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Als absonderlicher Mensch interessiere ich mich für Absonderliches. Zu diesem Überbegriff zählen für mich die Ornithologen. Auf einem Flohmarkt erwarb ich vor einigen Wochen ein wunderbares Buch mit dem Titel „Vögel unserer Heimat – wie sie singen – wie sie leben – was sie bedroht“. Da lernte ich als erstes, daß es sich bei dem vornehmen Sperling lediglich um einen vulgären Spatzen handelt. Als nächstes nahm ich die Waldschnepfe unter die Lupe.

Da steht:
Scolopax rusticola
Größe: ca. 34 cm
Spannweite: ca. 55 cm
Gewicht: ca. 280-320 g
Gehört zur Familie der Schnepfenvögel.
Überwiegend Zugvogel. Während des Frühjahrszugs beginnen die Balzflüge, die als Schnepfenstrich bezeichnet werden. Zwischen März und Ende Juni finden zwei Jahresbruten statt. In der Regel besteht das Gelege aus vier dunkel gefleckten Eiern, die in einem Bodennest 20–22 Tage bebrütet werden. Das Männchen beteiligt sich nicht am Brutgeschäft.
Unterscheidet sich von der Bekassine durch das quer gebänderte Kopfgefieder.
Bestand: gefährdet

Noch interessanter: Sie quorrt und puitzt.
Ganz im Gegensatz zur Hohltaube, die „Huhwup-huwup“ ruft und dem Kleiber, der gereihte Rufe wie »Tuit-tuittuit«, » Wiühwiüh«, » Trürrrr« ausstößt.

Ich gehe also in den nächstgelegenen Wald und suche die Waldschnepfe, um das »Kworr« und »Kwitz« live zu vernehmen. Der Wald schweigt und so versuche ich es bei google und einem Vogelkundlerverein.
Ich rufe dort an und frage, ob ich an einer der Vereinsversammlungen teilnehmen kann, da ich mich sehr für Vögel interessiere. Man erlaubt mir dies zögerlich und sehr verwundert.
So entdecke ich an einem Mittwoch Abend den Grund der Verwunderung, weil ich versehentlich bei einem Ontologenverein anrief.
Trotz viel guten Willens kann mein Schnepfenproblem hier nicht gelöst werden und ich ziehe mehr oder minder enttäuscht von dannen. Zuhause habe ich die zündende Idee. Ich gehe in einen CD-Fachhandel und erstehe einen Tonträger mit dem Namen „Vogelstimmen – so singen unsere Vögel Vol. 1“.
Die überspiele ich auf meinen MP3-Player und loope die Schnepfe. Sie knorrt tatsächlich und es entspannt mich sehr, ihr zu lauschen.

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Neben kaltem Kaffee, verabscheue ich ineffiziente Kommunikation.
Im Zeitalter des Handywahns, hat sich nicht zielführende Kommunikation eine recht breite Nische erkämpft. Als Mensch, dem es sehr wichtig ist auf jedes Trendbrett aufzuspringen, bin ich dem allgemeinen Hype zu Beginn auch verfallen. Geheilt hat mich folgende Erfahrung:
Beim Durchforsten meiner Handtasche, die mit sog. schwarzen Minilöchern* durchsäht ist, (die im Übrigen auch mein Gehirn anheimsuchen), entdeckte ich eines Morgens panikerfüllt, daß ich mein Handy zu Hause vergessen hatte. Den ganzen Tag saß und rannte ich wie auf heißen Kohlen, denn niemand konnte mich erreichen. Ich war verschollen in einer schlimmeren Tiefe als dem Funkloch. Zitternd lief ich nach Beendigung meiner Pflichten nach Hause, wäre im Treppenhaus fast noch gestolpert, riß die Tür zu meiner Wohnung auf, rannte in mein Wohnzimmer, grapschte nach dem Handtelefon und starrte voller Erwartung auf das Display.
SMS: 0
Entgangene Anrufe: 0
Es war erschütternd, zumal ich die Wichtigkeit meiner Person genau an oben genannten Werten festmachte.
N U L L
Es war also nur selbstwertdienlich, mich von dieser Definition zu verabschieden und fortan in höchster Entspanntheit mein Handy gelegentlich zu vergessen.
Jetzt bahnt sich ein nervendurchsägender Trend an, dem ich an dieser Stelle den Garaus verschaffen möchte.

Liebe Menschen, die ihr Themen zu diskutieren habt oder dringenden Klärungsbedarf seht. Greift nicht zum zeitaufwendigen Tastentippen, nein, besinnt Euch auf die Zeit bevor es Handys gab.
Ruft an! Bitte! Ruft einfach an.
Eine SMS ist kein adäquates Medium für eine abendfüllende Debatte. Sie eignet sich ebensowenig Lösungen für zeitkritische Probleme zu finden.
Denkt wirtschaftlich. Ein 10 sekündiger Anruf kostet zudem viel weniger als zehn SMS.
Vielen Dank für ihr Verständnis im voraus.

*nachzulesen bei Steve

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Weihnachten kommt unaufhaltsam auf uns zu. Gewöhnlich habe ich bereits Ende Oktober alle erforderlichen Geschenke erstanden. Dieses Jahr vereiltelten mir unbeeinflußbare externe Umstände ein solches Vorgehen. Also wache ich Nacht um Nacht angstschweißgebadet auf und frage mich: Was kann ich schenken?
Glücklicherweise fiel mir folgender Link in die Hände. Dort finde ich für jedes Familienmitglied das geeignete Präsent und zwar völlig sorglos, daß einer meiner Familie bereits entsprechendes besitzen könnte.
Welche Erleichterung. Danke N.!

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Ich: Hallo, tschuldigung, daß ich Dich wecken muß. Ich weiß, Du wolltest schlafen, aber ich hätte da mal ne Frage.
Gehirn (blinzelt, dreht sich in der Gehirnschale auf die andere Seite und schlummert wieder ein)
Ich: Ne, echt mal. Wach mal auf, nur kurz, ganz kurz (sanft drücke ich an mein Auge, welches bekanntlich ein Teil des Mittelhirns ist)
Gehirn: Wasn jetzt schon wieder? (zieht sich vorwurfsvoll zusammen)
Ich: Ich hab da wirklich mal ne ganz wichtige Frage
Gehirn: Maaaaann!
Ich: Darf ich jetzt …
Gehirn: Na, mach ma (kratzt sich am Hippocampus)
Ich: Welche Farbe bekommen Schlümpfe, wenn man sie würgt?
Gehirn geht automatisch in Stand-by-Modus
Ich: Hey! (Ich schüttel heftig den Kopf)
Gehirn: Nächste Frage.
Ich: Ok. Was fühlt ein Schmetterling im Bauch, wenn er verliebt ist?
Gehirn (würgt aus dem Hypophysenvorderlappen)
Ich: Mann! Jetzt hilf mir doch mal!
Gehirn hält sich die Synapsen zu
Ich: Was zählen Schafe, wenn sie nicht schlafen können?
Gehirn: Ich drück mir die Medulla Oblongata ab, wenn Du jetzt nicht die Klappe hältst.
Ich: *hmpf*

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Vorgestern habe ich gelernt, daß Beliebtheit und Wichtigkeit sich anhand der Treffer bei google ermitteln lassen. Ich konnte diese These heute eindeutig wiederlegen, denn demnach wäre die Wahlentscheidung völlig anders ausgefallen.
Auch lässt sich deutlich erkennen, welche Themen in dieser Welt eine Rolle spielen. Daraus lerne ich, ich bin nicht das Zentrum der Welt, aber immerhin wichtiger als so manch anderer Komiker.

John Kerry – 6.400.000
Madonna – 6.160.000
George Bush – 6.020.000
Papst – 1.090.000
Gerhard Schröder – 544.000
Matt Damon – 413.000
nuf – 96.500
Otto Waalkes – 51.800

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Samstag Abend. Um unsere Jugend zurück zu holen, beschließen wir nach unserer „wir sind fast 30-Krise“ einstimmig in eine Disco zu gehen. Vorher haben wir uns natürlich umgehört wo man hingehen kann. Bedingungen: Mit Eintritt in das Etablissement wollen wir den Altersdurchschnitt nicht um acht Jahre heben und die Musik soll irgendwie tanzbar sein. Also kein mtz mtz mtz. Uns wurde das „Abraxas“ ans Herz gelegt. Großer Fehler.
Punkt 24 Uhr stehen wir vor der Eingangstür. Nach kurzer Debatte fasse ich mir ein Herz und betätige die Türsteherklingel. Ein kleines Fenster öffnet sich und wir werden von zwei Augen gemustert. Einige Sekunden später summt es und wir werden hereingelassen. Innen stellen wir fest, daß die Disco eigentlich eher eine Art Tanzbar ist. Irgendwas liegt in der Luft. Es ist Test-ost-eron! Gespielt wird etwas, das in meinen Ohren noch schlimmer als Techno ist: ein Gemisch aus Latino und Rythm ’n’ Bullshit. Bleibt also nur Alkohol und akribisches geistiges Mitprotokollieren. Auf die Tanzfläche zu sehen ist in jedem Fall spannender als der verpaßte Samstag-Abend-Fernsehfilm.
Zahllose Fragen drängen sich auf: Woher beziehen die Gäste ihr Outfit? Gibt es noch Modelabels die tatsächlich auf dünne Lederschlipse, Stufenröcke und Puffärmelblusen setzen? Bin ich als Landei gegen großstädtische Fruchtbarkeitsrituale immun? Wann wird das Paar vor mir zum Hauptakt übergehen? Wird es vor meinen Augen passieren?
Es war grauenhaft. In Anbetracht des gezahlten Eintritts und der zunehmenden Alkoholisierung entscheide ich mich schließlich doch ein bißchen zu tanzen. Während ich mich also bereits bewegend auf der Tanzfläche befinde, komme ich mir vor wie ein weißes Blutkörperchen, das sich gegen Antigene zu verteidigen versucht. „Wanna dance?“, fragt es da von der Seite. Ich drehe mich der Lautquelle zu, denke: „Mann ich bin schon am tanzen, Du Blindfisch“ und sage: „No thanks!“. Er „Oh common, you wanna dance with me hmmm hmmm?“ Seine Hand tätschelt meinen Hintern. Ich setze meinen Todesblick auf und unterstreiche ein zweites Mal verbal meine Ablehnung. Er geht zur nächsten Frau. Circa 30 Sekunden später höre ich etwas ähnliches wie „Seniorita ballando si si“ und starre einem Möchtegernspanier auf die gegelte Frisur. Sein Spanisch erinnert mich an die Tiefsinnigkeit einiger Ricky Martin Songs. Ich drehe mich entnervt in die andere Richtung. Aus Versehen streift da mein Blick einen anderen Typen, der sich sofort breit grinsend in Bewegung setzt. Gleichzeitig nähert sich unterleibswackelnd ein anderer aus der entgegengesetzten Richtung. Daraufhin tanze ich unauffällig in eine menschenleere Ecke der Disco und verhalte mich den Rest des Abends unsichtbar.
Ich resümiere: meine Jugend ist vergangen, dennoch befinde ich mich noch nicht in der Phase der wahllosen Fortpflanzung.

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Internet für alle gibt es im Grunde erst seit 1980 durch die Entwicklung des TCP/IP-Übertragungsstandards. Offline schreibe ich seit 1981 Tagebuch. In einem Anfall von Langeweile begann ich meine Tagebücher zu lesen und stieß auf das ein oder andere Amüsement.
Absolutes Highlight ist jedoch das von 1986. Da passierten noch wirklich dramatische Dinge und ich mußte mir nicht über die Nichtigkeiten des Alltags den Kopf zerbrechen.

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Tagebücher sind eine Art Dokumentation der kognitiven Entwicklung. In 19 Jahren habe ich meine Rechtschreibung wesentlich verbessert, kann ohne linealgezogene Bleistiftlinien gerade schreiben und habe schon lange keinen Radirgummi ausversehen kaputt gemacht.

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Ich habe erneut über die Altersversorgungsproblematik nachgedacht. Daß die staatlichen Rentenkassen leer sind, ist hinlänglich bekannt. Auch die Gründe bedürfen keiner näheren Erklärung. Warum aber wird nichts gespart? Warum habe ich eigentlich nie was übrig? Ich meine, ich besitze ein vier Jahre altes Handy, einen sieben Jahre alten Rechner, keinen Fernseher, habe kein Auto, kein Fahrrad – nichts.
Heute fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ursprung allen Übels ist der coffee to go.
Erfunden wurde er offiziell 2000. Genau das Jahr in dem ich mein Studium niederlegte und begann mein eigenes Geld zu verdienen. Fortan mußte ich aus organisatorischen Gründen täglich mindestens einen CTG kaufen und trinken. Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Dosis verdoppelt.
Würde ich das Geld, das ich täglich ausgebe, sparen und bei 4% Zinsen anlegen, so hätte ich bereits zu meinem 60. Geburtstag wahnsinnig viel Geld*.
Ich bin sicherlich kein Einzelfall sondern wie jeher lediglich Repräsentant für die Durchschnittsbevölkerung.
Die Erfindung des coffee to go leitete folglich vor vier Jahren das Ende der industrialisierten Nationen ein. So lassen wir alle nicht nur unser Geld in den Togo-Ketten, nein, es ist schlimmer … Kaffee macht impotent und unfruchtbar. Der Nachwuchs bleibt aus, die Bevölkerung schrumpft und wir sterben alle aufgrund lächerlicher koffeinhaltiger Schnabelbecherlein aus.

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