig Stress erzeugen. (Hinweis: Ich habe das Buch „raus aus der Mental Load Falle“ nicht gelesen und schaue hier nur noch gelegentlich vorbei, seit es substack gibt und ich meine Blogs anders lese.)
Nicht falsch verstehen: Toller Beitrag und das Klischee der „nagging wifes“ ist wirklich ärgerlich!
Wenn du sagst, dass Kinder bei dir nicht viel Mental load verbrauchen, dann kann es vielleicht sein, dass deine Partnerin eben den Hauptteil des Mental Load trägt. Patricia hat vor etwa vier Jahren einen Mental Load Test für Väter erstellt https://dasnuf.de/der-grosse-mental-load-test-fuer-vaeter/ – vergleich doch mal wie es sich damit verhält bei euch in der Familie, denn Mental Load ist eben mehr als nur das abendliche Zähneputzenschicken, so wie es hier im Artikel auch angedeutet wird.
Selbst ohne Kinder habe ich den Eindruck, dass sich innerhalb einer Beziehung, insbesondere wenn beide auch noch zusammenleben, oft eine Dynamik einschleicht, dass eine Person mehr Mental Load trägt als die andere.
Ich trage eindeutig mehr mental load, sagt meine Frau. Aber mir macht das weniger aus. Patricia hat vermutlich für viele Fälle recht, aber es gibt schon auch Fälle, wie mich, die das Leben doch oft als leicht empfinden. Das hängt sowohl von den Umständen und Privilegien, als auch von der Einstellung ab. Die Einstellung lässt sich aber schwer ändern. „Sei doch mal entspannter!“ funktioniert eben nicht.
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Genau!
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