Dieses Wochenende eröffnet das Barbie Dreamhouse. Ich hatte ein wenig Angst, dass man in die Hölle kommt, wenn man dort hin geht, aber da ich a) aus der katholischen Kirche ausgetreten bin und somit das Fegefeuer nicht mehr fürchten muss und b) das Barbie Dreamhouse offensichtlich schon die Hölle ist, äh ist es auch egal. Jedenfalls, was ich sagen wollte: ICH HABE SCHON EINTRITTSKARTEN!!!111!
Und noch schlimmer: In unserem Haushalt gibt es schon Barbies seit die Kinder Babys ca. ein Jahr alt sind. Ich weiß, dass es viele, viele Gründe gibt, Barbie böse zu finden. Aber irgendwie habe ich ein Problem mit Tabus und Verboten.
Ich oute mich mal komplett. Ich bin totale Spätzünderin und habe erst mit ca. zehn Jahren angefangen Barbie zu spielen. Ich hatte eine dunkelhaarige Barbie mit einem roten Herzchenkleid. Ich meine mich zu erinnern, dass die weißen Herzchen im Dunkeln leuchteten. Sie erinnerte mich an die Herzkönigin aus Alice im Wunderland. Ich nannte die Barbie Jessica und Jessica war sehr streng. Sie hat z.B. den ganzen Tag Ken rumkommandiert. Der arme Ken musste das rosafarbene Haus in Orndung halten. Er musste putzen, aufräumen und die Kissen aufschütteln. Jessica hat sich in der Zwischenzeit zweihundert Mal umgezogen. Sie war sehr eitel. Oft musste ich ihr stundenlang die Haare kämmen und mit meinen kleinen, ungeschickten Kinderhänden aufwändige Flechtfrisuren machen. Einmal habe ich sogar mein ganzes Taschengeld ausgegeben, um eine Flechtzwirbelmaschine zu kaufen. Wenn Ken fertig mit der Hausarbeit war, musste er für Jessica kochen. Meistens mochte sie das Essen nicht und brüllte Ken an.
Als ich ca. 13 Jahre alt war, spielte ich immer noch mit Barbie. In der Zwischenzeit ging es Ken noch schlimmer, denn er musste Jessica und ihren Freundinnen immer Komplimente machen, Geschenke ranschaffen und mit dem Hund Gassi gehen. Abends musste er bereit sein, verführt zu werden. Es war furchtbar. Der arme Ken. Eine sehr traurige Geschichte.
Mit ca. 15 verlor ich das Interesse an Barbie und alle Sachen gingen an meine jüngere Schwester über. Meine Schwester hat mir dann vor einigen Jahren alle Sachen wieder mitgebracht und an meine Kinder weiter vererbt. Über die Jahre hat sich ein ganzes Barbie-Universum angesammelt, das eifrig bespielt wird. Interessanterweise von allen Kindern im Haushalt – völlig unabhängig vom Geschlecht. Die Puppen werden dabei geliebt und zwar VÖLLIG unabhängig von ihrem Aussehen. Die Kinder sehen in den Puppen offensichtlich was anderes als ich und sie scheinen ganz anders zu bewerten. Die Puppen werden in ihr Spiel integriert so wie alle ihre Spielsachen. Sie haben keinen besonderen Stellenwert und so wie ich es wahrnehme – sie beeinflussen nichts. Das was meine Kinder schön finden, hat nichts mit dem schön zu tun, das ich kenne und nichts mit dem schön, das mir Medien zeigen.
Weil sie verfügbar sind, sind sie nichts besonderes. Sie liegen rum, ihnen brechen Teile ab, die Hände werden zerbissen, die Haare werden filzig, weil sie in die Badewanne und in den Sandkasten dürfen. Manche Barbie-Accessoires und anderes Beiwerk sterben einen grausamen Tod und werden dann beweint.
Jedenfalls sind die Barbies so alltäglich wie z.B. Bücher in unserem Haushalt und deswegen lösen sie weder Verzücken noch Hysterie bei den Kindern aus. Sie sind kein heiß begehrtes Gut – nichts nach dem sie streben.
Ich denke, das wäre anders, wenn wir einen barbiefreien Haushalt hätten. Und weil ich gerne Dinge mache, die total verpönt sind, habe ich mir vergünstigte Tickets für das Barbiehaus gekauft und gehe rosa gekleidet mit glitzernden Ohrringen auf hohen Schuhen dahin. Meine Söhne dürfen das auch. Und ganz ehrlich, Barbie hat mich Null beeinflusst.