Germanys Next Topmodel wird natürlich nicht gesehen, weil man sich mitfreuen möchte, wenn eine hübsche Frau zum Topmodel wird – nicht umsonst heißt es in Fachkreisen Hyänen-TV.
In Wahrheit sitzen Myriaden von Frauen chips- und sahneeisessend vor dem Fernsehgerät und versuchen an den Grazien Zeichen der Inperfektion zu erkennen.
Man freut sich hämisch über Mandys Zahleiste oder zählt die Pickel unter dem Make-Up von Anni.
Ungefähr die selbe Motivlage stellt sich beim täglichen Besuch des Kinderarztes im Wartezimmer ein.
Zuerst werden die Babys gemustert. Schnell ist man der festen Überzeugung, dass der eigene Nachwuchs der schönste ist und dass es sich bei den anderen nur um sabbernde Plattköppe handelt.
Der zweite Blick geht zu den Müttern. Zunächst versucht man das ungefähre Datum der Entbindung zu schätzen. Als nächstes stellt der semifachmännische Blick fest, ob die Frau stillt. In Stufe drei rechnet man das Ausgangsgewicht anhand der Größe des Durchmessers des kleinen Fingers rück. Nicht zuletzt sollte man bei Interesse an einem ehrlichen Vergleich mitberücksichtigen, ob die Mutter lediglich mit einem Säugling wartet oder eine ganze selbstgeborene Fußballmannschaft mitgebracht hat.
Mit Hilfe dieser vier Parameter wird im Anschluss der Stand der allgemeinen Figurrückbildung mit besonderem Augenmerk auf die Bauchrückbildung begutachtet und verglichen. Treten Unsicherheiten auf, können durch scheinheiligen Smalltalk (Ach wie alt ist denn ihr ’süßes‘ Baby?) die Messwerte veri- bzw. falsifiziert werden. Besonderheiten der nicht vollständigen Bauchausdehnung (z.B. Entbindung vor der 40. SW) können ebenfalls mitberücksichtigt werden.
Hängt der Konkurrenzbauch am Ende deutlich mehr über die Hose als der eigene, kann man sich genüsslich zurücklehnen und die energiespendenden Schokoriegel verdrücken.